großer Teil der Schüler und namentlich der kleineren Kinder liegt an diesen Krankheiten darnieder, manche wurden auch schon ein Opfer derselben. Leider werden auch Erwachsene davon befallen. So wurde gestern ein blühender junger Mann und heute eine 24jährige Jungfrau, Lehrerin an der Frauen­arbeitsschule, beerdigt, welche nach kurzem Kranksein der Diphtheritis erlagen.

Murr, 16. Dez. Bei der in vergangener Woche auf hiesiger Mar­kung abgehaltenen Treibjagd wurden ca. 65 Hasen zur Strecke gebracht. Allgemein findet man bei uns einen Rückgang in den Jagdergebniffen gegen­über dem Vorjahr, was auf die Ungunst des vorigen Frühjahrs mit seiner Schneefülle zurückgeführt werden dürfte.

Heilbronn, 15. Dez. Die Heilbronner Gemeinderäte haben nach­träglich in ihrer Gesamtheit — mit Ausnahme des Herrn E. Ziegler — eine Erklärung in den Heilbronner Blättern erlaffen, des Inhalts, „daß die von Oberbürgermeister Hegelmaier gemachten Zugeständnisse unter den ob­waltenden Umständen keine Befriedigung gewähren können und nicht aus- reichend seien, um das so tief erschütterte gute Einvernehmen zwischen dem Herrn Oberbürgermeister und dem Gemeinderat wieder herzustellen". Der Gemeinderat sehe vor allem der eingeleiteten Untersuchung der Amtsführung des Oberbürgermeisters entgegen. Die Erklärung protestiert dann schließlich gegen die Darstellung einer Einsendung in der „Neckarztg.", als ob diese Untersuchung auf Antrag Hegelmaiers erfolgt wäre, der Gemeinderat halte daran fest, „diese Maßregel auf das von dem gesamten Gemeinderat ausge­sprochene und durch dessen Deputation dem Herrn Minister des Innern vor­gelegte Gesuch zurückzuführen."

Ulm, 15. Dez. Die gestern abgehaltene Amtsversammlung hat in dankbarem Rückblick auf die 25jährige segensreiche Regierungszeit Seiner Majestät des Königs Karl einstimmig beschlossen, aus bereiten Mitteln der Oberamtspflege einen Beitrag von 15,000 zu der König-Karl-Jubiläums- Stiftung zu geben.

Ulm, 16. Dez. Die von der Stadt auf dem sogenannten Kasernen­platze in unmittelbarer Nähe des Gymnasiums, des Real-Gymnasiums, der Real-Anstalt und der Knaben-Mittelschule erstellte Eisbahn ist gestern nach­mittag der Benützung übergeben worden. -- Ein fremder Arbeiter aus Ger- stetten legte sich in vergangener Nacht in betrunkenem Zustande auf das Pflaster eines Seitenwegs und schlief, nur halb angekleidet, ein. Heute früh wurde er, vö2ig erstarrt, aufqefunden und in das Hospital verbracht. Auf dem Wege dahin biß sich derselbe in seinem besinnungslosen Zustande einen Finger ab.

Hedel sin gen, 16. Dez. Gestern abend stürzte die brennende Erdöl-Hängelampe in einer Familie auf den Tisch nieder; die Flammen brach­ten der Hausmutter so schwere Brandwunden bei, daß Zweifel am Aufkom­men derselben walten.

