An äie Gemeinäerätke, ^tistungsrälke, Orts^ukbeköräen
vnä Kerren Verwaktuagsaktuare.
Die Etats pro 1889/90 sind spätestens am 15. April d. I. hieher vorzulegen.
Calw, 12. März 1889. . K. Oberamt.
Supper.
Amtliche MekanntmaiAlrng
betreffend die Auslegung der Umlagekaster für die landwirth- schafiliche Derufsgenossenschast.
Diejenigen Gemeindebörden, an welche mit oberamtlichem Erlaß vom 22. und 25. v. M. der Auftrag zur Auslegung der Umlagekataster für die landwirthschaftl. Berufsgenossenschaft ergangen ist, werden zur sofortigen Rückgabe der Kataster nach Ablauf der 14tägigen Frist hiemit aufgefordert.
Calw, den 13. März 1889. K. Oberamt.
Amtmann Be risch.
Deutsches Reich.
In dem „Hannover'schen Courier" findet sich folgender, in eine Reihe anderer Blätter übergegangener Artikel aus den letztverflossenen Tagen.
„Deutsches und Undeutsches aus Württemberg.
Man schreibt uns: Ministerpräsident v. Mittnacht ist von seiner Reise nach Berlin wieder in Stuttgart eingetroffen. Die „Münchener Neuesten Nachrichten", die „Frankfurter Zeitung" und andere Blätter hatten verbreitet: er habe in Berlin Abschiedsbesuche gemacht, mit diesem Umstande sei auch die dem Minister vom Kaiser und vom Reichskanzler zu teil gewordene Aus- zeichnung in Zusammenhang zu bringen. Wir konnten bereits am Samstag auf Grund guter Berliner Informationen mitteilen, daß man in den Berliner politischen Kreisen von Abschiedsbesuchen des Ministers nichts wisse, im Gegenteil könne auf das bestimmteste versichert werden, daß Herr v. Mittnacht nicht daran denke, aus dem Amte zu scheiden.
Wie uns von befreundeter, wohlunterrichteter Seite weiter mitgeteilt wird, scheint bei den obenerwähnten Zeitungsnotizen der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen sein. Tatsächlich sind während des ganzen vorigen Sommers gegen Herrn v. Mittnacht Jntriguen im Gange gewesen, und zwar, was am meisten befremden mußte, unter Beteiligung von „kollegialer" Seite. Dem scheint nun in letzter Zeit ein Ende gesetzt worden zu sein. Herr v. Mittnacht hat neuerdings den Ausdruck des vollen Vertrauens seines Monarchen empfangen, welches er niemals verloren hatte, und so wird denn das Land, welches sich vorbereitet, das Regierungsjubiläums des Königs Karl zu begehen, vor all den wenig wünschenswerten Folgen bewahrt bleiben, welche ein Wechsel in der Person des leitenden Ministers um so wahrscheinlicher gemacht hätte, als der Wechsel doch wohl eben nicht nur die Persönlichkeit allein betroffen haben würde. Herr v. Mittnacht ist in loyaler Erfüllung der Versailler Verträge, die seine Unterschrift tragen, ein treuer und zuverlässiger Mitarbeiter am Aufbau des Reiches gewesen, welchem die dankende Anerkennung unsres alten Kaisers wiederholt zu teil geworden. Seine Berufung in das Kabinett als Justizminister im April 1867 war das Symptom, daß Württemberg entschlossen war — es mag dahin gestellt bleiben, mit welchem Maße von Sympathie damals an oberster Stelle — die durch die Augustverlräge geschaffene Lage endgültig anzunehmen. Es war dies zur Zeit der Luxemburger Frage. Wer sich vergegenwärtigen will, wie in der Zeit von 1867 bis 1870, die politischen Verhältnisse in Württemberg sich aus der Preußenfeindschaft zum wärmsten Enthusiasmus für den nationalen Gedanken entwickelten, möge sich auch die Landesversammlung der deutschen Partei in Stuttgart am 18. April 1870, an die damals vom alten
Farquhar hatte anfänglich die Hochzeit aufs glänzendste feiern wollen, aber dem widersetzte sie sich ganz entschieden und da Lionel sie hierin unterstützte, gab der Banquier endlich nach und sagte, daß Alles nach ihrem Wunsche geschehen solle; es wurde daher vereinbart, daß die Feier in aller Stille stattfinden solle und nur Farquhar's Schwester, sowie Sir Ralph und Lady Lynwood als Gäste geladen werden sollten.
