Freudenstadt, 22. Jli. In der von Regierungsrat Wiegandt abgehaltenen Amtsversammlung wurden u. a. einige nicht unwichtige Beschlüsse gefaßt. Das Oberamts­gefängnisgebäude, in welchem auch die Landjäger- und Oberamtsdienerwohnung ist, wurde gegen die Entschädigungs­summe vnn 12 970 ^ an den Staat abgetreten. Infolge der von Jahr zu Jahr bei der Oberamtspflege sich steigernden Geschäfte und der dadurch bedingten Vermehrung des Beamtenpersonals wurde wegen Erstellung eines Dienst­gebäudes für die Oberamtspflege und die Oberamtssparkasse der Ausschuß mit Fertigstellung der erforderlichen Vorar­beiten bis zur Frühjahrsversammlung beauftragt. Der Einlagezinssuß der Oberamtssparkasse wurde vom 1. Jan. 1908 ab auf 3°/« °/ erhöht. Die Angaben des Oberamts- Laumeisters und des Oberamtsstraßenmeisters um Gehaltsauf­besserung fanden angesichts der teuren Lebensmittel und vermehrten Reiseunkosten Berücksichtigung; die Gehalte wurden um je 600 erhöht. Auch die Straßenwärter der Amts­korporation bekamen eine Zulage von je 48 wodurch sich ein Mehraufwand von 2832 ^ ergibt.

Stuttgart, 24. Juli. Im Hinblick auf die in letzter Zeit vorgekommenen zahlreichen Fälle der Verschleppung der Geflügelcholera und der Hühnerpest durch den Hausierhandel mit Geflügel wird vom Ministerium des Innern verfügt, daß der Handel mit Geflügel im Umher­ziehen vom 1. August bis 30. September d. I. verboten ist.

Stuttgart, 24. Juli. Dem Vater der unter dem Namen Steindel-Quartett bekannten musikalischen Wunder­kinder wurde wegen Mißhandlungen die Erziehung der Kinder behördlich entzogen und das Strafverfahren gegen ihn eingeleitet.

Stuttgart, 25. Juli. Wir machen auf den am Sonn­tag den 28. Juli von Stuttgart nach Urach abgehenden Sonde rzug aufmerksam: Hinfahrt Stuttgart Hbf. ab 6.20 vorm., Urach an 8.11 vm.; Rückfahrt Urach ab 8.50 nm., Stuttgart Hbf. an 10.45 nm. Der Preis für eine Fahrkarte von Stuttgart nach Urach und zurück beträgt in 2. Klasse 3.30 in 3. Klasse 2.30

r. Reutlingen, 24. Juli. Nach langen, mühevollen und kostspieligen Vorarbeiten ist die Wegkarte Reutlingen bis Urach fertig geworden. Sie enthält sämtliche vom Albverein bezeichneten Wege in roten Linien, die nach der Art ihrer Bestimmung durch besondere Zeichen unterschie­den sind.

Spaichiuge», 24. Juli. Die hiesige Frauenarbeit­schule wird ein neues Organisationsstatut erhalten. Statt der seit 30 Jahren bestehenden halbjährigen Kurse werden 3 Kurse eingerichtet. Jeder Kurs soll 3'/» Monaten dauern. Das Schulgeld beträgt pro Kurs 10

r. Heilbrou», 25. Juli. Gestern nachmittag ist man in einer hiesigen höheren Schule in große Aufregung ge­raten. Der 17jährige Sohn des Hofwerkmeisters Kettler schoß sich, als ihm mitgeteilt wurde, daß er nicht versetzt werden könne, in der Schule eine Kugel in den Kopf. Er wurde sterbend nach Hause gefahren, wo er auch bald der schweren Verwundung erlegen ist. Der Fall wird in der Stadt viel besprochen, wobei bekannt wird, daß der junge Mann schon am Tage vorher dies bezügliche Aeußerungen gemacht hat.

