81- Jahrgang.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
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JernfprecHer Wrr. 29.
Jernspirecher Wr-. 29.
Magotd, Aienstag den 9. April
Auflage 2609.
Anzeigen-Gebühr s. d. Ispalt. Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 iZ. bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
Mit dem Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
1907
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Amtliches.
BekaurrtMachuug.
Es wird hiemit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß durch Entschließung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft vom 5. d. Mts. für den Zeitraum vom 1. Mai 1907 bis 30. April 1910 die Farren-Oberschaubehörde für den Bezirk des X. landwirtschaftlichen Gauverbands folgendermaßen zusammengesetzt worden ist:
Gutsbesitzer Link in Trölleshof OA. Nagold, Vorsitzender, .
Karl Haisch, Müller und Gemeinderat in Liebenzell
OA. Calw,
Karl Adrion, Gutsbesitzer in Oedenwald
OA. Freudenstadt,
Als Stellvertreter sind bestellt worden:
I. Kurz, Gutsbesitzer auf Hof Lattenberg
OA. Freudenstadt,
Hirschwirt Kleiner in Ebhausen OA Nagold,
Fritz Weiß in Ottenhausen OA. Neuenbürg.
Nagold, den 8. April 1907.
K. Oberamt. Ritter.
Bekanntmachung
betreffend die Maul- und Klauenseuche.
Nach einer Mitteilung des K. Oberamts Neuenbürg ist der Zutrieb von Bieh aus dem Oberamtsbezirk Nagold zu den Viehmärkten in Feldrennach am I«. d. Mts. und in Neuenbürg am 17 d. Mts. verboten.
Nagold, 8. April 1907.
_ K. Oberamt. Ritte r.
Bekanntmachung
betr. Maul- und Klauenseuche.
Die Gehöftsperre über die Viehbestände von 1. Georg Koch und Christian Walz in Egenhausen, 2 Joh. Georg Bauer in Altensteig-Dorf,
3. Jakob Bihler, Schmied in Ettmannsweiler wird hiemit aufgehoben.
Die für die Gemeinden Altensteig-Dorf und Ettmannsweiler angeordnete polizeiliche Beobachtung
wird ebenfalls aufgehoben, da die Maul- und Klauenseuche in diesen Gemeinden nunmehr erloschen ist. Nagold, den 9. April 1907.
———_K. Oberamt. Ritter.
Die K. Regierung des ScharzwaldkreiseS hat am 6. April 1907 die Wahl des Landwirts Anton Teufel in Baifingen, Oberamts Horb, zum Ottsvorsteher dieser Gemeinde bestätigt.
Uotitische Hleberficht.
Ein Handschreiben des Prinzregenten an den
aus dem bayrischen Staatsdienst scheidenden Minister Grafen v. Feilitzsch besagt u. a.: „Ich sehe Sie bewegten Hebens aus Ihrem Amt scheiden, dem Sie mehr als 25 Jahre mit vollster Hingebung alle Ihre Kräfte gewidmet haben. Ihr staatsmännischer Blick, Ihre rastlose Energie haben Sie befähigt, die innere Verwaltung Bayerns den wechselnden Anforderungen des wirtschaftlichen Lebens stets anzupassen und aus anerkannter Höhe zu erhalten. So verdankt Ihnen Bayern und vornehmlich die bayrische Landwirtschaft eine Fülle segensreicher, vielfach vorbildlicher Einrichtungen und noch in neuester Zeit haben Sie gesetzgeberische Maßnahmen von tief einschneidender Bedeutung mit ungeschwächter Tatkraft in Angriff genommen und glücklich durchgeführt. Für alles, was Sie zum Wohl des Vaterlandes geleistet haben, und nicht minder für die treue Anhänglichkeit, die Sie mir und meinem Hause allewege und besonders in Prüfungen und schwerer Zeit erwiesen haben, spreche ich Ihnen beim Scheiden nochmals aus vollem Herzen den wärmsten Dank aus."
