Berlin, 14. Febr. DieNordd. Allgem. Ztg." meldet: In hiefigen Zeitungen wird die Mitteilung einer süddeutschen Handelskammer verbreitet, daß die Wiedereinführung der Rückfahrkarte« mit viertägiger Gültigkeit aus allen deutschen Bahnen bevorstehe und daß außerdem die Auf­hebung der Fahrkartensteuer in absesbarer Zeit zu er­warten sei. An maßgebender Stelle ist von dem Plane der Aufhebung der Fahrkartensteuer nichts bekannt. Daß eine Aenderung dieser Steuer erwogen wird, ist vor einiger Zeit vom Staatssekretär desReichsschatzamtes im Reichs­tag und vom Minister der Oeffentlichen Arbeiten im preu­ßischen Landtage mitgeteilt worden. Die Mitteilung über Wiedereinführung der Rückfahrkarten mit viertägiger Gül­tigkeit steht anscheinend im Zusammenhang mit einem von der ständigen Tarifkommisfion der deutschen Eisenbahnen kürzlich gefaßten Beschluß, in dem empfohlen wird, sämt­lichen Fahrkarten eine Gültigkeitsdauer von vier Tagen zu verleihen. Eine Wiedereinführung der früheren Rückfahr­karten zu ermäßigten Preisen kommt selbstverständlich nicht in Frage.

Berlin, 14. Febr. Zu der in wenigen Wochen be­vorstehenden Mittelmeerreise des Kaiserpaares erfährt die Vossische Ztg. aus Kiel: Das Kaiserpaar geht in Ve­nedig an Bord, um zunächst in Korfu Aufenthalt zu neh­men. Die Kaiserjacht Hohenzollern tritt am 26. Februar von Kiel die Ausreise nach dem Mittelmeer an. (Mpst.)

Berlin, 14. Febr. Verbrechen gegen das Spreng- stoffgesetz. Heute begann vor dem Schwurgericht die Ver­handlung gegen dm ehemaligen Studenten Demetrius Mirsky, der unter der Anklage des Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz steht. Im November v. I. war Mirsky in einer Pension verhaftet worden. Er stand im Verdacht, einer russischen Terroristenbande anzugehören, und man fand bei ihm einen Koffer mit doppeltem Boden. In diesem Koffer wurden von der Polizei elektrische Apparate entdeckt, die zum Entzündm von Sprengstoffen benützt werden.

(Mpst.)

Berlin, 14. Febr. Staatssekretär Dernburg wird nach der Angabe einer hiefigen Korrespondenz seine Reise nach Deutsch-Südwestafrika im Juni ds. Js. antreten.

(Mpst.)

Nach Meldung Hamburger Blätter ist die dort lebmde Mutter des flüchtigen Bankiers Friedberg nun­mehr auch verschwunden.

Berlin, 14. Febr. Zum Bankkrach Friedberg. Auch in der vergangmen Nacht wurden in Berlin und den westlichen Vororten noch einige Verhaftungen vorgenommm, die im Zusammenhang stehen mit der Flucht Friedbergs und auf die weitere Entwicklung der Angelegenheit von Bedeutung sein dürften. Wie weiter mitgeteilt wird, wurde Friedberg mit seiner aus Hamburg verschwundenen Mutter und Sohn zusammen in London gesehen.

r. Pforzhei«, 14. Febr. Vor einigen Monaten hatten in einer Bijouteriefabrik zwei Lehrlinge 30 000 fremder Gelder sich anzueignen gewußt. Die beiden wurdm jetzt in Kairo verhaftet, nachdem sie schon eine größere Summe des unterschlagenen Geldes verbraucht hattm.

r. Knnstanz, 14. Febr. Für das im Laufe des Som­mers hier abzuhaltende Motor-Uacht-Renuen stiftete ein Konstanzer in Hamburg den ersten Preis mit 10000

Straßbnrg, 14. Febr. Auch die Schulbehörde hat jetzt den katholischen Schülern den Besuch der Gottesdienste des Pfarrers Mansuy in Ars an der Mosel wegen seiner bekannten Kaiserpredigt untersagt. (Mpst.)

Mönche«, 14. Febr. An der Münchener Universität haben erneute Demonstrationen gegen Professor Barden- hewer stattgefunden. Wie man hört, hat die Studenten­schaft beschlossen, Professor Schnitzer mit einem Fackelzug zn ehren.

Jena, 14. Febr. Die hi'es. seiSmographische Station regi­strierte von 11.5 Uhr vormittags ab ein Erdbeben in 9000 Kilometer Entfernung, vermutlich in Japan.

