uud nicht im wesentlichen ans dem Gewerbe hängen bleibt.
Der Minister befürwortet die Einführung einer allgemeine« Rachlaßftener, wobei Heinere Vermögen frei bleiben sollen. Diese Steuer sei eine unumgängliche Bedingung für das Zustandekommen der ReichSfiuauzreform.
Endlich sollen die Matriknlarbeiträge erhöht werden. Besprochen werde« noch die der Lösung der Aufgabe "utgegenstehrudeu Hemmnisse, als die Agitation der Jntereffente«, insbesondere vom Tabakverein, sodann die verschiedenartige Gtellnng der Politischen Pariere«.
Der Aufsatz schließt: „Die Ordnung der Reichsfinanzen ist eine Ledensstage für da» Dentsche Reich ««d seine Gliedstaate». Sie muß gelöst werden und zwar jetzt, da jede Hinausschiebung die Lösung nur noch erschweren kann. Ich vertraue darauf, daß diese Erkenntnis sich im Reichstage wie im deutschen Volke in ihrem volles Ernste durchsetzen wird. Es scheint mir kaum denkbar, daß das Gedeihen, ja der Bestand des Deutschen Reiches, das mit so viel Arbeit, so viel Idealismus, so diel Selbstlosigkeit uud soviel Blut geschaffen und zusammen gekittet ist, ausS Spiel gefetzt werden sollte, weil das deutsche Volk trotz seiner steigenden Wohlhabenheit nicht die zur Erhaltung des Reiches erforderlichen Mittel hätte aufbriugeu wollen."
WoNtilche Weberficht.
Die Einführung der Fachfchnlanfficht in Au-
halt wird am 1. Oktober d. I. Ernst. Entsprechend den seinerzeit mitgeteilteu Beschlüssen geht zu diesem Zeitpunkt die Kretsschuliuspektiou von den Geistlichen au 3 besondere, im Hauptamt augestellte Kreisichuliuspektorm über. Die OrtSschuliuspektion durch die Geistlichen bleibt mit der Einschränkung bestehen, daß die technisch-methodische Leitung des Unterrichts au denjenigen Volksschulen, die eine« Rektor nicht unterstellt sind, von der OrtSschuliuspektion losgelöst wird. Mit dieser neuen Sachlage hat sich jüngst die allgemeine anhalttsche Pastoralkonferevz beschäftigt uud mit großer Mehrheit einen Antrag angenommen, worin das herzogliche Konsistorium gebeten wird, die Geistlichen der Landeskirche von der Ortsschulaufficht zu befreien, falls diese ihres technischen Charakters entkleidet wird, ferner den Semtuarkursus der evangelischen Geistlichen aufzuheben uud aus dem zweiten theologischen Examen die Prüfung in der Schulkunde anszuschalten.
Die interp arlameutaris ch e Konferenz in Berlin
ist am Sonnabend geschloffen worden. Zur Annahme gelaugte noch eine Resolution, in der die Konferenz den Wunsch ausspricht, daß die dritte Haager Konferenz sich mit der Kodifikation de» internationalen öffentlichen Rechts unter Berwertung der von dem Institut für interuatiualeS Recht geleisteten Vorarbeiten beschäftigen möge. Der Interparlamentarische Rat beauftragte Lord Weardale, sich mit der kanadischen Regierung über die Frage der Einberufung des nächsten Kongresses nach Kanada tuS Einvernehmen zu s'tzen. Prinz zu Schöuaich-Carolath hielt sodann eine Schlußrede, in der er die Hoffnung aussprach, daß die Konferenz von Berlin einen neuen Fortschritt der Konferenz-Sache bedeuten und daß diese Sache ihren glorreich« Triumphmarsch fortsetzeu möge zur Aufrechterhaltuug des Friedens uud zur Entwicklung der Schiedsgerichtsbarkeit zu« Heil der Völker. — Am nachmittag des Schlußtags waren die Konferenzteilnehmer Gäste des Reichskanzlers Fürst von Lülow. Im souueubeschieueneu Park drS Reichskanzler- palaiS hielt gegen Ende der „Garteupartie" Lord Weardale eine Ansprache au den Reichskanzler, in der er seinen Dank aussprach für die vorzügliche Aufnahme, besonders auch für die freundlichen Worte, die der Kanzler bei der Eröffnung oeS Kongreßes geäußert habe. Er dankte ferner für das Interview, das der Kanzler dem englischen Journalisten Sidney Whitmau gewährt habe, waS in ganz England mit Befriedigung gelesen worden sei. Der Reichskanzler antwortete, er freue sich sehr, die Herren bet sich zu sehen; er könne von seiten des Kaiser- uud des deutschen Volkes, wie von seiner eigenen Seite versichern, daß man nur beabsichtige, die allerbesten Beziehungen zn England zu haben. Er hoffe, daß die Kougreßmttglieder sich hier von dieser guten Gesinnung überzeugt hätten. — In einem längere» Gespräch mit Alexander Gutschkow, dem Führer der russischen Oktobrtstenpartei, bemerke Fürst Bülov, er persönlich sei der Meinung, daß zwischen Rußland und Dattschlaud nur solche Mißverständnisse bestehen, wie sie stets beseitigt werden können. Zum Beweis dessen führte der Reichskanzler den Umstand au, daß wett über 100 Jahre zwischen den Nachbarländern Deutschland uud Rußland kein Krieg stattge- fundeu hätte.
