7S. Jahr««»« .

«rscheiut täsltch «N »urnahmr der Gönn- und Arfttage.

Preig vterteljLhrlich hier 1 mit LrLger-

i«hn1.20^,imBe,ir»- «nd 10 Km-Nertehr 1.28 im übrigen

Württemberg 1.88 MonatSabonnementS nach Verhältnis.

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Lnzeigen.Aebühr f. d. Ispalt. Zelle au« gewöhnl. Gchrtft oder derm Raum bei Imal. Mnrückung 10 4, bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plaudrrstübchen und

vchwäb. Landwirt.

.N 219,

Magokd, Mittwoch den 20. Septemöer

1905

Wezugs-Kinkadung.

Mit dem 1. Oktober 1905 tritt dey

GescllsAftki

mit dem Unterhaltungsblatt

Mauderstübchen

in das 4. Quartal seines 79. Jahrgangs ein.

Der Gesellschafter nimmt erfreulicherweise au Verbreitung in und außest Bezirk stets z«; es staden daher auch Anzeige« in unserem Blatte eine wirksame Verbreitung.

Die Abonnenten des 4. Quartal- erhalte» gratis:

1 Wanbfahrpla« Winterdienst 1905/06,

1 Wand Kalender für das Jahr INS«, 1 14täg. Beilageäder Schwab. Landwirt".

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Stadt Nagold (ohne Trägerloyn) *4 1. (mit Trägerlohn) 1.20

Bezirk Nagold «. Orte i« LS-ki»

Berkehr ^ 125 i« übrige» Württemberg 1.35

ilerlG des MWflm.

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Amtliches.

Bekanntmachung.

Allerhöchster Auorduuug gemäß findet die kirchliche Feier des GebnrtssefteS Ihrer Majestät der Kö­nigin am Sonntag de» 8. Oktober ds. Js. statt, wovon die BezirkSaugehörigeu in Keuututs gesetzt werden. Nagold, deu 18. Septbr. 1905.

K. Oberamt. Bohneuberger A.-V.

Ate reichste Harter.

Als Grund für den Rückgang der sozialdemokratischen Stimmen bet den letzten Retchstagsnachwahleu gibt der Parteiber,cht unter anderem auch deu an, daß die Gegner der Sozialdemokratendurch ihre wirtschaftliche Macht über Mittel verfüge», die uns nicht zu Gebote stehen/' Diese Begründung wirkt geradezu lächerlich, wenn man damit die gewaltigen Summen vergleicht, die der sozialdemokratischen Partei zufließen und die im laufende» Jahre die Höhe von 723 069 erreicht haben. Keine andere Partei hat auch nur im entferntesten solche Einnahmen.

Die Gelder, die die Sozialdemokratie für Parteizwecke zusammeubrachte, find immer schon bedeutend gewesen und haben in de« letzten 15 Jahren 5.37 Millionen betragen, wovon durch denVorwärts" allein fast 1,2 Millionen er- zteli worden find. Von diesen Geldern find nicht weniger als 928 300 -6 als Reservekapital beiseite gelegt worden. Einen ganz besonderen Aufschwung hat das Partetbudget der Sozialdemokratie seit dem Jahre 1902 genommen. Bis dahin bewegte es sich ungefähr tu den Grenzen von 220 000 bis 330000 Im Jahre 1903 aber schnellte eS auf 628 247, 1904 auf 620 792 und 1905 sogar auf 723 069 ^ tu die Höhe. Dieser Aufschwung in den Finanzen ist aus die höheren Beiträge der einzelnen Wahlkreise zurückzusühreu. Gab eS doch Wahlkreise mit mehr als 10000 sozialdemo­kratischen Stimmen, die zu den Einnahmen der Hauptkaffe nichts beisteuerten und die nicht einmal die ans der Partei- kaffe ihrem Abgeordneten zugewendeten Reichstagsdiäten be­zahlten. ,

