Ars. 47.

64. Jahrgang.

Amts- unä Intelligenzölatt sür äen Äezirir.

Erscheint Nienstag, Asnnerstag L Samstag.

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ZAWT' Die nächste Nummer wird am Samstag morgen zur Ausgabe gelangen und sollten Einsendungen hiefür spätestens am Charfreitag abend aufgegebeu sein. Die Dieustagsunmmer sällt der Festtage wegen aus.

Die Redaktion.

' Deutsches Reich.

Berlin, 15. April. Der Kaiser wird im Sommer dem schlesischen Mnsikfest beiwohnen unv im Anschluß an diesen Aufenthalt an verschiedenen Jagden in Schlesien teilnehmsn. Dem Vernehmen nach dürfte der Kaiser bei dieser Gelegenheit auch der Gast des Grafen Höchberg sein.

Berlin, 13. April. Der Kaiser wird im Laufe des Sommers sich nach Bayreuth begeben, um den dortigen Festspiel-Aufführungen beizu­wohnen.

Homburg v. d. H, 16. April. Die Kaiserin Friedrich bewohnt mit den Pcinzessinnsn-Töchtern die Gemächer des königlichen Schlosses zu Homburg nach der Dorothsenstraßs hin. Sonntag nachmittag unternahmen die Kaiserin und die Prinzessinnen einen Spaziergang auf der Tannenwalds­allee. Auf dem Schlosse hat eine Abteilung des in Homburg garnisonierenden Bataillons unter dem Kommando eines Feldwebels die Wachs bezogen, je ein Doppelposten steh! am Haupteingang an der Herrengasss und amE.fernen Thor". Vom Schlosse herab wehte die umflorte Kaiserstandarte.

Berlin, 16. April. Ja Gegenwart des Chefs des G.nerrlstabs, Grafen Waldersee, sowie des ganzen Osfizierkorps der Militärluft­schifferabteilung fand heute vormittag auf dem Uebungsplatzs der­selben die Vorführung des neuerfundenen Fallschirmes Seitens des Erfinders, Charles Leroux, statt. Die Laftschifferabteilung hatte den Ballon dazu gestellt. L.tzterer stieg in einem Ring, der an 5 Meter langen Tauen befestigt war, sehr rasch aufwärts; Lerovx schwang sich in einer Höhe von etwa 1000 Meter in den neben ihm hängenden Fallschirm, welcher sich als­bald vom Ballon trennte, anfangs ziemlich geschwind, dann zu einer halb­kugelförmigen Gestalt aufgebläht, sich langsam mit dem Luftschiffer senkte und in etwa 4 Minuten in. einer Entfernung von einer halben Meile den Boden erreichte.

Ausland.

Paris, 15. April. Am Samstag wurde zu Börsenzwscken aus Pagny sur Moselle an die Agentur Fournier und mehrere Börsenmakler telegraphiert, man habe an der Grenze den Leichnam eines französischen

Offiziers aufgefunden, der offenbar das Opfer eines Hinterhalts geworden sei. Die Agentur Fournier setzt auf die Entdeckung des Absenders der Lügen­depesche tausend Franken Belohnung aus. Oberst de Bange hat den Mit­teilungen der Blätter zufolge ein neues Geschütz gebaut, das in diesen Tagen auf dem Schießplatz von Calais erprobt werden soll. Es hat ein Gewicht von 48,000 Kg. und eine Länge von 11Vs Mir., das Geschoß wiegt 440 Kg. und die Ladung 220 Kg. Die Tragweite soll 18 Km. sein.

Der Schah von Persien hat seine Europareise angetreten. Sein Gefolge besteht aus 4050 Personen, in seiner unmittelbaren Um­gebung befinden sich mehrere Generale und Minister. Mitte Mai wird er die Grenze seines Landes überschreiten und sich dann über Petersburg, Brüssel, London nach Paris begeben, wo er Ende Juni eintrcffen soll. Ueber Wien und Bukarest erfolgt dis Heimreise.

Hcrgss-WerrigAsrtsn.

* Herrenberg, 16. April. Auf der hiesigen Beschälstation sind 2 junge Pferde Aimar, Glanzrapp von Bismarck und Lech, Kohlfuchs von Legitimist als K. Landesbeschäler angekommen. Dieselben sind sehr schöne feurige Tiere und können daher den Pferdebesitzern bestens empfohlen werden.

Stuttgart, 16. April. Gestern nachmittag fuhr ein Fuhrmann mit einem zwsispännigen Kieswagen durch die Königsstraßs. Da er seinen Pferden nicht die genügende Aufmerksamkeit schenkte, bogen die Pferde in dis Schulstraße ein, bei deren starkem Gefäll das »«gesperrte Fuhrwerk in Schuß kam und an die Hausecke des Cafö Stollsteimer geschleudert wurde. Eines der Pferde, 10001500 wert, brach einen Fuß. Der Fuhrmann, welcher auf dem Wagen saß, kam ohne Verletzung davon.

Cannstatt, 10. April. Auf Einladung des Gewerbeverins fand gestern abend im Gasthof zum Bären eine Versammlung statt, in welcher Gemeinderat L. Elsas einen Vortrag über die Fortsetzung der Ketten­schleppschifffahrt auf dem Neckar von Heilbronn bis Cannstatt, bezw. Eßlingen hielt. Die Ausführungen des Redners stützten sich in ihren Be­rechnungen und Zahlen hauptsächlich auf eine demnächst erscheinende Druck­schrift über die Frage, welche gemeinschaftlich vom Ministerium des Innern und der Handels, und Gewerbekammer in Stuttgart herausgegeben wird. Wüter sprachen zur Sache Hoch Oberbürgermeister Nafi, Fabrikant Bausch, Reg.-Baumeister Klett u. a.

