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M-vnspvechev Ar. LS.

de» Ädmmls-SeM Nyck.

Jernfprecher Ar. LS.

8L. Jahrgang.

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Mit dem Plauderstübchen und

Schrväb. Landwirt.

2S4

Bulgarien Kömgreich.

Sofia, 5. Oktbr. (Teleph. Meldung.) Bulgarien ift znm «»abhängige« Königreich proklamiert worden.

Sofia, 5. O!t. Fürst Ferdinand hat sich in Tir«ow» zum Zaren proklamiert, was gleichbe­deutend mit König ist.

Konstantinopel, 5. Okt. Heute nacht erschien Tew- sik Pascha in Therapia bei den Botschaftern Deutschlands, Englands, Frankreichs, Italiens und Rußlands, nm ihnen eine Depesche des türkischen Kommissars in Sofia über die bevorstehende Unabhängigkeits-Proklamlerung Bulgariens zur Kenntnis zu bringen. Es ist in hohem Grade bemerkens­wert, daß der Minister des Aeußeren Tewfi! dem öster­reichisch ungarischen Botschafter Markgraf Pallaviziui eine gleiche Mitteilung zu machen unterließ. Mau ist hier fest davon überzeugt, daß dem bulgarischen Schritte bindende Abmachungen zwischen dem Fürsten Ferdinand und Baron Aehreuthal voran gingen. Von einem Eindruck dieser, das gesamte Orient.Problem anfrollendeu Frage kann noch nicht gesprochen werden. Die Morgmblätter erschien»« soeben, ohne über die wichtigen Vorgänge, deren Schauplatz Bul­garien und OstrumeUeu find, etwas z« erwähnen. Die An­nexion Ostrnmelieus mit allen Folgen muß hier nieder­schmetternd wirken und kann unübersehbare Folgen haben.

Konstantinopel, 5. Okt. Die Botschafter, denen Tewstk Pascha nachts die Mitteilung von der Unabhängig­keits-Erklärung Bulgariens persönlich überbrachte, gaben ihrer lebhaften Ueberraschrmg Ausdruck, da der bulgarische Kabinettschef Malinow noch vorgestern den meisten diplo­matischen Agenten entschieden diese Absicht Bulgariens in Abrede stellte. Sämtliche Botschafter rieten Tewstk, alles auszubieten, damit der Frieden nicht gestört werde.

Konstantinopel, 5. Okt. Bis zum Mittag find die breiten Mafien Konstautinopels noch in Unkenntnis des geschichtlichen Aktes in Bulgarien. Nur die Börse in Ga­lat« reagierte auf die Wiedergabe der Sofioter Meldung des PariserTemps", welche di; Unabhängigkeit aukündigt, durch den Sturz der türkischen Rente um zwei Points, ohne daß die Nachricht besonderen Glauben dortselbft findet. Das Kabinett Kiamil, für welches die Ausrufung Bulgariens zum Königreich eine schwere Erschütterung bedeuten muß, hält scheinbar die amtliche Bekanntgabe noch zurück.

Bulgarien, das diesen Schritt in einem kritischen Augen­blicke unternommen, hat, lädt eine ungehenre Verantwortung auf sich. Vor einem Jahre hätte es diese Erklärung be­gleitet von den Sympathien fast ganz Europas ausführen können, heute hat sich das Blatt gewendet. England, Deutschland und Frankreich halten stramm zu der einen Regenerterungsprozrß durchmachmden Türkei, und Rußland, bas neben der Türket am meisten in Frage kommt, wird mit tiefstem Unwillen die Tat des bulgarischen Volkes be­urteilen. Mau hat in sämtlichen diplomatischen Kreisen das intensive Gefühl, daß ein weltbewegendes Drama mit der

Abenteuer des Sherlock Holmes

von Conan Doyle.

1) Der Bund der Rothaarigen.

(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)

Ich meine den Herrn auf Nr. 4/ sagte Wilson zu dem Hausherrn.

Mas, den rothaarigen Manu?'

