146

Ausland.

DasFremdenblatt" meldet aus Belgrad: Der König Ale­xander richtete an die Königin Natalie ein Schreiben, in welchem er sie bittet, nicht nach Serbien zu kommen, da ihr Besuch seine Stellung erschweren und es ihm unmöglich machen würde, sie im Auslande zu besuchen.

Gages-Weurgkeiten.

Calw. Der hiesige Zitherkranz, welcher jährlich einmal zu Gunsten der Kleinkinderschule ein öffentliches Konzert gibt, hatte auf letzten Mittwoch abend ein solches im Dreiß 'scheu Saale hier angezeigt. Wie schon des wohlthätigen Zweckes halber gehofft werden durfktz, hatte sich eine außerordentliche Zahl von Zuhörern eingefunden. Das Zusammenspiel der Frln. Beißer, Feldweg, Haydt, Heldmaier, Schaal und Weckxrle mit ihrer Lehrerin Frln. Mayer war sauber und korrekt; auch der Vortrag vonStill ruht der See" von 2 Discant, listd 1'Alt- zither verdienten sich'dieses Lob. Von den Mitwirkenden trugen Hr. Speidel, Frln. Stark und Hr. Vinyon (2 Violinen mit Klavierbegleitung), eine Symphonie vor, wofür denselben rauschender Beifall zuteil wurde. Ein Tenorsolo von Hrn. SchwämmleO schöne Zeit, o sel'ge Zeit" und Ständchen aus der OperWeibertreu" fand beifällige Ausnahme. Die Nr. 6 des Programms Fantasie ausSilvana" für Violine und Klavier, vor­getragen von Lieb er mann und Loebell, zwei hiesige Pensionäre aus Stuttgart, wurde in verdienter Weise applaudiert. Das Gesamtergebnis des Abends war ein derartiges, daß man den Konzertsaal nur mit dem wohl- thuenden Gefühl der vollsten Befriedigung verlassen konnte. Die Einnahme betrug etwa 60 ^

Wir machen die Freunde einer geistlichen Musik darauf aufmerksam, daß der Nagolder Kirchenchor am Montag, den 25. d. M. nachmittags r/,4 Uhr, in der Kirche in Nagold den zweiten Teil desElias,, von Mendelssohn mit Orgelbegleitung und gutbesetztem Streich­orchester zur Aufführung bringen wird.

Eine Karlsruher Fahrrad-Handlung beabsichtigt in nächster Zeit hies. jungen Leuten Gelegenheit zu geben, das Radfahren zu erlernen, Schon nach 56 Stunden will der Unterricht gebende Lehrer mit seinen Schülern größere Touren unternehmen können.

Stuttgart, 18. März. (Einjährig - Freiwillige.) Nach der neuen Heerordnung werden diejenigen Einjährig-Freiwilligen, welche sich während der ersten sechs Monate ihrer Dienstzeit gut geführt und sich durch ausreichende Kenntnisse auszeichnen, nach Umfluß weiterer drei Monate zu überzähligen Unter­offizieren befördert und tragen unter Beihaltung der Schnüre die Unteroffiziers- auszeichnung. Von diesen werden diejenigen, welche die Offiziersprüfung be­stehen, zu ReserveoffizierSaspiranten ernannt, erhalten besondere Befähigungs­zeugnisse und werden dann zur Reserve entlassen.

Stuttgart. Gestern abend 9 Uhr wurde ein Herr, welcher von Cannstatt nach Berg über die sogen. Insel ging, in der Nähe des Leuzeschen Bades, auf Cannstatter Markung, von einem Mann, welcher elfterem auf- gelauert, mittelst eines Handbeils angegriffen und auf den Kopf geschlagen. Der Angegriffene hat um Hilfe gerufen und sich des Angriffs erwehrt, worauf der Angreifer die Flucht ergriff und in der Richtung nach Berg sprang, wo­selbst er durch den Angegriffenen mit Hilfe eines Schutzmanns festgenommen wurde. Der Thäter hatte wahrscheinlich räuberische Absichten, ist aus Gais- burg und wegen verschiedener Vergehen schon mehrfach gestraft.