Der Kopenhagener Unterfnchnngsrichter hat
unter den Papieren AlbertiS ein Grheimbnch gefunden, aus dem hervorgeht, daß Albertitz Schwindler eien bis ins Jahr 1891 zurückreichea. Diese Entdeckung ist interessant, weil dadurch festgestellt wird, daß Alberti schon vor seinem Eintritt in das politische Leben verbrecherische Handlungen verübt hat. Alberti wurde im Jahr 1892 zum Abgeordneten gewählt, nach hartem Kampf, der ihm große Ausgaben verursachte. Er hat für diesen Kampf verbrecherisch erworbenes Geld benutzt. Aus de« Grheimbnch geht auch her- vor, daß Alberti von 1891 bis 1907 sechs Millionen Kronen au der Londoner Börse verspielt hat.
Zn» »nlgarisch-türkifche« Etiketteustreit er-
klären amtliche «reise, die bulgarische Regierung sei fest entschlossen, keinesfalls von der Forderung, dar alte Verhältnis wieder herzustellen, abzngehen uud würde selbst vor
de« völligen Abbruch der Beziehungen nicht zurückschreckeu, falls die Türken nicht gewillt seien, volle Genugtuung zu geben. — In diplomatischen Kreisen KoustautiuopelS munkelt »an freilich etwas anders. Danach wäre Bulgarien gar nicht abgeneigt, durch ein« Personenwechsel wieder eiuzu- leukeu.
Was geschieht «it Enlendnrg?
Berlin, 21. Sept. Zum Staude des Eulenburg' Prozesses erfährt die Deutsche Jonrualpost von zuverlässiger Sette, in später Abendstunde das folgende:
Bor etwa 14 Tagen hat die Staatsanwaltschaft den Mediztualrat Dr. Störmer als Gerichtarzt uud den Prof. KrauS als Lharttearzt um ein Gutachten über den Zustand des Fürsten Euleuburg aufgefordert uud dabei insbesondere die Beantwortung der Frage verlangt, ob unter den gegenwärtigen Umständen in absehbarer Zeit bezw. wann der Angeklagte wieder verhaudluugsfähig werden wird und ob eine Ueberführung nach dem Untersuchungsgefängnis möglich sei. Auf Grund sehr eingehender Beobachtungen des Kranken — Red.-Rat Störmer soll auch zu dem Zwecke zur Nachtzett in der Charite erschienen sein — haben die beiden Aerzte nunmehr ein sehr umfangreiches, etwa 40 Setten umfassendes Gutachten erstattet, das sich über den Zustand des Fürsten sehr pessimistisch ausspricht. Der Gesundheitszustand des Fürsten habe sich im Laufe der Charitehaft derart verschlechtert, daß eine Katastrophe befürchtet werden müsse, namentlich wenn der Kranke jetzt in das Untersuchungsgefängnis gebracht wird. Diese Ueberführung könnte seelisch derart eiuwirkeu, daß die Aerzte eine Verantwortung dafür nicht übernehmen könnten. Auf Grund dieser Gutachten- hat der Verteidiger, Justizrat Wronker deuPriuzi- palantrag gestellt, die Untersuchungshaft aufzuhebeu, da aus dem ärztlichen Gutachten unschwer sich die Haftuvfähigkeit ergebe, andererseits aber Fluchtgefahr und Verdunkelungsgefahr ausgeschlossen sei. Für den Fall, daß die Untersuchungshaft nicht aufgehoben werde, beantragt die Verteidigung im Aufträge der Familie die Ueberführung des Kranken in Prtvatpflege bezw. nach Liebeuberg. Die Familie will sich allen Bedingungen unterwerfen, die im strafprozessualen Jutereffe erforderlich erscheinen. Ausschlaggebend für sie sei allein der Wunsch des Kranken, recht bald so wett gesundheitlich gebessert zu sei«, damit der Prozeß zu Ende geführt werden könne. Die Staatsanwaltschaft dagegen beantragt die Ueberführung des Kranken nach dem sogm. Kletumännergefäuguis uud hat zur Unterstützung ihres Antrags ein Gutachten des Direktors des Untersuchungsgefängnisses uud des letteudeu Arztes dieser Anstalt beigebracht, dar sich dahin auSspricht, auch im Untersuchungsgefängnis könne dem Angeklagte« dieselbe Fürsorge uud Behandlung zu Teil werden, wie in der Privatpflege.
