Beilage zum „Calwer Wochenblatt"
Nro. 139.
Deuilleton. IRachbru«,-rb°.en.
Amor und SL. Kubertus.
Erzählung von Th. Ebert.
(Schluß.)
„Ist Dir Mertzing heute morgen nicht ausgefallen, Mama, wie klein er doch im grünen Jägerrocke erscheint, während er in Uniform fast um einen Kopf größer aussieht, ich habe mich wirklich über ihn amüsiert. Steinberg ist doch eine ganz andere Gestalt, wenn die beiden neben einander gehen, könnte man beide für Vater und Sohn halten."
„Ein schöner Vergleich", fiel ihr Frau von Erlenthal ins Wort. „Im übrigen kann ich Dir nicht verdenken, wenn Du Steinberg interessanter und vielleicht auch hübscher findest, dafür ist er ja auch Dein Cousin." Ueber Frau von Erlenthals Gesicht glitt dabei ein leichtes Lächeln und sie merkte, daß Eugeniens Köpfchen purpurrot geworden war. Sie hatte ja schon längst bemerkt, daß Eugenie Steinberg vor Allen vorziehe und daß auch Steinberg sich ihr immer mehr zu nähern suchte. An eine Verbindung der Beiden hatte sie zwar noch nicht gedacht, doch würde sie derselben sicher nicht hindernd in den Weg getreten sein.
,Willst Du ein wenig mit im Parke spazieren gehen, Mama?" begann Eugenie nach einer Pause, „mir wird so schwül hier im Zimmer."
„Ich habe jetzt keine Zeit mehr, Kind," erwiederte ihre Mutter, nach der Uhr sehend. „Ich werde wohl jetzt in der Küche zu thun haben, damit bei der Tafel alles in Ordnung ist." — „So werde ich allein gehen, Mama," sprach Eugenie aufstehend, legte einen leichten Mantel um und verließ das Zimmer. Bald darauf
wandelte sie auf den breiten, mit rotem Sand bestreuten Wegen des Schloßparkes dahin.
*
Drüben im Erlengrunde war man bald mit dem Jagen fertig und die Schüsse schallten in immer größeren Zwischenpausen durch die Herbstluft. Steinberg schien jetzt mehr vom Glück begünstigt zu sein, denn seine Büchse krachte jetzt mehrere Male kurz hintereinander.
„Donnerwetter, der scheint die Scharte von heute morgen gut auswetzen zu wollen!" sprach der fünfzig Schritt rechts von ihm stehende Major von Horst vor sich hin. „Wie er das wohl angestellt hat, so ein famoser Schütze wie Steinberg
auf kaum dreißig Schritt zu-Potztaus-" da krachte auch schon sein Schuß
und vor ihm stürzte ein Rehbock zusammen, der eben durchs Dickicht gedrungen war. „Beinahe wär' wirs auch noch so gegangen, na, das fehlte noch," murmelte er und lud die Büchse von neuem.
Freiherr von Erlenthal und mehrere andere Herren kamen jetzt auf den Major und Steinberg zu und auch die Uebrigen verließen ihre Standorte. Der Erlengrund war abgejagd und nun blieb nur noch ein kleines Fichtengehölz übrig. „Drei Uhr — um vier Uhr können wir bereits auf Erlenthal fertig sein" — meinte der Freiherr und man begab sich nach dem letzgenannten Revier.
„Dadrin wird wohl nicht viel zu holen sein, Erlenthal," sprach Major von Liebenau. Die Schützen umstellten das kleine Gehölz und da es keine allzugroße Ausdehnung hatte, so war die Entfernung derselben von einander keine allzNgroße. Die Treiber hatten ihre Arbeit begonnen, das Geklapper kam immer näher und noch war keine Spur von einem Wilde zu sehen. Da rasselte und krachte es plötzlich in den Zweigen des Dickichts und ein lautes „Achtung" scholl durch die Schützenkette. In demselben Augenblick brach auch schon ein mächtiger Hirsch vor Lieutenant von Mertzing aus dem Gehölze und stürzte unter dem Krachen der Schüsse sofort zusammen. Außer Mertzing hatten noch der Freiherr und Major von Horst geschossen und alle Kugeln hatten das Blatt getroffen.
„Schon wieder dieser Mertzing" knirschte Steinberg und die Herren kamen auf das erlegte Wild zu, da man die Jagd jetzt für beendet ansah.
„Will mein Lebtag auf keinem Pferderücken gesessen haben, Liebenau," rief der Freiherr, „wenn das nicht der größte Hirsch ist, der je auf Erlenthal geschossen wurde!" — „Ein Prachtskerl," erwiderte jener und die Gesellschaft trat, nachdem den Treibern die nötigen Anweisungen zum Fortschaffen des Wildes gegeben waren, den Weg nach dem Schlosse an.
Curt von Erlenthal und Steinberg waren eine Strecke hinter der übrigen Gesellschaft zurückgeblieben und in eine, wie es schien, eifrige Unterhaltung geraten.
„Am liebsten würde ich hier über den Wiesenweg nach der Chaussee zu gelangen suchen und sofort nach S. zurückkehren, Erlenthal."
„So? und warum! — Weil ein Anderer heute mehr Glück im Schießen hatte, als Du — und was würde Eugenie sagen?"
„Steinberg, sei doch nicht so tragisch", entgegnete Erlenthal, „wer sollte es denn thun; die älteren Offiziere werden einfach darüber bei Tische schweigen und
Mertzing wäre sicher der letzte," — „Er würde es auch sicher zu bereuen haben" gab Steinberg scharf zurück, wenn er es wagen sollte."
