81« Jahrgang.

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In Gkskllsllilistn.

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Mevnfprechev Wv. 29.

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Auflage 2600.

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Mit dem Plauderftübchen und

Schwab. Landwirt.

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Magokd, Donnerstag dm 13. Auni

1S07

Amtliches.

Bekanntmachung betr. die Maul- und Klauenseuche.

Nachdem die Maul- und Klauenseuche in Rohrdorf er­loschen ist und dieselbe nur noch in Egenhausen herrscht, ändert sich das in der oberamtlichen Bekanntmachung vom 30. Mai 1907, Ges. Nr. 126, festgesetzte Gebiet, in welchem der Handel im Umherziehen mit Wiederkäuern «nd Schweinen verboten ist, in folgender Weise: Das Verbot besteht:

1. im ganzen Oberamtsbezirk Nagold, ausgenommen die Gemeinden Enztal, Gültlingen und Sulz.

2. in Oberhaugstett, Breitenberg, Neuweiler mit Hofstett, Martinsmoos, Aichhalden, Hornberg, Zwerenberg

OA. Calw.

3. Oberjettingen OA. Herrenberg.

4. Altheim, Grünmettstetten, Salzstetten, Lützenhardt, Hochdorf, Vollmaringen, Gündringen OA. Horb.

5. Hochdorf, Göttelfingen ohne Parz. Erlcnbach, Grömbach, Wörnersberg, Erzgrube, Edelweiler, Pfalzgrafenweiler, Durrweiler, Herzogsweiler mit Kälberbronn und Neu- Nuifra, Cresbach mit Ober- u. Unterwaldach, Hörsch­weiler und Tumlingen OA. Freudenstadt.

Im übrigen die obenerwähnte Bekanntmachung vom 30. v. Mts.

Für ortsübliche Bekanntmachung wolle Sorge ge­tragen werden.

Nagold, den 12. Juni 1907.

K. Oberamt. Mayer, Reg.-Ass.

Yocitische Hleöersicht.

Der Kaiser ordnete eine Prüfung der Frage an, ob und inwieweit sich Aenderungen in den formellen Bestimmungen über Ehrengerichte für Offiziere als not­wendig erwiesen haben. Am Sonntag empfing der Kaiser den in Berlin eingetroffenen japanischen General Aamamoto, den Organisator der japanischen Flotte, der seinerzeit in der deutschen Marine seine Ausbildung erhalten hatte. Der Admiral geht nach Kiel zur Besichtigung der dortigen Werft­anlagen. Bald darauf hatte der japanische Prinz Kuni eine Audienz beim Kaiser. Bei der Frühstückstafel saß der Monarch zwischen den beiden japanischen Gästen. Das Telegramm, das der Kaiser zur Enthüllung des Schiller- Goethe-Denkmals nach Cleveland (Ohio) sandte, hatte fol­genden Wortlaut: Den Bürgern deutschen Stammes in Cleveland sende Ich Meine besten Glückwünsche zur heutigen Weihe des Schiller-Goethe-Denkmals. Seine Errichtung und die damit bekundete Wertschätzung deutscher Ideale ge­reicht Mir zur lebhaften Freude.

Zur Beratung eines deutsch-dänischen Handels­vertrags sind dänische Delegierte iw Berlin eingetroffen. Da der Entwurf des neuen dänischen Zolltarifs, welcher

den Verhandlungen zugrund gelegt werden soll, die Ge­nehmigung des dänischen Reichstags noch nicht erhalten hat, können, wie dieNord. Allg. Ztg." bemerkt, die jetzigen Verhandlungen zu einem endgültigen Abschluß noch nicht führen.

Ei« Reichsgesetz zur Regelung des Vereins- und Versammlungsrechts soll nach Mitteilung verschiedener Blätter vom Reichsamt des Innern bereits in den Grundzügen entworfen worden sein. Die Beratung dieser Grundzüge soll demnächst in den einzelnen Reichsressorts beginnen. Bis zum Wiederzusammentritt des Reichstags im Herbst dürfte der Gesetzentwurf sodann fertiggestellt sein.