Natalie hatte die Einladung der beiden Letzteren selbst gewünscht, denn der Baronet war ihr ein lieber, alter Freund und für seine sanfte, schöne, junge Frau hatte sie eine tiefe Neigung gefaßt.
Die Hochzeitsgeschenke Farquhar's für seine Braut waren eben so zahlreich als kostbar, und seinem Wunsche entsprechend erhielt Natalie auch von ihrem Vater eine glänzende Ausstattung, obgleich es Mr. Egerton nicht sehr angenehm gewesen wäre, wenn man genauer darüber nachgcforscht hätte, woher er die Geldmittel dazu nahm.
Lionel selbst hielt sich von all diesen Vorbereitungen fern; er billigte die Heirat seiner Schwester durchaus nicht und war keineswegs der Mann dazu, vor einem reichen Schwager den Heuchler zu spielen. Diese Zurückhaltung war Natalie nur willkommen, denn vor ihm wurde es ihr viel schwerer, sich glücklich zu stellen, als vor den Andern, und sie war daher froh, nicht allzuviel mit ihm beisammen sein zu müssen.
„Ihre Juwelen wären einer Prinzessin würdig, Miß," bemerke Warren, Na- talie's Kammerfrau eines Nachmittags, als sie gerade wieder einen prachtvollen Brillantschmuck auspackten, den Farquhar seiner Braut gesandt hatte. „Ich bin überzeugt, daß keine der Töchter unserer Königin etwas Schöneres haben kann, als dieses Halsband hier."
„Ja, es ist sehr schön," versetzte Natalie in gleichgültigem Tone.
„Und dennoch," flüsterte Warren kaum vernehmbar für sich, „sind all diese kostbaren Geschenke nicht im Stande, dm Lauf des Verhängnisses aufzuhallen. Was geschehen muß, wird geschehen!"
„Was murmeln sie da für unheimliche Proph^eihungen, Warren?" rief Natalie in etwas scharfem Tone aus.
Freiherrn v. Wöllwarth namens der Ritterschaft abgegebene Erklärung und an die Resolution erinnern: „Das Vertragsverhältnis zu Norddeutschland ist zu erweitern zur vollen deutschen Bundesgenossenschaft." Drei Monate später brauste der große Wettersturm aus Westen heran, in jene Zeit fällt das Kaiser Alexander dem Zweiten zugeschriebene Wort: zum zweitenmale könne er Württemberg nicht retten. Nach der damaligen Rückkehr des König« aus St. Moritz nahm Württemberg fest und bestimmt Stellung, allerdings erfolgte die Mobilmachung einen Tag später als in München, jedoch war in beiden Staaten der 17. Juli als erster Mobilmachungstag bezeichnet, in Norddeutschland der 16., ebenso in Baden. Noch am 17. abends traf der damalige Minister des Auswärtigen, v. Varnbüler, in München ein, um nach einer nächtlichen Konferenz mit dem bayerischen Kollegen sofort nach Stuttgart zurückzukehren. Als im September dann Herr Delbrück nach München kam, um die ersten Rücksprachen über die deutsche Verfassung zu pflegen, ward Hr. v. Mittnacht zur Beiwohnung dorthin entsandt, ebenso zur offiziellen Aufnahme der Verhandlungen im Oktober nach Versailles. Im August 1873 erst erhielt er — bis dahin Justizminister — auch das Portefeuille des Auswärtigen und das Präsidium. Seif jener Zeit ist er ein wackerer Gehilfe des Reichskanzlers gewesen, unbeschadet der seiner Wahrung anvertrauten Interessen Württembergs.
Daß Herr v. Mittnacht in Berlin mit Auszeichnung behandelt wurde, vom Kaiser zur Tafel befohlen ward und Tischgast des Reichskanzlers war, entsprach nicht nur seinem hohen Range und seinen Verdiensten um das Reich. Es sollte damit wohl auch der Genugthuung darüber Ausdruck gegeben werden, seine Stellung neu gefestigt, sein Verbleiben in derselben gesichert zu sehen. Jene Auszeichnung hatte somit das Gegenteil von dem zu bedeuten, was in den obengenannten Zeitungen zu lesen stand. Wenn König Karl's Regierungszeit ungeachtet der in dieselbe gefallenen großen politischen Veränderungen eine sür Württemberg reich gesegnete gewesen ist, so hat Minister v. Mittnacht daran einen in hohem Grade hervorragenden Anteil. Um so freudiger wird ihn jeder gute Württembergs! zum Jubiläumsfeste des Königs an der Spitze der Regierung sehen, und es steht zu hoffen, daß die für diesmal gescheiterten undeutschen Bestrebungen, welche weder dem Interesse Württembergs noch des Reiches frommen konnten, sich nicht wieder erneuern werden."