Jetzt macht die sozialdemokratische Partei einen neuen Anlauf, um ihre Finanzen noch mehr zu bessern. Eine auf dem Parteitage in Bremen eingesetzte Kommistov hat näm­lich dem Parteitag in Jena einen Vorschlag unterbreitet, wonach die Wahlkreise mindestens 25 v. H. ihrer ans den Beiträgen und Eintrittsgeldern sich ergebende« Einnahme au die Hauptkaffe abzusühreu haben. Um diese Einnahmen zs beausfichtigen, soll in den Satzungen vorgeschriebe« werden, daß von deu Vertrauensmännern jährlich bis zum 1b. Juli Bericht zu erstatten ist über die Zahl der im Wahlkreise organisierten Genosse», die Höhe der von deu Mitgliedern erhobenen Partetbeiträge und die Summe der gesamten Ein­nahmen. ES ist nicht unmöglich, daß eine derartige bei jeder anderen Partei unerhörte ZwangSbesteueruug auf de« Parteitage tu Jena durchgehen wird. Um wieviel dann das rote Budget in die Höhe schnellen wird läßt sich gar nicht

vorher sagen, da über die Einnahmen der einzelnen Wahl­kreise bisher keine Anhaltspunkte vorliegen. Man wird gut tun, auf diesem Programmpuukt der Jenenser Tagung ein scharfes Buge zu haben. Auf jeden Fall ist rS angebracht, auf diese Opserwilligkeit der Sozialdemokraten immer und immer wieder hiuzuweisen; denn sie ist das Geheimnis des sozialdemokratischen Erfolges.

Vokittsche Hleberficht.

Zngnnste« der Gewerbetreibenden und Hand­werker find von der badischen Regierung folgende Anord­nungen getroffen worden: Die StaatSstelleu sollen im schrift­lichen Verkehr mit dev Unternehmern, welche die Meister­prüfung abgelegt haben, deu Meistertitel gebrauchen. Bei der Vergebung von Arbeiten sollen unter sonst gleichen Vor­aussetzungen die Gewerbetreibenden bevorzugt werden, die deu Meistertitel zu führen berechtigt find. Die Geueral- direktiou der StaatSeiseubahueu endlich hat durch Erheb­ungen festgestellt, daß unter deu 2000 in deu staatlichen Werkstätten beschäftigten handwerklich vorgebtldeten Arbeitern derzeit fich nur sechs befinden, welche die in der RetchSge- Werbeordnung vorgesehene Gesellenprüfung abgelegt haben. Der Zugang an geprüften Arbeiter« war also auch in der letzte» Zeit sehr schwach, und die Geueraldirektiou ist daher noch nicht in der Lage, nur Arbeiter, welche die Gesellen­prüfung abgelegt haben, künftig aufzuuehmeu. Sie hat deshalb, bis dies möglich sein wird, einstweilen augeorduet, daß von den in die Wartlisten anfgeuommeneu Arbeitern zuerst die Geprüften berücksichtigt und erst, so weit der Be­darf dadurch noch nicht gedeckt ist, auch die übrigen beschäftigt werden.

Bei de« Wahlneäuuerwahle» im Königreich

Sachsen hat die natioualltberale Partei Erfolge errungen. Von sechs Mandaten, die zu verteidigen waren, find aller­dings unr fünf behauptet worden; Zwickau geht an die freisinnige Volkspartei verloren. Dagegen haben die Natto- ualliberalen Leipzig-West, Meeraue-Limbach und Tresen- Leugenfeld erobert. In letzterem Wahlkreis wurde her Führer der Konservativen, Geheimer Hofrat Opitz, geschlagen.

Der russische Kronrat hnt «nter dem Borfitz des Zaren 200000 Millionen Rubel für deu Wiederaufbau der Kriegsflotte auSgesetzt. Die neue Flotte soll nach«f Jahren kriegsbereit sein. In Riga ist der Gehilfe des PolizetmeisterS durch Dolchstiche getötet worden. Der in Rußland für amerikanische Eisenfabrikate, Harzmaschine», Werkzeuge und Fahrräder erhobene Mehrzoll wurde aufge­hoben, wodurch die für deutsche Fabrikate erforderlichen Ur­sprungszeugnisse fortfalle».

