8 s. Jahrgang.
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Jernspvechev Ar. 29.
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Mit dem Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
128
Nagold, Dienstag dm 4. Juni
1807
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Amtliches.
Bekanutmachung
betr. die Belehrung über die zweckmäßige Aufbewahrung von Fleisch in Kühlränmen.
Um Fleisch frisch zu erhalten, ist neben niedriger Temperatur erforderlich, daß die Feuchtigkeit der Luft einen bestimmten Grad nicht überschreitet.
Bei einer Temperatur von 3—5°, wie sie in den Kühlräumen herrschen soll, wird die Vermehrungsfähigkeit der Mikroorganismen und deren zersetzende Einwirkung auf das Fleisch erheblich herabgesetzt, aber keineswegs völlig verhindert. Es gibt eine ganze Reihe von Bakterien, die sogar bei 0° sich zu vermehren und diejenigen Veränderungen im Eiweiß hervorzurufen vermögen, welche man als Fäulniserscheinungen bezeichnet. Das längere Zeit im Kühlraum lagernde Fleisch unterliegt also der Gefahr der bakteriellen Zersetzung und wird, auch wenn es nach dem Herausnehmen aus dem Kühlraume noch tadellos frisch erscheint, sehr viel schneller als frisches Fleisch der Fäulnis anheimfallen, da die Zahl der Bakterien sich inzwischen schon außerordentlich vermehrt hat. Es ist ja eine bekannte Tatsache, daß das im Eisschrank oder auf Eis aufgehobene Fleisch trotz niederer Temperatur in verhältnismäßig kurzer Zeit der Verderbnis anheimfällt.
Um in den Kühlräumen das Fleisch in gutem Zustande zu erhalten, muß zu der niedrigen Temperatur noch ein zweiter Umstand hinzukommen: ein gewisser Trockenheitsgrad der umgebenden Lnft. Die Luft darf nicht mit Feuchtigkeit gesättigt sein. Wenn die Luft noch imstande ist, Feuchtigkeit aufzunehmen, so wird sie die Oberfläche des Fleisches eintrocknen und für die Entwicklung der Mikroorganismen ungeeignet machen. Also erst das Zusammenwirken von niedriger Temperatur und trockener Lust ge- -
Das Testament des Bankiers.
Kriminalroman von A. M. Barbonr.
Autorisiert. — Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
Der junge Hugh Mainwaring erzählte weiter: „Onkel Harold ist ebensowenig ehrgeizig auf die alten Stammgüter wie ich, und wenn er noch Junggeselle ist, so ist doch keine Gewähr vorhanden, daß eres auch bleibt. Ganz abgesehen hiervon, glaube ich aber auch nicht, daß er der Mann ist, der viel von dem Seinen übrig lassen wird. Sehen Sie, das alles quält nun meinen Vater, und deshalb ist er so schlechter Laune."
„Das läßt sich begreifen und kann Sie doch eigentlich nicht wundern," unterbrach Skott. „Uebrigens," fuhr er fort, „der Name Ihres Onkels fiel mir ans; er ist wohl ziemlich selten unter den Mainwarings?"
„Was, ,Harold'? Ganz im Gegenteil. Das ist gewissermaßen der Stammname in der Familie. Ich würde ihn sicher auch erhalten haben, wenn mein Vater nicht die Spekulation mit Hugh im Kopf gehabt hätte. Es gab einmal eine ununterbrochene Reihe von Harolds bis zu meinem Urgroßvater. Dessen ältester Sohn führte ebenfalls den Namen, starb aber, und sein Sohn, Ralph, Hughs Vater, pflanzte den Stamm fort. Der jüngste der drei Brüder hieß Guy und war mein Großvater."
„Da wundere ich mich, daß Herr Hugh nicht den Namen Harold bekam," bemerkte Skott.
Der junge Mainwaring stieß eine Weile wie überlegend, den Rauch seiner Zigarre in Ringeln von sich, dann sagte er langsam: „Ganz recht, aber der alte Onkel Ralph hatte außer Hugh noch einen Sohn, und dieser hieß Harold."
währleistet die Haltbarkeit des Fleisches. Die Erfahrungen haben gelehrt, daß schon gute Resultate erzielt werden, wenn die Luft in den Kühlräumen eine relative Feuchtigkeit von 60-70°/° (jedenfalls nicht über 75°/°) besitzt.
Ebenso wie die Ermittelung der Temperatur, muß auch die Feststellung des Feuchtigkeitsgrades mit Hilfe eines Instruments geschehen und zwar empfiehlt sich am meisten die Benützung felbsteintragender Haarfeuchtigkeitsmesser (selbstregistrierende Haarhygrometer,) wie sie sich in der Kühlhallenpraxis schon bewährt haben. Ein selbsteintragendes Instrument ist deshalb vorzuziehen, weil es die Feuchtigkeitsverhältnisse fortlaufend ausschreibt und somit eine ununterbrochene Kontrolle ermöglicht.
