Uro. 4

64. Jahrgang

Amts- unä IntelligenMatt ^ür äen Kezirk.

Arscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.

Die Sinrückungsgebühr beträgt 9 ^ p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.

Dienstag, äen 8. Januar 1889.

Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch

Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in

g -, z Württemberg 2 70

ArntkrcHe WekcrrrrrtmacHungen.

Landtagswahl.

Kn äie Makkoorsteker.

Unter wiederholter Hinweisung auf sie bezüglich der Abgeordnetenwahl zu beobachtenden, dem Bestellungsschreiben beigedruckten gesetzlichen Vorschriften werden die Distrikcswahlvorsteher noch auf Nachstehendes zur genauen Nach­achtung hingewiesen:

1) Unmittelbar nach Ablauf der Abstimmungszeit, also Mittwoch den 9. Januar 1889, Abends 6 Uhr, sind die Stimmen in vorgeschriebener Weise zu zählen, und ist hiebei vom Protokollführer das Wahlpcotokoll und von einem der Beisitzer die Gegenliste zu führen.

2) Nach erfolgter Stimmenzählung sind Wohlprotokoll, Gegenliste und dis bei der Wahl benützte Wählerliste von der ganzen Distrikts- wahlcomm iss ion: Wahlvorsteher, Protokollführer und (mindestens 3) Beisitzer zu unterzeichnen, die für ungiltig erklärten Stimmzettel oder solche, über deren Giltigkeit es einer Beschlußfassung der Wahlcommission bedurfte, dem Wahlprotokoll beizuheften, und die giltigen Stimmzettel, die vorerst von dem Wahlvorsteher aufzubewuhren sind, zu versiegeln.

3) Wahlprotokoll (mit etwaigen Anlagen), Gegenliste und Wählerliste sind wohl zu versiegeln und so zeitig an das Oberamt zu senden, daß sie s-pät^ffetts Don«ersrag Le« 1-0. Janua r 4889, Bs-rrnrt-b-r-ac­hter einkommen; es hat daher die Zusendung aus Gemeinden, von welchen der rechtzeitige Einlauf mit der Post oder dem Boten nicht in sichere Aus­sicht zu nehmen ist, mittelst eigener Boten zu erfolgen.

Für vollständige und rechtzeitige Einsendung der Wahlakten sind die Wahlvorsteher speciell verantwortlich.

Calw, den 5. Januar 1889. K. Oberamt.

Supper.

Bekanntmachung.

Für den Zeitraum vom 1. Mai 1889 bis 30. April 1892 ist die Ober- farrenschaubehörde für den Bezirk des X. landwirthschaftlichen Gauverbands folgendermaßen zusammengesetzt worden:

Schultheiß Frey in Schwarzenberg Freudenstadt, Vorsitzender, Gutspächter Dornfeld auf Lützenhardt-Hirsau-Calw,

Schneider auf Georgenau-Möttlingen-Calw.

Als Stellvertreter; sind bestellt worden:

Schultheiß Kilgus in Schömberg-Neuenbürg, Mittelmüller Widmaier in Wildberg-Nagold, Sonnenwirth Zeltmann in Dobel-Neuenbürg.

Calw, den 5. Januar 1889. K. Oberamt.

Supper.

Bekanntmachung.

Die ordentlichen Sitzungen des Schöffengerichts finden am Mit t- woch, die Sitzungen des Oberamtsrichter« in Civilsachen am Freitag, diejenigen des Amtsrichters am Donnerstag j der Woche im Amts ge- richtsgebäude statt.

An jedem Samstag können mündliche Anfragen und Gesuche jeder. Art vorgetragen, Anträge und Gesuche nach Vorschrift der Prozeßgesctze zum Protokoll des Gerichtsschreibers angebracht und Verhandlungen gemäß 8 461 der Civilprozeßordnung gepflogen werden.

Calw, 4. Januar 1889. K. Amtsgericht.

Frommann.

Die Ilnterpfandsbehörden

werden veranlaßt, binnen acht Tagen zu berichten, ob sie sich im Besitze eines nach der Min.-Verf. vom 11. Oktober 1888 (Justizmin.-Amtsbl. v. 1888 Nr. 11) erforderlichen Siegels d. h. eines Siegels mit der UmschriftGe- .weinLer^tls. oder.«««- solchen- mit der speziellen Umschriftiktterpfani-LbchördL" befinden.

Calw, 4. Januar 1889. K. Amtsgericht.

sfr o nr m a n n.

Wo Mische WcrcHreichten.

Deutsches Reich.

