die richtige Schachtel herausholte, während der Gauner sich losrieß und ent­lief. Es ist ermittelt, daß derselbe in der Nacht zum 31. Dez. unter dem Namen Baron Rosenbsrg aus Köln im Hotel de Rome hier gewohnt und mehrere 5- und 10-Pfundnoten gewechselt hat. Einen ähnlichen Schwindel hat der Gauner in einem anderen Juweliergeschäfte unter den Linden ver­sucht, wo er sich für 28,000 Schmucksachen vorlegen ließ.

Aus Hamburg ist von dem StaatSanz. ein Wolff'sches Tele­gramm betr. die Erweiterung der neuen Hafenanlagen veröffentlich worden, worin es, infolge einer Verstümmelung des ursprünglichen Wortlauts, h^ß:Von der Paketfahrtgesellschaft sei der Bau eines bedeckten Quais von 250 Meter beantragt, wofür der Reichrregierung der Dank des Handels- standes gebühre." Es sollte heißen, daß die Hamburger Kaufleute der Reichs­regierung für den neuen Handelsvertrag mit der Schweiz, der gegen den Schluß des Jahres Gesetz geworden ist, ihren Dank aussprechen.

Wevmifchtes.

Eine niedliche Geschichte von den kaiserlichen Kindern, erzählt dasKl. Journ.": Herr Hofprediger Fromme! hatte beim Kaiser Audienz. Der Monarch befahl seinen Söhnen, die unter der Führ­ung des Kronprinzen im Zimmer gespielt hatten, im Vorzimmer zu warten, bis die Audienz beendigt sein würde. Vom Kammerdiener war den kleinen Prinzen kurz vorher der Mechanismus der sogenannten Cloque-Hüte erklärt worden, und als sie nun im Vorzimmer den dort abgelegten Seidenhut des würdigen Oberhofpredigers erblickten, glaubten sie, ein geeignetes Object ge­sunden zu haben, um die gewonnene Kenntnis an den Mann oder vielmehr an den Hut zu bringen. Die beiden ältesten Prinzen gaben sich die größte Mühe, um den Hut, der aber kein Claque-Hut war, niederzudrücken, aber es gelang nicht. Dem kleinen Kronprinzen, der bekanntlich bei allen Spielen das Kommando über seine Brüderchen hat, ging endlich die Geduld aus und sich an den Prinzen Eitel-Fritz wendend, kommandierte er streng mili­tärisch:Setz dich draufI" Eitel-Fritz gehorchte sofort dem brüderlichen Befehl und ein hörbarer Knack bewieß, daß das Werk gelungen sei. Die prinzlichen Brüder brachen darauf in lauten Jubel und Hurrahgeschrei aus, welches den Kaiser veranlaßte, ins Vorderzimmer sich zu begeben, um nachzusehen, was geschehen sei. Auf seine diesbezügliche Frage trat der Kronprinz mit stolzem Selbstgefühl militärisch grüßend vor, und auf den niedergedrückten und aus allen Fugen gegangenen Hut weisend, brach er in die Worte aus:Erst wollte er nicht, nun ist's aber doch gegangen. Der Kaiser ließ sofort durch einen Diener einen treuen Hut für den Herrn Hofprediger holen, der in­zwischen hcrbeigekommen war und den Unwillen des kaiserlichen Vaters, der schon eine Strafpredigt halten wollte, beschwichtigte. Er bat sich vielmehr aus, zur Erinnerung an das drollige Geschehnis den zerdrückten Hut eben­falls mitnehmen zu dürfen.

Ein moderner Alchymist. Ueber einenmodernen Alchy- misten" schreibt man derFranks. Ztg." aus Paris folgendes: Im Saale twrEremitage" lauschte gestern eine ruhige Zuhörerschaft den Worten des Herrn Tiffereau, der sich bescheiden denAlchymisten des 19. Jahrhunderts"

nennt und die Lösung der großen Aufgabe, die Metalle in einander umzuwandeln, verkündete. Es hat 40 Jahre gedauert, bis der heute greiseAlchymist" die Sache herausgefunden hatte und sein ganzes Ver­mögen verlor sich dabei in seinen Schmelztiegeln. Um Frankreich den Vor­teil seiner unschätzbaren Entdeckung zu sichern, bedarf es nur noch der ge­ringen Mittel, welche die Errichtung einerFabrik künstlichen Golde»" bean­sprucht. Dasselbe wird nach Herrn Tiffereau aus einer Legierung von Sil­ber und Kupfer hergestellt, welcher man unter dem Einflüsse des Sonnen­lichtes etwas Salpetersäure beimischt. Das so gewonnene Gold komme nur auf 150 Frs. anstatt 31,000 FrS. das Kilogramm zu stehen, ja bei größe­rem Betriebe ermäßigen sich die Kosten sogar auf 75 Frs., versicherte Herr Tiffereau. Nach beendetem Vortrag, der übrigens unentgeltlich war, ent­fernten sich die Zuhörer nachdenklich, aber wenig geneigt, ihr teures Gold an die Bereitung des billigeren zu wagen.