In einem Aufsatz über die Bahnprojekte in Ostafrika teilt die Köln. Ztg. mit, daß infolge des überraschenden Aufschwunges im Kantangagebiet angeregt wurde, ob die Führung einer Bahnlinie von der Zentralbahn, etwa von Kilossa oder Mpuapu aus nach der Südspitze des Tan- ganyikasees in Aussicht zu nehmen sei. Eine solche Bahn werde einerseits das anstedlungsfähige Uhehegebiet erschließen, andererseits werde sie die Möglichkeit eines künftigen Anschlusses an die Bahnen des Katangagebiets bieten. Nach Besprechungen im Kolonialaint habe die Firma Th. Holzmann L Eo. in Frankfurt am Main für Rechnung der ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft eine Expedition ausgerüstet, die unter Führung eines erprobten Ingenieurs im
Lauf des April von Daressalaam aufbreche und von der
im Bau befindlichen Strecke Daressalaam-Moogra aus die Gegend bis zur Südspitze des Tanganyikasees studieren werde. Das Ergebnis werde voraussichtlich Anfang 1908 vorliegen.
Die Veröffentlichung aus den Montagnini- Papieren werden von der französischen Presse munter fortgesetzt. Erwähnenswert aus der Fülle des neuen Materials erscheint u. a. eine Stelle, an der Montagnini eine Aeußerung des katholischen Politikers Denys Cochin mitteilt, wonach das Entgegenkommen, das Deutschland dem Vatikan bewiesen habe, einen Affront gegen die französische Republik bilden soll, gegen die verschiedene Mächte eine Art heiliger Allianz zur Bekämpfung des Sozialismus gründen wollen. Weitere Mitteilungen sollen dazu dienen, ganz hervorragende Politiker der Republik in ein möglichst schiefes Licht zu setzM. Von Leygues wird gesagt, daß er 300 000 Frank Schulden habe und wohl käuflich sein würde, bei Doumer werde inan glücklich manövrieren können, da er die Präsidentschaft erstrebe; auch andere wie Rouvier, Etienne und Con- stans bleiben nicht ungerupft. „Matin" veröffentlicht Schriftstücke, die als Beweis dafür dienen sollen, daß die Reise Loubets seiner Zeit nach Rom als ein Mittel gedacht war, den Bruch mit dem Vatikan definitiv herbeizuführen. Angesichts der vielen für die Regierung und ihre Anhänger ukangenehmen Veröffentlichungen mischt sich jetzt der regierungsfreundliche „Temps" unter die Preisgeber Montag- ninischer Geheimnisse. Er veröffentlicht ein Schreiben Merry del Vals an Montagnini, das den folgenden recht interessanten Inhalt hat: „Ich habe Ihren Bericht, betr. die in Frankreich stattfindenden öffentlichen Kundgebungen gegen das Trennungsgesetz, erhalten. Indem ich Ihnen für die in diesem Bericht enthaltenen Einzelheiten danke, fordere ich Sie auf, dafür zu sorgen, daß ähnliche Kundgebungen sich mehren. Es ist natürlich überflüssig, hinzuzufügen, daß Sie bei Ihrem Vorgehen äußerste Vorsicht gebrauchen müssen, damit Sie uns nicht bloßstellen." Diese Bloßstellung des Vatikans ist nun freilich — wenn auch post kvsrum — mit Hilfe des „Temps" doch noch erfolgt. Man darf getrost erwarten, daß weitere Bloßstellungen folgen werden, so daß sich wohl bald ein gegenseitiges Rupfen entwickeln wird. Es macht ganz und gar den Eindruck, als ob sich die Montagnini-Affäre zu einem regelrechten Skandal ausbilden sollte. — Der französische Ministerrat beschäftigte sich am Donnerstag mit der Angelegenheit der Lehrer, die sich Syndikaten und dem sozial-revolutionären Arbeiterverband angeschlossen haben. Man beschloß im Prinzip, Maßnahmen gegen Beamte zu ergreifen, die öffentlich die Handlungen der Regierung einer Kritik unterzogen haben.