Der heißt William Morris. Er ist Anwalt und bmützre mein Zimmer nur zur Aushilfe, bis sein neues Lo­kal fertig wurde. Er ist gestern umgezogen.'

Ws kann ich ihn finden?'

Auf seinem neuen Bureau. Er gab mir die Adresse King Edward-Street 17, bei St. Paul.'

Ich machte mich rasch ans den Weg, Herr Holmes; als ich dort ankam, fand ich eine Fabrik von Gummi­strümpfen und kein Mensch hatte je etwas vou William Morris oder von Duvcan Roß gehört."

Was taten Sie dann?" fragte Holmes.

»Ich ging nach Hause und fragte «einen Gehilfen um Rat. Doch vermochte der mir in keiner Weise zu helfen. Er meinte nur, wenn ich wartete, würde ich gewiß brieflich etwas erfahren. Das genügte mir aber nicht, Herr Holmes. Solch eine Stelle, wollte ich nicht so ohne weiteres verlieren, und da ich erfuhr, daß Sie so freundlich find, armen Leuten in der Not Rat zu erteüen. kam ich geradrswegS zu Ihnen."

Dienstag den 6. MLoöer

Wiederherstellung des bulgarischen Zarenreichs in Tiruowo

beginnt.

Wien, 5. Oktbr. Wie verlautet, kündigt das kaiser­liche Handschreiben, welches die österreichisch-ungarischen Botschafter den Souveränen der Siguatarmächte des Ber­liner Vertrags überreichen, die Augltederung Bosniens und der Herzegowina an die Monarchie und die eventuelle Räu­mung des Sandschaks Nowibazar au. Die Proklamieruug der Ausdehnung der vollen Souveränität des Kaisers ans Bosnien soll bereits nächster Tage erfolgen.

Parteitag der Deutschen WoWspartei.

Tübingen, 4. Okt.

(Schluß.)

Friedrich Payer berichtet sodann überdie poli­tische Lage im Reich". Die europäische Menschheit ströme über von friedlichen Versicherungen. Der europäische Friede beruhe aus einer inneren Notwendigkeit. Deutschland wolle Md brauche den Frieden für seine Entwicklung. Von Rußland und Frankreich drohe keine Gefahr. Bei einem Kriege zwischen Deutschland und England würden beide Teile nichts gewinnen sondern verlieren. Trotzdem sei kein rechtes Behagen in der Wett. Was der Welt fehle, sei, außer feierlichen Versicherungen, eine Art formeller Garantie für den Bestand des Friedens. Die Diplomatie arbeite wie eine gutgeschulte Feuerwehr. Die deutsche Diplomatie müsse sich bemühen, Ms Freunde za erwerben. Je mehr Monarchenkoufcrenzev stattfiudeu, desto einsamer würden wir. Wer au dieser Isolierung schuld sei, wisse man nicht, ob die Diplomatie oder ob man höher hinausgreifen müsse. Der Reichsschatzsekretär sollte vor allem darauf bedacht sein, daß Handel und Industrie sich eines möglichst behaglichen Zustandes erfreuten. Die deutsche BolkSpartei habe es früher bester gehabt als andere Parteien. Bisher kam es im Reich auf Ms selten au. Die praktische Politik haben nicht immer zu mferer Freude andere gemacht. Die letzten Reichstagswahleu schufen eine noch nie dageweseue Sach­lage. Die Reichstagswahle« haben den Willen des Volkes dahin knudgegeben, daß der Zentrnmsgeist, der in den letzten 15 Jahren vorherrschend war, utedergezwungeu werden soll. Wir können nicht die Verantwortung dafür übernehmen, daß das Zentrum wieder in den Sattel gehoben wird. Wir wie die Konservativen find nicht zum Vergnügen im Block. Auch der letzte Parteitag wußte uns keine andere als die eiugeschlagene Taktik vorzuschlagm. Glatt ist die Politik nicht verlaufen Md manche Sorgen hat sie gebracht. Bülow habe in der kritischen Zeit erklärt, er wüste zurucktreteu, wenn die Blockparteien nicht aufhören, sich in schroffster Weise zu befehden. Diese Stellung des Reichskanzlers sei verständlich gewesen. Wertvoll sei das konstitutionelle Be­kenntnis Bülow?, daß auch im Deutschen Reich der Reichs­kanzler zurucktreteu mutz, wenn er nicht die parlamentarische Mehrheit hinter sich hat. Wir haben Bülow nur unsachlich einen persönlichen Gefallen getan, als wir die Etatsberatung auf 24 Stunden auSsetzten. Bezüglich des Vereiusrechts müsse mau beachten, daß der Entwurf für V" der Bevöl-

