Auflage 2600.

81. Iahrgang.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Egnn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger« toh» 1.20 »«.im Bezirks« und io Km «erkehr I.W im übrigen Württemberg 1LS MonatSabonnemeutS nach Verhältnis.

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Aerrrrspvecher Wv. 29.

Jevrrspvechev Wr. 29.

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Mit dem Plauderstübch« und

«chwäb. Land««.

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Hlagol!», Samstag dm 14. Septemöer

ISO»

^ Amtliche«.

Bekauntmachnug,

betr. de« Geschäftsbetrieb der Friseure in Nagold.

Dem an sie gestellten Antrag entsprechend hat die K. Kreisregierung Reutlingen mit Erlaß vom 11. Sept. 1907 Nr. 7151 auf Grund des § 41d der Gew.-Ordn. ange­ordnet, daß vom 1. Oktober 1907 ab innerhalb des Gemeindebezirks Nagold ein Geschäftsbetrieb der Friseure (Barbiere) und zwar sei es der Arbeitgeber oder ihrer An­gehörigen, sei es der Arbeiter an Sonntagen nur insoweit stattfinden darf, als die Beschäftigung von Arbeitern an diesen Tagen vom K. Oberamt Nagold gestattet worden ist.

Hiernach darf ein Geschäftsbetrieb der Friseure an Sonntagen bis ans Weiteres «nr bis S Uhr nach­mittags stattfinden.

Zuwiderhandlungen find nach § 146 a der Gew.-Ordng. strafbar.

Es wird dies zur öffentlichen Kenntnis gebracht.

Nagold, den 12. Sept. 1907.

K. Oberamt. Ritter.

Gager-Meuigkeiten.

An« Gürdt nutz Lsvd.

Nagold, 14. September.

Einjährig-freiwilliger Militärdienst. Die Herbst- Prüfung über die wissenschaftliche Befähigung für den ein­jährig-freiwilligen Dienst findet für diejenigen Kandidaten, die sich bei der K. württ. Prüfungskommission für Einjährig- Freiwillige gemeldet haben, in der Zeit vom 16. bis 27. Sept. d. I. im Eberhard-Ludwigs-Gymnasium zu Stutt­gart statt.

Das Ein- und Vlnssteigen bei de« Züge«. Die

Unsitte des Hinaufdrängens auf Treppen und Plattformen der Durchgangswagen, ehe die ankommenden Reisenden aus­gestiegen sind, ließe sich vermeiden, wenn man folgende An­ordnung treffen würde: Alle Reifenden haben den Wagen durch den vorderen Ausgang (nach der Fahrtrichtung) zu verlassen, während das Einsteigen am Hinteren Ende des Wagens geschieht. Diese Einrichtung ist auf amerikanischen Bahnen getroffen und hat sich gut bewährt; es läßt sich ja wohl einwenden, daß die amerikanischen Wagen meistens keine Abteilungen in der Mitte haben, da die Aborte usw. an jedem Ende des Wagens eingebaut find. Immerhin find in unfern Wagen die Gänge und Türen so breit, daß man gut hindurchkommt, wenn nicht gerade jemand von der entgegengesetzten Richtung an einem vorbeidrängt.

Schöubrouu, 14. Sept. Gestern nachm, hatten wir ein schweres Gewitter, welches erbsengroße Schloßen brachte, ohne jedoch größeren Schaden zu machen.

Lützenhardt, 12. Sept. Se. Maj. der König haben der Pfarrgemeinde Lützenhardt zum Kirchenbau daselbst einen Staatsbeitrag von 4500 ^ verwilligt.

Die Ammertalbahn. Infolge der neuerdings von Tübingen aus inszenierten Stockung im Bau der Bahn HerrenbergTübingen wird imGäuboten" energisch Pro­test erhoben. 'Es heißt da u. a.: Die Bevölkerung des Ammertals appelliert an die Energie der Herren Ortsvor­steher, deren Gemeinden schon ein schönes Stück Geld ins Unternehmen hineinstecken mußten und bittet auch deu Herrn Oberamtsvorstand, sowie den Herrn Abgeordneten des Be­zirks Herrenberg, sie möchten im Verein an maßgebender Stelle vorstellig werden und die Regierung um Beschleu­nigung des Bahnbaus HerrenbergTübingen ersuchen. Solange dies nicht geschieht, bleibt die Sache beim alten.

