8s. Jahrga ng.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
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AerrrfprecHer Wr. 29.
Mevrr sprechen Wv. 29.
Auflage 2bOO.
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Mit dem Plauderstübchen und
Schrväb. Landwirt.
^ 88 Aagokd, Dienstag den 16. April
1907
Amtliches.
Bekanntmachung
betr. die Bildung einer freien Knferinnung.
Mit Erlaß vom 12. d. Mts. Nr. 2789 hat die K. Kreisregierung die Statuten der „Freien Küferinnung Nagold" genehmigt.
Die konstituierende Versammlung, in welcher die. Wahl des Vorstandes und soweit möglich der übrigen Jnnungsämter vorgenommen wird, findet am Samstag den 2«. d. Mts. nachmittags V-5 Uhr im „Anker" in Nagold statt.
Sämtliche Küfer des Bezirks werden hiezu eingeladen.
Nagold, den 15. April 1907.
K. Oberamt.
__J.V.: Mayer, Reg.-Afs.
Bekanntmachung,
betr. die Maul, und Klaueutenche.
In den Viehbeständen
1. des Schreiners Ernst Bräuning in Rohrdorf
2. des Bauers Friedrich Kübler in „
ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.
Die Gehöfte der Genannten sind bis auf weiteres gesperrt.
Da Gefahr besteht, daß die Seuche sich weiter verbreitet, werden die sämtlichen Wiederkäuer und Schweine der Gemeinden Rohrdorf, Ebhaufen und Nagold, für die letztgenannten Gemeinden zunächst auf die Dauer von 14 Tagen unter polizeiliche Beobachtung gestellt. Diese Maßregel hat nachstehende Folgen:
1. Aus dem durch diese 3 Gemeinden gebildeten Beobachtungsgebiet dürfen Wiederkäuer und Schweine nur mit Genehmigung des Oberamts ausgesührt werden;
2. Das Durchtreiben von Wiederkäuern und Schweinen ist verboten;
3. die gemeinsame Benützung von Brunnen und Tränken ist untersagt.
An allen Eingängen zum Beobachtungsgebiet sind Verbotstafeln mit dem Inhalt von Ziffer 2 sowie Tafel« mit der Aufschrift „Maul- und Klauenseuche" anzubringen.
Die Herren Ortsvorsteher wollen Vorstehendes alsbald ortsüblich bekannt machen und darauf Hinweisen, daß die Unterlassung der Anzeige des Seuchenansbruchs den Verlust der Entschädigung gefallener Tiere und Bestrafung, ev. mit Gefängnis, nach sich zieht.
Nagold, 15. April 1907.
K. Oberamt.
I. V.: Mayer, Reg.-Ass.
politische WeSerficht.
Der Kaiser hatte am Donnerstag vormittag eine Besprechung mit dem Reichskanzler, der kurz nach Mitter
nacht aus Rapollo zurückgekehrt war, sowie mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts v. Tschirschky. — Auf ein Begrüßungstelegramm des Großherzogs von Mecklenburg- Schwerin aus Anlaß der militärischen Jubelfeier antwortete der Kaiser: „Ich danke Dir für das mir übersandte Telegramm und die Worte, die Du zu Deinem Regiment aus Anlaß des heutigen Tags gesprochen. Ich weiß mich eins mit Dir in der Zuversicht, daß ich stets auf die mecklenburgischen Grenadiere zählen kann, und daß sie die ererbten Traditionen hoch und heilig halten werden. An der festlichen Freude, die Dich heute nach 25jähriger Zugehörigkeit mit Deinem Regiment verbindet, nehme ich herzlichen Anteil. Wilhelm."
I» der Budgetkommifsion des Reichstags erschien am Freitag ein besonderer Gast, ein — Soldat. Er trug die neue Felduniform, die der Kommission vorgeführt wurde. Die notwendigen Erklärungen über die vorgenommenen Aenderungen gab der Kriegsminister selbst.
Weitere Mittel zur Entschädigung der deutschsüdwestafrikanischen Farmer, besonders der im Namaland, werden in einem Ergänzungsetat gefordert, der dem Reichstag neuerdings zuging. Für die übrigen Farmer wurden bekanntlich schon früher Entschädigungen bewilligt.
Die Umwandlung der Stelle des Direktors der Reichskanzlei in die Stellung eines Unterstaatssekretärs ist gestern von der Budgetkommission des Reichstags mit einer Blockmehrheit gegen Zentrum, Sozialdemokratie und Polen genehmigt worden. - Das Gehalt wurde von 15 000 auf 20 000 erhöht.
Der schweizerische Ständerat und der Nationalrat genehmigten die neue Militärorganisation. Sie bezweckt eine eingehende 'Reform des Wehrwesens durch gründlichere Ausbildung der Cadres und der Truppen, Konzentration der Dienstzeit auf die jüngeren Jahrgänge, Verlängerung der Jnfanterie-Rekrutenschule von 45 auf 65 Tage, ^Vermehrung der Rechte und Pflichten der Truppenführer. Das Gesetz sieht außerdem eine staatliche Fürsorge für bedürftige Familien von zum Dienst einberufenen Wehrmännern vor.