Nagold, den 23. Mai 1907.
K. Oberamt. Ritter.
Aokitische Hleösrsicht.
Die mit der neuen Cisenbahntarisreform zusammenhängende teilweise erhebliche Verteuerung des Reifens hat auch an den maßgebenden Stellen zu denken gegeben. Demnächst wird im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten eine Kommission zusammentreten, um die in bezug auf den Schnellzugszuschlag und die sonstigen mit der Eisenbahntarifreform in Zusammenhang stehenden Beschwerden zu prüfen und, falls sie sich als begründet erweisen, zu ihrer Abhilfe zweckdienliche Vorschläge zu machen.
Von einem sranzöfischen Uebergriff in Marokko berichtet die „Köln. Ztg." aus Tanger: Die französischen Kriegsschiffe „Lalande" und „Jeanne d'Arc" trafen am 27. v. M. vor Tetuan ein. Am 28. landeten sie ohne jede Förmlichkeit bewaffnete Truppen, die in Zelten am Hafen untergebracht wurden. Den Einspruch des spanischen Haseninspektors im Dienst des Sultans ließen sie unbeachtet. Eine Anfrage des Gouverneurs wurde dahin beantwortet, es handle sich lediglich um Einnahme von Wasser und Proviant und um Aufstellung von Scheiben im Hafen. Abends ritt der Gouverneur selbst zur Feststellung der Sachlage nach dem eine Stunde von der Stadt gelegenen Hasen, wo die Truppen noch liegen. Der spanische Konsul in Tetuan fuhr aus Befehl aus Tanger im Boot nach Ceuta, um mit dem dortigen Gouverneur wegen des Vorfalls zu beraten. — Die gekränkten Franzmänner in der Rolle der Ordnungsstörer bilden eine nette Illustration zu den Wehklagen gekränkter Unschuld.
Die französische Deputiertenkammer nahm einen Antrag an, wonach die Ehe zwischen Schwager und Schwägerin gestattet wird, sowie einen Antrag, wonach die bisherige Frist von zehn Monaten, nach welcher eine geschiedene Frau sich wieder verheiraten darf, verkürzt wird. — Der französische Botschafter in Berlin teilte mit, daß er die
„Ah so! Nie hörte ich, daß Herr Hugh einen Bruder besaß."
„Ja, er hatte einen Bruder, dieser starb jedoch schon vor vielen Jahren. Mit ihm ist übrigens eine ziemlich dunkle Geschichte verknüpft, deren Einzelheiten ich aber nicht kenne, da mein Vater hin und wieder nur einmal eine Anspielung darauf machte. Ich weiß, daß Harold der ältere Sohn war und der Vater ihn enterbte, weil er gegen seine Wünsche geheiratet hatte. Bald darauf starb der alte Herr aus Gram darüber, und nicht lange nach dem Tode des Vaters kam Harold auf dem Meere um."
„Hinterließ er Kinder?"
„Ich habe nie etwas davon gehört; aber selbst wenn er Kinder gehabt hätte, würden auch sie enterbt worden sein, denn Onkel Ralph war ein harter Mann und erlaubte sogar nicht mehr, daß Harolds Name vor ihm genannt wurde. Auch Hugh muß gänzlich mit seinem Bruder auseinander gekommen sein, denn auch er duldete nie, daß dieser in seiner Gegenwart erwähnt werde."
Nach beiderseitigem Schweigen sagte Skott: „Ich glaube, Hugh Mainwaring fühlte sich nicht glücklich."
„Da haben Sie recht. Ich werde nie die letzten Worte vergessen, die er zu mir am Abend vor seinem Geburtstag sprach: Mein Junge,' sagte er, .mögest du, wenn du mein Alter erreicht haben wirst, auf eine glücklichere Vergangenheit zurückblicken können, als ich es zu tun vermag.' Ich bin fest überzeugt, daß dieses Weib, die La Grange, hier dahinter steckt, und sie wird wohl ganz sicher auch die Anstifterin all des jetzt geschehenen Unheils sein."
Das Gespräch drehte sich nunmehr eine lange Weile um das Geheimnis, das die letzten Ereignisse einhüllte. Alle darüber ausgetauschten Mutmaßungen brachten die beiden jungen Männer aber keinen Schritt der Lösung näher.
deutsche Regierung von dem Hauptinhalt der französisch-
japanischen Konvention in Kenntnis gesetzt habe. — Der vor dem „Montagnini-Ausschuß" vernommene Untersuchungsrichter erklärte die ihm in den Wandelgängen der Kammer zugesprochene Aeußerung, er habe den Auftrag erhalten, die Montagninipapiere in „Unordnung" zu bringen, für durchaus erfunden.
