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Mit de« Plauderstübchen

nnb

GchwLt. Lavhmirt.

F*ienfp»<(H»v A«. »K.

I«cnfpv«ch*» V». SV.

M 76

Magold, Dienstag dm 2 . April

1907

»»tllche«.

v«ka»»t«ach,»G tzeA Mi»isi«ri»«6 des A«««r«, «rt». Maßregel» gege« die M«»l-«. Klauenseuche.

Da aazmm«eu ist, daß »»««ehr sämtliche Skncheu- Herde ermittrlt stad, welche infolge der Eiuschleppnug der M»«!» and Klssesseuche an» der Schweiz und aus Baden fich gebildet Habs», nnd kn de« Ssuchrnzug eia grvtffer Stillstand eiugetreten ist, werden «tt Wirkung vo« 1. April Hst. Ir. an Stelle der seitheriges ««fastenden Maßnahmen folge« de Anordnung«» getroffen:

1) Der Handel i« Umhrrziehm «it Wiederkäsers nnd vchweiaea wird bi» 30. April dS. IS. einschließlich ans Srasd de» 8 56d »bs. S «ew.-O dg (NeichSgesetzbl. 1900 S.871) sowie nnter Htvweisavg ans 8 143 Ziff. 7a diese» Gchtz-S nad 8 389 S1.S.B. in eise« U«!ret» von 20 km a« jede» Serrch-aort nntersagt. Die in Betracht kommenden Gebiete stad von den beteiligte« Oberä«terv i» Bezirks» «rmtSblatt bekannt zu geben nnd de» Nachbaroberämteru «ilz«teilen. Vater da» Berbot fällt euch da» Ausfucheu von Bsstellnage» seiten» der Händler ohne Mitsührsng von Tieren aaßrrhalb ihre» NiederlaffangSortS.

2) Dir Abhaltung von Ntudv-eh. und Schweiuemärkten ist in den unter die Zff. 1 fallenden Gebieten «tt Auk- nah«« de» Sch!achtvteh«arkt» i« Schlachthaus es Stuttgart von des Oberster» St» 30. April d. I». einschließlich zu verbieten.

8) Unter polizeiliche Beobachtung ans die Lauer von vierzehn Lagen find vo» de« Oberämterv alle von Händler« nnd vs« Landwirte» an» den verseuchten württembergischeu nnd bayerischen Bezirken svwie au» de« Grsßherzvgtu« Baden nnd au» Eisaß-Lothriuge» eivgefährteu Transport« »so Wiederkäuer« und Schweinen zn stellen, verseucht find zurzeit in Württemberg die Obertvtter: Lentkirch, Wangen, Manlbrou», Calw, Nrgold, Horb, Freudeuftadt, Oberndorf, Roitwril und LadwigSSurg. Die verseuchten bayrischen Bezirk« find an» den jeweiligen Veröffentlichungen i« StaatSanzeiger (letzt««!» in Ne. «9) zu ersehe».

Die Oberävtter habe« t« Benehmen «tt den Eisen- bahubehördr« di« erforderlichen Maßnahmen zu treffe«, daß solche» Vieh nicht feilgebotru, insbesondere nicht ans Märkte anfgetrirben werden kan«, ohne zuvor der polizeilichen Be» obachtaag antrrßellt worden zs sein. Bezüglich der Schlacht» vkhtranSpsrte wird auf dev letzten Absatz i« Abschnitt I Ziff. 2 de» Erlasse» vom 16. IM 1906 (Amtßbl. v. 211) hing: wiesen.

Dis von den Oörrämtern der verseuchten Bezirke ge­troffenen besonderen Maßnahmen »erden durch vorstehende Aaordnsugeo nicht berührt. Bei der Bildung der Beob» achtaugSgebirte (8 59 » der BnudeSratSinstinktios zu« N-ichsviebfeuchrugesetz vo« 27. Jsui 189V, Rekchr.Gesetzbl. S. 3V8) stad, wenn der Seuchmort in der Nähe der Grenze ttnr» ntStversenchtru Obera«tSbezirk» liegt, ohne Rücksicht aus die OberamtSgrenze alle «ach de« srnchefreien Gebiet hin gelegenen Ortschaften, welche «it de« Seucheuort in näheren »erkehrrbeziehvugiv stchm, mindestens aber die Nachbarorte eiuzubeziehe«. Hiostchtlich der Erteilung der

Aussahrerlaubut», welche dt« Oberämtrr in alle« Fülle«

sich selbst vorzubehalteu habe», wird ans die Vorschriften in 8 59 » «bs. 3 in »erbtsdung «it 8 59 Abs. 7 der BaudeSratSkustruktio« verwiesen.