Anläßlich der vom 22. bis 24. Juni in Heidel­berg stattfindenden Tagung des Nationalvereins dürften die Ausführungen interessieren, die der bekannte Tübinger Historiker Walther Götz in einer feinsinnigen Betrachtung in den süddeutschen Monatsheften darlegt. Die neue Gründ­ung, meint Götz, entspricht einer Notwendigkeit unseres nationalen Lebens. Ein neues Vertrauen auf die Zukunft des Liberalismus und eine tiefgehende Wandlung in der Wählerschaft, die das Wörtchen liberal im Kurs steigen lasse, sei unverkennbar,in den Seelen der Menschen geht die Lebenszeit konservativ-klerikaler Herrschaft ihrer Auf­lösung entgegen.". Die Aufgabe für den Nationalverein, die weite Kreise der Nation ergreifen und ihm die besten Geister des Landes verbinden muß, steht Götz darin, für Deutsch­land eine neue Aera liberalen Lebens herbeizuführen und mit dieser liberalen Welt die deutsche Arbeiterschaft in Ver­bindung zu setzen. Macht des Staats nach außen, freiheit­liche Entwicklung im Innern, Erziehung der Staatsbürger zur Kultur und Freiheit, und soziale Reform sind die Hauptrichtungen seiner Arbeit. Aus dem alten National­verein ist etwas geworden und auch der neue darf guten Mutes sein, wenn er die Bedürfnisse des modernen Lebens zur Richtschnur seiner Taten macht.

Auf Antrag Deruburgs wurde in Gotha, gegen acht sozialdemokratische Agitatoren ein Strafverfahren wegen Beleidigung von Kolonialbeamten durch Reichstagswahlreden eingeleitet. Einer dieser acht ist der vom Erbprinzen von Hohenlohe aus dem Sattel gehobene Reichstagsabgeordnete Bock, lieber die Gründe der Klageerhebung äußerte sich Dernburg dem Vertreter eines Berliner Blattes gegenüber wie folgt:Es sind das die Anklagen, deren Erhebung ich bereits im Reichstag mitgeteilt habe. Die Anklagen richten sich gegen Redakteure, welche die Beschuldigung, daß unsere Soldaten in Deutsch-Südwestafrika unmenschliche Grausam­keiten begangen hätten - - eine Beschuldigung, die Bebel unter dem Schutz der Immunität im Reichstag vorgetragen hat als feststehende Tatsache öffentlich behauptet haben. Ich habe bis jetzt alle Anträge von Staatsanwälten auf Erhebung von Anklagen, die gegen mich persönlich gerichtet waren, abschlägig beschieden. Ich stehe in der Oeffentlichkeit, den angegriffenen Beamten aber und Soldaten kann ich den gerichtlichen Schutz gegen Verleumdung nicht versagen. Ich werde mich auch künftig an den von mir im Reichstag angekündigten Grundsatz halten, der dort von niemand be­stritten wurde, alle Verfehlungen rücksichtslos zu untersuchen

und zur Sprache zu bringen, aber auch alle Verleumdungen zur gerichtlichen Rechenschaft zu ziehen."

Persische Regierungstruppen haben am Sonnabend den Unruhestifter Prinzen Salar ed Dauleh angegriffen und unter Zufügung schwerer Verluste zurückgeworfen. Salar ed Dauleh ist geflohen. Neue Unruhen find nn Maku-Distrikt ausgebrochen, wo bereits mehrere Dörfer geplündert wurden. Auch in Kermanschah sind infolge örtlicher Wahlstreitigkeiten ernste Unruhen ausgebrochen, bei denen viele Menschen getötet wurden. Die Bevölkerung ist in zwei Parteien gespalten, von denen die eine vom Gouverneur begünstigt wird. Zweitausend Anhänger der Gegenpartei haben sich nach dem britischen Konsulat ge­flüchtet. Die Lage wird dadurch erschwert, daß Smdschabr und Kurden Raubzüge in die Umgebung unternehmen, während im Innern der Stadt Soldaten Plünderungen begehen.