In Belgien ist eine Kabinettskrisis im Gang.
! Die Kammer nahm in der Frage der Arbeitszeit in den Gruben einen Antrag an, der von der Regierung verworfen worden war. Die Regierung sah diesen Beschluß als ein Mißtrauensvotum an und hielt, nachdem die Sitzung unter lebhafter Bewegung geschlossen worden war, mit dem Kammerpräsidenten eine Besprechung ab, als deren Ergebnis die Demission des Kabinetts bezeichnet wird.
Dem König von Rumänien ging ein Telegramm des Kaisers von Oesterreich zu, in dem freundschaftliches Mitempfinden an den schmerzlichen Ereignissen der letzten Zeit und Glückwünsche ausgesprochen sind zn den energischen und weisen Maßregeln zur Wiederherstellung der Ruhe und zu dem ausgezeichneten Verhalten der Truppen. König Karol dankte für dieses Zeichen der Freundschaft, das ihm ein großer Trost sei. Der König hoffe, daß binnen kurzem die materiellen und moralischen Wunden geheilt sein werden.
Der japanische Gesandte in Peking hat dem
dotigen Auswärtigen Amt offiziell mitgeteilt, daß die japanischen Truppen in der Mandschurei mit Ausnahme der Eisenbahnwachen zurückgezogen sind.
In China gewinnen die reaktionären Strömungen allmählich wieder das Ueberg«vicht. Als eine besonders auffällige Folge dieser Erscheinung wird die dieser Tage erfolgte Ernennung Tangschau-Jis zum Gouverneur der Provinz Mukden bezeichnet. Tangschau-Ji hat bisher bei der Behandlung der Zoll- und Eifenbahnfragen eine erhebliche Rolle gespielt. Sein Weggang von Peking bedeutet einen ernstlichen Verlust für die Reformbestrebungen und wird sowohl von Chinesen als Ausländern bedauert.
Parlamestarische Nachrichten.
Deutscher Reichstast.
Berlin, 13. April.
Etat. Schmidt-Berlin (Soz.). Wenn der nationale Block wirklich jetzt eine fruchtbare Sozialpolitik treiben würde, wäre er der erste, der erklärte, damit sind die Verluste der Sozialdemokratie bei den Wahlen reichlich ausgewogen. Aber er glaube nicht an eine so fruchtbare Sozialpolitik, solange es in Preußen so bleibe, wie bisher. Nicht ans die Fülle der sozialpolitischen Maßnahmen komme es an, die Graf Posadowsky aufgeführt habe, sondern auf den Inhalt. Weshalb habe man bis jetzt noch nicht die Heimarbeiter der Invalidenversicherung unterstellt? Dazu bedürfe es keines Gesetzes; warum führe Preußen nicht die Krankenversicherung in der Landwirtschaft ein? Und gegenüber der Machtprobe der Rheder bei der Hamburger Hafenarbeiter-Aussperrung hätte die Regierung, wenn sie wirklich sozialpolitisch denken würde, binnen 24 Stunden von dem 8 120 der Gewerbeordnung Gebrauch gemacht und die 36stündige Arbeitszeit verboten. Da 'mache man aber die Tore weit auf für den Abhub der Menschheit, den man zusammengefegt habe in den elendesten Winkeln in England, um den deutschen Arbeitern in deutschen Häfen Konkurrenz zu machen. Die Aussperrung der Holz-Industriellen sei von den Großunternehmern ausgegangen. Die hätten die Magazine voll gehabt, lieber den Terrorismus der Arbeitgeber-Organisation spreche Herr Pauli nicht. Redner spricht weiter über die Konsumvereine und über die Landarbeiterfrage. Diese ! letztere wollten die Konservativen ja durch die Einführung j von chinesischen Kulis lösen. (Widerspruch rechts.) Längere l Ausführungen macht Redners sodann über die Unfallrenten- ! Frage. Im Gegensatz zu dem Staatssekretär habe er den Eindruck, als gingen die Berufsgenossenschaften bei Gewährung der Unfallrente eher zu peinlich gewissenhaft zu Werke und gerade bei der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft streite man sich noch bei der Entscheidung über das Maß der Erwerbsfähigkeit mit Dingen, die bei den gewerblichen Berufsgeuossenschasten längst keine Rolle mehr spielen, über die man dort längst hinweg sei. So sehr er die Wohltaten der sozialpolitischen Gesetzgebung anerkenne, aber sie habe Mängel und Lücken.
Das Testament des Bankiers.
Kriminalroman von A. M. Barbonr.
Autorisiert. — Nachdruck verboten.
(Kortse,«ag.)
