81 - Jahrgang.

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Mit dem Plauderstübcheu und

«chwäb. Landwirt.

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Wagold, Mittwoch den 24. Auli

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WoMifchs HleSerstcht.

Nachdem das Referendum gege« die neue Militärorgauisatiou zustande gekommen ist, hat der schweiz. Bundesrat die Volksabstimmung auf den 3. No­vember festgesetzt.

Ju der Budgetdebatte erklärte der Generalredner Schuhmeier, das deutsche Volk in Oesterreich sei am meisten von den Deutschen geschädigt worden, daher mache auf die deutschen Sozialdemokraten der Vorwurf, daß sie zu wenig national seien, keinen Eindruck. Als der Tscheche Mysli- wec die tschechischen Agrarier Spitzel nennt, kommt es zu großen Skandalszenen. MySliwec zieht die Beschimpfung zurück.

Nach eiuer Meldung aus Newyork veröffentlicht derWorld" eine halbamtliche Erklärung, worin es heißt, Präsident Roosevelt habe niemals den Befehl zur Entsen­dung der Schlachtflotte nach dem Stillen Ozean gegeben, und wisse von einem solchen Befehl nichts. Ueber die Manöver der Schlachtflotte seien bereits seit einiger Zeit Beratungen gepflogen worden, die aber mit der japanischen Frage nicht zusammenhängen. Eine Bestimmung über den Ort der Manöver sei noch nicht getroffen. In San Fran- zisko haben die Börsenkreise sich gegen jedes Einwander­ungsgesetz ausgesprochen, das die Japaner unterschiedlich behandle. Ueberhaupt mache sich eine freundlichere Stimmung gegen letztere bemerkbar. (Wie es scheint, soll die Meldung darauf vorbereiten, daß von der Entsendung der Fotte nach dem Stillen Ozean Abstand genommen wird.)

Das deutsche Militärluftschiff.

Berlin, 23. Juli. Das deutsche Militärluft- schifs hat heute mittag einen glücklichen Aufstieg von Reinickendorf aus gemacht. Es fuhr gegen mäßigen West­wind nach Spandau und machte hier in einer Höhe von etwa 800 Metern eine Reihe interessanter Uebungen, deren Abschluß eine vollkommene Umkreisung des Turms der alten Nikolaikirche bildete, worauf das Luftschiff mit dem Wind nach Reinickendorf zurückkehrte.

Die Haager Friedenskonferenz.

Amsterdam, 23. Juli. Bei einem Festmahl der Friedenskonferenz hielt die Königin eine Ansprache und brachte auf das Wohl der vertretenen Souveräne und Staatsoberhäupter einen Trinkspruch aus, den Nelidow er­widerte.

Parlamentarische Nachrichten.

WSrttembergifcher Landtag.

r. Stuttgart, 22. Juli. Die Erste Kammer setzte in ihrer heutigen Sitzung ihre Beratung über den Haupt­finanzetat fort. Die Kap. 16 bis 19 (Departement der auswärtigen Angelegenheiten) wurden ohne Debatte erledigt. Präsident v. Buhl begann darauf mit der Berichterstat­tung über den Etat, des Kultdepartements. Es wurden die Kap. 4569 gemäß den Anträgen der Kommission ge­nehmigt. Beim Kapitel der Universitäten kam Professor Dr. v. Rümelin auf dieWürttemberger-Frage" bei der Bemfung von Lehrkräften zu sprechen und kritisierte dabei die vom Minister im anderen darüber Hause abgegebenen Erklä­rungen. Minister v. Fleischhauer äußerte sich überrascht, daß Professor Dr. v. Rümelin eine harmlose Aeußerung so falsch ausgelegt habe. Er vertrete nach wie vor den Grund­satz, daß bei Berufungen die wissenschaftliche Tüchtigkeit maßgebend sein soll und bei gleicher Befähigung der Würt- temberger den Vorzug verdiene. Bei der Besprechung des Etatstitels über die tierärztliche Hochschule bedauerte Frei­herr von Ow, daß bezüglich des Neubaus keine Pläne der Regierung vorliegen. Er erblicke in der Verlegung des Instituts nach Tübingen einen wesentlichen Fortschritt auf dem Gebiete des Veterinärwesens. Der Minister erklärte, daß für Tübingen und Stuttgart vollständige Bauprogramme vorliegen. Sobald die Verhandlungen mit Stuttgart zum Abschluß gekommen sind, werde die Regierung den Ständen eine Denkschrift über die Angelegenheit überreichen. Dem Beschluß der Zweiten Kammer, betreffend Gleichstellung der Abiturienten der Gymnasien mit denen der Realgymnasien und Realschulen bezüglich der Zulassung zu den Prüfungen und der Studienzeit an der Technischen Hochschule wurde beigetreten. Die nächste Sitzung findet morgen Vormittag lOUHr mit derT.-O.: Fortsetzung der heutigen Beratung statt.

