lindernd wirkt das Gebet." Die Chöre sind anmutig und wirkungsvoll; in 2 derselben werden Choräle mit viel Geschick eingewoben, durch besonders karaktenstliche Harmoniesolge ist hervorragend der Eingangrchor des 2. Teils: „Jubelnd nach erfochtenem Siege." , Die Aufführung selbst, unter Leitung von Helfer vr. Salzmann, war eine in allen Teilen gelungene, insbesondere kamen die prächtigen Chöre zu schöner Geltung. Bei der nachfolgenden geselliaen Unterhaltung erfreute der Männergesangverein die Anwesenden durch flott vorgetragene Lieder. Schw. M.
— Bet der am Dienstag, den 12. ds., von der Württ. Hypothekenbank in Stuttgart stattgefundenen Verlosung Pfandbriefe wurde die „Endzahl 3" gezogen. Es sind daher alle Pfandbriefe, auf deren Nummer die letzte Ziffer „3" ist, zur Rückzahlung auf den 1. Juni gekündigt.
Stuttgart, 12. Febr. Bei dem Äbbrechen des dem Bankier Sali Nördlinger gehörigen Hauses der Marktstroße, sind wie man der Ldztg. mitteilt, im 3. Stock unter den Dielen Münzen von 1500 im Werte von zirka 700 gefunden worden. — In einer hiesigen Turnhalle hatte sich dieser Tage ein Schüler an den Ringen geschwungen und solche beim Abspringen weit von sich gestoßen. Einer der Rmge flog dem etwa 12jährigen Söhnchen eines hiesigen Werkmeisters derart an den Kopf, daß der Knabe nicht unerhebliche Verletzungen an Kopf, den Schläfen und einem Ohr davontrug. Nach Ansicht des Arztes hätte der Unfall dem Knaben fast das Leben gekostet. Deshalb Vorsicht.
Marbach, 8. Febr. In dem benachbarten Kilchberg an der Murr wurden in der letzten Zeit eine Reihe von Funden gemacht, die für weitere Kreise interessant sein dürften. Schon vor längerer Zeit wurden dort in der über einem Steinbruch lagernden Erdschichten Knochen und eine Kinnlade mit Zähnen aufgefunden, welche auf ein Tier von gewaltigem Körperbau hinwiesen, wie ihn die jetzt in unserem Lande lebenden nicht mehr haben. Diese Funde wurden von dem Besitzer des Steinbruchs, einem Ziegler, zwar ausbewahrt, aber doch nicht weiter bekannt gemacht. Durch Zufall ist nun ein Stück von der Kinnlade nach Marbach gekommen und von hier aus an einen Stuttgarter Naturforscher zur Begutachtung geschickt worden. Derselbe hat die Kinnlade, in welcher noch 3 große Backenzähne bis zu 5 em Breite stecken, für die eines Nashorns und den ganzen Fund für fossil erklärt. In der letzten Woche hat dann ein Knabe von Krrchberg, welcher die Lateinschule in Marbach besucht, angeregt durch seinen Lehrer, auf eigene Faust mit einigen Kameraden an der Fundstätte, wo die Knochen aus dem Lehm herausstehen, nachgegraben und außer verschiedenen einzelnen Knochen eine ganze Partie von Schädeln zu Tage gefördert. Dürsten sich da Nachgrabungen von sachverständiger Hand geleitet, nicht der Mühe verlohnen?
— In Hohnhardt gewann, laut „Jagst-Ztg.", ein junger Mann von 20 Jahren, unvermöglicher Leute Sohn, in einer Lotterie den zweiten Gewinn mit 10,000 — Von der Bottwar schreibt man der „Ludw.
Ztg.": „3" der abgelaufenen Woche wurden noch die letzten Reste des Mostobstes von Händlern in den Bergorten zusammengekauft. Brechobst ist noch in Hülle und Fülle vorhanden und die Befürchtung, daß das naß aufgewachsene Obst bald faulen werke, hat sich nicht lewährt. Dagen findet man allgemein, daß sonst ausgezeichnete Obstsorten viel Säure haben. Was den Wein betrifft , so wird es wohl selten einen Jahrgang gegeben haben, in dem ein solcher Unterschied zwischen guten und geringeren Lagen bemerkbar gewesen wäre. Wenn man den Unterschied der Qualität der heurigen Weine nach dem Geldwerte bezeichnen wollte, so reichen häufig 60 für den Eimer nicht. Leute, welche mit Vorsicht eingekauft haben, lagern einen 1888er, der dem guten 1887er um nichts nachsteht." — Aus Grimmelfingen schreibt man dem „Ulm. Tagbl.": „In voriger Woche fand in unserem Dorf ein überaus trauriges Leichenbegängnis statt. Die Witwe des Schultheißen Käst wurde zu Grabe getragen. Den Schultheißen, einen thätigen
Liebe zu erringen, und wenn ich selbst Jahre hindurch darauf warten müßte, um meinen Wunsch erfüllt zu sehen. Es ist viel wert, das Recht, Dich küssen zu dürfen, zu haben, meine unvergleichliche Natalie," fügte er hinzu, sie abermals an sich ziehend und auf die Stirn küssend.