Klosterreicheubach, 11. Sept. Beim Spielen auf der neuen Murgbrücke banden die Kameraden einem 4jähr. Knaben einen Strick um den Leib und hielten ihn über das Brückengeländer hinab. Der Strick riß und der Knabe stürzte auf die iw Flußbett befindlichen Felsen. Er zer­schmetterte sich die Hirnschale und starb nach 2tägigem Leiden.

Aus Anlaß der in Hechingen stattfindende« Ge- werbeansstellnng werden in der Zeit vom 22. September bis 13. Oktober 1907 die nachstehenden außerordentlichen Personenzüge täglich ausgeführt: 1) Tübingen ab 8.06 Vorm. Hechingen an 9.05 Vorm., 2) Hechingen ab 5.15

Nachm. Tübingen an 5.55 Nachm., 3) Tübingen ab 6.19

Nachm. Hechingen an 7.15 Nachm., 4) Hechingen ab 7.55

Nachm. Tübingen an 9.00 Nachm, (letzterer vom 1.13.

Oktober an 8.56 Nachm.). Diese Züge führen Wagen 2' 3., 4. Klaffe und halten auf sämtlichen Zwtschenstationen au. Die Sonderzüge Ziff. 8 und 4 laufen an Stelle der

fahrplanmäßigen Züge 1145 und 1148 (zwischen Tübingen und Mösstngen), die während dieser Zeit ausfallen.

r. Baihinge«, 13. Sept. Von einem schwere« Ge­schick wurde die Familie des Schullehrers Maier hier heimgesucht. Heute früh fand man Herrn Maier tot aus dem Treppenabsatz. Er war gestern abend noch in heiterer Laune in Gesellschaft, hat aber in den letzten Jahren schon einige leichtere Schlaganfälle gehabt; vielleicht ist er beim Treppensteigen von einem solchen ereilt worden. Die Stadt verliert an ihm einen tüchtigen Lehrer. DLr hart betroffe­nen, sehr zahlreichen Familie widmet sich allgemeine Teil­nahme zu, namentlich auch deshalb, weil die Mutter schon längere Zeit sich in einer Nervenheilanstalt befindet.

r. Nürtingen, 13. Sept. Gestern abend erhängte sich der 35jährige Briefträger Schorr von hier aus unbe­kannter Ursache. Er hinterläßt eine Frau mit vier kleinen Kindern.

r. Emerkinge« OA. Ehingen, 13. Sept. Lebhaftes militärisches Treiben herrschte gestern in unserer nächsten und weiteren Umgebung, da die Manöver der 27. Di­vision gestern ihren Anfang nahmen. Der Divisions­stab ist in Oberstadion einquartiert, während die verstärkte 53. Jnf.-Brigade mit der 27. Kavalleriebrigade bei Munder- kingen und die 54. Jnf.-Brigade bei Biberach stand. Die

53. Brigade hatte als Avantgarde blauer Truppen den Auftrag erhalten, den Donauübergang bei Munderkingen freizuhalten und auf Höhe 539 nördlich Hundersingen eine befestigte Stellung zu beziehen. Infolgedessen verschanzte sich die Brigade durch Schützengräben, Geschützdeckungen u. s. w., schickte ein Bataillon mit Artillerie gegen Oggels- beuren und die 27. Kavalleriebrigade gegen Aßmannshardt vor, wo rote Truppen im Vormarsch gesehen wurden. Die

54. Jnf.-Brigade hatte morgens den Vormarsch gegen Ober­stadion angetreten, das Detachement bei Oggelsbeuren zu­rückgeworfen und gegen 1 Uhr mit ihrer Vorhut Grunds­heim erreicht. Die dann eintretende und bis abends dauernde Gefechtspause hinderte sie am weiteren Vordringen. Die Einnahme der befestigten Stellung durch die 54. Brigade dürste sich erst während der Nacht vollziehen. Der komm. General von Fallois wohnte den Manövern teilweise an.

r. Königsbronu, 12. Sept. Ein recht profitables Geschäft glaubte ein hiesiger Bauer, der wegen seiner Schlau­heit bekannt ist, aber von algebraischen Progressionen scheints nichts weiß, gemacht zu haben, als er in einer hiesigen Wirtschaft von einem Schäfer 25 Stück Schafe kaufte, das erste Stück um 1 --Z und jedes folgende um doppelt so viel. Wegen des guten Geschäftes wurde wacker getrunken. Als es später ans Ausrechnen ging, machte der pfiffige Käufer bald ein bedenkliches Gesicht und er war froh, daß der Kauf rückgängig gemacht wurde. (Das 25. Schaf würde 165 772 16 und alle zusammen würden 331544 ^

32 ^ kosten.)

