Potsdam, 15. April. Von den Instrumenten des k. geodätischen Instituts wurde heute morgen ein Erdbeben verzeichnet, dessen Entfernung etwa 10 000 km beträgt. Die erste Bewegung zeigte sich in Potsdam um 7.21 Uhr. Die stärkste Bewegung wurde um 8 Uhr beobachtet, wo die Bodenschwankungen in Potsdam 1 mm erreichten. Auch die Apparate der Hamburger Erdbebenstation haben gestern und heute ein starkes Erdbeben angezeigt. Der Ort des Bebens ist bisher noch nicht festgestellt worden.

Das Geständnis des Raubmörders von Ichmiedeberg. Wie wir bereits berichtet haben, hat der Landwirt Fritz Bergmann aus Breslau eingestanden, den Raubmord an dem Gutsbesitzer und Kirchenkassenrendanten Klein in Schmiedeberg in der Nacht zum Gründonnerstag ausgeftihrt zu haben. Der Mörder gibt an, er sei mit dem Rade von Breslau über Hirschberg nach Schmiedeberg ge­fahren, habe dort den alten Klein mit einem mitgebrachten Ofenrosthaken erschlagen und beraubt, sei dann wieder mit dem Rade nach Hirschberg gefahren und habe unterwegs in Quirl die Mordwaffe weggeworfen. Von Hirschberg bis Ruhbank habe er den ersten Frühzug und von Ruhbank aus den Schnellzug zur Heimreise nach Breslau benützt. Fritz Bergmann lebte sehr locker und flott und hat den alten Mann hingemordet, um sich weitere Mittel zu diesem Lebens­wandel zu verschaffen.

Ausland.

Ein schweres Eisenbahnunglück hat sich au feiner ungarischen Station, in unmittelbarer Nähe von Szegejdin, ereignet. Der von Orsova nach Budapest adgegangene Schnellzug entgleiste bei der Station Kis-Kun-Dorozsma infolge eines Achsenbruches des Postwagens und stieß mit drei auf dem Nebengeleise befindlichen Lastwagen zusammen. Am schlimmsten erging es den Passagieren, welche sich im Schlaf- und Speisewagen befanden. Beide Wagen wurden fast vollständig zertrümmert, ein älteres rumänisches Ehe­paar, das sich im Schlafwagen befand, wurde getötet, im Speisewagen wurde ein Kellner und ein Koch getötet und ungefähr zwanzig Personen wurden mehr oder minder ver­letzt. Der Kontrolleur der Schlafwagengesellschaft Adolf Bauer, der seit zwanzig Jahren im Dienste der Gesellschaft stand, wurde in schwerverletztem Zustand unter den Trümmern hervorgezogen und war noch bei Bewußtsein. Er sagte fortwährend:Meine arme Frau! meine armen Kinder!" Nach 1'/, Stunden war er tot. Ferner der Bukarester Olanescu mit seiner Frau. Das greise Ehepaar befand sich im Schlafwagen und war auf der Reise nach Italien. Im Besitze Olanescus fand man etwa 200000 Franks. Empörung rief das Phlegma eines Mitreisenden Lords her­vor, der von Konstantinopel nach London fuhr. Mitten in der Panik, während Leichen und Schwerverletzte vor ihm lagen, wandte er sich kaltblütig an den Stationsvorsteher mit der Bitte, er möge ihm ein Gasthaus bezeichnen, wo er zu Mittag speiseu könne.

Rom, 15. April. Amtlich wird mitgeteilt, daß jetzt auch noch zwischen König Eduard und König Viktor Emanuel von Italien am 18. April in Gaeta eine Zu­sammenkunft stattfinden, wo der König und die Königin von England eintreffen.

Paris, 14. April. Gegen die Exkaiserin Eugenie ist in Mentone ein Prozeß angestrengt worden auf Zahlung von 4 600000 Franks. Die Klage bezieht sich auf eine von Napoleon im Jahre 1868 eingegangene Verpflichtung.

Brüssel, 15. April. Als der Hausvater des Heims Groß-Rosen gemeinsam mit einem Lehrer einen Knecht, der gedroht hatte, einen mit ihm zusammendienenden Großknecht zu ermorden, zur Rede stellte, zog der Knecht ein Messer, durchschnitt dem Hausvater den Hals und schlitzte dem Lehrer den Arm auf. Der Hausvater ist lebensgefährlich, der Lehrer schwer verletzt.