r. Friedrichshofen, 25. Juli. Der König und dis Königin mit Gefolge und Dienerschaft machten gestern abend '/-6 Uhr auf dem bewimpelten Salondampfer Char­lotte eine Fahrt nach Villa Seefeld bei Rorschach, um einer Einladung der Wiedschen Herrschaften Folge zu leisten. Nach dem Diner fuhren die Kgl. Majestäten hierher zurück.

r. Tettuang, 25. Juli. Die Roggenernte hat auf "den Tettnanger Höhen bereits begonnen. Der Stand der­selben berechtigt zu den besten Hoffnungen. Auch die Hopfen­gärten hatten einen sehr schönen Stand. Leider ging gestern abend ein schweres Gewitter über unsere Gegend nieder. Dasselbe richtete durch Hagelkörner in der Größe von Taubeneiern großen Schaden an. Ganze Hopfen­gärten wurden entwurzelt, Obstbäume geknickt und der wenigen Früchte beraubt. Auch von den Fruchtfeldern wurde der vielversprechende Ertrag vernichtet. Namentlich hatten unter diesem Unwetter die Orte Tanau, Baumgarten und Missenhart zu leiden. In der Stadt Tettnang schlugen die Hagelkörner mehrere Fenster ein. Wie hoch sich der Gesamtschaden beläuft, läßt sich bis jetzt noch nicht ermitteln. Friedrichshafen und Umgebung blieb vom Unwetter ver­schont.

Deutsches Reich

Berlin, 24. Juli. Wie die Landwirtschaftskammer in der Provinz Brandenburg bekanntgibt, hat der Minister der öffentlichen Arbeiten die Kgl. Eisenbahndirektion ange­wiesen, Eisenbahnarbeiter zu den Erntearbeiten zu beurlau­ben, soweit es die Sicherheit des Eisenbahnbetriebes zulasse.

Berlin, 23. Juli. Ueber reiche Funde von Kup­fererzen in der Küstengegend südlich von Lüderitzbucht wird aus Sud Westafrika berichtet. Zuverlässige Nach­richten über Fundstellen bedeutenden und abbauwerten Cha­rters haben jetzt, nach dem Lok.-Anz., interessierte Kapi- talrstenkreise die Entsendung einer Expedition von Lüderitz­bucht aus zur weiteren Erkundigung ins Auge fassen lassen. Die Hauptschwierigkeit für die Erschließung jener Kupfer­lager bietet die Wasserfrage und die anscheinende Unmög­lichkeit einer direkten Verschiffung, da die dortige Küste nur an einzelnen Stellen in Brandungsbootcn zugänglich ist.

Vom Heer. Am 31. ds. wird in Cuxhaven der dritte Ablösungstransport für die Schutztruppe in Süd- westaflika gebildet. Zu dem rund 800 Mann starken Trans­

port stellt das 13. Armeekorps 25 Mann. Die Ausreise ins Schutzgebiet findet am 11. August statt.

Internationale Taschendiebe treiben im Schnell­zug MünchenLindauSchweiz ihr Wesen. 2 Reisenden wurden Brieftaschen mit 400 bezw. 600 Inhalt ge­stohlen, und dem Amerikaner Rockfellow wurde eine Brief­tasche mit 20000 Psd. Sterling in Kreditbriefen, lautend auf den Namen Muroe und Co., Paris, entwendet. Die Kreditbriefe sind gesperrt.

Aschaffenbnrg, 24. Juli. Einen sonderbaren Scherz leistete sich am Montag ein in unserer Vorstadt Damm in Urlaub befindlicher Soldat des Mainzer Infan­terie-Regiments (117), indem er in Uniform und Pickelhaube den Bewohnern der Karlsstraße hier für den nächsten Tag Einquartierung mit voller Verpflegung ansagte. Dem Pseudo-Quartiermacher vertrauend, richteten sich die Leute, warteten aber vergebens auf die Marssöhne. Später stellte sich heraus, daß der Urlauber, der am Montag Abend wieder bei seinem Regimente eingerückt war, sich mit den Bewohnern genannter Straße einen Scherz gemacht hatte, der ihm sicher einen längerenUrlaub" in die Strafstube eintragen dürfte, und das von Rechts wegen.