Rudolstadt, 13. Febr. Eine Angelegenheit, die die hiesige Bürgerschaft schon lauge beschäftigt, ist heute zur Erledigung gekommen. Es betraf die Frage ob das seit 1900 hier errichtete Technikum weiter bestehen soll oder nicht, da von der Stadt beim Weiterbesteheu erheblich größerer Zuschuß geleistet werden muß, wie bisher. Der Stadtrat hatte beschloffen, der Gesamtbürgerschaft die Ent­scheidung zu überlaffen und darüber abstimmen zu lassen. Die Mehrheit der Bürger (901 Stimmen) waren gegen das Weiterbestehen, während nur 371 Bürger für Fortführung des Technikums votierten.

M. Gladbach, 12. Febr. Wie gefährlich eS ist, wenn Kinder Schießwaffen haben, zeigte hier wieder ein­mal ein tragischer UuglückSfall. Gestern abend spielten mehrere Knaben Räuber und Gendarm. Dabei fiel der 14jähr. Realschüler Johann Bonus zu Boden, wobei sich eine Pistole, die er bei sich trug, entlud. Die Kugel drang dem lOjähr. Schüler Hubert Franken durch ein Auge ins Gehirn und das Kind starb kurz darauf im Krankenhause.

Der Lehrermangel kam dieser Tage in der Budget- kommisfion des preußischen Abgeordnetenhauses zur Sprache. EinRegierungskommifsar gab eine Ueberfichtüber die Vermeh­rung der Lehrerstellen, der Zahl der Zöglinge in den Seminaren und Präparandcnanstalten sowie über die un­besetzten Lehrerstellen und die überfüllten Klassen. Der Kommissar wies darauf hin, daß die Verhältnisse durch die Neugründung von Seminaren, Präparandenanstalten und Lehrerstellen sich erheblich gebessert hätten, daß aller­dings noch diel zu tun wäre, nm eine reguläre Besetzung von Lehrerstelleu herbeizuführen und der Ueberfüllung der Klaffen zu steuern. Daß noch viel zu tun ist, erkennt also die Regierung selbst an, aber sie befindet sich im Irrtum, wenn

sie glaubt, durch Vermehrung der Lehrerseminare allein eine gründliche Besserung herbetführeu zu können.

Pflege -es Körpers in de« Schulen.

Berlin, 13. Febr. Der nattonalliberale Abgeord­nete v. Schenkendorf hat im preußischen Abgeordnetenhaus folgenden Antrag zur Beratung des Kultusetats einge- brccht: Das Haus möge beschließen, die Staatsregieruug zu ersuchen, aus die Vermehrung der Pflichtstuuden zur Pflege der Leibesübungen in freier Luft, besonders in den städtischen Schulen, Bedacht zu nehmen. Der Antrag ist von über 100 Abgeordneten aller Parteien unterzeichnet worden. (Mpst)

Ausland.

Bafel, 14. Febr. Einen ganz ungeheuren Preisunter­schied gab eS beim Neubau des badischen Bahnhofs. Zwi­schen dem Höchst- (Firma W. Busch-Berlin) und Niederstgebot (Firma Hoffman« in Frankfurt a. M.) für die Tiefbauar­beiten der neuen Bahnhofsanlage soll ein Unterschied von sechs Millionen Mark sein.

Wien, 12. Febr. Fürstin Elisabeth Windisch-Sraetz, Enkelin des Kaisers, ist hier eingetroffen, um sich im Sana­torium Loew einer Operation zu unterziehen. Vor einem Jahr mußte die Prinzessin eine Bltuddarmoperation vor­nehmen lassen.

Wien, 12. Febr. Kaiser Wilhelm soll angeregt haben, mit fast sämtlichen deutschen Bnndesfürsten zum 60jährigen Regierungsjubiläum des Kaisers Franz Joseph hierbei m kommen.

Paris, 13. Febr. Französische .Schießversuche Die Schietzversuche der Militärkommission mit der neuen Mitrailleuse find abgeschloffen. Die bisher beanstandete Rohreihitzung wird durch eine Verbesserung des Mechanis­mus vermindert. Die Ladung erfolgt mittelst Streifband, das 25 Geschosse enthält. Die Höchstleistung ist 550 Schüsse in der Minute. (Mpst.)

Paris, 13. Febr. Heute trafen hier wieder, wie mittags zuvor. Lissabons Nachrichten ein über die Entdeckung vorborgen gehaltener Schußwaffen. Die Entladung einiger Hundert Karabiner veranlaßte in der Stadt allerlei Ge­rüchte.

Mordanschlag gegen de« Exdiktator Franco?