Ein chinesisches Begräbnis, bei welchem zum ersten Male ein englischer Geistlicher den Trauergottesdienst versah, fand, wie man der Nat.Z. aus London schreibt, vor einigen Tagen im Saftend statt und erregte ungeheure Aufmerksamkeit. Es befindet sich in diesem Teile Londons über­haupt eine vollständige chinesische Kolonie und, wie es heißt, eine Menge Opiumhöhlen. Der Körper des Verstorbenen (eines jungen Mannes von 26 Jahren namens Sut Poo) wurde in einen eichenen Sarg gebettet; zwei silberne Münzen legte man in seinen Mund, und einige kleine durchlöcherte Karten, auf denen chinesische Worte, die Gebete enthalten, gedruckt waren, in seine Hände. Ehe der Zug, der aus vielen Wagen bestand, sich in Bewegung setzte, brannte man aus den Fenstern des letzteren chinesische Feuerwerkskörper ab. Bei der Ankunft auf dem Kirchhof wurden Gefäffe mit gebratenem Schweinefleisch, Hühnern. Reis, Aepfel, Orangen, eine Flasche mit Gin, Stöcke und mit chinesischen Lettern bedruckte Papiere um das offene Grab gelegt. Letztere entzündete man darauf uud die Söhne des himmlischen Reiches ver­beugten sich mit gefalteten Händen vor der Flamme. Der englische Geistliche verlas dann die Begräbnissormel und die Chinesen lauschten aufmerksam, aber ohne ihre Häupter zu entblößen. Der Körper wurde darauf in das Grab hinabgesenkt, Erde, Früchte und die anderen Lebensmittel in dasselbe ge­worfen und der Gin in kleinen dazu mitgebrachten Taffen unter die Zuschauer verteilt.

Strenge bestrafte Thierquälerei. In Taylorville, Nordamerika, ist Mitte vorigen Monats ein Tierarzt, Hendersohn, zu acht­undzwanzig Jahren Zuchthaus wegen Thierquälerei verurtheilt worden. Hendersohn hatte während einer Wahlversammlung im Freien 44 den Teilnehmern des Meetings gehörige angekoppelte Pferde durch Bestreichen mit Schwefelsäure und Crotonöl gemißhandelt. Der Verurteilte war gestän­dig und die Strafe wird in Amerika nicht für zu hart gehalten.

Lan-w. Consum-Berein Calw.

Wir ersuchen unsere Herren Ortsrechner ihre Mitglieder-Listen genau durchzusehen und etwaige Veränderungen, insbesondere den Eintritt weiterer Mitglieder, bis spätestens Donnerstag, 10. ds., anzuzeigen.

Ä)er Vorstand r Hugo Rau.

Bekanntmachungen über Einträge im Handelsregister.

I. im Register für Mnzelfirmen.

1 .

Gerichtsstelle,

welche die Bekanntma­chung erläßt.

2.

Tag

der

Eintragung.

3.

Wortlaut der Firma;

Ort der Hauptniederlassung und der Zweigniederlassungen.

4.

Inhaber der Firma.

5.

Prokuristen;

Bemerkungen.

K. Amtsgericht Calw.

3. Januar 1889.

I. Bertschinger, Glaswaren- und Eisenhandlung in Calw.

Jakob Bertschinger, Kaufmann in Calw.

Ueber das Vermögen des Inhabers ist am 2. Januar d. I. der Konkurs eröffnet worden.

Zur Urkunde: Amtsrichter Fischer.

Äonkursoerfukeen.

In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Louis Rentschler, Bäckers und Wirts in Calw, ist infolge eines von dem Gemeinschuldner ge­machten Vorschlags zu einem Zwangs, vergleiche Vergleichstermin auf Freitag, den 25. Januar 1889, vormittags 9'/e Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte Hier­selbst im Amtsgerichtsgebäude anberaumt.

Calw, den 4. Januar 1889.

Keller,

Gerichtsschreiber de« Kgl. Amtsgerichts.

Calw.

Oberamtsstadt.

Aus der Konkursmasse des ch Wil­helm Baß, gewes. Engelwirts dahier, kommen am nächsten

Samstag, den 12. ds. Mts., nachmittags 1 Uhr, vor dem Gasthaus z. Engel

12 jüngere, trächtige Mutterschafe n. 1 Lamm

gegen Barzahlung im öffentlichen Auf­streich zum Verkauf, wozu Liebhaber eingeladen sind.

Dm 5. Januar 1889.

Die Kovkursvermaltung.

Revier Hirsau.

nfig-Verkauf.

Am Don- ln er Stag, den zlO. Jan., vor­mittags 114/2 'Uhr, werden aus

_dem Staatswald

Waghardt 1600 buchene Wellen und

aus neuen Abteilungslinien des Otten- bronnerbergs 300 Nadelholzwellen in Flächenlosen im Lamm zu Neuheng- stett verkauft.

Revier Langenbrand.

Stammholz-, Stangen-

und

Arennholz-Herkauf

am Dienstag, den 15. Januar d. I., von vor« imittags 10 Uhr an aus dem alten Rathaus in Langenbrand aus den Staatswaldungen Hirschplatte, Oberer und Unterer Dittenbrunnen, Bahnwiese, Lienzhalde, Lienzebene und Felbenwiese:

576 Stämme Nadelholz-Langholz

mit 218 Fm., 10 dto. Klötze mit 5 Fm>, 1627 Bau- und Ge­rüststangen (und zu Holzstoff) mit 216 Fm., 1500 Werkstangen, 4750 Hopfenstangen, 11,820 Reisstangen ; 1 Rm. Buchen­roller, 1 Rm. dto. Scheiter, 40 Rm. dto. Prügel, 1 Rm. dto. Anbruch, 2 Rm. Birkenprügel, 27 Rm. Nadelholzscheiter, 238 Rm. dto. Prügel, 74 Rm. dto. Anbruch und 1060 Nadelholz­wellen unausbereitet.

Bitte.

Zu Anschaffung von Brennholz für Arme und Kranke bitten wir um Geld­beiträge, für welche wir öffentlich be- scheinigen werden.

Calw, den 3. Januar 1889. Stadtpfarrer Stadtschultheiß

Braun. Haffner.