«1. Jahrgang.

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Auflage 2600 .

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Mit dem Plauderstübche» und

Schwab. Landwirt.

159 WillwoH den 10. Iuü

UoMische HleLevficht.

Der Kaiser ist Samstag abend 10 Uhr in Bergen eingetroffen. Die Hohenzollern, die von dem Depeschenboot Sleipner begleitet war, wechselte Salut mit der Festung und ging auf dem Puddefjord vor Anker. Der deutsche Gesandte in Christiania, von Treutler, welcher in Bergen angekommen war, sowie der deutsche Konsul Mohr begaben sich sofort an Bord der Hohenzollern.

Die kroatische« Abgeordnete» sind aus Budapest nach Agram zurückgekehrt. Am Bahnhof in Agram wurden sie von einer großen Menschenmenge empfangen, wobei ver­schiedene Begrüßungsansprachen gehalten wurden. Auch das Mitglied des österreichischen Reichsrats, Jvanisevics, hielt im Namen des südslavischen Klubs eine Rede. Der Abge­ordnete Medakovics, Präsident des Agramer Landtags, dankte in seiner Antwort für den feierlichen Empfang und erklärte, der Kampfplatz sei jetzt von Budapest nach Agram verlegt. Fast täglich finden in Agram Straßenkund- gebnngen statt. Nach einer Anordnung der Behörde müssen die Haustore abends 8 Uhr geschlossen werden.

Die luxemburgische Kammer hat den Gesetzent­wurf über das Familtenftatut des Großherzogs vom 16. April 1907 mit 41 Stimmen gegen 7 Stimmen der Sozia­

listen und bei einer Stimmenthaltung angenommen. Das

Statut bestimmt, daß dem Großherzog dessen älteste Tochter in der Krone von Luxemburg sowie als Chef des Hauses Nassau und in dem Besitz und der Nutznießung des gesamten Hausfideikommisses nachzufolgen hat. Mit der Annahme des Statuts sind die Thronansprüche des Grafen von Meren­berg insoweit erledigt, daß dem Grafen jetzt nur noch der Weg der Klage übrig bleibt, die aber aussichtslos ist.

Die französische Kammer hat fast einstimmig das Ergänzungsgesetz zu dem unlängst in Kraft getretenen Ge­setz betr. die Weinfälschung angenommen. Die westafrika­nische Post, die am Samstag in Marseille eingetroffen ist, hat folgende Nachricht mitgebracht: Bei einem Aufstand von Eingeborenen, der unlängst zehn Tagereisen vom Fort de Possel (Kongo) entfernt ausbrach, wurden ein europäischer Offizier und neun Milizsoldaten getötet und drei Faktorei­agenten gefangen genommen. Truppen find abgesandt wor­den. Ferner enthält die westafrikanische Post die Meld­ung, daß die Eisenbahn an der Elfenbeinküste auf einer Strecke von 80 Klm. dem Verkehr eröffnet wurde. Die Bauarbeiten am Hafen von Dakar schreiten schnell fort; die erste Mole ist bereits dem Schiffsverkehr eröffnet.

Die französische Deputierteukammer hat die Einführung des achtstündigen Maximal-Arbeitstags in Bergwerken beschlossen. Der betreffende Gesetzesantrag war von den vereinigten Sozialisten gestellt. Aynard (republ. Progressist) hielt den Antrag nicht für opportun, denn da in Frankreich die Kohlenförderung in der Abnahme begriffen und zum geringen Teil von Deutschland und zum großen Teil von England abhängig sei, so würde der Antrag alle Industrien mit schweren Steuern belasten. Berichterstatter Janet (repnbl. Radikaler) verteidigte aber den Antrag, dessen Wirkungen nicht gefährlich sein würden, da Abweich­ungen angebracht werden könnten, namentlich im Interesse der Landesverteidigung. Das Gesetz wurde schließlich im ganzen mit 427 gegen 123 Stimmen angenommen. Auf eine Anfrage des Deputierten Cochin über die allgemeine Lage Frankreichs und besonders das Verhältnis zu Deutsch­land, sowie die angebliche Mission Etiennes antwortete der Minister Pichon mit der Erklärung, daß Etienne weder eine offizielle noch eine offiziöse Mission hatte. Die Be­ziehungen mit Deutschland seien durchaus freundlich und nichts würde eine derartige besondere Mission gerechtfertigt haben.

Die serbische Skupschtiua hat nach mehrtägiger Debatte eine Tagesordnung Petschitsch verworfen, durch welche die Umtriebe des Ministerpräsidenten Paschitsch, der eine serbische Regierung mit ausländischer Hilfe habe stürzen wollen, verurteilt werden.