Keine Gefahr für «üdwestafrika.
Berlin, 22. Sept. Die alarmierende« Gerüchte über eine neue Bedrohung in Südwestafrika durch Simon Cepper bestätigen sich, wie wir hörm, nicht. (Mpst.)
Pages-Weuigkeiten.
U»S GtM «ch Sich.
K,,olv. de« 23. Srptemb« 1S0S.
* Im Gchnllehrerfeminar hier gingen mit de« gestrigen Tage die Ferien zu Ende. Heute wird der Unterricht wieder ausgenommen.
Der Herbst beginnt mit dem Eintritt der Sonne in das Zeichen der Wage Mittwoch den 23. Sept. mittags 12 Uhr Herbste» Tag- uud Nachtgleiche. Vom 25. ab ist der Tag kürzer als die Nacht. Dxr Sommer hat der sterbenden Well den Abschiedsgruß zugeutckt. Mild und freundlich wie er kommt, so wollen wir den Herbst begrüßen, denn er kommt ja auch Heuer nicht mit leeren Händen, er bringt uns Most und Wein, viele süße Früchte, uud deshalb auch Frohfirm uud gute Laune, welche die rauhe Stürme, die er in der Folge wohl auch noch bringen wird, leichter ertragen Hilst. Sticht nur der Frühling, das Werden in der Natur, auch der Herbst, das Sterben hat seine Poesie. In vielen tausend Farben und Schönheiten vollzieht sich
der Uebergaug von der herrlichen Sommerzeit in die trüber werdende Periode des scheidenden Jahres uud nichts vermag in der Seele des Menschen so mannigfache Regungen uud Empfindungen zu wecken als ein milder Herbsttag. Hoffentlich dürfen wir recht viele solche erleben.
Jnngviehweide Uuterschmandorf. Sestern fand der Abtrieb der seit 20. Mai dS. Js. auf der Weide laufenden Rinder uud Fohlen statt. Die Weide war befahren von 52 Rindern, wovon aus den Bezirken Nagold 35, Calw 14, Herreuberg 2, Horb 1; ferner 16 Fohlen und zwar aus den Oberämtern Nagold 6, Calw 4, Freudenstadt 2, Herrenberg 3 und Horb 1. DaS jüngste Rind war 8 Monat alt, das älteste 24 Mouate, während die Fohlen mit Ausnahme von 3 zwei Jahre allen sämtlich Ijährig waren. DaS Ergrbuisikaou erfreulicherweise auch Heuer als ein sehr günstiges bezeichnet werden. Das Gesamtgewicht sämtlicher Rinder betrug beim Auftrieb 16 731 Lx, beim Abtrieb 21373 Kx, somtt durchschnittliche Gewichtszunahme pr. Sick. 89 kg; die höchste Gewichtszunahme betrug 165 kg, die geringste 33 irx Auch der Zustand der Fohlen war nach dem Gutachten des LaudeSpserdezuchtinspektorS ein sehr befrie- digender. Die Jungviehweide besteht nun seit 10 Jahren uud eS hat sich der landwirtschaftliche Verein durch deren Errichtung und Betrieb ein großes Verdienst erworben, war von den brteiligten Landwirten auch anerkannt wird. Das heurige Weidejahr steht mit einer durchschnittlichen Gewichtszunahme von 89 Kg pro Stück an 2. Stelle seit dem Bestehen der Weide; die höchste durchschnittliche Gewichtszunahme mit 97 kss pro Stück wurde im Jahre 1902 erreicht.