Die Unruhen in China gewinnen an Ausdehnung. Der bei Suatow ausgebrochene Aufstand breitet sich allmählich nach Norden aus und beginnt bereits auf die Städte am Amoy überzugreifen. Auch der Vizekönig von Futschou hat infolgedessen eine größere Truppe in die Unruhe-Gebiete entsandt. Die Rebellen stehen unter geschickter Führung. Amerika hat ein Kanonenboot aus Futschou nach Amoy beordert. — Ein kaiserliches Reskript genehmigt die Reorganisation der Provinzen in der Mandschurei. Ein eigenes Armeedepartement und das Amt eines richterlichen Kommissars sollen in dem Hauptquartier des Vizekönigs in Feng- tien errichtet werden. — Ein englisch-chinesisches Abkommen über die Errichtung eines chinesischen Seezollamts in Dalny ist jüngst unterzeichnet worden.
Der Konflikt zwischen dem serbischen Ministerpräsidenten Paschitsch und dem serbischen Gesandten in Berlin Dr. Wuitsch ist in eine neue Phase gerückt worden. Wuitsch hat sich eine Bestätigung von Goluchowski verschafft, daß Paschitsch tatsächlich seinerzeit hinter dem Rücken von Wuitsch mehrfach ersucht habe, eine Aussprache mit Goluchowski herbeizusühren. Wuitsch richtet nun ein neues Schreiben an Paschitsch, das folgende Schlußsätze enthält: Ihre Intrigen mit der serbisch-bulgarischen Zollunion, Ihre reichlichen, rücksichtslosen Versprechungen schufen die heutige schwierige Lage. Ihre Sucht nach Macht kennt weder Rücksichten noch Grenzen. Die Kosten hierfür muß Serbien bezahlen. Nach alledem stehe ich nicht mehr zur Disposition, sondern verlange meine Pensionierung.
Die englische» Jockonalisten in Dresden.
Dresden, 1. Juni. Die englischen Journalisten trafen kurz vor 11 Uhr mit den Vertretern des Zentralkomitees auf dem Hauptbahnhof ein. Vor der Abfahrt des Dampfers nach Pillnitz fand im K. Schloß für die Abordnung der englischen Journalisten unter Führung des Prof. Dr. Lear und des Chefredakteurs des Dresdener Anzeigers Audienz beim König statt. Der König unterhielt sich sehr liebenswürdig mit jedem der einzelnen Herren und erkundigte sich nach seiner Tätigkeit und dem Charakter des von ihm vertretenen Blattes. Zum Schluß gab er seiner Befriedigung über den Besuch der englischen Gäste Ausdruck. Nach der Audienz begab sich die Abordnung auf den Dampfer, worauf unter den Klängen der Musik des Schützenregiments sich das Schiff in Bewegung setzte. Oberbürgermeister Beutler
Als sie sich spät in der Nacht trennten, sagte Hugh Mainwaring:
„Mein erster Besuch in diesem Lande hat mir ganz sonderbare Erlebnisse gebracht, und Gott weiß, wie alles enden wird; aus eines aber werde ich immer mit Freude zurückblicken, und das ist, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Ich hoffe, daß wir von dieser Stunde ab Freunde sein und es für alle Zukunft bleiben werden, wenn uns auch der Ozean voneinander trennen sollte!"
Beide reichten sich die Hand, Skott sprach dabei ernst:
Ja, das ist auch mein Wunsch: sind Sie aber nicht etwas sehr sanguinisch? Bedenken Sie, wie wenig wir voneinander wissen und unter welchen Umständen wir uns kennen lernten. Die Zukunft künnte doch noch manches offenbaren, was mir Ihre jetzt so warm angebotene Freundschaft wieder entziehen könnte."
„Nein, wen ich einmal in mein Herz geschlossen habe, der bleibt auch drin. Ich bin Ihr Freund, und was auch kommen möge, ich werde zu Ihnen stehen, das sollen Sie sehen!"
„Nun, so sei es denn, Hugh," erwiderte Skott, gerührt den jungen Engländer umarmend. „Seien wir Brüder. Ich danke dir und hoffe, du wirst halten, was du gesagt hast."
_ (Fortsetzung folgt.)
A«S de« Megge«dorfer-Bliitter«. Unbedacht. Patient: „Ich bin ganz elend, Herr Doktor." Arzt: „Ich werde Ihnen gleich Helsen!" Patient: „Machen Sie'- nur kurz, Herr Doktor!" Dt« Xanthippe. Echusterbub: „ . . So 'ne Frau wir fe mein Prinzipal hat, da» is' die reinste .Meister-Prüfung'!" Druckfehler. Nachdem die übrigen Bortrügr beendet waren, sang noch die Tochter de» Hause» mit schmerzender Stimm« ein Lied. Egoistisch. Bauer (vor Hitze und Dunst in der Küche hustend): „Und wenn wA ersticken, da» Fenster machst nit auf, Alte ... für die Nachbarschaft braten wir unser Spanferkel nit!"