Stuttgart, de« 86. Mürz 1907.

_ Vischek.

«emüß Vorstehende« wird hiedurch öffentlich bekannt» gegeben, daß der Hemvrl i» Umherztehe» «it Wio» verkSuer» »uv Schweine» vi< SV. April Vs. I» einschließlich aus «rund de» 8 561» «bs. 3 Gew.-Orvu. sowie unter Hinweis aus 8 148 Ziff. 7 a. a. O. u. § 328 Rstgb. l« ganze« Over««t<vazirk »erdnte«

ist; ebenso wird für diese Zeit die «bhaltuug v,n «indvieh» «ntz Gchwetnewiirrte« k« Bezirk nnter» sagt.

Die Ort-behSrv»« wollen dk» slSbald ortsüblich bekannt machen, auch von BiehtranSporteu au» den tu Ziff. 3 der »elauut«achoug de» ». Ministerium» genannten Le» zirke« und Staaten de» Oberamt sofort Mitteilung «ache«.

Nagold, dm 30. Mürz 1907.

«. Obera«t

I. ». Mayer, Rea -Nff.

Für die ordentlichen Sitzungen der Schwurgericht» der II. Quartals 1907 wurde bei dem Schwurgericht in Tübingen der Land- gerichtSdirettor Dr. Napfs zum Vorsitzende« ernannt. — Di» ordent­lichen Sitzungen daselbst «rrdrn am Montag den SS. April 1907, vormittags s Uhr, eröffnet.

Apolitische Alleverficht.

W«g«» Pt« getsiliche Gchnlansflcht «ahme» l«

einer ge«rivsa»m Lerfa»«lvvg in Köln der dortige Bereiv der uatl. Jugend, der vationalliberale Verein Md der Kölner Lehrervervand Stellung. E» rvmde eine Neso- lstio« angmo»«w, in der aus geführt wird, daß in der Einführung der fach«äu«isches Schnlaufstcht ein wesent- lichr» Erfordern» für eine gedeihliche Entwickelung unserer LollSfchnle Md eine Lertiesung der volkSbildusg zn suche« ist und daß die heute bestehende geistliche Schulaosstcht weder de« Charakter der Schule al» staatlichen Einrichtung noch der Würde Md Selbstüvdigkeit unsere» Lehrerstaude» eutsprüche. Deshalb fei die Ablehnung de» entsprechende« Antrag» i« preußischen Landtag dnrch eine konservativ» ultra»ontaue Mehrhrtt aus» tiefste zn bedauern.

»ie französischen M«ß««h««« geg«» Mn» rvtt» wegen der Ermordung de» Arzte» Manchamp» be­stehen zunächst t« der Besetzung Mscha», «tt der der Kom­mandant de» südorastscheu »ilttürtscheo Gebiet», General Liautry, veanslragt worden ist. Dieser Beschluß, der in­zwischen wohl zur Ausführung gekommen ist, wurde vs« Miuisterrat einmütig gefaßt. Die französische Negierung wird vom Machst» die Bestraf»«» der Mörder verlange», ferner eine Entschädigung der Familie de» Ermordeten und die Festsetzung einer bedeutenden Summe zur Schaffung eine» französischen WohltütigkeitSivstttot» in Marokko. Die

Nünmung UoschaS wird sofort geschehen, wevn die Senug- taang erfolgt ist. Die Vertreter Frankreich» t« AaSlaud wurden beauftragt, den Siguatarmüchteu der Akte von Algreira» den Beschluß »elreffmd die .provisorische" Be» setzMg von lldscha zur Keuntni» zu bringen. Der sranzö» fische Minister de» Aenßer» üußerte gegenüber eine« Bericht­erstatter: Wir werden Udscha so lange alk Pfand behalte», bi» vir für alle gegen unsere StaatSavgeh-rtgeu verübten Attentate Genugtmmg erlangt haben. Wir müssen ei» für allemal wissen, ob französische Bürger in Marokko ln Sicherheit leben könne«. — Ja der Kammer wurde ein« Interpellation wegen de» Zwischenfall» eiugebracht. Nach­dem Pichsu befriedigende Erklärungen abgegeben hatte, wurde eine Tagerorduvug angenommen, durch welche der Negierung da» vertrauen aukgespirchev wird. — Au» Tanger lassen übrigen» Nachrichten ein, wonach die schert- fische Rahella in der Gegend von Tanger absolut untätig «st; wegen Mangel» au Mitteln befindet sie fich in '.'«ft« Zustand vollständiger De»orgauisotiou. Die skr die Ope­rationen der Mahalla bestimmten Kredit« find völlig er- schöpft, die Soldaten desertieren in großer Z»hl.