Im selben Augenblick wuroen sie durch ein Geräusch in den ZwSigen hinter ihnen erschreckt, und sie schauten sich Beide um. Es war Niemand zu sehen, aber das Gehölz war hier so dicht, daß selbst ganz in der Nähe sich mehrere Personen hätten verbergen können, ohne bemerkt zu werden. Farquhar zuckte unruhig zusammen und schaute forschend in das Gehölz.
„Hast Du ein Geräusch gehört?" fragte er.
„Ja, ich glaubte, ein halbersticktes Stöhnen und dann eine Bewegung in den Zweigen zu hören, aber es war vielleicht ein Reh oder ein anderes Wild."
Der Banquier horchte eine Weile aufmerksam, aber Alles war füll; selbst die Vögel hatten aufgehört, zu singen, denn es war bereits ganz dunkel geworden.
„Wird dieses Gehölz von Wilddieben heimgesucht?" fragte er.
„Nein, es ist wenigstens kaum anzunehmen, daß dies geschieht, denn der Platz ist dem Hause zu nahe und die Gefahr einer Entdeckung zu groß," erwiederte Natalie ruhig.
Ob Farquhar trotz seines Unglaubens durch Reb ekka's Prophezeiung nicht doch etwas aufgeregt war, muß dahin gestellt bleiben; jedenfalls war er unverkennbar unruhig, denn er zog Natalie's Arm in den seinen und wandte sich hastig dem Herrenhause zu.
Als sie um eine Biegung auf dem Wege kamen, überholte sie eine Gestalt, die in derselben Richtung vorwärts eilte.
„Wer ist das?" fragte Farquhar.
Natalie blickte schärfer hin und erkannte die einsame Spaziergängerin. „Es ist meine neue Kammerfrau, — Warren," antwortete sie, „sie ist eine etwas eigen- tümliche Person und scheint eine Vorliebe für abendliche Wanderungen zu haben."
„Vielleicht war sie dort in dem Gehölz?"
„Das ist keineswegs unwahrscheinlich."
„Aber wozu beobachtet sie uns?" fragte er argwöhnisch.
und geachteten Mann, hatten im Mai vorigen Jahres unglückliche ökonomische Verhältnisse in den Tod getrieben. Das Anwesen wurde verkauft und die Witwe mußte im Oktober mit ihren 11 Kindern das Haus verlassen, um bei einem Bruder ein Obdach zu suchen. Durch ihre Beibringungssorderung rettete sie noch einige hundert Mark für sich und ihre 11 Kinder, von denen das jüngste erst ^ Jahre alt ist. Doch hoffte sie noch von einer Lebensversicherung für ihren verstobemn Mann einige tausend Mark zu erhalten, um vielleicht wieder ein kleines Gütlein kaufen zu können. Als sie aber vor etlichen Tagen die Nachricht erhielt, daß ihre Klage auf Ausbezahlung der bestrittenen Summe zurückgewiesen sei, brach sie unter der drückendsten Last der Sorge für ihre Kinder zusammen. Die älteren Kinder sind bei Verwandten und sonst guten Leuttn unentgeltlich untergebracht worden. Für die jüngsten aber muß Kostgeld bezahlt werden, so daß ihnen nicht einmal die letzten Pfennige, die sie nach der Teilung erhalten werden, bleiben, wenn nicht auch außerhalb unserer Gemeinde freigebige Hände sich aufthun, um der größten Not zu steuern.
Ulm, 10. Febr. Als heute abend die Dienstmagd eines hiesigen Privatiers (Gelkverleihers) das Zimmer ihres Herrn öffnen wollte, fand sie dasselbe von innen verriegelt. Gleich darauf stürzte ein Mann aus dem Zimmer, versetzte der ihm den Weg versperrenden Magd einen Hieb auf den Kopf, daß sie die Treppe hinunter fiel, und nahm Reißaus. Die beherzte Magd sprang demselben jedoch auf die Straße nach und rief vorübergehenden Passanten zu, den Flüchtigen zu halten, wodurch es gelang, desselben auf dem Münsterplatz habhaft zu werden. Im Zimmer des Privatiers fand man die Kommode erbrochen, aus derselben war eine Hundert-Mark-Rolle, sowie eine goldene Uhr gestohlen, die der Dieb zweifellos unterwegs weggeworfen hat» da sich die Gegenstände nicht bei ihm vorfanden. Der Festgenommene hat vor einigen Tagen mit dem Bestohlenen „Geschäfte" gemacht und hiebei die Lokalitäten kennen gelernt. Er will als Gehilfe eines Zweiten, der mit ihm den Einbruchs-Diebstahl verabredet habe und mit den gestohlenen Gegenständen vor dem Hinzukommen der Magd das Weite gesucht habe, an dem Einbruch beteiligt sein.