Der Erfinder der Margarine gestorben. In

Rotterdam starb im 88. Lebensjahre Simon van den

Bergh, der Begründer der ersten Margarinesabriken. Van den Bergh begann seine Laufbahn als Verkäufer iu einem kleinen Geschäft in Nordbrabant. Seine erste Fabrik be­gründete er in Osch und errichtete dann weitere Etablisse­ments in Rotterdam, in Deutschland an der holländischen Grenze bei Cleve, in England und in anderen Ländern. Er wurde bald ein reicher Mann, blieb aber stets einfach und zeichnete sich durch große Wohltätigkeit aus.

Lodz, 12. April. Der gestrige blutige Zusammen­stoß dauerte von mittags bis in die Nacht, besonders in der Vorstadt Baluty, wo 4 Personen getötet, und 12 ver­wundet worden sind. In der Alexanderstraße schoß ein Un­bekannter auf eine Wachpatrouille, worauf diese eine Gewehr­salve abgab, durch die ein vorübergehender jüdischer Schuster getötet wurde.

London, 15. April. Im Hydepark fand eine Ver­sammlung von Frauenrechtlerinnen statt, die sich in ihren Worten gegen die Regierung, besonders gegen die von Bannerman aussprach.

Ueber Rechte und Pflichten des Angestellten in unseren Kolonien fällte das als Berufungsinstanz in einer Streitsache angerufene Landgericht eine interessante Entscheidung. Der Kläger R. stand als Lagerverwalter in Diensten der Nordwestkamerun-Gesellschast und leitete für diese die Faktorei in Obokum. Im Januar 1904 wurde infolge eines Aufstandes der Eingeborenen die Situation für R. gefährlich, und er fragte bei der Direktion an, ob er sich nicht in Sicherheit bringen solle. Die Antwort lautete, er müsse die Faktorei bis zum äußersten zu halten suchen. R. hielt auch aus, mußte aber schließlich unter Zurücklassung seiner ganzen Habe fliehen. Die Hottentotten plünderten die Faktorei vollständig aus. R. verlangte von der Gesell­schaft Ersatz seines Besitztums im Werte von 800 Die zweite Kammer des Kausmannsgerichts wies ihn mit seiner Forderung ab, indem sie ausführte, daß aus § 670 des Bürgerlichen Gesetzbuches nur dann ein Ersatzanspruch her­geleitet werden könne, wenn die Schäden eine direkte Folge des Auftrages seien. Das treffe aber hier nicht zu, denn der Kläger hätte seine Sachen rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Die 30. Zivilkammer des Landgerichts I hob dieses Urteil auf und verurteilte die Gesellschaft zur Zah­lung der geforderten 800 In der Begründung heißt es:In den Kolonien ist jeder Angestellte ohne weiteres Soldat und als solcher verpflichtet, unter Hintansetzung seines eigenen Lebens und Eigentums das Eigentum seines Ge­schäftsherrn zu verteidigen. Die an Kläger ergangene Or­dere, Obokum zu halten, war somit eine im Rahmen des Dienstvertrages liegende Dienstpflicht. Die vom Kläger aus­geübte Verteidigung von Obokom stellt sich als eine Ge­schäftsbesorgung im Sinne des 8 675 BGB. dar, während die Beklagte gemäß § 670 verpflichtet ist, die zum Zweck der Ausführung vorgenommenen Aufwendungen zu ersetzen. Als eine solche Aufwendung ist der Verlust der Sachen anzusehen. An die Rettung seiner Habe durfte Kläger erst zu allerletzt denken. Und selbst wenn ihm diese Rettung gelungen wäre, so hätte er die Sachen auf der Flucht doch nicht in Sicherheit bringen können.

Vermischtes.

Göttinger», 11. April. Der Hauptmann von Köpenick in der Schule. Ueber eine drollige Ver­wechslung berichtet dieGöttinger Zeitung": In einer der Schulen unseres Kreises war der Kreisschulinspektor erschie­nen, um die Schule einer eingehenden Prüfung zu unter­ziehen. Unter anderem war auch von der christlichen Demut die Rede, und es wurde die Frage gestellt:Wie heißt der Hauptmann, der sich nicht für würdig hielt, daß der Heiland unter sein Dach kommen möchte? Ein kleiner Knirps war dem Inspektor schon vorher durch sein frisches Wesen und drolliges Antworten aufgefallen. Auch diesmal streckte er die Hand hoch und sein Gesicht strahlte förmlich; jenen

Hauptmann kannte er auch. Der Inspektor wandte sich denn auch wieder an ihn:Nun, du Kleiner, kennst du den Hauptmann?" und prompt erfolgte die Antwort:Das war der Hauptmann von Köpenick." Gemeint war na­türlich der Hauptmann von Kapernaum.