Dntsche, «eich.

Berlin, 12. Sept. Wegen des Strausberger Bahn­frevels befinden sich, wie ein Berichterstatter meldet, zur Zeit zwei Personen in Gewahrsam der Polizei und zwar der 26jährige Arbeiter Otto Gabler aus Charlottenburg und der 32 Jahre alte Schuhmacher Otto Leist» er aus Strausberg. Beide erscheinen sehr verdächtig. Gesucht wird noch ein Dritter, von dem vermutet wird, daß er den Schlüssel bestellt hat und in Gemeinschaft mit den beiden Genannten den Schnellzug zur Entgleisung brachte, um ihn zu berauben. Gabler und Leistner werden heute abend durch die Kriminalpolizei von Strausberg nach Berlin ge­bracht, um fie hier in Gewahrsam zu nehmen. (Mpst.)

Eine «ene grundlose Verhaftung in Sachen des Strausberge,r Frevels ist heute morgen in Charlotten­burg erfolgt. Es handelt sich um den Arbeiter Otto G., der der Tat verdächtig schien. Bei der Gegenüberstellung des Festgenommenen mit dem Schmied Haube und seinen Gesellen ergab sich jedoch, wie dem Lok.-Anz. gemeldet wird, daß der Verdächtige mit dem Besteller des Schraubenschlüssels nicht identisch sei.

Berlin, 13. Sept. Der Arbeiter Gabler, der unter dem Verdacht dev Strausberger Bahnfrevel begangen zu haben, verhaftet wurde, ist aus der Haft entlassen worden. Der Schuhmacher Leistner ist der Teilnahme stark^ver- dächtig.

Berlin, 13. Sept. Der 29jährige Kass'enbote Eduard Bartsch, ist mit seiner Braut, der 2- Jahre alten Köchin Hedwig Lehmann flüchtig gewordm, nach­dem er Mk. 60,000 unterschlagen hat. Bartzch, der über vorzügliche Zeugnisse verfügte, war seit Anfang.dieses Jahres als Kassenbote bei einer im Westen der Stadt ge­legenen Depositenkaffe der Commerz- und Diskontobank

angestellt, war ein fleißiger, zuverlässiger Arbeiter. Zur Heirat fehlten ihm die Mittel, und diese dachte er sich durch eine Veruntreuung zu beschaffen. Als Bartsch gestern Morgen zur Geschäftsstelle der Bank kam, sah er auf dem Vorstandstisch eine Quittung über Mk. 60,000 liegen, die am Vormittag an der Hauptkasse eingelöst werden sollte. Er verschaffte sich ein gleiches Formular, füllte es genau so aus wie das Original und setzte die Namen der beiden Filialvorsteher täuschend nachgeahmt darunter. Dann begab er sich zur gewohnten Stunde auf den Geschäfts­gang, ohne daß auch nur einer der Filialbeamten die Spur eines Verdachtes hegte. Sein Weg führte ihn zunächst nach der Hauptzahlstelle der Bank in der Charlotten­straße, und hier wurde die Quittung anstandslos eingelost. Das Auftreten Bartschs, der ein elegantes Aeußere hat, ließ keinerlei Bedenken entstehen. Mit 60 Tausendmarkscheinen in der Tasche traf Bartsch am Anhalter Bahnhof seine bereits vorbereitete Braut. Wenige Minuten später dampften beide ab gegen Süden. Erst nach zwei Stunden, als die Originalquittung präsentiert wurde, bemerkte die Bank den raffiniert ausgeübten Betrug. Ein Steckbrief wurde sofort erlassen. Noch gestern abend gelang es der Kriminalpolizei, einen Brief abzufangeu, den das Mädchen an seine Mutter richtete. In diesem bittet Hedwig Lehmann, ihr dochdie guten Sachen und die gute Wäsche" postlagernd nachzusen­den. Mus dem Stempel des Briefes geht hervor, daß das flüchtige Paar sich über Straßburg nach Mühlhausen ge­wendet hat. Infolgedessen wurde die schweizerische Krimi­nalbehörde sofort verständigt.