Waiblingen, 13. April. In dem benachbarten Orte Steinreinach hatte ein aus einem Dienste in Stuttgart angeblich wegen Krankheit zu

KeuMsLvst.

Nachdruck oerdütkv«

JerMurrgme Jaden.

Roman aus dem Englischen von Hermine Franken ft ein.

(Fortsetzung.)

Und Sie glauben, sicher sein zu dürfen, daß Lionel Egsrton sie auf ihrer Flucht begleitet hat?" fragte Dr. Seaport weiter.

Ich bin mir dessen so sicher, als es nur möglich ist, und das erinnert mich an eine zweite schreckliche Nachricht, die ich mitzuteilen habe, etwas Entsetzliches, das sich in Kings-Dene zugetragen hat. Gilbert Farquhar ist in dem Gehölz ganz nahe dem Herrenhause meuchlerisch erschossen worden und Natalie Egerton wurde als seine Mörderin verhaftet!"

36. Kapitel.

Natalie hörte die Worte des Detektivs, aber sie verstand dieselben nicht sofort und wiederholte sie leise mit tonloser Stimme, als ob sie sie auswendig lernen wollte.

Erst ihres Vaters Stimme, der in Rafe wilder Entrüstung und lauten Weh­klagens ausbrach, bracht« ihr ein Verständnis Dessen bei, was sich wirklich zugetragen hatte: daß sie des Mordes angeklagt wurde!

In der Thal, Sir, es thut mir, wie ich bereits sagte, aufrichtig leid, daß meine Pflicht eine so peinliche ist," sagte White, sich an den Squire wendend,aber wenn sie die Umstände erwägen, werden Sie selbst einsehen, daß ich nicht anders handeln kann. Sie können überzeugt sein, daß ich Alles thun werde, was ich ver­mag, um die Sache zu mildern; so anstatt Miß Egerton schon jetzt in die Unter­suchungshaft zu bringen, kann sie sich für die heutige Nacht in ihr Zimmer zurück­ziehen und bis morgen frühdaselbst bleiben, bis zu welcher Zeit sich vielleicht neue Be­weise ergeben haben werden, die es mir ermöglichen können, sie frei zu lassen. Ich persönlich würde gewiß Ihre Gefühle und die ihrer Familie am liebsten schonen."

Das waren keine bloßen Worte. White war aus Mr. Egerton's Geburtsort und hielt den Namen der Familie in hohen Ehren. Daß ein Mitglied dieses vor­

nehmen Hauses ein so schreckliches Verbrechen wie einen Meuchelmord begangen haben sollte, war ihm etwas ganz unfaßbares; dennoch aber sah er sich gezwungen, dafür Sorge zu tragen, daß Natalie sich der strengen Hand des Gesetzes, dessen Vertreter er war, nicht entziehen konnte, und so war ihm auf die von Jsabella ge­gebenen Aussagen hin nichts Anderes übrig geblieben, als die so schwer Verdächtigte zu verhaften.

Die Entrüstung und das Entsetzen ihres Vaters über die gegen sie vorgebrachte Beschuldigung, gaben Natalie erst eine volle Erkenntnis Dessen, was über sie herein­gebrochen war, und seltsamerweise schien damit ihre ganze Kraft und Selbstbeherrsch­ung zurückzukehren, sie war wieder das starke, heldenmütige Mädchen, das jeder Schwierigkeit, und sei es was immer für eine, mit klarem Blick entgegentrat.

Sie erkannte sehr wohl den furchtbaren Ernst ihrer Lage und sie sah auch ein, wie sehr alle Umstände sich zu einer Beweiskette gegen sie vereinigten, sowie ebenfalls, daß White mit dem Schritt, den er gethan hatte, über seine Pflicht nicht hinausgegangen war. So wandte sie sich mit rührender Sanftmut an ihn und sagte ruhig:Ich danke Ihnen für Ihre Rücksicht. Ich werde jetzt mich in mein Zimmer zurückziehen und Sie können bis morgen früh in dem anstoßenden An­kleidezimmer bleiben. Ich sehe sehr wohl ein, daß Sie nur Ihre Pflicht erfüllen, indem Sie mich in Haft nehmen, und vielleicht kommen wirklich, wie Sie sagen, bis morgen neue Beweise zu Tage, die meine Unschuld bezeugen. Papa, mein guter, teurer Papa," rief sie aus, auf den Squire zutretend und seinen Hals mit beiden Armen umschlingend,gieb Dich dieses neuen Unglücks wegen dem Kummer nicht allzusehr hin; verliere den Mut nicht, denn der Himmel wird in dieser großen Be­drängnis über uns wachen und uns beschützen!"

Mein Liebling!" brach der alte Mann mit ersticktem Schluchzen aus, und dann hielten sich Vater und Tochter still weinend umschlungen.

Natalie, welche dieser peinlichen Szene ein Ende machen wollte, machte sich von ihm loS.

Gehe jetzt hinunter, Papa," sagte sie, aber er verneinte den Vorschlag aufs heftigste.

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