»ei de» fiemtfche» Ba«dta,»wähle«, die Mitte März Vorgevommen vnrden, find insgesamt abgegeben worden: 293 081 Stimmen für die Sozialisten, 812235 für die Snomeritaner, 104 732 für dle Jungfinue». 97 718 für die schwedische Bolttparlrt und 409S7 für die Agrarier. Da diese Wahlen auf Grund de» Proporttonal-Wahlsystem» stattfaudev, wird die Zafammeusetznug de» Landtag» dem vbigeu Stimmeuver hilltni» entsprechen.

Parlamentarische Nachrichten. WKrtteWherrischer Lamdt«-.

Stuttgart, 27. Mürz. Ni»a«zko«misstou der Am»««» Kammer. Die Einstellung von 110 gehobene» PostsekretLrstellea in den »tot für 1997 nnd vo» witteren 30 Stellen in den Eta» für 1S0S mit einer Zulage von 200 «a wurde genehmigt. Beim Titel »Postverwalter und Poftexprditoren» wurd» drr geforderten Erhöh« n«g der Gehalte zugestimmt. Die Beratung über dir Eingabe der Vereinigung Württ. BerkehrSbeamten vom niederen Dienst betr. die Verbesserung der GehaltSvrrhtlltnifs« wurde bis zur Beratttug d»r Effenbahnetatr zurückgestellt. Dagegen wurde die Eingabe de» Mechaniker der Ü. Telrgrapheuwerkstatte behandelt. Liesching stellte den Antrag: 1) dir Bereitwilligkeit auSzufprechm, di, Mittel für eine Vermehrung drr Telegraphenmechantkerstellr« und für Ge- haltSfLtze von IKOV—2000 ^ zu bewilligen und 2) auSzusprrchr«, daß bet Nruanstrllungen nach Erfordernis die sofortig» Einsetzung M «ine höhere Gehaltsstufe erfolgen kann. Ein Unterantrag Keil, di» unterste Gehaltsstufe vo» IVOV zu streich«», wurde mit «

ung der Stellen und zu der vorgeschlagrnrn neuen Gehaltsordnung beschlossen, v Kien« stellt, den Antrag: di« vrrritwilltgkeit auSzu« sprechen, dt« Gehaltsstufe von 1160 zu streichen. Dieser Antrag wurde mit 7 Etünmen bei 2 Stimmenthaltungen angenommen. SM Antrag Keil, die Bittt, der Post- und Telegraphenunterbramte«

Antrag Liesching, di« Bitte der Regierung zur Erwägung zu übergeben, mit 7 gegen 1 Stimme bei 1 Stimmenthaltung angenom­men. Endlich wurd» noch rin Antrag Gra f-Stuttgart einstimmig

Karma.

Roman von Heinrich vituktewicz.

Autorisiert« ««Versetzung auS de« Polnische» von E. Krickmeyer.

(F-rts^uug.) lNachdr. °n».)

Ich war nicht ganz bewußtlos, aber vom Fkbrr sehr geschwächt und Vieser Zustand «aß ziemlich lauge gewährt haben. Manchmal fühlte ich «ich etwas btffer Md dann «kannte ich die Personen, die mein Lager uwgabru, »eine» Bäte?, de» Priester, Kazimierz und de« Doktor Stanislaw wie dnrch einen Nebel hindurch. Ich rrtuurr« »ich, daß «ir ei» Gesicht nnter ihnen fehlte, aber ich konnte »ich nicht recht auf dasselbe besinne«, and dennoch wußte ich, daß ich eins vermißte. Einmal schlief ich die ganze Nacht durch recht fest und erwachte erst gegen Morgen. Da» Licht bramtte «sch ans de» Tische: ich fühlte mich sehr schwach; plötzlich bemerkte ich eine über mein Bett gebeugte Gestalt, die ich erst nicht erkannte, sei deren Anblick mir aber s« selig zu Mate wurde, als ob ich bereit» gestorben wäre nnd i« Himmel wiedir erwachte. ES war el» Engels«- gesicht, so rein, so gnt, so mild; als ich sah, daß eine Träne über dar AntKtz rollt«, fühlte auch ich «ich de« Welsen nahe. Da kehrte mir ein Schimmer von Bewußt­sein znrück. e» wurde mir klar vor den Aageu md ich flüsterte leis«, kaum vernehmbar: „Mama!"