Die Manl- und Klanensenche ist weiter auS- gebrocheu in Bayern in den Bezirken Weilheim (Oberbayeru) uud Ansbach, in Elsaß-Lothringen im Kreise Saarbnrg. — In der Gemeinde Unterjettingen ist die Hühnerpest auSgebrocheu.
r. Frendenstadt, 22. Sept. Am Sonntag früh zwischen 2 uud 3 Uhr hat eia 18jähriger BursLe auS Christophstal bei Färber Steurer uud Messerschmied Heiuzel- manu Einbrüche verübt uud einen solchen bei «anfmaunn Stoll versucht. Bei dem letzteren wurde er von 2 Metzgern, die auf dem Heimwege vom Wirtshaus begriffen waren, entdeckt uud nach halbstündiger Verfolgung etngefangen. Der Dieb hatte erst vor einigen Wochen im Gefängnis eine längere Strafe wegen schwerer Unterschlagung verbüßt.
r. Gtnttgart, 22. Sept. Der Verein für ländliche Wohlfahrtspflege hielt gestern seine Herbstversammlung hier ab, zu der auch mehrere Vertreter der Regierung uud der Stadtgemeiude erschienen waren. Der Vorsitzende, Frhr. v. Soden, erstattete den Jahresbericht, aus dem hervorgeht, daß die Mitgliederzahl jetzt auf über 1000 gestiegen ist. Redner besprach außerdem ausführlich deS vom Verein in der Bau-AuSstellung erstellte Mustergemeiudehaus. von dem er hoffe, daß die bester situierten Gemeinden es fleißig uachahmeu würden, bis der Staat die Mittel für den gleichen Zweck zur Verfügung stellen könne. Pfarrer Beutter von Rottenburg hielt einen Vortrag über den Bau, die Einrichtung uud die Art der Berwenduug de» Gemeindehauses in Rottenburg. Architekt Weigl «-Stuttgart, der Erbauer des Gemeindehauses in der Ausstellung schloß sich mit einem Lichtbildervortrag über ländliche Bauweise uud den Schntz und die Erhaltung alter schöner Orts- und Landfchasts- bilder an.
r. Eannstatt, 22. Sept. Heute früh etwa um 6 Uhr bemerkte «au wie eine Frau den Berger Mühlkau-rl heruuterschwamm und um Hilfe rief. Zweifellos hat sie fich in selbstmörderischer Abficht in den Neckarkaual gestürzt, denn mau hörte sie aufrufeu: „Hätte ichS nur nicht getan!" Leider konnte keine Hilfe gebracht werden, da in der Nähe keine Stange oder ein Nachen war. In der Nähe der Jnselspitze ist sie i« Wasser verschwunden; ihre Leiche konnte bis jetzt nicht geborgen werden. Die Persönlichkeit der Selbstmörderin ist bis jetzt nicht sestgestellt. (Canust. Ztg.)
r. Nosenfeld OA. Sulz, 21. Sept. Durch de» Brand vor acht Tagen ist ein Gebäudeschadeu von 70 bis 80000*6 und eiu Mobiliarschaden von ungefähr 40000*6 entstanden. Der Sohn eines der Abgebrannten wurde als der Brandstiftung verdächtig verhaftet. Insgesamt find durch dm Brand 13 Familien betroffen worden.
r. «entlingen, 22. Srpt. In Göanmgeu wollte der Metzger Wagner die Eingeweide eines geschlachteten TiereS
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K. Postamt
(Zeitungsstellr)
Hier.
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