Aus Eßlingen wird, die Mitteilung in der Schw. Kr. vom 21. März ergänzend, geschrieben: Gestern war Reg.-Rat Fleischhauer aus Stuttgart hier, um zunächst die Wünsche der bürgerl. Kollegien bezüglich der aus der letzten Stadtschultheißenwahl mit den meisten Stimmen hervorgegangenen Kandidaten, Gerber Sch all er und Stadtpfleger Weith, zu hören. Der Gemeinderat erklärte sich mit 15 gegen 2 Stimmen für Schaller, der Bürgerausschuß mit 12 gegen 5 St. für Weith, im Gemeinde­rat wurde geltend gemacht, daß die Bestätigung Schalters umsoweniger zu Mißständen führen werde, als die Stadtverwaltung schon seit ca. Jahresfrist ohne einen Stadtschultheiß habe geführt werden können.

kann, daß ich wirklich leidend bin, ich will es also wenigstens versuchen, Ihnen die Symptome zu schildern, unter denen ich leide."

Ich bitte Sie, mir vor Allem Ihre Zunge zu zeigen, sagte Doktor Seaport, sich zu Sir Ralph hinüberneigend und sorgfältig dessen Zunge und Zahnfleisch unter­suchend. Was er dort sah, mußte ihm eine sehr peinliche Aufklärung geben, denn er erschrak heftig und biß sich auf die Lippen, als wollte er einen sich hervordrängen­den Ausruf unterdrücken.

Ich bitte Sie, mir einige Fragen zu beantworten," sagte er, sich neben den Baronet setzend.Leiden Sie zuweilen an Kopf- und Gelenkschmerzen? Fühlen Sie hin und wieder fliegende Hitze ihm Gesicht?"

Ja," versetzte Sir Ralph,und ganz besonders in den Handgelenken habe ich oft unerträgliche Schmerzen. Ich habe auch bemerkt, daß meine Zunge immer ganz weiß ist und hie und da habe ich auch einen häßlichen, metalligcn Geschmack im Munde, der höchst widerwärtig ist."

Der Arzt nickte ernst und schien über diese Symptome nachzudenken, dann sagte er:Haben Sie nicht auch ab und zu das Gefühl, als ob Alles an Ihnen abgestorben wäre?"

Ja, und es ist eine sehr sonderbare Empfindung, die ich nie zuvor gekannt habe. Zudem habe ich oft ein Zittern in den Gliedern, das sehr peinlich ist."

Und Ihr Appetit ist ebenfalls nicht gut?

Nein, aber dafür bin ich beständig von einem brennenden, heftigen Durst ge­quält und meine Haut ist, wie Sie sehen, ganz gelb und trocken geworden, was ich mir eben so wenig erklären kann, wie alle meine anderen Zustände, denn ich war ja bis noch vor Kurzem ein ganz gesunder Mensch."

Wevrnifchtes.

Der Bauer und das Wetterglas. Was der Bauer von den verbesserten Wettergläsern unserer Zeit hält, das plaudert F. von Levetzow in derTägl. Rundsch." wie folgt, aus:Na, Hans, wo geiht dat denn mit Din Veehwark? Kümmst Du mit Din Foder got dörch den Winter?" so fragte in diesen Tagen ein Bauer einen anderen aus einem benachbarten Dorfe Pinnebergs.Wo sall't gah'n?" entgegnete der Andere seufzend, bi uns in't Dörp is as äwerall! Leidig, 'nog süht dat ut, äwers wo kann 't anners wesen?I De Deubel mag up Stunn's noch Buer spel'nl"

Na, so slimm is 't doch noch nich!" meinte der Erste,hast Du denn ver­

leben Harvst nich god uppaßt, dat Du Dien Heu und Stroh nich drög inkregen Heft?" Im Tone höchster Erbitterung rief Hans dagegen:Hett sik wat uptopaffen, wenn 'n sik Een vun de verdreihten nimodschen Weder- gläs' hett upsnacken laten! Mit de kann keen Buer arbeiden, dor mutt

jo All'ns bi to Grun'n gähn."I in 't Blad Hess ik doch lest, dat de arig wat beter weeren, as de ölen?"De beter?!" sagte Hans mit einem ergötzlichen Ausdrucke überlegenen Wissens.Ne, min Jung, bi min Vatter selig, segg ik Di, do harr'n wi ooch en WederglaS, dat werr noch wat, so'n givt gor nich mehr! Dor weer en Quecksülber in as so'n goden Dum's dick, un vör so'n ol lütt Wulk? I ach Herr JeI dor rög sik dat gor nich vör! Dor weer noch wat mit to maken,