Das EagslSaugestcht beugte sich auf «eine abgemagerte Haub herab, die regungslos auf drr Decke lag, Md preßte

seine Lippen auf dieselbe. Ich versachte «ich aufznrtchten. fühlte aber wieder jene« Schmerz in den Schläft« Md rief nur: .Mama, ach, eS schmerzt so sehr! '

Meine Matter, den« ste war er, erneuerte dt« ElS> Umschläge auf «eine« Kopf; sonst hatte mir dle» immer viel Schmerzen verursacht, doch diesmal waren die säßen, lieben Hände «!t so viel Sorgsall v« «ich brwüht, daß mein armer, zerhauener Kops nicht de« geringste« Schmerz fühlt« nnd ich nur leise flüsterte: .Ach, mir ist s, wohl, so wohl."

von da an verließ «ich da» Bewußtsein nicht «ehr md nur de» abends stellte sich das Fieber wieder ein und dm» glaudte ich Hanna zu sehen, obgleich st« nie m «einer Seite war. Stet» sah ich ste in LrbeuSgesahr schwebe». Bald stürzte fich ein Wolf «it rotglühende» Augen ans sie, bald wurde ste von jemand entführt, der Gell« glich md doch auch wieder nicht er war, denn sein Gesicht war mit schwarzen Borsten bewachsen nnd am Kopfe trn§ er Hörner. Dann schrie ich wohl ms md bat den Wolf oder de» Ge­hörnten höflich und bescheiden, ste nicht z« entführe». Dan» legte aber meine Matter ihre Hmd aus «eine Stirne md die bösen Phantasie«» entschwanden. Endlich v»lt«ß «ich da» Fieber gmz md ich gewann »eine volle Geisteskraft wieder, aber da» brachte noch nicht «eine Genesung mit sich. I« Gegenteil, eine uene KrankhettSerscheinmg trat dazu, eine nvgehenre Schwäche, unter der ich dahtuschwand. Ganze Lage md Nächte lag ich regungslos md stierte anf einen nad denselben Punkt. Ich war zwar bei Besinnung, blieb aber gegen alle» gleichgültig. La» Leben hatte keinen

Netz mehr für -ich, ich kümmerte »ich weder um de» Tod, »och um »eine Angehörigen, die an «eine» Bette »achten. Ich nah« alle Eindrücke kn »kr ms. sah alle», erinnerte «ich au alle», besaß aber nicht die nötige Kraft, »m «eine Gedanken zu sammelu'uud Teilnahme zu äußern. Eine» abends schien »ein LrbtnSllcht verlösche« zu wellen. Mm zündete eine große gelbe Letenkerze neben «eine« Lager an; Pater Ladwig erschien 1» Meßgewmde und reichte mir daß Abendmahl md die letzte Oelnvg. »»bei er so schluchzte, daß er nicht »ehr wußte, was er tat. Meine arme Matter »urde ohnmächtig hinaus getragen; Kazimierz heulte laut, schlug gegen die «and md rauste fich dt« Haare, während «et» Later wie versteinert dasaß nnd »nr tu stamme« Schmerz die Hände rang.

Alle» die» sah ich ganz genau, dtieb aber völlig gleich­gültig und starrte wie gewöhnlich »tt stieren, glanzlosen Blicken zur Decke hinauf, oder au da» Fußende »einer Bettstelle, «der auch wohl auf da» Fenster, durch da» di« milchweiße», silbernen Strahlen de» Ronde» heretnfiele».

Dann drängte fich unter Geschrei und Schluchzen dis Dienerschaft herein und rin förmliches Geheul, reffen Haupt- vrheber Kazimierz »«, erfüllte da» Gemach, nur »ei» Later saß »och immer wie im Schmerz versteinert da. AlS aber schließlich alle »iedrrknietev md Pater Ludwig »ft von Tränen erstickter Stimm«, dt« ihm plötzlich vertagte, die vterbegebete zu sprechen begann, La sprang «ei» Kater plötzlich auf und schrie «tt furchtbare» Stimm«: ,O «ein Gottl »ein Sollt" Md warf fich der gauzrn Länge nach mf den Fußbodt« nieder. (Fortsrtznug folgt.)