Berlin, 12. Sept. Zu den Heiratsplänen der Gräfin Montignoso wird demLok.-Anz." von durch­aus unterrichteter Seite geschrieben: Die Gräfin Montig­noso befindet sich zur Zeit in der Nähe von London. Es steht ganz zweifelsfrei fest, daß ihre Anwesenheit in Eng­land keinen anderen Grund hat, als ihre Vermählung mit dem Italiener Toselli zu betreibeu, wie sie auch schon die ersten Schritte hierzu getan hat. Wenn sich nunmehr das Bestreben geltend macht, diese Tatsache abzuleugnen, so ist demgegenüber festzustellen, daß es ganz wohl begreiflich ist, wenn jener kleine Kreis von Freunden und Freundinnen der ehemaligen Kronprinzessin alles versucht, um fie von diesem Schritt abzuhalten. Vielleicht wäre es aber doch das beste, daß der Fall Montignoso auf diese Weise mit einem Male aus der Welt geschafft würde.

Mannheim, 13. Septbr. Der Zentralverband der Vereine Deutscher Holzinteressenten nahm einstimmig heute folgenden Antrag des Abg. Dr. Deumer an: Der Zentralverband wünsche lebhaft angemessenen Schutz der Bauhandwerkerforderungen, hält aber den gegenwärtigen Gesetzentwurf dafür nicht als geeignet; er setzt eine Kom­mission ein mit der Aufgabe, die Verhandlungen des Reichs­tags genau zu verfolgen und letzterem eventuell Vorschläge im einzelneu aus der Praxis des Gewerbslebens heraus zu machen.

Mannheim, 13. Sept. Der zum Tode verurteilte Mörder Ronellenfitsch verharrt in apathischer Ruhe. Er liest fast beständig und verlangt besonders moderne Unterhaltungslektüre. Ferner gibt er sich fast ständig einem sehr gesunden Schlafe hin.

Straßburg, 13. Septbr. Im Manövergelände bei Merzweiler wurde der Einjährige Duboi 8 vom Infanterie- Regiment 143, der Sohn des Bürgermeisters und Fabrik­direktors Dubois von Greßweiler, erschossen. Wie das Unglück geschah, ist noch nicht festgestellt.

Zitta», 12. Sept. : Kammerherr Rittergutsbesitzer v. Charlowitz wurde heute in seinem Parke in Kleindehsa bei Löbau erschossen aufgefunden. Neben ihm lag ein totes Eichhörnchen. Die Angelegenheit ist in Dunkel gehüllt. Man glaubt an einen Unglücksfall. Charlowitz war feit längerer Zeit leidend.

Düsseldorf, 11. Sept. In einem hiesigen städtischen Obdachlosenasyl wurden schlimme Zustände aufgedeckt, indem die Insassen von dem Hausverwalter und dessen Familienangehörigen fortgesetzt mißhandelt worden find. Die amtliche Untersuchung ist im Gange.

Wetzlar, 12. Sept. Unter einer ungeheuren Mäuse­plage haben verschiedene Bezirke des Kreises Wetzlar zu klagen. Da die von den Gemeinden vorgenommenen Vcr- giftungsversuche erfolglos blieben, wurden Prämien für die eingelieferten Mäuse gezahlt. In dem Dorfe Waldgirmes wurden in etwa 14 Tagen nicht weniger als 51632 Mäuse abgeliefert. Die Aecker gewähren vielfach einen ganz trost­losen Anblick. Der angerichtete Schaden ist enorm.

I« Kaisermanöver wurde auch am Dienstag das VII. Armeekorps nach hartem Kampf vom X. Armeekorps, das auf der ganzen Linie Sieger blieb, zurückgeworsen. Der Kaiser traf mit dem Automobil von Wilhelmshöhe im