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AevnspvecHev Wv. 2S.
82. Jahrgang.
Aernspvecher Hkr. 2S.
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Menstag de« 4. August
1908
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Die bayrische Abaeorbnetenkanrneer hat gestern die Beratung über die Gehaltsaufbesserung der Lehrer fortgesetzt. Vom Regierungstisch aus wurde entschieden betont, daß au eine zukünftige höhere Aufbesserung der Lehrer nicht gedacht werden könne, da durchaus keine wetteren Mittel zur Verfügung stünden. Die Liberalen lehnten es nach einer aufreizenden und für fie höchst beleidigenden Rede Dr. Heims und nachdem ihnen durch einen Schlußontrag des Zentrums das Wort zur Entgegnung genommen worden war, ab, sich au der weiteren Erörterung zu beteiligen und verließen geschloffen den Saal. Die Summe für die Gehaltsaufbesserung der Volksschullehrer wurde angenommen. Hierauf erschienen die Liberalen wieder i» Saal, und ihr Führer Dr. Caffelmauu gab folgende Erklärung ab: „Meine politischen Freunde wurden nach dem vorigen Vorgang veranlaßt zu einer Sitzung zufammknzutreteu, und wir waren bei der Abstimmung nicht anwesend. Es bedarf wohl keiner besonderen Betonung, daß wir uns bei dieser Abstimmung sämtlich für die Positionen für die Lehreraufbefferuug ausgesprochen hätten. Im übrigen bemerke ich namens meiner politischen Freunde, daß wir es unter nuferer Würde halten, nus weiter in der Diskussion über das Staatsbudget in diese« Saal mit Ihnen (zum Zentrum gewendet) und ihrer Partei zu unterhalten." Lebhafter Beifall auf den Tribünen. Die Liberalen verlassen abermals den Saal. Das Zentrum begann sodann die Beratung der Gehaltsaufbesserung der Geistlichen.
I« ben Niederlande» scheint man sich nun der wieder hergeßellteu Rahe auf Sumatra erfreuen zu dürfe«. Nach einer amtlichen Meldung hat die Bevölkerung von Kapan (Ober-Padaug), die wieder vollkommen friedliche Gesinnung bekundet, in Gegenwart von Regierungsbeamten und Offizieren ein großes UnterwerfuugSfest gefeiert. Die Besetzrng von Kamang, das auch in Ober-Padang liegt, ist aufgehoben worden.
Teinerzeit war von de« rnsfifche« Minister Plehwe der Moskauer Landschaft verboten worden, für die Volkslesehalle« nach eigenem Ermessen Bücher auszu- wähleu, ja sogar die Lesehallen allgemein zugänglich zu machen. Nun wurde dieses Verbot vom Senat ausgehoben unter dem Hinweis, daß gerade die SemstwoS für die Aufklärung der Bevölkerung zu sorgen haben und infolgedessen auch die Verbreitung guten und billigen Lesestoffes sich angelegen sein lassen müsse«. Dagegen haben die Kuratoren der russischen Lrhrbezirke jetzt von der Regierung die Weisung erhalten, die gesetzlich nicht erlaubten, aber noch immer fortbesteheuden Studenteuvertretungeu an den höheren Lehranstalten endgültig zu verbieten. — Der Chef des baltischen Geschwaders, Konteradmiral Eberhard, wurde zum Chef des AdmiralstabeS ernannt. — Das Kriegsgericht in Stmferopol verurteilte 16 Arrestanten, die augeklagt waren, bei der im Mai des Jahres versuchten Maffenflucht aus dem Gefängnis 4 Gefäugnisbeamte ermordet zu haben, zum Tod. Für zwei der Verurteilten wird Milderung der Strafe Kr Zwangsarbeit uachgesucht werde».