Würzburg, 11. Febr. Der direkte Verkehr zwischen hier und Frankfurt ist gänzlich unterbrochen. Um 5 Uhr nachmittags ging ein Zug nach Gemünden ab, um die Verbindung herzustellen. In der Richtung nach Nürnberg wurde um 3 Uhr ein Zug abgelaffen. Der Postverkehr ist vollkommen eingestellt, da der starke Schneefall fortdauert.
Frankfurt, 12. Febr. Seit gestern Abend schneit es unaufhörlich, nachdem am Sonntag früh eine kleine Pause eingetreten war. Große Bahnschlitten mußten in Bewegung gesetzt werden, um die Straßen fahrbar zu machen. Die Pferdebahn hält mit Mühe den Verkehr auf ihren Strecken aufrecht, aber bis zu Abend hatten sich die Schneemassen in den Straßen schon zu Bergen getürmt, obschon sie beständig abgefahren und in den Main geworfen werden. Dieser selbst geht stark mit Eis. Die Züge kommen sämtlich stark verspätet an. Die Bahnstrecken ins Gebirge, nach Homburg, Cronberg, Soden sind schon seit Samstag außer Betrieb, und eine Bekanntmachung der Bahnverwaltung besagt, daß auch auf den sämtlichen bayerischen Linien der Betrieb gestört sei. Die Verbindung mit Köln über Mainz und Bingen war heute wieder hergestellt. Die Dampsbahn nach Eschersheim muße den Betrieb einstellen.
Krefeld, 8. Febr. Heute abend entlud sich über unserer Gegend bei heftigem Sturm ein Gewitter mit sta r kem Blitz en und Donnern, wobei es hagelte und schneite.
Münster, 9. Febr. Vor einigen Tagen war ein Bauer mit seiner Familie hierher zum Besuch der Nachmittagsvorstellung des Zirkus gekommen. Er begab sich nach der Kaffe und erkundigte sich nach den Preisen der Plätze, worauf ihm die Antwort wurde: Loge 3 Sperrsitz 2
„O, ich glaube durchaus nicht, daß sie uns beobachtet hat. Wenn sie es war, hat sie einfach einen kleinen Spaziergang gemacht, weil sie weiß, daß ich sie um diese Zeit nicht brauche, und ;obald sie uns sah, machte sie sich schleunigst aus dem Staube, — gerade so, wie sie es jetzt thut."
Farquhar schien von dieser Erklärung befriedigt, hatte aber keine Lust, länger im Freien zu bleiben, sondern forderte seine Braut auf, eine Partie Schach mit ihm zu spielen, welchem Wunsche sie willfahrte.
Als Natalie an diesem Abend von ihrer Kammerstau ihr prächtiges Haar auskämmen ließ, ehe sie zu Bette ging, fiel es ihr ein, dieselbe zu fragen, ob sie vorhin im Walde gewesen war.
„Nein, Miß," erwiederte Warren, ein blasses, ruhiges Frauenzimmer, mit Haaren, die stühzeitig ergraut schienen, .„ich .ging in das Gehölz und wollte eigentlich weiter gehen, da hörte ich Ihre Stimme, und weil ich glaubte, daß Sie auf dem Rückweg wären und mich brauchen könnten, eilte ich schnell heim."
Ihre Herrin sagte Nichts weiter, und als Warren mit den Ordnen der Haare fertig war, sprach sie nach einigem Zögern: „Ich möchte Sie um eine Gnade bitten Miß."
„Was ist es? Reden Sie!" antwortete Natalie, freundlich zu ihr aufblickend,
„Ich möchte fragen, ob Sie Etwas dagegen einzuwenden hätten, Miß, wenn ich Augengläser trüge? Meine Augen waren von jeher schwach und in der letzten Zeit ist das immer ärger geworden. Als ich gestern in W— war, ging ich zu einem Doktor, der mir anriet, längere Zeit hindurch blaue Augengläser zu tragen."
„Tragen Sie sie immerhin," versetzte Natalie, welche bemerkte, daß die Augen ihrer Dienerin wirklich sehr angegriffen aussahen. „Haben Sie denn auch welche?"
„O, ja. Miß; der Doktor hat mir diese hier gegeben," und die Frau zog eine blaue Brille aus einem Futteral und setzte sie auf. Sie sah, als sie das gethan hatte, so verändert aus, daß ihre Herrin unwillkürlich lächelte.
„Wie verändert Sie durch diese Brille aussehen," bemerkte sie. „Wer Sie früher nicht damit gesehen hat, würde Sie jetzt gar nicht erkennen."
(Fortsetzung folgt.)