Darmstadt, 15. Dez. Prinz Alexander von Hessen ist heute vormittag gestorben. Der Prinz, Vaters-Bruder des Großherzogs von Hessen, ist am 15. Juli 1823 geboren, hat somit ein Alter von 65^ Jahren er­reicht. Er trat frühzeitig in österreichische Dienste ein und machte den Feld­zug von 1859 in Italien mit, wobei er sich mehrfach durch seine persönliche Tapferkeit auszeichnete und das Ritterkreuz des Maria Theresia-Ordens er­hielt. Im Jahr 1866 kommandierte Prinz Alexander das 7. Armeekorps der Bundesarmee (Württembergs, Badenser, Nassauer und Kurheffen); sein Generalstabschef war der württembergische General v. Baur. Nach dem un­glücklichen Ausgang jenes Feldzugs zog er sich ins Privatleben zurück. Er war morganatisch vermählt mit Julie Prinzessin von Battenberg, des ver­storbenen polnischen Grafen v. Hauke Tochter, und hinteiläßt außer der Witwe 4 Kinder, nämlich Prinzessin Marie, vermählt mit dem Grafen Er­bach, Prinz Ludwig von Battenberg, englischer Korvettenkapitän (vermählt mit Prinzessin Vcktoria von Hessen), Prinz Alexander, von 1879 bis 1886 Fürst von Bulgarien, und Prinz Heinrich, Oberstlieutenant in der englischen Armee (vermählt mit Prinzessin Beatrix von England). Der Verewigte war General der Kavallerie, Chef des preußischen Dragoner-Regiments Nr. 13, des hessischen Infanterie-Regiments Nr. 116, des russischen Dragoner-Regi­ments Nr. 23, des österreichischen Drag.-Reg. Nr. 6. Mit dem russischen Hof war er nahe verwandt, da seine Schwester die Mutter des regierenden Kaisers Alexander war.

Aachen, 15. Dez. Einen gräßlichen Tod fand heute der Fabrik­direktor Kaspar Koetgen in der Spinnerei von Konrad Reuß. Als sich der

Heizer heute vormittag, veranlaßt durch den unregelmäßigen Gang der Ma­schine, ins Maschinenhaus begab, sah er zu seinem Entsetzen eine blutige, kaum noch kenntliche Masse am Boden liegen. Es war die Leiche des Koet­gen, der aus irgend einem Grunde das Maschinenhaus betreten hatte, hier wahrscheinlich vom Schwungrad erfaßt, mehrfach gegen die Decke geschleudert wurde und schließlich grauenhaft verstümmelt zu Boden gefallen war. Er hinterläßt eine Frau und drei Kinder.

H amburg, 17. Dez. Der gestern abend um 7 Uhr 34 Minuten aus Wittenberge im hiesigen Berliner Bahnhofe eintreffende Personen­zug stieß auf die Straßenmauer der Bahnhofshalle und zertrümmerte die­selbe. 6 Personen sind schwer, eine Anzahl leicht verletzt.

Wevrnifchtes.

— Der. „Köln. Ztg." werden aus Kopenhagen Mitteilungen gemacht über einen Brief, den die Kaiserin von Rußland an ihre Mutter, die Königin von Dänemarck, über den Eifenbahnunfall von Borki geschrieben hat. Die Kaiserin erzählt darin, daß sie jetzt noch nicht wisse, wie sie aus dem Wagen gekommen sei. Sie habe sich plötzlich draußen befunden. Ihr erster Gedanke habe dem Kaiser gegolten. Zu ihrem Schrecken habe sie ihn nir­gends entdecken können, endlich nach entsetzlichen Sekunden habe sie ihn be­merkt, wie er auf Händen und Füßen aus den Trümmern des zersplitterten Wagens hervorgekrochen sei. In demselben Augenblick seien aus dem benach­barten Wagen, der über den kaiserlichen hinaufgekollert sei, ihre Kinder zu ihr herangesprungen mit dem rührenden Ausruf: „Mama, uns fehlt gar nichts!" Auf dem Bahndamm, der durch Regengüsse gänzlich durchweicht gewesen sei, hätten sie und der Kaiser bis zu den Knien im Schlamm gewatet» mit Schauder und zugleich mit den Gefühlen tiefer Dankbarkeit zu Gott über ihre wunderbare Rettung hätten sie nun erst die fürchterlichen Verwüstungen überblicken können. Man habe gemeldet, daß es in ihrem Gefolge Tote und Schwerverwundete gebe. „Unter den Toten ist auch einer meiner Leibdiener, und zwar der nette anstellige Mensch, den Du bei unserer letzten Anwesenheit in Kopenhagen in meiner Umgebung gesehen hast." Ueber die Verletzungen, die sie und der Kaiser davongetragen, geht die Kaiserin mit leichten Worten hinweg. „Wir haben zwar jetzt noch an großen Stellen unseres Körpers schwarze und blaue Flecken, aber es hat nicht viel zu bedeuten!"