Die ««abhängige Arbeitergrnppe i« englische« UnterhanS hat beschlossen, eine Abschrift der von der Gruppe gefaßtes Resolutionen, in denen die jüngsten Versuche, Gefühle des UebelwolleuS zwischen England und Deutschland zu schaffen, beklagt werden, dem ReichstagS- abgeordneteu Bebel zu übersenden. Ferner beschloß die Gruppe, eine Abordnung der Arbeiterpartei nach Deutschland zu schicken, die dort mü den städtischen Behörden, den Arbeiterorganisationen usw. in Verbindung treten soll. — Die internationale Schiedsgerichtsliga in London hat in einer Versammlung einstimmig eine Resolution angenommen, tu der dem deutschen Volk versichert wird, daß das Volk des Vereintsten Königreichs keine Gefühle der Feindseligkeit gegen Deutschland hege, sondern ein engeres Zusammengehen beider Länder willkommen heißen würde.
Die türkische« Blätter bringen eine amtliche Bekanntmachung, in der die bereits gemachten Zugeständnisse aufgezählt werden und ein Reskript des Sultans augeküudigt wird, das den Wunsch des Sultans, betreffend Einrichtung einer geregelten Verwaltung und Sicherung der Wohlfahrt aller Untertanen ohne Unterschied des Standes und der Religion zum Gegenstand habe. In der Bekanntmachung wird ferner erklärt, die Fortdauer der Kundgebungen würde dem Land schade», Md es wird geraten, diese einzustelleu. — Am Freitag hat der Sultan am Selamlik, dem feierlichen Freitagsgebet, teilgenommen. Die Auffahrt des Sultans vollzog sich unter endlosem Jubel der vieltausendköpfigen, überall frei zugelaffeueu Menge, die unaufhörlich dem stehend i« Wagen fahrenden Sultan akklamierte. Es herrschte trotz des großen Gedränges eine musterhafte Ordnung. Die Begeisterung erreichte ihren Höhepunkt, als sich der Sultan nach dem Gottesdienst am Fenster seines KioSkS noch mehrmals de« Volk zeigte. Später empfing der Sultan das diplomatische Korps, das mit Ausnahme der Vertreter Rußlands und der Balkanftaateu vollzählig erschienen war, in eorxoro in Audienz. Nach einer kurzen Ansprache des derzeitigen Doyens Marquis Jmperiali begrüßte der Sultan besonders herzlich den deutschen Vertreter, der Grüße des Kaisers und dessen Wünsche ausrichten konnte, daß der neue, vom Sultan mit soviel Weisheit und so rückhaltlos betretene Weg seiner Regierung und seinem Land zu Glück und Segen gereichen möge. — Der bisherige M uster des Bergbaus, des Ackerbaus und der Forsten, Seltm Pascha Melhame, ist verschwunden. Durch ein Jrade des Sultans wurde er abgesetzt. Sein Gehilfe wird interimistisch die Geschäfte des Ministeriums führen. Der Divifiousgeneral Riza Pascha wurde zum Großmeister der Artillerie ernannt. Der Unterrichtsmiü.ster Haschim Pascha reichte seine Abdankung ein. Zu seinem Nachfolger wurde Hakki Bey ernannt. Der Walt von Adrianopel Stver Bey wurde zum Polizeiminister ernannt. Ein Jrade des Sultans sanktioniert den Beschluß des Mtnisterrats betr. Abschaffung der Geheimpolizei. Der Marschall Fuad Pascha, der Sieger über die Russen bei Elena, der vor sieben Jahren nach Damaskus verbannt wurde, kehrt aus dem Exil zurück. — Am Donnerstag find in Stambul alle gemeinen Verbrecher aus dem Gefängnis entlassen worden. Den türkischen
Blättern zufolge wurde die Amnestie für gemeine Verbreche«
aus das Reich ausgedehnt. — Der „Frkf. Ztg." wird noch aus Konstantiuopel gemeldet: Die Ottomauische Bank hat dem Staatsschatz 50000 Pfund vorgeschoffeu. Die jung- türkischen Komitees verlangen, zwei Miuisterposteu «tt Juugtürken zu besetzen, um die Ausführung der Verfassung zu über wachem__
Pages-Hleuigkeiten.
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Nagold, den .4 Lugust 1S0S.