Daran taten Sie recht. Ihre Geschichte ist ganz merkwürdig und ich will sie mit dem größten Vergnügen zu enträtseln suchen. Ihren Mitteilungen entnehme ich, daß die Sache ernstere Folgen haben kann, als auf den ersten Blick erscheinen mag."

Ernst genügt" sagte Wilson.Ich habe ja 4 L wöchentlich verloren."

Was Sie persönlich betrifft," bemerkte Holmes,so haben Sie gerade nicht viel Grund zur Unzufriedenheit mit diesem seltsamen Bunde. Irre ich nicht, so find Sie um etwa 30 Pfund reicher geworden, ganz abgesehen von der eingehenden Kenntnis, die Sie von allem, was mit dem Buchstaben A beginnt, erlangten. Verlören haben Sie also nichts durch die Leute."

New, Herr Holmes. Aber ich will dahinter kommen, will wissen, wer die Leute find und weshalb fie mir diesen Possen gespielt haben wenn es ein Posten ist. Ihnen kam der Spaß ziemlich teuer zo stehen, zweiunddreißig bare I- hat er fie gekostet."

Wir werden uns Mühe geben, diese Punkte für Sie aufzukläreu. Vorerst einige «Fragen, Herr Wilson: Wie lange war der Gehilfe, der zuerst Ihre Aufmerksamkeit auf die Anzeige lenkte, damals schon bei Ihnen?"

Damals ungefähr »inen Monat."

Wie kam er zu Ihnen?"

Durch ein Inserat in der Zeitung."

War er der Einzige, der Ich meldete?"

Nein, ich hatte ein Dstzeuid Anmeldungen."

Warum wählten Sie gerade ihn?"