Die Gesellschaft war mittlerweilen im Schloßhofe angekommen. Frau von Erlenthal kam die breite Schloßtreppe herab und Eugenie vom Parke her, um die Herren zu begrüßen. Ein Blick nach Steinberg hin genügte ihr, um erkennen zu lassen, daß etwas ganz besonderes mit ihm vorgegangen sein mußte. Die Herren begaben sich in den Salon, wo ein Imbiß bereit gestellt war und Major von Liebenau übernahm es, den Damen die Vorkommnisse des Tages zu berichten. Er konnte natürlich nicht umhin, Steinbergs wunderbares Malheur von heute zu erwähnen, doch ging er schnell darüber hinweg und verlieh der ganzen Sache heitersten Anstrich. Frau von Erlenthal bedauerte Steinberg seines Unglücks willen und sprach ihre Verwunderung aus, daß der „kleine Mertzing" so ein vortrefflicher Schütze sei.
Nachdem die Herren etwas gegessen hatten, schlug der Freiherr vor, bis zur Tafel ein Spielchen zu arrangiren und die Herren setzten sich zusammen. Wer von ihnen nicht spielte, suchte sich eine andere Zerstreuung; etliche bewunderten die reiche Waffensammlung Erlenthals, andere besuchten die Pferdeställe, denn der Freiherr war ein großer Pferdeliebhaber, und Steinberg gieng allein im Schloßpark spazieren. In Gedanken versunken hatte er gar nicht bemerkt, daß Curt von Erlenthal ihm folgte und erst als jener seine Hand auf seine Schulter legte, fuhr er erschreckt auf.
„Du bist ein richtiger Träumer, Steinberg, anstatt in Gesellschaft zu bleiben und Dich zu unterhalten, damit Du die Bagatelle von heute vergißt, schleichst Du Dich wie ein Dieb leise hinweg, um still Deinen Gedanken nachzuhängen," — „Ich liebe das", gab jener zurück und setzte seinen Weg fort.
Erlenthal schob seinen Arm in den Steinbergs und beide schlugen den Weg nach dem Gartenpavillon ein. Da kam ihnen von der anderen Seite her, Eugenie entgegen und schloß sich den Beiden an. Sie erinnerte mit keinem Gedanken an Steinbergs heutiges Jagdunglück und suchte das Gespräch auf andere Dinge zu lenken. Die Beiden waren auch bald in eine so tiefe Unterhaltung geraten, daß sie gar nicht merkten, daß Curt sie am Ausgange des Weges verlassen und in das Schloß zurückgekehrt war. Eugenie hatte Steinbergs angebotenen Arm genommen und beide setzten nun ihren Weg in den herrlichen Anlagen fort. Er erzählte ihr wieder von ihrer gemeinsamen Kinderzeit und sie wurden gar nicht gewahr, daß die Sonne immer tiefer sank und auch schon einmal die Tischglocke ertönt hatte.
„Wo ist denn Steinberg", begann plötzlich Major von Horst, als man sich um die lange Tafel gruppirte. „Ich habe ihn ja, seit wir zurück sind, noch gar nicht wieder gesehen."
„Ich sah ihn vorher im Parke auf- und abgehen", bemerkte Curt von Erlenthal, „er scheint sich Gedanken zu machen über seinen verfehlten Bock" — „Dummer Kerl", brummt der Freiherr in den Bart „Jean soll doch einmal Nachsehen, wo er sich befindet.
In demselben Augenblick ging die Thür auf und in dem Rahmen derselben stand Steinberg, — an seiner Seite Eugenie. Ein kräftiges Hurrah scholl den Eintretenden entgegen und Eugeniens Gesicht wurde rot wie eine Rose und fester schmiegte sie sich an Steinberg an. Als etwas Ruhe eingetreten war, trat Steinberg rasch auf den Freiherrn zu und sprach: „Wenn mir auch St. Hubertus am heutigen Tage unhold gewesen ist, so hat mir doch Amor umsomehr gelächelt, und wenn mir auch der Rehbock heute entgangen ist, so habe ich mir ein sanftes Reh errungen, welches alle Schätze der Welt nicht aufwiegen können. Um es Ihnen kurz zu sagen: Ich liebe Eugenie und Eugenie liebt mich, ich bitte Sie also, Herr von Erlenthal in Anwesenheit aller Kameraden um ihre Hand."
„Seht einer den Jungen an," rief der Freiherr. „Ich liebe Eugenie, sie liebt mich, kurz und bündig — also daher nichts getroffen — verliebt gewesen. — Nun, wenn dem so ist, so sollen Sie sie haben. Kommt an mein Herz, Kinder."
Ein kräftiges Hurrah ertönte im Kreise der Kameraden und Eugenie lief erschreckt in die Arme ihrer Mutter. Frau von Erlenthal umarmte auch Steinberg und hieß ihn als Sohn herzlich willkommen.
Major von Liebenau brachte den ersten Toast auf die Neuverlobten aus und eine herrliche Feier begann. Die Herren hatten anfangs beabsichtigt, um 8 Uhr mit den Wagen zurückzukehren, aber nachdem sich die Damen um 10 Uhr zurückzogen, blieben sie noch bis nach Mitternacht auf und mußten deshalb auf Erlenthal übernachten. Als sich am andern Morgen die Herren verabschiedeten, hieß Major von Horst Steinberg und Erlenthal noch zwei Tage zu bleiben, indem er versprach, für sie beim Obersten den Urlaub für die Zeit auszuwirken.
„Ich wollte, es wäre bald wieder Jagd aus Erlenthal, Horst," sprach Major von Liebenau, als er auf denIWagen kletterte.
„Ich auch," brummt jener — noch ein kräftiges Hurrah — und fort waren sie — zum Schloßhofe hinaus.
Ende.
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