Maaöverbrief »nd -Sendungen. Anläßlich der demnächst stattfindeuden militärischen Herbstübuugen sei da- rauf hiugewtesen, daß es zur Vermeidung von Verzögerungen in der Zusendung von Manöverpostseuduugeu dringend erforderlich ist, die Sendung mit genauer und deutlicher Auf- fchrtft zu versehen. Zur genauen Aufschrift gehören: Familiennamen (möglichst auch Vornamen, Dienstgrad, Truppenteil, Regiment, Bataillon, Kompanie, Eskadron, Batterie usw.) und für gewöhnlich der ständige Garutsonsort, eintretendenfalls mit dem Zusatz: „Oder sachzaseudeu." Die Angabe eines Marschquartters als Bestimmungsort empfiehlt stch in der Regel nicht, ebenso nicht die Anwendung der Bezeichnung „postlagernd". Bei den mit „postlagernd" be- zeichueteu Seaduugeu im Nichtabholuugsfglle geschieht eine Nachfeuduug nach dem nächsten Marschquartier nur daun, wmu besonderer Antrag durch den Empfänger gestellt wird.
Herrenberg, 3. Aug. Infolge der warmen Witterung der letzte» Tage find die schöusteheudeu Getreidefelder vollends heraugereift Md bereits hat mau mit dem Schneide» der Gerste begonnen. Diese Woche wird mit der Ernte allgemein begonnen werden. Der Ertrag der Felder wird dem vorjährigen annähernd gleichkommeu. — Sett einiger Zeit trüt unter den hies. Schulkindern der sogen. Wocheu- tölpel ziemlich häufig aus. Fast in jeder Klaffe find mehrere Kinder daran erkrankt. Der Verlauf der Krankheit ist diesmal etwas bösartiger als in früheren Jahren.
r. Horb, 3. August. Nächsten Sonntag, 9. August, findet hier das Turnfest des Nagoldgaus statt. Die Stadt rüstet stch zum festlichen Empfang der zahlreich augemeldeten Turnvereine.
Ealw, 3. Aug. (TZerinitzl.) Seit SamStag nachmittag wird hier ein lOjähriger Knabe, das Söhucheu von Kaufmann Schöll in Berlin, Enkel der Frau Stadtschnlt- hetß Haffuer hier, vermißt. Da der Knabe letztmals im Hofe des OberamtspflegegebändeS (früher Zoeppritz'sche Billa) gesehen worden war, wurde sofort eine Absuchung der Nagold angeorduet, die bis zur Nacht währte, aber keinen Erfolg hatte. Auch die am gestrigen Sonntag wieder aufgeuommeneu Nachforschungen, iu der Nagold sowohl als in den nahen Waldungen, führten zu keinem Resultat. Die Angaben der Angehörigen, daß sich der Junge nicht allzuwett vom Hause entfernt haben dürfte, sowie andere Umstände, führen jedoch zu de« Schluffe, daß der Vermißte
Der Einwanderer in Amerika.
(Fortsetzung.)
(Nachdr. verb.)