In Bordeaux fand am Tage der Abreise des portugiesischen Exdiktators Franco eine Bombencxplofion statt, durch welche im Hause der Avenue Cavert 78 ein Dienstmädchen schwer verletzt wurde. Die Bombe war von zwei unbekannten Personen an das Fenster des Hauses gelegt worden und explodierte, als das Mädchen das Fenster öffnete und die Bombe hinunterwarf. Aus der Personalbeschreibung der Unbekannten ging hervor, daß dieselben zuvor an dem Hotel, in welchem Franco abgestiegen war, gesehen wurden. Das Hotel war von sechs Geheimpolizisten bewacht und einer derselben wollte bereits die beiden verhaften, als sie jedoch eiligst davon gingen.. Da sie also ihren Plan nicht aus­führen konnten, legten sie die Bombe an irgend einer Stelle nieder und flüchteten. Die Pariser Polizei glaubt sicher, daß Agenten der portugiesischen Republikaner dem vormaligen Diktator auch nach Italien und der Schweiz folgen werden.

Tiflis, 14. Febr. Heute früh 9 Uhr 12 Minuten wurde hier ein starker Erdstoß verspürt, der 4 Stunden dauerte.

Ei» Postamt am Südpol. Die Südpolgebiete werden nun auch bald ein eigenes Postweseu haben; bevor Leutnant Shackleton, der Führer der englischen Südpolar­expedition, von Neuseeland nach dem Süden aufbrach, wurde er vom Generalpostmeister Sir Joseph Ward feierlich als neuseeländischer Postmeister in König Eduards VH.-Land verpflichtet. Sir Joseph Ward hat hundert Bogen Penny- Postmarken eigens für die Verwendung im fernsten Süden drucken lassen, die in einem Postamt, das Shackleton er­richten wird, zur Ausgabe gelangen sollen. Auch eine kleine Messingbüchse mit einer Serie neuseeländischer Marken ist augefertigt und der Expedition mitgegeben worden mit dem Auftrag, sie an dem südlichsten Punkt, den die Forscher erreichen, feierlich zu deponieren.

Unrohe» in Jodle».

Bombay, 13. Febr. Heute abend ereigneten sich ernste Unruhen. Anläßlich des Moharremsestes ent­standen zwischen den mohamedanischen Sekten der Sunniten und Schiiten Streitigkeiten. Es scheint, daß die Polizei am Nachmittag mehrere Mitglieder der Suuuisekte verhaftete, deren Freilassung der Pöbel verlangte. Als diese ver­weigert wurde, schleuderte die Volksmenge Steine gegen die Polizei, durch die zwei Polizetbeamte ernstliche Ver­wundungen erlitten. Der Poltzeikommtffar und die anderen europäischen Offiziere machte daraufhin von ihren Schuß­waffen Gebrauch, töteten vier Personen und verwundeten mehrere. Auch Militär wurde aufgeboten. Die Ruhe wurde schließlich wiederhergestellt.

Peking, 14. Febr. Infolge der durch die Preis­steigerung des Silbers hervorgerufeneu Preiserhöhung der Lebensmittel in Peking erfolgte heute ein Erlaß des Kaisers von China- au das Finanzministerium, durch den besohlen wird, 500000 Lan zu asstgnieren und Maßregeln zu ergreifen, um der Bevölkerung der Residenz zu Hilfe zu kommen.

Rewyork, 13. Febr. Bestätigtes Urteil. Das auf 10 Jahre Gefängnis lautende Urteil gegen den Kapitän van Schalk wegen eines Brand Unglückes auf dem Dampfer Sloccum, bei dem gegen 1000 Zöglinge der deutschen Sonn­tagsschule. die auf einem Ausflug begriffen waren, umge­kommen find, wurde von dem Appellgerichtshof jetzt bestätigt.

Um ei« Stückchen Brot. Aus New-Aork wird dem Berl. Tagebl. telegraphiert: Der Inhaber von Laubers Restaurant im Newyorker Ghettoviertel hat sich entschlossen, die hungernden Kinder, die die in der Nähe liegenden Schulen besuchen, täglich unentgeltlich zu speisen. Der Andrang übersteigt alle Begriffe; dmn die Arbeitslosigkeit unter der armen Bevölkerung des Viertels hat infolge der industriellen Krisis einen noch nie gekannten Grad erreicht. Es kann immer nur ein kleiner Teil der sich einstellendeu Kleinen bedacht werden, und so kommt es zu Kämpfen um den Vorrang. Heute lieferten sich die Kinder eine wahre Schlacht, der erst das Eingreifen zahlreicher Polizisten ein Ende machte. Viele Kinder wurden verletzt. Die Fenster des Restaurants find eingeschlagen, Tische und Stühle liegen in Trümmern, und überall liegt zerbrochenes Geschirr umher. Der Besitzer des Lo­kals ist der Meinung, daß sich die traurige Szene leicht hätte vermeiden lassen, wenn sich die Polizei von vornherein die Aufrechterhaltung der Ordnung unter den nach einem Löffel Suppe lechzenden armen Kindern hätte angelegen sein lassen. Um den noch immer zunehmenden Arbeitslosen Beschäftigung zu gewähren, plant die Stadt­verwaltung die sofortige Inangriffnahme des Baues einer neuen Untergrundbahnlinie. Bei diesem Werk sollen 175000 Mann Arbeit finden. Die Kosten werden vom Finanzausschuß auf 10 Mtll. Dollars veranschlagt, deren unverzügliche Bewilligung beantragt werden soll.