Maclean, der Gefangene Raisulis, wird nach Mitteilungen, welche die englische Gesandtschaft in Tanger erhalten hat, fortdauernd gut behandelt. Weiter wird aus Tanger gemeldet, daß der Stamm der Hkmaß eine Ver­sammlung abgehalten habe, um sein Verhalten gegenüber dem Zwischenfall Maclean-Vaisuli zu erwägen; der Stamm sei offenbar unfreundlich gegen Raisuli gesinnt

Zum 50jährigen Jubiläum i der Freiwilligen Feuerwehr Nagold.

L. ?. Am 14. Juli d. Js. begeht die hiesige freiwillige Feuerwehr das Fest ihres 50jährigen Bestehens. Bei diesem Anlaß geziemt es sich wohl, den Leiern einen Auszug aus der Geschichte der Wehr von ihrer Gründung an bis zur Gegenwart zu geben. Vorausschicken möchte ich einen Ueber- blick über die ^Geschichte des Feuerlösch- und Feuer­wehrwesens im allgemeinen.

Der Kampf gegen Schadenfeuer und deren verheerende Wirkungen ist so alt als die Civilisation, d. h. als es un­bewegliches Eigentum gibt. Die ersten Spuren einer für den Feuerlöschdienst aufgestellten und hiefür ausgerüsteten Mannschaft, also einer Art von Feuerwehr, finden sich bei den Römern zur Zeit des Kaisers Augustus. Im Jahr 47 v. Chr. kam schon eine Löschmaschine in Verwendung, die aber wieder in Vergessenheit kam. Es entstanden dann zunächst im 16. und 17.Jahrhundert Handspritzen. Um 1518 wurde dann eine Löschmaschine erfunden, die der­jenigen der alten Römer sehr ähnlich gewesen sein muß. Ein zu Leipzig 1614 erschienenes Werk gibt einige Zeich­nungen und Beschreibungen von Löschmaschinen, die aber noch ohne Windkessel waren. Die erste Kunde von letz­teren erhält man im Jahre 1684. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts mehren sich die Spritzen mit Windkesseln; eine weitere Verbesserung der Löschmaschinen war die Anbringung

von Schläuchen an denselben. Die ersten Feuerspritzen waren ungemein schwer und groß gebaut und ohne alle Be­achtung der technischen, physikalischen und mechanischen Gesetze. Erst als Spritzenfabrikanten in Verbindung mit Mathema­tikern und Physikern das Arbeitserfordernis und die Wirk­samkeit der Maschinen in Berechnung zogen, wurden richtige Spritzen gefertigt. Die erste Dampffeuerspritze wurde 1829 in England konstruiert, in Amerika 1841, in Deutsch­land 1863 und in den Niederlanden 1887. In Dresden wurde 1894 die elektrische Feuerspritze erfunden, auch gab es die Gasspritzen.

Damit ist die Entwicklung des Feuerlöschmaschinen­wesens in gedrängter Kürze gegeben. Die Entwicklung des Feuerlösch- und Feuerwehrwesens beginnt mit der Vermehrung und Vergrößerung der Städte durch Ein­setzen von Verordnungen über Bauwesen und vonFeuer- löschordnungen. Um einigermaßen Ordnung in das Löschgeschäft zu bringen, erhielten diese Löschordnungen ver­schiedene die Löschdienstpflicht behandelnde Vorschriften, indem man die Zünfte und Gewerkschaften entsprechend ihrer Be­schäftigung zu diesem Dienste heranzog. Aber mit einem der wichtigsten Erfordernisse für Löschung von Schadenfeuern, mit der Wasserversorgung stand es früher sehr primitiv. Oft nur ein einziger tiefgegrabener Brunnen bildete die ganze Trinkwasserversorgung; Nutzwasser wurde aus den Stadtgräben geschöpft und in Fässern eingefahren. Jeder Bürger mußte im Dachraum seines Hauses einen Wasser­bottich aufstellen, ebenso einen solchen bei seiner Haustüre auf der Straße. Aber diese Vorschriften wurden vielfach

ISO?

Parlamentarische Nachrichten.