Aus Marokko kommt folgende etwas überraschende Meldung: Der Pascha von Marrakesch, Ben Ghazi, der, als er Tanger verlassen hatte, um sich auf seinen Posten zu begeben, in Sassi von feindlichen Stämmen gefangen genommen worden war, dürfte in allernächster Zeit in Tanger eintreffen. Etwa hundert Soldaten, der^Rest der Eskorte von 300 Mann, welche Ben Ghazi beigegeben war find bereits in Tanger gelandet; die übrigen sind in Sassi desertiert. Ben Ghazi sollte an Stelle des wegen der Ermordung Mauchamps abgesetzten Paschas von Marrakesch treten. Daß er bisher sein Ziel nicht erreichen konnte, wußte man, daß er aber in Gefangenschaft geraten war, ist bisher nicht gemeldet worden.

DieHeilbronner Beratung der Schiffahrtsabgabe«.

Heilbronn, 11. Juni. Zur Beratung der wirtschaft­lichen Seite der Schiffahrtsabgaben auf dem Rhein, Main und Neckar und zur Prüfung der damit zusammenhängenden Tarif- und Kanalisationsfragen ist heute hier im Ratssaale eine staatliche Konferenz zusammengetreten, zu der sämtliche Uferstaaten Vertreter gesandt haben. Preußen ist durch Wirkl. Geheimen Rat Peters vertreten, Hessen hat Geheim­rat von Biegeleben, Baden Geheimrat Wiener und Ober­regierrungsrat Herrmann, Bayern Ministerialrat Dr. Graß­mann und Regierungsrat Rost, Elsaß-Lothringen Ministe­rialrat v. Traut und Württemberg Ministerialrat Pfleiderer und Finanzrat Dr. Sigel delegiert. Die Verhandlungen, die nicht öffentlich geführt werden, sind von grundlegender Bedeutung und es wird insbesondere darauf ankommen, ob Baden und Hessen ihre kundgcgebenen Widersprüche gegen gewisse Konzessionsfragen zurücknehmen werden.

Parlamentarische Nachrichten. Württembergifcher Landtag.

r. Stuttgart, 12. Juni. Die zweite Kammer hat

heute die Beratung des Gesetzentwurfs betr. den Umbau

des Stuttgarter Hauptbahnhofs begonnen. Zunächst erstattete Berichterstatter v. Kiene ein zweistündiges Referat,

Das Testament des Bankiers.

Kriminalroman von A. M. Barbour.

Autorisiert. Nachdruck verboten.

(Fortsetzung.)

Neue Entdeckungen.

An dem Morgen, der der Unterredung mit Hobson folgte, erwachte Skott zu früher Stunde. Er stand auf und sah zum Fenster hinaus. Angezogen von der Schön­heit des Bildes, das die Landschaft, von den Strahlen der aufgehenden -Sonne übergossen, bot, verharrte Skott eine Weile am Fenster, als ein leichtes Rascheln im Gebüsch am See seine Aufmerksamkeit erregte. Die Sonnenstrahlen hatten das kleine Wasser noch nicht erreicht; glatt und kristallklar wie ein Spiegel lag es da. Plötzlich schoß ein leichtes Boot vom Haine her hinaus und brach die glatte Fläche in ein Geriesel glitzernder Wellen. In dem Boote saß Merrick mit einem Manne, den Skott nicht erkennen konnte, weil er dem Hause den Rücken zukehrte; er schien ein Frem­der zu sein. Sie hielten nach kurzem Rudern, einige Schritte vom Ufer entfernt, an und warteten ab, bis die Oberfläche wieder glatt geworden war; dann spähten beide, über den Bootsrand gebeugt, aufmerksam in die Tiefe. Kurz darauf ließen sie behutsam ein Schleppnetz nieder.