äwer mit düsse nimodschen Dinger is dat jo gor nicks I Dat's jümmer gliks en Gefährlichkeit, dat sülwst bi Hellen Sünnenschin de Buer sik knapp up't Feld wagt! So geiht dat ok nich mehr", setzte er nach einer kurzen Pause resigniert hinzu,ik mutt man rein seh'n dat ik wedder een vun de ölen goden to säten krig, dor kunn sick Een doch up verlaten!"

Neues iu der Bibliothek.

1) Friedrich HI. als Kronprinz und Kaiser. Ein Lebensbild

von Rennell Rodd. Mit einer Einleitung von Ihrer Majestät der

Kaiserin Friedrich.

2) Belgien und Holland. Geschildert von O. L. B. Wolfs. Mit

48 Stahlstichen.

3) Reise in den Andes von Chile und Argentinien von

Paul Güßfeldt. Mit 3 Karten._

Aaackels- uv«! Geweröe^ammer Calw.

OrffentNche Sitzung

um Donnerstag, -en 28. März 1889, vormittags 9 Uhr,

Tagesordnung:

1) Beratung des speziellen Teils des Jahresberichts,

2) Gewerbepolizeiliche Vorschriften zu Bekämpfung des Wuchers.

Der Vorstanä.

Standesamt ßakw.

Geboren:

11. März. Julius August, Sohn des Martin Fuchs, Steinbrechers.

17. Luise Marie, Tochter des Karl Neuffer, Zimmermalers.

Getraute:

9. März. Karl Wilhelm Binder, Fabrikarbeiter hier und Emilie Friedrike Kiß­ling hier.

Gestorben:

19. März. Luise Karoline Hammer, 3 Wochen alt, Tochter des Christian Hammer, Schlossers.

Gottesdienste am Sonntag, den 24. März 1889.

Vom Turm: 132. Vormittagsprcdigt: Herr Dekan Braun. 1 Uhr Christen­lehre mit den Söhnen. Abendpredigt 5 Uhr: Herr Helfer Eytel.

Feiertag Mariä Verkündigung , den 25. März, Vormittagspredigt um halb 10 Uhr in der Kirche: Herr Helfer Eytel. ^

Gotteräienste in äer Metkwäistenkapekke am Sonntag, den 24. März 1889, morgens i/ziO Uhr, abends 57 Uhr.

Wieder schien der Doktor in Nachdenken versunken; erst nach einer Welle fragte er:

Ist Ihnen an der Farbe Ihres Zahnfleisches nichts Besonderes ausgefallen?"

Sir Ralph schüttelte den Kopf, worauf ihm der Doktor einen kleinen Hand­spiegel reichte und sagte:Sehen Sie es einmal an."

Der Baronet gehorchte.

Nun, was sehen Sie?"

Ich seheieine blaue Linie gerade am Rande des Zahnfleisches und der Zähne, wenn es das ist, was Sie meinen," antwortete Sir Ralph, den Spiegel weglegend.

Ja, das meine ich, denn es ist ein höchst wichtiges Symptom, besonders wenn es mit den anderen von Ihnen beschriebenen in Verbindung steht. Wissen Sie, was es andeutet?"

Abermals schüttelte der Baronet den Kopf und Dr. Seaport beugte sich zu ihm vorüber und sagte ganz leise, aber in eindringlichem Tone:Es deutet darauf hin, daß Sie an einer Bleivergiftung leiden!"

Sir Ralph's Entsetzen und Erstaunen läßt sich besser begreifen als schildern und anfänglich starrte er den Doktor an, als hielte er ihn für wahnsinnig, daß er einen solchen Ausspruch machte.

Unmöglich!" rief er endlich aus.

Ich kann Ihren Unglauben wohl begreifen, aber nichtsdestoweniger wieder­hole ich meine Behauptung," sagte Doktor Seaport, welcher selbst heftig erregt war. Jene blaue Linie allein, abgesehen von den anderen Symptomen, ist für mich ein fast unfehlbarer Beweis von meiner Ansicht!"

(Fortsetzung folgt.)