Berlin, 6. Jan. Nach amtlichen Melsungen aus Apia vom 28. Dezember v. I. wurde wegen thätlicher Insulten gegen beurlaubte Marine- Mannschaften seitens der aufständischen Samoaner das Landungscorps S. M. S.Olga" zur Begleitung des deutschen Konsuls auf den Kriegsschauplatz der Eingeborenen entsandt, wo der Konsul Verhandlungen wegen der Ent­waffnung einleiten wollte. Auf dem Wege nach der Pflanzung Vailele wurde das Landungscorps derOlga" von den Aufständischen unter Füh­rung des Amerikaners Klein überraschend angegriffen. Bei einer darauf durch die Landungscorps derOlga", des LkreuzerSAdler"

Feuilleton.

Werschtungene Iläden.

Roman aus dem Englischen von Hermine Frank e a^st ein.

(Fortsetzung.)

Natalie blätterte eben gleichgültig in einer Mappe mit neuen photographischen Ansichten, als sie ihren Namen aussprechen hörte und, aufschauend, Hugh Cleoeland an ihrer Seite erblickte. Jede Spur von Röte wich jählings aus ihren Wangen, und sie machte eine erschrockene Bewegung, als wollte sie fortsilen, er aber legte seine Hand auf ihren Arm und hielt sie zurück.

Dieses Mal sollen Sie mir nicht entwischen," sagte er leise, aber in fast wildem Tone;ich habe mich lange genug vergeblich bemüht. Sie zu sehen, und es ist mir bisher nicht gelungen; aber ich werde mir diese Gelegenheit nicht wieder entschlüpfen lassen."

O, still!" entgegnete sie, ihre Fassung zurückgewinnend, obwohl ihre Stimme heftig zitterte.Um des Himmels willen, machen Sie keine Scene! Bedenken Sie, wie viele Leute hier sind, die uns beobachten würden!"

Wenn Sie das fürchten, dann kommen Sie auf die Terasse hinaus; die Nacht ist warm; es kann daher Niemanden auffallen, wenn wir ins Freie hinaus­treten," entgegnete er eigensinnig.Ich will und muß mit Ihnen sprechen!"

Sie zögerte einen Augenblick, dann stand sie auf und ergriff seinen Arm. Sie erkannte, daß er entschlossen war, um jeden Preis mit ihr zu reden, und da sie jedwedes Aufsehen vermeiden wollte und daß im Salon so viele Leute anwesend waren, die sie hätten beobachten können, so hielt sie es für das Klügste, nach seinen. Vorschlag zu handeln und mit ihm auf die Terasse hinauszugehen.

Die Nacht war ungewöhnlich schön. Der Mond war fast voll und sein Silberlicht überflutete die Landschaft mit einem magischen Schimmer. Aus den

Gartenanlagen stiegen süße Blumendüfte empor und die lautlose Stille wurde nur ab und zu durch das Säuseln des Nachtwindes unterbrochen, der leicht über die Baumwipfel hinstrich.

Natalie stand in ihrem goldfarbenen Kleide an die Brüstung gelehnt; sie hatte ein schwarzes Spitzsntuch über die Schultern geworfen, die wie poliertes Elfen­bein zwischen den Maschen desselben durchschimmerten, und sie sah schöner als je aus, so daß Cleveland's Blicke sich unwillkürlich besänftigten, während er sie be­trachtete.

Ich kämpfe einen harten Kampf mit meinem Stolze, aber die Liebe hat ihn besiegt," begann er nach einer Pause in eigentümlich bitterem Tone.Sie werden es vielleicht für verräterisch von mir halten, noch einmal zu Ihnen zu kommen, nach­dem Ihr Vater ».eine Bewerbung so entschieden zurückwies und Sie dies durch Ihren nachfolgenden Brief, bestätigten; aber trotz dieses Brieses konnte ich es nicht glauben, daß Ihre Neigung so bald erloschen sein sollte, und ich bildete mir ein, daß Sie unter dem Zwange widerwärtiger Umstände gegen Ihren Willen handelten. Hatte ich Recht, Natalie?"

Sie antwortete nicht sogleich, sondern schaute eine Weile auf die mondbc- glänzte Landschaft hinaus. Als sie wieder sprach, klang ihre Stimme ungemein leise:

Ich war allein, als ich diesen Brief schrieb, und Niemand hat nur seinen Inhalt diktiert. Ich sagte Ihnen, daß es das Beste für uns wäre, uns für immer zu trennen. Warum wollen Sie meine Entscheidung nicht annehmen?"

Weil'ich mich nicht so leicht von meinem Glücke trennen kann. Barmherziger Himmel, wie ruhig Sie das aussprechcn, als ob das nur so etwas Geringfügiges wäre und als ob es sich nicht um Leben und Tod handelte!" stieß er zwischen den zusammengepreßten Zähnen aus. Ich habe gehört, daß die Frauen wankelmütig sind, daß ihre Neigungen flüchtig und vorübergehend sind, wie der Wind, und leicht Umschlagen, wie dieser; aber ich glaube es nie und ich kann selbst jetzt nicht glauben, obgleich Ihre eigenen Worte Sie verurteilen. 'Natalie, bedenken Sie, was