Skott lächelte über die Schlauheit des Detektivs, der die frühe Morgenstunde dazu benützte, um nach dem Gegen­stand zu forschen, den der Kutscher ins Wasser geworfen hatte.

j Dann kleidete sich Skott, der das Boot unverwandt beobachtete, hurtig an, verließ das Haus und eilte durch das Gebüsch dem Sec zu. Als er den Rand des Haines erreichte, sah er, wie das Boot, langsam dahingleitend/ das Netz schleppte, und bemerkte auch den Stalljungen, der, halb verdeckt vom Gesträuch, den Vorgang mit lebhaftem Inte­resse verfolgte. Unbemerkt nahm Skott seinen Beobachtungs­posten am Fuße einer Ulme, deren Zweige beinahe den Boden berührten, ein.

Inzwischen war es Heller Tag geworden, immerhin war es aber noch so früh, daß eine Störung durch-andere nicht zu befürchten stand.

Merrick und sein Gefährte fuhren fast eine Stunde in beständig erweiterten Kreisen umher, aber resultatlos. End­lich, während Skott das ihm unbekannte Gesicht des Ruderers aufmerksam betrachtete, stieß dieser plötzlich einen leisen Ruf aus und hielt das Boot an. Das Netz wurde aufgezogen, und als es mit dem aufgefischten Gegenstände an die Oberfläche kam, konnte Skott kaum einen Laut der Ueberraschung unterdrücken. Ehe die beiden Männer aber ihren Fang geborgen hatten, glitt er wieder in die Tiefe.

So, das war ja recht geschickt!" schalt Merrick, während sein Gefährte unverständliche Verwünschungen aus­stieß. Dann wurde das Netz wieder hinabgelassen, und die Fahrt begann aufs neue.

Diesmal dauerte es nicht lange, bis sie das Netz wieder in die Höhe zogen und auch den Inhalt glücklich an Bord brachten. Es war aber nicht jener Gegenstand, den sie zu­erst heraufzuziehen versucht hatten, sondern ein Revolver.

! Merrick zog etwas aus seiner Tasche, was er mit dem Revolver verglich. Dabei sagte er zu dem ihm neugierig zusehenden Bootsgenossen:

Na, Jim, ein ganz guter Fang, ganz gut, wir wollen aber doch auch den anderen Gegenstand heraus­fischen."

Das Suchen nahm seinen Fortgang. Plötzlich zogen sie wieder an. Ein Kasten kam zum Vorschein. Er war zwar schlammbedeckt, Skott aber erkannte in ihm spfort den Gegenstand, der mit dem ersten verunglückten Zuge ans der Oberfläche des Wassers erschienen war.

Nun trat Skott, nachlässig schlendernd und ein Liedchen summend, aus dem Haine heraus, gerade so, als ob er sich in der Morgenfrische so recht erlaben wollte.

Der Fremde im Boot bemerkte ihn zuerst und machte Herrn Merrick ärgerlich aufmerksam, dieser aber tat so, als ob ihm die Begegnung ganz gleichgültig wäre. Er winkte Skott zu und geberdete sich, als ob er sich einem gern be­triebenen Sport hingebe.

Ah, guten Morgen!" rief Skott heiter.Wie ich seh, haben Sie gefischt. Guten Fang gemacht?"

O ja, bin ganz zufrieden!" lautete die Antwort, wäh­rend das Boot dem Ufer zuglitt.

Skott wartete, bis der Detektiv ans Land gesprungen war und seinen Begleiter nach Anketten des Bootes mit dem Schleppnetz fortgeschickt hatte; dann sagte er, auf den Kasten deutend, leise:

Wissen Sie, was Sie da haben?"

Nein. Kennen Sie das Ding?"