1908

kerung einen außerordentlichen Fortschritt bedeutete. Wäre

dieser Entwurf früher herausgebracht, «au wäre starr ob solcher liberalen Anwandlung gewesen. Es habe eine un­berechtigte Voreingenommenheit gegen alle Entwürfe, die als Blockfrüchte gekennzeichnet waren, bestanden. Auch der neue Majestätsbeleidigungsparagraph habe die schreiendsten Mißstäude veseitigt. Auch der Entwurf zur Strafprozeß- ordvMg bedeute einen tatsächlichen Vorteil, den «au der Linken verdanke. Die Antwort Bülows ans die Wahlrechts- iuterpellatiou war so wenig ein Ausfluß liberalen Geistes und kn der Form so ungeschickt, daß mau sich überlege« mußte, ob die Blockpolitik noch weiter mitzumacheu sei. Wäre nicht Reichskanzler und preußischer Mwisterrrästdent eine Person, so wäre die Ablehnung nicht so verletzend er­schienen. Damals habe sich das faktische Uebergewicht und die politische Rückständigkeit des Vorstaats Preußen gezeigt. Trotzdem find wir im Block verblieben. Ein Unbefangener könnte in unserer Haltung keinen Fehler erblicken. Die Ab­sicht des Zentrums und der Sozialdemokratie war lediglich die Blockpolitik zu Fall zu bringen. In längeren Ausfüh­rungen verteidigte sodann Payer seine Stellungnahme zum Veretusgesetz. Man habe schon oft gegen Forderungen des Programms verstoßen. Wir erheben keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit, haben aber als Abgeordnete «ehr Ehrfah- rnng vor denen voraus, die nicht im parlamentarischen Leben stehen. Ob die so leidenschaftlichen und übertriebenen An­griffe berechtigt waren, sei ihm zweifelhaft erschienen. Was die Reichsfinanzreform anbetrifft, so können wir uns grund­sätzlich der Mitwirkung nicht entziehen. Wir müssen Mit­wirken bei einer gerechten Verteilung der Lasten. Eine Be­dingung zur Mitarbeit ist die Geneigtheit der Regierung zur Amortisation der Schulden. Ersparnisse müssen überall gemacht werden auch bei der Heeres- und Martueverwaltuug, ohne die Wehrhaftigkeit und Schlagfertigkett zu beeinträch­tigen. Wir find im Block, weil wir auuehmen, daß dm Anschauungen und Forderungen des Liberalismus Rechnung getragen wird. ES ist ehrlich auzuerkeunm,daß das auch bereits geschehen sei, wenn auch jetzt die Sachlage eine andere ge­worden ist. Hat der preußische Ministerpräsident nicht so­viel Gewalt, daß er die Mallraitierung der Beamten wegen ihrer politischen Gesinnung verhindern kann, so muß er damit rechnen, daß wir ihn danach beurteilen. Wir beab­sichtigen keinerlei sensationelle Kundgebungen md werden uns aus dem Block zurückziehen, wenn unser weiteres Ver­bleiben nicht mehr nützen sondern schaden würde. Persön­lich hält «ns nichts und einen Kontrakt haben wir auch nicht. Die Fraktiousgemeinschaft hat geleistet, was «a» vernünftigermaßen verlangen kann. Sie ist nicht wie der Block eine vorübergehende Erscheinung, sondern hat dauern­den Wert. Sollte die bisherige Konstellation schon vorüber sein, so ist die Fraktiousgemeinschaft erst recht notwendig. Möchte der Geist der Versöhnlichkeit und zielbewußten Strebens den inneren Frieden rein verschaffen und über dm Verhandlungen der Fraktionsgemetuschaft schweben.

Mnser-Offmburg bedauerte die Angriffe gegen Payer und zollte seiner ehrlichen politischen Arbeit Anerkennung. Seine Rede vom 4. April sei eine vorzügliche Leistung gewesen

Weil er geschickt war und billige Anforderungen stellte."

Für halben Lohn, nicht wahr?"

Ja."

Mir steht er aas, dieser Vincent Spaulding?"

Er ist klein, untersetzt, sehr gelenkig und trägt keinen Bart, obwohl er vielleicht nahe au dreißig ist. Auf der Stirn hat er eine weiße Narbe."

Ganz aufgeregt fuhr Holmes in die Höhe.Dacht ich's doch," sagte er.Haben Sie je bemerkt, daß seine Ohren durchstochen find zum Anhängen vou Ohrringen?"

Ja. Er sagte mir, eine Zigeunerin habe ihm die Ohrlöcher gestochen, als er ein Knabe war."

Hm," meinte Holmes und versank in ttefes Nach­denken.Ist er noch bei Ihnen?"

Jawohl; eben erst verließ ich ihn."

Wurden Ihre Geschäfte während Ihrer Abwesenheit ordentlich besorgt?"

Darüber läßt sich nicht klagen, am Morgm ist nie sehr viel zu tun."

Das genügt, Herr Wilson. Hoffentlich vermag ich Ihnen schon in dm aller nächsten Tagen meine Ansicht über die Sache «itzuteileu. Heute ist Sonnabend, vielleicht können wir am Montag zu einem Ergebnis gelangen."

Nun, Watsou, was denkst du von der Geschichte?"

_ (Fortsetzung folgt.)

Der Pimtoffelheld.Glauben Sie, di« She wirkt er­zieherisch!"Sagen »' nur um SotteS willen meiner Fra« nicht« davon, sonst macht sie 'S noch ärger!'