Zetthai« (Sachsen), 25. Juli. Auf dem Truppen­übungsplatz wurde einem Kanonier des 77. Feldart.-Regts. beim Scharfschießen der Unterarm weggerissen.

Molde, 24. Juli. Gestern morgen machte der Ka iser einen Spaziergang an Land und nahm dann mit Gefolge das Frühstück beim Prinzen Heinrich von Preußen an Bord S. M. S. Deutschland ein. Um 4 Uhr nachmittags be­suchte der Kaiser die Höhe oberhalb Moldes. Das Wetter ist schön, an Bord ist alles wohl.

Fahrt für Geistliche und Lehrer. Das Pro­gramm dieser Fahrt, deren Prospekt durch die Agenturen der Hamburg-Amerika Linie überall unentgeltlich zu beziehen ist, hat eine wesentliche Bereicherung erfahren durch den Besuch des Kaiserlichen Gutes Cadinen, mit seiner sehens­werten Majolika- und Terracottafabrik. Außerdem wollen die Stadtmagistrate in Königsberg und Danzig an dem Gelingen der Fahrt Mitwirken, sodaß dieselbe eine Reihe von Attraktionen ausweisen wird, die zu einer regen Beteiligung Anlaß geben dürfte. Wir wiederholen, daß der Preis von süddeutschen Orten und nach denselben zurück für die ganze Reise Mark 186.- beträgt.

Ausland

Innsbruck, 23. Juli. Dr. Bröckelmann und Dr. Max Krause, welche gestern mit dem Ballon des Berliner Vereins für Luftschiffahrt von Innsbruck aus über die Zentralalpen flogen und heute zurückkehrten, erzählten fol­gendes: Der Ballon stand nach Beschreibung einer Kurve um 10 Uhr in 1350 m Höhe über die Stadt Innsbruck und flog dann gegen Jgls, wo plötzlich Wind einsetzte und uns gegen Süden trug. Der Ballon flog dann längs des Navistales weiter und stieg langsam über die Wolken empor. Nun bot sich uns ein prächtiger Blick auf ein sonnenbe- glänztes Wolkcnmeer, aus dem nur der Ortler hervorragte. Man hörte nichts als das Rauschen der Gletscherbäche. Um 1 Uhr 15 Min. erreichten wir die größte Höhe von 4800 Metern. Dann ging es wieder abwärts und nun sahen wir die Zillertaler Gletscher, in nächster Nähe den Löffler­kamm. Dann flogen wir noch über eine Schutzhütte, wahr­scheinlich die Daimerhütte, und fielen hierauf rapid in das Tauferertal nieder. Bei Luttach im Tauferertale, drei Minuten von der Landstraße entfernt, landeten wir ruhig und wohlbehalten. Es waren keine Leute zugegen, auch war es schwer, Arbeiter zur Bergung des Ballons zu er­halten. Unterwegs machten wir Höhenmessungen mit dem Barometer und machten zwei interessante photographische Aufnahmen. Wir sind die ersten, welche die Tiroler Zen­tralalpen überflogen.

Lemberg, 25. Juli. Eine Spionageaffäre macht hier großes Aufsehen. In Zagorze wurde ein russischer Offizier naniens Krylow wegen Ausspähung der Przemysler Festungswerke verhaftet und nach Lemberg gebracht. Auch zwei Komplizen des Krylow wurden verhaftet.