Der Bureauvorsteher verbeugte sich steif und zog sich nach einigen weiteren Verhaltungsbesehlen wieder zurück. Hiernach sich seinem Sachwalter zuwendend, fuhr der Hausherr gleichzeitig aus einen anderen elektrischen Knopf drückend fort: „Whitney, Sie kommen natürlich mit nach Schöneiche, mein Sekretär wird mich auch begleiten. Wir wollen das Testament morgen abfassen, und dann erweisen Sie mir die Ehre, am folgenden Tage an der Feier meines Geburtstages teilzunehmen."
„Stehe ganz zu Diensten, Herr Mainwaring," antwortete der Sachwalter; „aber wäre es nicht besser," setzte er im Flüstertöne hinzu, um nicht von dem eben eintretenden Geheimsekretär gehört zu werden, „wäre es nicht besser, das Testament hier in Ihrem Geschäftszimmer auszufertigen? Meine Anwesenheit in Ihrem Hause, gerade jetzt, könnte an gewisser Stelle Aufmerksamkeit erregen und Argwohn erwecken."
„Ach was, mag das immerhin sein!" entgegnete der Bankier plötzlich erregt, aber ebenfalls flüsternd, „ich habe alle meine Privatpapiere zu Hause, und es ist mir lieber, dort die Sache zu Ende zu führen. Ich denke doch, daß ich noch Herr in meinem Hause bin!" p-
Herr Whitney verbeugte sich stumm, und Hugh sagte zu seinem Geheimsekretär: „Herr Skott, verschließen Sie hier alles, und dann machen Sie sich bereit, mit mir nach Schöneiche zu fahren; wir werden dort zwei bis drei Tage bleiben."
Es war nicht das erstemal, daß der Sekretär seinen Prinzipal nach dem prachtvollen vorstädtischen Wohnsitz begleitete. Trotz des nach seinem Eintritte leise geführten Gesprächs hatte er doch jedes Wort verstanden und wußte j also, warum er mitgenommen wurde. Er tat, wie ihm be- ! fohlen worden, und verließ dann gleich wieder das Zimmer, ! um seine Vorbereitungen zu treffen.
Aus irgend einem Grunde, dessen Erklärung zu suchen Hugh sich niemals die Mühe gegeben hatte, gewährte er seinem Geheimsekretär stets mehr Achtung und Rücksicht als irgend einem anderen seiner zahlreichen Beamten.
Harry Skott war ein junger Mann von vorzüglicher Erziehung und vollendeten Formen. Was sein Prinzipal aber an ihm besonders schätzte, war eine gewisse, in seinem Wesen liegende Zurückhaltung dem anderen Beamtenpersonal gegenüber, sowie ein ihm angeborener Takt, der ihn niemals seine Stellung vergessen oder eine unpassende Vertraulichkeit annehmen ließ; er war stets respektvoll, dabei aber nie servil. Schon über ein Jahr bei Herrn Mainwaring, kannte er Haus und Umgebung von Schöneiche ganz genau.
Als er seinen Geschäftsanzug mit einem Gesellschaftsanzug vertauscht hatte und wieder zu den vier Herren zurückkehrte, sah sich ein jeder unwillkürlich gezwungen, ihm
die seinem vornehmen Wesen entsprechende Behandlung zuteil werden zu lassen. Groß, eine prächtige Erscheinung von auffallender Schönheit mit edel geformtem Kopf, schwarzem Haar und ebensolchen Augen, war er ohne Frage die anziehendste Persönlichkeit der Gesellschaft, die in den mit dem Wappenschild der Mainwarings geschmückten Equipagen nach Schöneiche fuhr.
Schöneiche.
Die Privatwohnung Hugh Mainwarings lag an der schönen Allee, die im Norden zur Stadt hinausführt. Gleich allen anderen Gebäuden dieser Stadtgegend, war auch Hughs Haus .ein. palastartiger . Bau. Seitdem er es in seinen Besitz gebracht, hatte es aber eine gewisse Individualität angenommen, die es wesentlich von seinen eleganten Nachbarn unterschied. Die Jahre waren nicht vorübergegangen, ohne dem Hause in vielfacher Beziehung den Charakter seines Herrn aufzuprägen. Ursprünglich hatte es einer der reichsten und ältesten Familien des Landes gehört, war also kein streng modernes Haus. Ein solches hätte auch dem Geschmack des stolzen Mainwaring durchaus nicht entsprochen; ein Haus, dessen Hallen nicht noch die Spuren des Altertümlichen trugen und in dessen Atmosphäre nicht noch der schwache Duft längst vergangener Tage herrschte, wäre Hugh viel zu plebejisch gewesen.
Von der Straße bis zum Haupteingang schlängelte sich ein breiter Fahrweg unter den verschlungenen Aesten einer doppelten Reihe riesiger Eichen, die dem Wohnsitze seinen Namen gegeben hatten. Schöne Park- und Gartenanlagen