Ss nimmt MSN NUN auch im allgemeinen an. daß die starke Einwanderung die Bevölkerung der Vereinigten Staaten um einige 20 Millionen vermehrt habe, daß also die Einwanderung erheblich zur Entwicklung des industriellen Lebens in Amerika beigetrageu habe. Aber diese volkstümliche Ansicht ist ebenfalls in Zweifel gezogen worden. Professor John R. Commons, vielleicht znrze t der beste amerikanische Sachkenner, sagte in seiner der Jndustrtc- kommisfion vorgelegteu Studie über die Einwanderung: „Es ist eine vorschnelle Behauptung, daß die Einwanderung des 19. Jahrhunderts dir Gesamtzahl der Bevölkerung der Vereinigten Staaten vermehrt habe." Professor Commons' Ucberlegung beruht auf demselben Bevölkerungsgesetz, das wir soeben bettachtet haben. Die Einwanderung nach Amerika hat dort auf die Geburtshäustgkeit einschränkend gewirkt. Wie die Auswanderung die Tendenz zeigt, die Geburtenhäufigkeit im Auswanderuugslaude zu steigern, so, hat «au angenommen, verursacht die Einwanderung eine Herabmiuderuvg der Geburtsrateo bei den Menschen, die schon im Eiuwauderungslaude fitze». Der verstorbene Präsident Francis A. Walker, der der Letter der Volkszählung von 1870—1880 war, also an -er Quelle der Belehrung über diese Dinge saß, behauptete nachdrücklich, daß, wenn während der letzten 70 Jahre überhaupt keine Einwanderung nach Amerika zu verzeichnen gewesen wäre,
das eingeborene Element durch eine Erhöhung der Geburtsrate „die Plätze würde ausgefüllt haben, die die Fremden usurpierten". Nach dieser Ansicht würden wir heute auch ohne die 20 Millionen fremder Einwanderer dieselbe Be- völkerungszahl i» Amerika haben, nun aber von rein amerikanischer Abstammung. Walker wies darauf hin, daß daS Eiudricgm des fremden Elements einen starken Nachlaß der Gevnrteufteqaenz bei dm geborenen Amerikanern zur Folge habe, und daß demnach dre Fremden iu Amerika nur an der Stelle von amerikanischen Kindern säßen, die geboren sein würden, wenn man während all der Jahre keine Einwanderung gehabt hätte. Das ist eine wichtige Erklärung für die viel erörterte Frage des Raffeuselbstmordes, oder wie andere sagen, der Selbstvernichtuug der geborenen Amerikaner.
Mauchen wird diese Darlegung absurd erscheinen, besonders denen, die den Einfluß ökonomischer Faktoren auf die Geburtenhäufigkeit nicht kennen. In Sachen der Selbst- Vernichtung der geborene» Amerikaner stoßen wir indessen auf einige Tatsachen, die nicht in Zweifel gezogen werden können. Währmd der letzten 70 Jahre ist die Geburtenrate des amerikanischen Elementes in manchen Teilen der Vereinigten Staaten beträchtlich gefallen; gehörte fie früher zu den höchsten iu der Welt, ,so jetzt zu den niedrigsten. In der ganzen sogenannten zivilisierten Welt finden wir kein solches Fallen der Geburtematr im letzten Jahrhundert, wie in Massachusetts. In diesem und iu ein oder zwei Mdereu Neueoglaudstaateu nimmt die amerikanische Bevölkerung nicht zu. Ein Schriftsteller, der über diese«
Gegenstand iu „Mm Hnartsrl^ 3orumLl ok Leonomies" schrieb, kommt zu der Schlußfolgerung, daß die eingeborenen Amerikaner an Zahl erheblich abzuuehmeu scheinen. In dem nordöstlichen Teil der Bereinigten Staaten hat die Geburtenrate so nachgelassen, daß der jährliche Zuwachs von Kindern fremder weißer Eltern zehnmal so stark ist, wie der Zuwachs an Kindern geborener Amerikaner. Ja dm Staaten Connecticut, Maine, Massachusetts, New Hampshire, Rodhe Island und Vermont übertraf im Jahre 1900 die Sterblichkett der weißen amerikanischen Eingeborenen die Geburteurate um 1,5 pro Mille, während dagegen bei der fremden weißen Bevölkerung die Geburtenrate die Todesrate um 44,56 pro Mille überstieg. Beiläufig ist diese Geburtenhäufigkeit unter der fremden weißen Bevölkerung Amerikas erheblich größer als die Ungarns, das die höchste Geburtenrate in Europa besitzt und beweist, daß die Geburtenhäufigkeit unter den Einwohnern infolge ihrer Wanderuugeu erhöht ist; wenn fie auch freilich aus der Tatsache erklärt werden kann, daß die Alterszusammeusetzuag der Einwanderer günstiger ist. Immerhin kann mau aus diese« Tatsachen noch die entscheidende Schlußfolgerung ziehen, daß daS Verschwinden des eingeborenen amerikanischen Elements bet diesem Fallen der Geburtenhäufigkeit nur noch eine Frage der Zeit ist. Indessen ist eine Frage, die vielfach aufgeworfen wird, durch diese Tatsachen noch nicht beantwortet.
(Fortsetzung folgt.)