Kopenhagen 23. Juli. König Frederit von Däne­mark und eine Anzahl Reichstagsmitglieder haben die ge­plante Reise nach den Färöer und Island angetreten, wobei der König den großen DampferBirma", die Reichstags- Mitglieder dieAtlanta" benützen." Bei den Färöer er­folgt die Ankunft am 24. Juli und in Island am 29. Juli. Sowohl der Pomp, unter dem die Besuche stattfinden das Königsschiff wird von dem PanzerkreuzerGejser" begleitet wie auch die Teilnahme des Ministcrchefs Chri­stensen zeigen, daß es sich keineswegs um eine bloße Ver­gnügungsreise handelt. In der Tat hat auch die Reise ein stark politisches Gepräge, denn auf Island treten neuer­dings so lebhafte, auf größere Selbständigkeit gerichtete Strömungen auf, daß die maßgebenden Kreise Dänemarks es für angezeigt erachten, sich persönlich von dem Stand der Dinge in dem alten Sagenland zu unterrichten. Die Isländer sind mit dem gegenwärtigen staatsrechtlichen Ver­hältnis Islands zu Dänemark nicht im geringsten zufrieden, sondern fordern, daß Island ein freies Land, das nur in Personalunion mit Dänemark unter gemeinsamem König verbunden ist, volle Gleichberechtigung mit Dänemark hat und über alle eigenen Angelegenheiten selbständig verfügt. Kurz vor Eröffnung des Althings am 1. Juli hatte die Opposition, hinter der die meisten Blätter in Rcyljawik stehen, auf der historisch berühmten Ebene Thingvalla oder richtiger Tingvellir, wo die alten Isländer zur Zeit des Freistaats zu ihren gesetzgebenden Versammlungen zusammcn- kamen, einen aus ganz Island beschickten Parteitag ge­halten, worin die oben erwähnten Forderungen zum Beschluß erhoben und die Möglichkeit einer Trennung von Dänemark

in Aussicht gestellt wurde. Somit trägt sich also das kleine, nur 78000 Einwohner zählende Völkchen mit recht weit­gehenden Plänen, und es ist daher nicht verwunderlich, daß man in Dänemark den Verlauf der Königsreise mit beson­derem Interesse verfolgt. Sicher werden auch die Teil­nehmer der Reise einen lebhaften Eindruck von dem starken Freiheitsgefühl erhalten, das noch unter den Isländern fortglüht. Erwähnt muß indessen auch werden, daß sich die Dänen nie viel um Island gekümmert haben.

Teheran, 24. Juli. Die Konzession für die Errichtung einer deutschen Bank wurde mit geringen Abänderungen (die Hauptabänderung besteht in der Verlängerung der Konzessionszeit auf 45 Jahre) gestern vom Handelsminister und dem Direktor Gutmann unterzeichnet. Die Konzession enthält eine Klausel, welche dem Handelsminister Vollmacht erteilt, die Lage der Bankangelegenheiten einmal jährlich zu prüfen und eine Bestimmung die der Bank und ihren Dependenzen militärischen Schutz gewährleistet.

Newyork, 24. Juli. Ein amerikanischer Millionär namens Wilson versuchte gestern einen Mord auf offener Straße zu verüben. Wilson ging mit einem Mädchen spa­zieren. Plötzlich zog er einen Revolver und schoß seine Begleiterin nieder. Eine Menschenmenge sammelte sich an und versuchte Wilson zu lynchen. Wilson flüchtete und feuerte auf die ihn verfolgende Menge mehrere Schüsse ab. 2 seiner Verfolger blieben schwer verletzt auf der Straße liegen. Schließlich lief Wilson in eine Fabrik, die einem seiner Freunde gehörte, wo er überwältigt und der Polizei übergeben wurde. Der Fall erregt großes Aufsehen.

Vermischtes.

Die Macht der Gewohnheit. (Von M. Grothe.) Sie waren beide schon alt, er und sie. Alle Freuden und Leiden des Daseins hatten sie ehrlich miteinander geteilt und nun hatten sie es noch so weit gebracht, sich Pferd und Wagen halten zu können. Wenn jemand aber glaubt, es wäre darunter eine nette Chaise mit einem feurigen Rappen davor gemeint, der ist sehr auf dem Holzwege. Nein, sie hatten ihr Geschäft vergrößert und zu diesem Zweck einen Kohlenwagen mit einem amtsmüden Gaul davor angeschafft. Alle Tage konnte man die beiden alten Leute durch die Straßen der Stadt fahren sehen. Sie munterte ihren Gaul hin und wieder mit der Peitsche auf, damit er das Weiter­gehen nicht vergaß, und er, er pries seine Ware an:

-Kohlen, Kooohlen-Hin und wieder nickte

er auch mal ein und dann mußte seine Alte auch ihn noch daran erinnern, daß er noch in diesem Jammertal existierte. Ein kräftiger Rippenstoß ihrerseits und:Kohlen, Kooohlen"

-seinerseits. Daß er einnickte, kam oft vor. So

ging es einen um den anderen Tag; aber der Sonntag ist der Tag des Herrn. Beide pilgerten dann einträchtiglich zur Kirche. Ein schöner Sommersonntag war heran ge­kommen. Heiß brannte die Sonne und es herrschte eine drückende Schwüle. Die Gemeinde war zahlreich im Got­teshaus versammelt und auch unsere Beiden fehlten nicht. Der Herr Pastor hatte gepredigt, und schön hatte er gepre­digt, und es hatte solch eine andächtige Stille geherrscht, daß es unserem Alten garnicht schwer gefallen war einzu­nicken. Eben steht der Pastor wieder vor dem Altar um den Segen zu spenden. Heilige Mille herrscht, nichts regt

sich. Auf einmal-Köhlen, Kooohlen-

dröhnt es durch die Kirche.Sie" hatteihm" eben einen Rippenstoß versetzt.

Gewaltkuren. Friedrich Wilhelm UI. hatte, wie in I)r. msck. Scholz' in neuer, vierter Auflage erschienener Medizinischen Chronik zu lesen ist, einmal den Unterschenkel gebrochen. Aber o Malheur! als einige Wochen später die Herren Leibärzte, der berühmte Rust an der Spitze, das Bein aus den Schienen befreien, ist es ganz schief geheilt, so schief, daß es überhaupt unbrauchbar ist. Große Rat­losigkeit das einzige war, das Bein noch einmal zu brechen und dann womöglich richtig zu heilen. Aber welches Wag­nis, so etwas dem hohen Kranken vorzuschlagen! Und selbst wenn die Einwilligung erfolgte, würde es das zweitemal besser gehen? Da aber der einfache Schäfer in Zirlau in Schlesien schon einmal eine Art Wunderkur an der Königin Luise vollbracht hatte, wurde schließlich per Estafette der Zirlauer Schäfer herangeholt. Der Schäfer kommt nach Berlin, sieht sich den Fall an, läßt das Bein des hohen Patienten mit der Ferse hohl auf einen Stuhl legen, und ohne ein Wort zu sagen, setzt er sich nun fest und rasch mit seinem derben Hinterteil darauf knacks, das Bein ist wieder gebrochen!So, Herr Keenig, nu werde mer das Bein schon wieder g'rad kriegen." WaS dann auch geschehen ist. Der alte hochgeachtete Bremer Arzt Dr. Scholz bemerkt dazu:Zum Glück ist man jetzt doch ein Stück weiter gekommen als zur Zeit der Chirurgen erster und zweiter Klasse. Durch Schuld des Arztes wird wohl heute kaum noch ein Bein schief geheilt, und kein König ist mehr auf das hilfreiche Sitzfleisch eines kunstverständigen Schäfers angewiesen. In Schlesien sprach man lange von der oben erwähnten Glanzkur, die der Zirlauer Schäfer einmal an der Königin Luise vollbracht hatte. Die hohe Frau hatte ein sogenanntes Ueberbein am Handgelenk, und die Hof­chirurgen hatten schon lange das Schreckgespenst einer Ope­ration beraufbeschworen. Da wird bei einer Reise nach Schlesien der Zirlauer Schäfer konsultiert.Gäben Sie Ihr Patschel ok mal her!" sagt er in seinem schlesischen Dialekt, ergreift die Hand, drückt mit dem breiten Daumen auf die Geschwulst und mit einem leisen Knacken verschwindet sie auf Nimmerwiederkehr. Doch auch diese Zeiten der ehr­lichen Kurpfuscherei sind jetzt vorüber.