r. Stuttgart, 22. Juli. Die Zweite Kammer hat heute nachmittag die Beratung des Postetats fortgesetzt. Vizepräs. Dr. v. Kiene stellte an die Spitze der Verhand­lungen die Erinnerung daran, daß morgen die Etatsberatuna fertig werden muß. Der Abg. Graf (Ztr.) betonte, daß die Postverwaltung in der Anstellung weiblichen Personals welche Anstellung ja nicht aus Liebe (Heiterkeit), sondern um Geld zu ersparen erfolge zu weit gegangen sei, wünschte Beseitigung der Gebühr für Schließfächer und die Verwendung älterer Beamten als Personalreferenten. Mi­nisterpräsident v. Weizsäcker bezetchnete es darauf nicht als Aufgabe dieses Hauses, zu prüfen, ob die Verwaltung zuviel ausgebe. Ein Antrag der Kommission betr. Ab­schaffung der Postschließfächergebühr, sowie ein Antrag des Zentrums betr. Portofreiheit für Soldatenpostpakete werden angenommen. Im Verlauf der Einzelberatung lehnte der Minister gegenüber einem Verlangen des Abg. Graf, daß mehr Expeditorenstellen im Interesse der tüchtigen Beamten des mittleren Dienstes geschaffen werden, es ab, anznnehmen,

als ob hier etwas versäumt worden sei. Die Dienstein­

teilung für die Postbeamten wurde von Graf scharf kriti­siert und namentlich der Personalmangel getadelt, der zur Folge habe, daß viele Briefe, oft sehr wichtige, nicht recht­zeitig befördert werden. Minister v. Weizsäcker bezeich- nete es als Ehrenpflicht der Beamten, auch über die Dienstzelt hinaus zu arbeiten, wenn es nottue. Liesching M.) legte Graf nahe, auf die Diensteinteilung des Hauses Rück­sicht zu nehmen, worauf dieser erwiderte, daß in der He­bammenfrage und bei der Neckarschiffahrt ein Maßhalten seitens der Volkspartet nicht stattgefunden habe. Keil (Soz.) bezetchnete eine unmittelbare Vertretung der Beamten, wie sie durch Graf erfolge, für einen Vorteil, wenn diese Ver­tretung geschickter sei. Im weiteren Verlaufe der Debatte wurden noch eine Reihe von Petitionen beraten, darunter auch eine Denkschrift des Verbands württ. Post- und Tele­graphenbeamten. Diese Denkschrift wurde von dem Bericht­erstatter Liesching als mit dem Papier verschwenderisch um­gehend, die darin enthalteneForderung nach Einsicht derBeamten in die Personalitäten von dem Minister als naiv undunglaublich, bezeichnet. Die verschiedenen Petitionen wurden gemäß den Beschlüssen der Kommission erledigt und zwar großenteils durch Uebergabe an die Regierung zur Berücksichtigung bezw. Erwägung, also in einer für die Beamten wohlwollenden Weise. Da sich Liesching längere Zeit für die Unterbeamten verwandt hatte, sprach Graf seine Freude darüber aus, daß Lieschings Zeiteinteilung dies gestattet habe. Auch die Frage der Anrede der Unterbeamten mit Herr bildete einen Gegenstand der Beratung. Hildenbrand (Soz.) erwiderte auf die ablehnende Haltung des Minister gegenüber diesem Petitium, der Minister würde es doch auch nicht gerne sehen, wenn zu ihm gesagt würde: Weizsäcker, komm amal her und mach mer Feuer. (Schallende Heiterkeit). Hauß- mann-Balingen (Vp.) verlangte, daß die Regierung auch zur Verfeinerung der Sitte beitrage. Der Abg. Locher wollte bezüglich der Berücksichtigung von Wünschen nur dem Minister, aber sonst niemand Vertrauen schenken. Ein Be­amter, dessen schriftliche Klage er dem Präsidenten von Majer vertrauensvoll zur Prüfung übergeben habe, sei nachher schärfer behandelt worden. Präs. o. Majer er­widerte, daß er zu einer solchen Behandlung keinen Anlaß gegeben und mit der Prüfling der Frage einen Postinspektor betraut habe. Haußmann bezeichnte diese Erledigung der Frage nicht als sachgemäß, bestritt aber nicht das Vor­handensein des bona üä«8 bei dem Präsidenten. Nachdem zum Postwesen noch eine Reihe kleinerer Wünsche vorgebracht worden waren, begann das Haus noch die Beratung des Kap. 121: Bodenseedampfschiffahrt. Diese hat sim Jahre 1906 einen Reinertrag von über 40 000 ^ gehabt, was gegenüber dem Etatssatz ein Mehr von 28 000 bedeutet. Berichterstatter war Dr. v. Kiene. In der Be» sprechung wurde das Verhalten des Dampfschiffahrtsin­spektors gegenüber den Beamten scharf getadelt und namentlich eine Berücksichtigung der am Bodensee ausgewachsenen Schiffs­beamten bei der Beförderung zu Steuerleuten und Kapi-

Das Testament des Bankiers.

Kriminalroman von A. M. Barb,«r.

Lvtorifievt. Nachdruck verboten.

(S-rtfetzun,.)

Ausgespielt.