Die Lehren des „Falles Bailloud" für die übrigen französischen Korpskommandanten hat .Kriegsminister Picquart in einem Rundschreiben an diese Herren noch besonders schriftlich niedergelegt. Er bringt ihnen in Erinnerung, daß die Korpsbefehle gelegentlich des Dienstantritts der Abschieds von Offizieren rein sachlich gehalten sein,fowiedaß in etwaigen Ansprachen alle Ausdrücke vermieden werden müssen, welche die Befugnisse der Militärbehörden überschreiten oder übertriebene Auslegung herbeiführen könnten. — Die gestern von den Blättern veröffentlichten Bruchstücke der Montagnini-Papiere enthalten nur wenig Bemerkenswertes. Zu erwähnen wäre nur, daß neuerdings auch der niederländische Gesandte von Stuers in die Angelegenheit hineingezogen wurde, von dem in Montagninis Papieren einige angebliche scharfe Aeußerungen über die Kirchenpolitik Frankreichs wiedergegeben sind, von Stuers suchte infolgedessen Pichon auf und erklärte, daß Montagnini Aeußerungen, die er nur beiläufig gemacht habe, ungenau wieder- gcgeben und ihnen eine zu große Bedeutung beigelegt habe. Wie weiter gemeldet wird, soll der französische Gesandte in Montevideo, Lemarchand, der nach den Montagnini-Papieren Indiskretionen begangen und das Berufsgeheimnis zugunsten Montagninis verletzt haben soll, vor ein Disziplinargericht gestellt werden, um sich gegen diese Anschuldigung zu recht- fertigen.
Die Bndgetberatung in der russischen Duma
brachte in den letzten Tagen als besonderes Ereignis eine energische Erklärung des Finanzministers, der zwar die Bereitschaft der Regierung zu friedlichen Kompromissen erklärte, aber in unzweideutiger Weise die strikte Zurückweisung aller der Staatsordnung entgegenstehenden Bestrebungen in Aussicht stellte. Der Dumapräsident teilte mit, daß 30 Abgeordnete gegen sein Verhalten bei der Rede Alcxinskys Protest eingelegt hätten, weil nach ihrer Auffassung das vorgelesene Zitat aus dem „Economist" beleidigend für den Kaiser sei. Die Erklärung der 30'Abgeordneten wird dem Sitzungsbericht beigefügt werden; ,die Angelegenheit dürfte damit erledigt sein. — Wie die Ot. Petersburger Blätter
melden, hat der Verband der wahrhaft russischen Leute eine besondere Abteilung sogenannter Kreuzzügler errichtet, die allerseits mit allen Mitteln für die Auflösung der Duma kämpfen sollen.
Mit der Beendigung der in Persien ausgebrochenen ruffenfeindlichen Unruhen, die in den
letzten Tagen von dort gemeldet wurde, scheint es nicht gar weit her zu sein. Eine spätere Meldung besagt nämlich: In Sabzewar ist der Leichnam eines russischen Staatsangehörigen, der vor kurzem ermordet worden war, verbrannt worden. Auch ist eine Frau ermordet worden. Eine unter dein Vorsitz eines Beamten aus Teheran stehende Kommission ist mit der Untersuchung der Tat betraut worden. Die Bevölkerung von Sabzewar droht, alle dort ansässigen Russen zu ermorden, wenn ein Versuch gemacht werden sollte, die Schuldigen zu bestrafen.
Die Besetzung von Udscha durch die Franzose« hat nach Mitteilungen von Eingeborenen aus Fez in den Kreisen des Wachsen große Aufregung hervorgerufen, die noch durch das Bekanntwerden der französischen Forderungen verstärkt wurde. Es scheint, daß der Wachsen einen für sein Ansehen nachteiligen Eindruck auf die Stämme befürchtet. Ueber die Absichten des Wachsen hinsichtlich einer Antwort an Frankreich ist nichts bekannt geworden. Aus Tanger wird berichtet, daß der französische Reisende Gentil dem französischen Gesandten ein Gesuch der in Marrakesch ansässigen Franzosen überreicht habe, um eine tatkräftige Intervention beim Wachsen zu bitten.