Washington, 13 Febr. Staatssekretär Root begründete vor der Kommisfion des Repräsentantenhauses für auswärtige Angelegenheiten fünf Gesandtenposten für Zentralamerika statt drei. Er sagte, durch den Bau des Panamakanals träten diese Republiken in das gleiche Ver­hältnis zur Union wie Cuba.

Die Vorgänge in Portngal.

Lissabon, 13. Febr. Trotz aller Versuche der neuen Regierung, durch das weiteste Entgegenkommen gegenüber der Volksstimmung Beruhigung zu schaffen, dauert die Kampf­stimmung im Lager der reaktionären Scharfmacher einerseits wie der Republikaner andererseits fort. Das BlattO Mundo", das Hauptorgan der Republikaner, behauptet heute, es bestände ein Komplott, woran hauptsächlich die Anhänger Francos beteiligt seien. Das Komplott richte sich gegen die Republikaner und Dissidenten und bezwecke, dem König ein anderes Ministerium aufzudrängen und Franco als Messias htnzustellen. Die beteiligten reaktionären Elemente seienzu jeder Gewalttat, selbst zum Staatsstreich, entschlossen. Die Republikaner konstatieren demgegenüber, daß die demo­kratischen Elemente den Sturz der Diktatur nicht etwa benutzten, um für die erlittenen Verfolgungen Rache zu nehmen, obwohl sie es gekonnt hätten. Sache der Demo­kratie sei es nicht, Tumulte hervorzubringen; sie wolle sie nicht, suche sie nicht und provoziere sie nicht, aber sie werde sich zu verteidigen wissen, wenn es nötig sei; für alles, was noch Schlimmes kommen sollte, müsse die Reaktion die alleinige Verantwortung tragen.

Frühlingsahnen.

Gedicht von E. von Otten.

Es liegt in den Lüften ein Singen Von künftiger, seliger Zeit,

Ein ahnendes, tröstendes Klingen,

Als wäre der Frühling nicht weit.

Als ob über Berge er ritte Hinunter ins heimlichste Tal Und füllte die ärmlichste Hütte.

Mit sonnigem, goldenem Strahl.

Als brächt' er die Bögelein wieder,

Die lange die Heimat entbehrt;

Syringen und Veilchcn und Flieder,

Sie seien schon lichtwärts gekehrt.

Und frisches Vertrauen und Wagen Sei unser beglückender Teil

Wo bliebe da zauderndes Zagen?

Im Lenze, dem Arzte, sei Heil!-

So hör' in den Lüften ich fingen,

So seh' ich's im leuchtenden Blick

O jauchzendes, jubelndes Klingen:

Dem Frühling, dem Sieger, gut Glück!

Liebe Jugend. Ich besuchte meinen Onkel in seinem Par- fümerieladen Da trat «ine elegante Dame ein, kaufte ein Flaeo» ,u »ihn Mark und stahl ich sah e» deutlich noch fünf andere Fläschchen. »Onkel ....*, begann ich erregt, als ste gegangen war. Er winkte ab. »Laß man," sagte er. »2V0»/, sinn ooch en janz «n scheener Reinjewinn.*

KoukurS Eröffuuuge«.

Pau' Eru»er, Pharmazeut in Stuttgart, Inhaber der Firma Drogerie KarlSvorstadt M. O. Haase'S Nachf. Paul Grüner hier. Bvblingerstroßs 84. Johann Georg Schlenker, Inhaber eine» gemischten Warengeschä fts in Deißlingen. _

A»-wärtige Todesfälle.

Sindelfingen. Loui» Nuohm. Stuttgart. Luise Weller g rb. Ruth. _

Verzeichnis der Märkte in der Umgegend.

Pom 17.-32. Februar.

Rottenburg: 17. Febr. Biebmarkt.

»ltensteig: 19.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'fchen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.