Die Nachmittagssitzung war kurz, da weitere Zeugen nicht vorhanden waren und nur Herr Sutherland die Aus­sagen noch einmal zusammenfaßte und ihre Unanfechtbarkeit nachwies. Nun blieb es vorläufig Sache des Richterkol- legiums, über die Anerkennung des Testaments und des Erben einen Entschluß zu fassen.

Der Saal leerte sich schnell. Ralph Mainwaring schritt in Begleitung Whitneys hastigen Schrittes dem Ausgange zu und bestieg seine Equipage. Ungeduldig winkte er seinem gemächlich heranschlendernden Sohne, ebenfalls einzusteigen, der aber lehnte die Aufforderung mit dem kühlen Be­merken ab:

Fahrt nur allein. Ich will mir noch etwas Beweg­ung machen. Zum Mittagessen werde ich da sein."

- Der Wagen rollte davon, und Hugh blieb einen Augen­blick in Gedanken verloren stehen. Dann drehte er sich um und ging in der Richtung zurück, aus der er gekommen war. Plötzlich sah er sich der Gegenpartei gegenüber, die gerade die Stufen des Gerichtsgebäudes herunterkam.

Augenblicklich eilte er auf Harold zu und reichte ihm mit einem so offenen, ehrlichen Blick seiner blauen Augen die Hand, daß dieser keinen Zweifel an der Aufrichtigkeit der Worte hegen konnte, die aus der Begrüßung klang:

He, alter Junge, freue mich wahrhaftig herzlich, dich

wiederzusehen. Hast uns allerdings verdammt überrascht, aber das ändert zwischen uns beiden nichts!"

Ich habe das auch nicht anders von dir erwartet, Hugh," tönte es mit gleicher Herzlichkeit zurück.Mein Vertrauen in dich hat nicht gewankt. Es drückte mich nur, daß ich dir damals nicht gleich den Sinn meiner Andeut­ung erklären konnte, als ich von Ueberraschungen sprach, die dir die Zukunft noch bringen könnte."

Na, tröste dich, mich hat das nicht angefochten," lachte der Freund heiter.Ich dachte wohl, ,was mag er nur haben?" Das war aber auch alles. Und jetzt, wo du losgeschossen hast, will ich nicht gerade behaupten, daß die Ueberraschung eine sehr erfreuliche wäre, aber ich will doch versichern, daß, wenn ich nun doch einmal hergeben muß, was ich für mein hielt, ich es lieber dir als irgend jemandem sonst auf der Welt gebe."

Schön von dir, Hugh. Du glaubst nicht, wie froh ich über unser Zusammentreffen bin. Nun wirst du mich doch auch bald besuchen? Ich habe dir viel zu erzählen."

Sicher tue ich das. Zu mir kann ich dich natürlich nicht einladen, aber auf mich sollst du nicht lange warten. Also auf Wiedersehen!"

Beide schüttelten sich die Hände. Hugh setzte seinen Weg fort und Harold fuhr mit seinen Begleitern ins Hotel.

Dort übergab der Portier Harold einen Brief mit dem Bemerken, daß der Ueberbringer beinahe eine Stunde ge­wartet hätte, um gleich Antwort mitzunehmen. Ein Blick auf die Handschrift der Adresse ließ Harold erkennen, von wem der Brief kam. Mt verdüstertem Gesicht nahm er ihn mit auf sein Zimmer und las:

IMein Sohn! Ich muß Dich unbedingt noch heute

sprechen. Komme um 5 Uhr zu mir. Um Gottes Barm- , Herzigkeit willen schlage mir diese Bitte nicht ab. Ich

! habe dir etwas mitzuteilen, wovon deine Seele nichts

ahnt. Deine unglückliche Mutter

Eleanor Houghton Mainwaring."

Harold besprach sich sogleich mit seinen Anwälten und schickte eine zusagende Antwort ab; kurze Zeit später machte er sich auf den Weg.

Frau La Grange erwartete ihn mit unbeschreiblicher Unruhe. Sie hatte die furchtbaren Aufregungen vom Morgen noch nicht überwunden, suchte sich aber für die bevorstehende Stunde zu fassen und vorzubereiten. Diese mußte für ihr ganzer weiteres Leben entscheidend werden. Es galt den letzten, verzweifelten Wurf. Gelang er, so war ihr Spiel gewonnen schlug er fehl, dann war alles aus. Die neu erwachte Mutterliebe gab ihr Hoffnung, der Rückblick auf ihr Vorleben aber stürzte sie immer von neuem in Furcht, Angst und Zweifel. Der Kampf war ungleich, die Hoff­nung indessen behielt die Oberhand.

Kurz vor 5 Uhr ließ sich Hobson melden. Sie wußte, was er wollte, augenblicklich konnte sie ihn aber nicht vor­lassen; um keinen Preis durste er von der Zusammenkunft mit ihrem Sohne erfahren.

Er soll morgen kommen," wies sie kurz ab.

Die Sache hätte Eile, kam die Antwort zurück.

Dann um 8 Uhr!" rief sie heftig, in der Angst, er könne sich zu lange aufhalten.Früher kann ich niemand sprechen."

(Fortsetzung folgt.)