Da aus den Gebietsteilen der Philippinen, die
von Christen bewohnt werden, der Frieden so gut wie völlig wiederhergestellt ist, hat Präsident Roosevelt angeordnet, daß die Wahlen zur ersten gesetzgebenden Versammlung am j 30. Juli stattfinden sollen.
Die Wünschelrute. Die „Frkf. Ztg." veröffentlicht einen Privatbrief aus Südwestaftika. Darin äußert sich der Verfasser über die jetzt betriebene Wassersucherei mit der Wünschelrute folgendermaßen: „Es wird lustig ins Blaue und Rote, nämlich in den festen, gewachsenen Granit und Gneis hineingebohrt, an fünf bis sechs Stellen zumal, weil Herr Landrat v. Uslar an dieser Stelle mit seiner Wünschelrute Wasser prophezeit hat. Wie mir von kompetenter Stelle mitgeteilt worden ist, blieb bis jetzt die ganze Rutengängerei ohne jeden Erfolg. Das erste und, wie es scheint, einzig positive Ereignis hat er in Karibik erreicht, einem Platz, wo jeder auch nicht gottbegnadete Mensch im Tal Wasser findet, wenn er die Kalkdecke durchschlägt und ein Loch macht. Das wußte aber schon vorher jedermann. In Friedrichsfeld an der Bahn gab Uslar an, daß an einer Stelle am River — so werden hier die meisten trockenenBach- und Flußläufe genannt — Wasser gefunden werden müsse. Erst wurde 6b Meter tief in Granit und Gneis gegangen, als aber kein Wasser kam, an: anderen Ufer 65 Meter; da es auch hier nichts war, ging man wieder nach Nummer eins und bohrte lustig weiter, der Staat hats ja. Wenn man in festem, gewachsenen Granit und Gneis, wie hier, auf Wasser zu stoßen hofft, das nur in einem zufällig vorhandenen Spalt Vorkommen kann, so ist es dasselbe, wie wenn einer das große Los zu erzwingen hofft; kein Vernünftiger wird das Geld dafür aufwenden. Weiter wird an der Bahn gebohrt in Otjihajera. Da hat Uslar behauptet: in 27 Meter Tiefe werde genügend Wasser gefunden werden. In Wirklichkeit gab es in 16 Meter Tiefe, da, wo der Glimmerschiefer auf dem Granit auflag, also beim Schichtenwechsel, wo es immer Wasser gibt, Wasser, aber so wenig, daß es mit einer kleinen Pumpe in einer halben Stunde weggepumpt war. Seitdem wird aber luftig weitergebohrt in festem gewachsenen Granit, selbstverständlich ohne Wasser; vor drei Wochen war das Bohrloch schon 38 Meter tief. In Gamens, tierärztliches Laboratorium, ein und eine halbe Reitstunde von Windhuk, dieselbe Geschichte: weil der Uslariche Brunnen zu wenig Wasser gab bei 10 Meter, sagte er, bei 20 Meter werde genügend Wasser sein, von der Tiefe aus solle dann noch ein Stollen ein Meter hoch nach dem River getrieben werden. Anstatt mehr wurde aber das Wasser weniger und der Stollen blieb brottrocken, obwohl man ihn anstatt einen Meter um drei Meter vertiefte, also vier Meter hoch aushieb. So wird jetzt auch am neuen Ausspannplatz in WiNdhuk auf Uslars Angabe hin gebohrt, ohne jeden Erfolg,bei 20 Meter Tiefe. Aber überall hat doch die berühmte Rute „geschlagen". Wenn man die riesigen Kosten bedenk^ die einmal durch die Reiserei des Herrn Landrats mit Wünschelrute (er jselbst erhält bei voller Verpflegung neben seinem Landratsgehalt 20 ^ pro Tag), ferner durch die Begleitmannschaft, Transport- und Proviantwagen, Ochsen, Pferde entstehen, wenn man weiter in Betracht zieht