Württembergischer Landtag.

r. Stuttgart, 9. Juli. Die Zweite Kammer hat

heute die Beratung des Etats desFinanzdepartements begonnen und zunächst auf einen Antrag des Abg. Gröber (Ztr.) beschlossen, einen Antrag Keil (Soz.) betr. die Fort­führung der Steuerreform in der Richtung, daß an die Stelle der Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer eine nur aus der größeren Leistungsfähigkeit des unverschuldeten Vermögens beruhende nach oben steigende Ergänzungssteuer gesetzt wird, zurückzustellen und seine Beratung mit derjenigen eines diesbezüglichen Antrags des Zentrums zu verbinden. Der Abg. Rembold-Aalen (Ztr.) brachte einige Be­schwerden akademischer Beamten vor, u. a., daß auf das Examen zu großer Wert gelegt und die meisten höchsten Stellen des Finanzdepartements mit Angehörigen einer bestimmten Tübinger Studentengesellschaft besetzt werden. Gröber (Ztr.) wünschte Befreiung der Oberamtssparkassen von der Auskunstspflicht in Steuerfragen, damit die Leute sich nicht von den Sparkassen abwenden. Die Antworten deS Finanzministers blieben auf der Tribüne fast unverständlich. Er erklärte, daß Auskunft von den Sparkaffen nur erteilt werden soll, wenn Defraudationsverdacht vorliege. Ferner teilte er auf eine Anfrage des Abg. Graf mit, das gesamte Ministerium habe sich für die Gewährung von Unterstütz­ungen an Beamtenbaugenossenschaften ausgesprochen. Im weiteren Verlaus der Debatte wurde ein Antrag Feuer­stein (Soz.) betr. Fortführung der Gemeindestatistik (Ueber- ficht über die Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse der Gemeinden) und ein Antrag Elsas (Vp.) betr. eine Statistik über die wirtschaftliche Entwicklung der durch neue Nebenbahnen mit dem Eisenbahnnetz des Landes verbundenen Gemeinden angenommen. Die Tätigkeit des Statistischen Landesamts fand die Anerkennung des Berichterst. Dr. Hieb er sowie des Abg. Schrempf. Für die Oberamtsbeschreibungen wurde ein mehr volkstüml. Ton gefordert. 8 neue Hauptsteuer­verwalterstellen wurden abgelehnt, dagegen statt der geforderten 66 Stellen 74 Stellen von Finanzamtmännern genehmigt. Der an den Finanzminister anläßlich der Steuerreform gewährten Renumerationen im Betrage von etwa 26 000 ^ wurden als billig anerkannt, jedoch der Wunsch ausge­sprochen, daß für solche Renumerationen künftig insbesondere Titel in den Etat eingesetzt werde. Eine Eingabe der im Gratial entlassenen Steuerwächter und auf Gebühren ange- stellten Ortssteuerbeamten um Gleichstellung mit ihren be­rufsmäßigen Kollegen wurde der Regierung zur Erwägung übergeben. Der Etat des Finanzdepartements (Kap. 98 bis 107) wnrde erledigt. Morgen Forts, der Etatsberatung.

Tages-Weuigkeiten.

Aus Vtadt und Land.

Nagold, 10. Jult.

* Unbeständige Witterung haben wir in diesem Frühjahr und Sommer bisher zu verzeichnen gehabt. Ein-

nicht eingehalten. Hamburg erhielt 1750 eine unifor­mierte Feuerwehr und verbesserte die Löschanstalten in den Jahren 1822 und 1833. Bedeutende Feuersbrünste anfangs der Vierziger Jahre brachten die Einsicht, daß zur Erfüllung der Gemeindepflicht, den Bürgern und sein Eigentum gegen den tückischsten Feind desselben sicher zu stellen, etwas Durchgreifendes geschehen müsse. Die allererste Feuerwehr im Sinne unserer gegenwärtigen Anschauungen in Deutsch­land wurde dann zu Meißen 1841 gegründet. Die nächste Feuerwehr war jene in Durlach (1846). Löschmaschinen­fabrikant Metz in Heidelberg organisierte dieselbe und es ist sein Verdienst, der Vater des deutschen Feuerwehrwesens zu sein; daneben hatte der Kommandant Hengst des Dur­lacher Korps große Verdienste um die Feuerwehrsache. Infolge des großen Theaterbrandes in Karlsruhe am 18. Febr. 1847, bei welchem die Durlacher Feuerwehr Aus­gezeichnetes leistete, wurde in einer Bürgerversammlung zu Karlsruhe die Gründung eines Vereins behufs geordneter Hilfeleistung in Feuersgefahr beschlossen. Und hier kommt dann zum ersten Mal die BezeichnungFreiwillige Feuerwehr" vor. Dann folgten weitere Gründungen, so daß innerhalb zehn Jahren 29 freiwillige Feuerwehren und eine Berufsfeuerwehr, letztere in Berlin bestanden. 1845 war in Ulm der erste Feuerwehrtag. 1857 wurde der deutsche Feuerwehrverband zu Karlsruhe gegründet. Die Verbindung von Ausstellungen mit den Feuerwehrtagen bedeutete einen weiteren Fortschritt in der Förderung der Feuerwehrsache. Auch die Fachliteratur bildete eines der mächtigsten Fördernngsmittel des Feuerwehrwesens. Es