Auszeichnung. Die Jury der Weltausstellung in Barcelona hat der Firma Ed. Löflund in Stuttgart für ihre ohne Zucker konden­sierte und sterilisierte Milchkonserve, die unter dem Namen reine Allgäuer Rahm-Milch im Handel ist, den höchsten Preis, die goldene Medaille zuerkannt. — Diese Milch ist jetzt bei den meisten großen Dampfergesellschaf­ten an Stelle der Schweizer Zuckermilch im Gebrauch; von derüschen Linien ist es vor allem der Norddeutsche Lloyd in Bremen, der seine nach Ostasien fahrenden Dampfer mit Löflund'scher Milch versieht; dieselbe verträgt die Reise um die Welt ohne die geringste Veränderung und bietet zu jeder Zeit und in jedem Klima den Genuß einer ausgezeichneten, reinen und fettreichen Alpenmilch.

Calw.

Aanllwirt^ckoMeüer OezirHsveeein.

Am Freitag, den 21. Dez. (Thomasfeiertag), hält der landw. Be­zirksverein im Lamm in Neubulach eine Generalversammlung, zu der die Mitglieder und insbesondere die Landwirthe der Umgegend hiemit aufs freundlichste eingeladen werden. Auf der Tagesordnung steht

1) der Rechenschaftsbericht und Feststellung des Etats,

2) ein Vortrag über Obstbau von Pomolog Fritzgärtner in Reut­lingen,

3) ein Vortrag über Viehzucht von Oberamtsthierarzt Leytze.

4) derConsumverein und die künstlichen Dungmittel, empfohlen von H. Rau.

Die Verhandlungen beginnen um 1 Uhr.

Calw, den 14. Dec. 1888. Der Vereinsvorstand

Supper.

E. Horlacher, Sec.

Amtliche Kkkllliillnlachilngen.

Revier Hirsau.

Am Samstag, den 22. Dez., vormittags 10 Uhr, findet im Löwen in Hirsau die

MieäeroerpaHlung

der Mönchsloch-, Bruderberg, Kohl­berg- und Reichertsmadwiesen für die Jahre 1889—1895 im öffentlichen Aufstreich statt.

Daran anschließend werden die Saalschnlarbeile« pro 1889 im Accord vergeben werden.

Bekanntmachung.

Die Wählerliste für die Wahl eines Abgeordneten zum Landtag, welche am

9. Januar 1889 stattfindet, ist während eines Zeitraums von

sechs Tagen

vom 21. bis 26. Dezember 1888, beide Tage einschließlich, auf dem Rathaus zu allgemeiner Einsicht aufgelegt. Ein­sprachen gegen die Liste sind während diesessechstägigen Zeitraums bei der Ortswahlkommission (Stadt- schultheißenamtszimmer) schriftlich oder mündlich vorzubringen und ist nach Ablauf der genannten Frist jede An­fechtung der Wählerliste von irgend einer Seite ausgeschlossen.

Bei der Wahl wird jeder un­bedingt zurückgewiesen werden, dessenNamein der Wählerliste Nicht enthalten ist und wenn letzteres auch im offenbarsten Versehen seinen Grund hätte.

Calw, den 19. Dezbr. 1888.

Ortswahlkommisfion.

Calw.

Am Freitag, mittags 12 Uhr, 4 r- verkaufe ich in meinem Hause silberne

Ca^enu^r

im Wege der Zwangsvollstreckung.

Auktioneur Linkenheil.

Verkauf.

Im Vollstreckungswege werden am

Freitag (Thomasfeiertag), den 21. Dezember, mittags 1 Uhr, im Waldhorn in Hirsau ca. 33 Ztr. Oehmd, 1 Futterschneid­maschine, 3 Säcke Hopfen, 3 Oberbetten, 3 Unterbetten, 3

Haipfel, 4 Kissen, 4 Bettladen samt Strohsack

gegen bare Bezahlung versteigert.

Gerichtsvollzieher

Wochele.

Privat-Aiyeige«.

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Wiegenpferd

hat billig zu verkaufen

C. Hummel, Lackier.

Ein freundliches

Logis

ist sogleich oder bis Lichtmeß zu ver­mieten.

Näheres in der Red. ds. Bl.