Wasfertropfen als Henker. Das eigenartige Ex­periment, das kürzlich in der Pariser Sorbonne mit Wasser­tropfen ausgeführt und hier - berichtet wurde, erinnert an einen ähnlichen, ganz merkwürdigen Versuch, von dem Pro­fessor du Bois-Reymond Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in seinem Kolleg über Physiologie erzählte. In derguten alten Zeit", als man von der wohl manchmal übertriebenen Humanität unserer Tage noch nichts wußte, wurde Gelehrten öfters gestattet, an zum Tode verurteilten Verbrechern wissenschaftliche Versuche vorzu­nehmen Menschen als Versuchskaninchen! So wurde ein Unglücklicher, dem der Richter den Stab gebrochen hatte wenn ich glich nicht täusche, in München mit verbundenen Augen auf den Block geschnallt, um mit demLeben das frevelnde Streben zu zahlen". Aber statt des übliche» Fall­beiles hatte man eine Einrichtung getroffen, daß ein Tropfen eiskalten Wassers auf den siebenten Halswirbel siel, und siehe da - der Erfolg war der gleiche: Der Delinquent war sofort tot! Offenbar hatte ihn der Schreck getötet.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Stuttgart, 13. April. Schlachtviehmarkt. Zugetriede» wurden: 28 Ochsen, 71 Bullen, 140 Kalbeln und MH«, ibO Kälber, 928 Schweine. Verkauft: 23 Ochsen, 88 Bullen, 95 Kalbeln und Kühe, ISO Kälber, 579 Schweine. Erlös au« V, kx Schlachtgewicht: Bullen (Fairen) I Qualität: a) vollflrischigr von 7475 -4, II Qua­lität b) ältere und weniger fleischig« von 7073 A Stier» und Jungvieh: I. Qualität, a) auSgemästete 84 -85-4, II. Qualität:

b) fleischige 8183 A III. Qualität o) geringere 7980 ^ Kühe: II. Qualität: b) ältere gemästete «0-70 III. Qualität: o) ge- ringere 42-52 Kälber I. Qualität: a) beste Saugkälber 99103 II Qualität sd) gute 95-98 III. Qualität o) ge­ringere 8793 -4 Schweine: I. Qualität a) junge fleischige 55 bis 56 -j, II. Qualität: b) schwere fett« 5254 III. Qualität:

c) geringere (Tauen) 49-50 -4. «erlauf des Markt«»: mäßig belebt.

r. Ulm, 15. April. Dem Schweinrmarkt am SamStag waren 418 Milch- und 14 Läuferschweine zugeführt; erster« kosteten 13 bi» 18 letztere 3465 pro Stück.

Literarisches.

Moderne Kultur. Ein Handbuch der LebenSbildung und de» gute» Geschmack». In Verbindung mit Frau Marie Dirr», W. Fred, Hermann Hesse, Dr. Georg Lehnert. Karl Schesfler, Dr. Karl Storck herausgegeben (von Prof. Dr. Ed. Hepck. 1 . Band: «rundbebriff». Die Häuslichkeit. In vornehmem Leinenband ^15 (Stuttgart, Deutsche BerlagS-Anstalt.)