Diesem fügt die „Württemb. Landeszeitung" bei:
Wir glauben kaum, daß Herr v. Mittnacht solcher Lobpreisungen — vollends aus diesem Munde — bedarf, und noch viel weniger, daß damit in dem gewählten Zusammenhang irgend jemand gedient ist.
Was den übrigen Teil des Artikels betrifft, so wollen wir ihn gebührend tiefer hängen.
Jeder Unbefangene erkennt sofort, daß die verschiedenen Artikel, die in den „Münchener Neuesten Nachrichten," in der „Frankfurter Zeitung" u. s. f. über diesen Gegenstand erschienen sind und nun ihren Weg in den „Hannoverschen Courier" gefunden haben, aus ein und derselben trüben Quelle stammen.
Diese Quelle ist es, von der aus intriguiert wird und welche hiezu in geschäftiger Weise Blätter der verschiedensten Richtung benützt. Nicht andere intriguieren, nicht andere beteiligen sich an Jntriguen; das ist für jedermann, der einigermaßen mit unseren Verhältnissen bekannt ist, klar. Alle die vorgenannten Blätter und namentlich auch der Hannoversche Courier sind nicht im stände, auch nur mit einem Wort den Schein einer Thatsache beizubringen, der ihren Vorwurf gegen dritte begründen könnte. Diese Blätter üben den schändlichsten Preßbetrug, indem sie die öffentliche Meinung irre zu führen suchen.
Diesem unsauberen Treiben entspricht denn auch die Ueberschrift des obigen Artikels: „Deutsches und Unoeulsches"; derartige grundlose Verdächtigungen können nur den tiefsten Abscheu erregen.
Wir füllen ausdrücklich fest, daß allmählich eine tiefe Mißstimmung, namentlich auch in nationalen Kreisen, über diese fortgesetzten Jntriguen
„Ich bitte um Entschuldigung, Miß," versetzte die Dienerin erschrocken, denn sie hatte nicht geglaubt, daß ihre Herrin sie hören würde, „ich sprach nur für mich allein. Ich habe eine Gewohntheit, halblaut zu denken."
„Das ist eine schlechte Gewohnheit," versetzte Natalie, „und sie sollten trachten, sie ablegen zu können."
Die Lippen der Dienerin preßten sich fest zusammen und ihr Gesicht nahm einen finsteren, trotzigen Ausdruck an. Sie hatte schon früher eine gewisse Widerspenstigkeit verraten, als ob sie eigentlich nicht gewöhnt wäre, den Befehlen einer Herrin zu gehorchen, und dieser Charakterzug hattte Natalie's anfängliche Vorliebe für diese Dienerin nicht wenig geschmälert. Sie war indes eine äußerst geschickte Kammerfrau und benahm sich immer ruhig und anständig, daß Natalie ihr trotziges, oft sonderbares Wesen gern übersah. Während sie den kostbaren Schmuck verschloß, fragte Natalie jetzt:
„Ich wollte Sie fragen, Warren, ob Sie auch nach meiner —" sie zögerte einen Augenblick und biß sich auf die Lippen, dann fuhr sie in festerem Tone fort: „nach meiner Verheiratung in meinem Dienste bleiben wollen?"
Warren antwortete nicht sogleich; sie hatte ihr Gesicht von ihrer jungen Herrin abgewandt. „Sie werden dann in London wohnen, Miß, nicht wahr?" fragte sie nach einer Pause.
„Ja, aber besser gesagt, ich werde eine Hälfte des Jahres in London, die andere auf einem Landsitz Dir. Farquhar's zubringen. Wenn Sie gern bei mir sind, sehe ich nicht ein, warum Sie nicht bleibm sollten."
„Sie werden vielleicht eine geschicktere Kammerstau brauchen, Miß, als ich eS bin, wenn Sie einmal Mrs. Farquhar sind," sagte sie dann, und wenn Natalie nicht so sehr in Gedanken vertieft gewesen wäre, so hätte ihr die Bitterkeit, mit welcher die Sprecherin die letzten Worte betonte, auffallen müssen.
„Warum sollte ich das?"
„Weil Sie mehr in der Gesellschaft leben werden als jetzt."
(Fortsetzung folgt.)