Da» Echlagwort für alle» geistige Streben bei un» Deutsche« hi-ß viele Jahrzehnt« lang: Bildung; heute heißt r» Kultur. Di« Kultur, nach der wir heute suchen, will die Bildung, di« bisher ge­fordert wurde, nicht addrängen, sie will sie aber erweitern; die Bil­dung, die immer etwa» Individueller und etwa» Innerliche» ist, soll auch änßere Formen schätzen und annehmen lernen. Formen, die den Einzelnen mit der Gefawthrit verbinden und die »er Ge­samtheit eine aus den Einzeln,n>»zurückwirkende Prägung ästhetischer Art geben. Und nur Pessimisten und Rückständige können heut« noch behaupten, daß die- Knlturstreben, da» seit etwa anderthalb Jahrzehnten immer stärker und bewußter zum Durchbruch gekommen rst, nicht schon von greifbaren und erfreulichen Erfolgen begleitet sei; der Ruf nachkünstlerischer Kultur", wieviel Mißbrauch auch mit ihm getrieben werden mag, hat überall, auf allen Gebieten de» geistigen und soziale« Lebrnk, Laten geweckt, und wir stehen heute mitten drin im Werden eine» reicheren neudeutschrn Leben». Ja, eS ist heute schon so viel erreicht, daß rin zusammenfassender Rück- und Urberblick auf die Grundlagen und Faktoren, auf die bisherigen Ergebnisse und di« weiteren Ziel« der Bewegung nicht nur als ge­rechtfertigt, sondern al» rin Bedürfnis erscheint. Diesem Bedürfnis kommt das in seinem ersten Band vorliegende WerkModerne Kultur" entgegen.

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K. Amtsgericht Magold.

Aufgebot.

Das Aufgebotsverfahren zum Zweck der Todeserklärung ist be­antragt und zugelassen gegen:

1) Johann Georg Fuchs, geboren am 1. März 1848 in Simmersfeld, Sohn des ff Jakob Fuchs, Secklers und der ff Anna Katharina geb. Bauer daselbst 1871 von Simmersfeld nach Amerika gereist, 1881 in Milwaukee, Wis; wohnhaft gewesen, seit 1882 verschollen.

Antragsteller: Die Schwester Katharine Magdalenc geb. Fuchs, Ehefrau des Adam Waidelich, Taglöhners in Simmersfeld.

2) Die am 15. Oktober 1801 in Besenfeld geborene Anna Maria geb. Weber, Witwe des Jakob Friedrich Kappler, Taglöhners in Beuren, zuvor verehelicht gewesen mit ff Johann Michael Ehnis Weber in Besenfeld, und ihre Kinder

aus . Ehe: a.) Anna, Maria Ehnis, geb. am 18. Juni (oder Januar) 1826 in Besenfeld,

b) David Ehnis, ceb. am 7. September 1827 in Besenfeld, aus Ehe: e) Christine Kappler, geb. am 24. April 1835 in Besenfeld,

ü) Andreas Kappler, geb. am 14. April 1839 in Besenfeld, e) Johann, Georg Kappler, geb. am 7. Okt. 1840 in Simmersfeld, k) Eva Kappler, geb. am 20. Okt. (oder Dezember) 1841, daselbst, ... 6) Jakob Friedrich Kappler, geb. am 19. September 1845 daselbst,

sämtlich 1847 von Beuren aus nach Amerika gereist, seit 1862 verschollen. , ^ Antragsteller: Der Abwesenheitspfleger Martin Bolz Gemeinderat in Besenfeld.

.-?)> ^chjrnn Friedrich Roller, geb. am 3. Januar 1871 in klg'Dtadt unehel. Sohn der ff Marie Justine Roller daselbst, 1886 von da aus nach Amerika gereist, seit 1896 verschollen.

Antragsteller: Der Abwesenheitspfleger Heinrich Bäßler Privatier in Altensteig-Stadt.

An die Verschollenen ergeht die Aufforderung, sich spätestens in dem aus

Dienstag, den 26. November 1967

vormittags 10 Uhr,

vor dem hiesigen Amtsgericht anberaumten Anfgebotstcrmin zu melden, widrigenfalls ihre Todeserklärung erfolgen würde.

Alle, welche über Leben oder Tod der Verschollenen Auskunft zu erteilen vermögen, werden aufgefordert, spätestens im Aufgebolstermin dem Gericht Anzeige zu machen.

Den 13. April 1907.

Amtsrichter Schund

Veröffentlicht durch Gerichtsschreiber Körupf.

Forstamt Liebenzell.

Wegl'tM-Akkord.

Die Herstellung eines 300 IN langen Holzabfuhrwegs im Staats­wald Steinberg wird am .

Samstag, de« 26. April

vorm, v Uhr

auf der Forstamtskanzlei vcrakkordiert.

Der Voranschlag beträgt für Planierungsarbeiien 980

Dohlen u. Pflasicrarbeitci! 70 .< lleberschlag, Pläne und Bedingungen liegen beim Forstamt zur Einsicht ans.

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