Das serbische Regiernngsdlatt veröffentlicht

einen Leitartikel über die letzten Grenzverletzungen durch die Türken und stellt fest, daß solche Uebersölle schon alltäg­liche Vorkommnisse seien. Auch die Waffenbrüderschaft wilder Aruantevbanden mit türkischem regulären Militär sei eine gewöhnliche Sache. Dadurch sei die Lolkserreguug erklär­lich, sowie die einmütige Forderung nach Genugtuung und »ach einer Garantie gegen zukünftige ähnliche Fälle. Serbien

Irrungen.

(Schluß.)

Maria hört sie in der Nacht schluchzen. Sie liegt ganz still, bis plötzlich Erika ihren Namen ruft.Maria," sagt sie,glaubst du wohl, daß die Frau von Ulrich Hagen mal glücklich wird?" Langes Schweigen.Hast du gehört?"

O ja, ich glaube schon."Er ist sehr gut, nicht?"

Ja!"Und eigentlich auch gar nicht so dumm?" Dumm!" Maria macht einen Satz ouö dem Bett.Was ist dir denn, Erika?" ,O, nichts, ich danke dir schön." Sie wendet sich ab und läßt Maria stehen, die, schweigend und von tausend Gedanken gepeinigt, wieder still liegt, bis fie endlich gegen Morgen Ruhe findet.

Die beiden Brüder, die im Wagen von Bona gekom­men find, legen die erste Hälfte deS Rückwegs schweigend zurück.Du," sagt Ulrich plötzlich,ich habe fie gefragt."

Na und?"Sie will mich nicht!" Gerhard beginnt leise zu pfeifen und lehnt fich in die Kiffen zurück. Pech für dich, mein Junge, daß du ihr so wenig gefällst," sagt er dann, liebevoll die Hand des andern drückend,aber du wirst eS schon noch überleben." Ulrich lacht verlegen. Ach ja, man muß es wohl," sagt er phlegmatisch.

Einige Tage später setzt ste ein Brief von Frau von Stein in Kenntnis, daß Marias Abreise noch um 2 Tage verschoben sei und bittet fie beide, da auch ihre Eltern fich augesagt hätten, deu Sonntag nachmittag bei ihnen zu ver­

bringen; eS sei das ErikaS Gedanke gewesen, als Herr und Frau v. Hagen ihren Besuch aukündtgten.

Der Sonutagmittag steht den Wagen in das Parktor von Schloß Stein etubiegeu. Die beiden Mädchen find in ungewöhnlicher Spannung. Schweigsamer als sonst, gehen fie fich gegenseitig aus dem Wege und scheinen, ihrer Un­ruhe nach zu urteilen, etwas Besonderes auzustrcbeu. Erika geht nach dem Essen direkt ans ihr Ziel loS. Ste bittet Ulrich, mit ihr nach dem Pferdkstall zu kommen. Sie weiß, das ist sein Liebltugsgang. Im Hof vor dem Stalle bleibt Erika verlegen stehen. SountagSöde liegt auf allem. Ein paar große Birnbäume beschatten den weiten Hof. Unter eine« von ihnen steht eine Bank. Erika hat absichtlich den Platz ausgesucht ihr Leben soll fortan sehr prosaisch sein, also ist eS auch gut, eS mit Prosa einzuleiten. Ulrich setzt sich neben ste.Hatten ste eine bestimmte Absicht, daß Ste mich herbrachte»?" fragte er neugierig.Ja." Ste sagt es kaum hörbar und ringt verzweifelt das Taschentuch in den Händen. Er schweigt. Er ist doch auch zu wenig gewandt!Es ist," beginnt ste wieder zaghaft,Sie wissen doch noch am Donnerstag, als Sie daS letziemal

hier waren, da fragten Sie mich etwas". Sie

stockt in grenzenloser Verlegenheit. Aber auch er schweigt unbeholfen.Sie wissen doch noch?" Ihre Stimme klingt unsicher; hat ste denn geträumt? Er nickt hastig, noch ver- legener und röter als vorher.Ja," sagt er undeutlich,

ich,. ich bitte tausendmal um Verzeihung, ....

eS war nicht so gemeint."

Erika weiß nicht, wie lange ste fitzt und ihn anstarrt.

Sie weiß nicht einmal, ob fie jetzt lachen oder weinen soll. DaS junge Gesicht ist in tieses Rot gelascht; zornig funkeln

ihn ihre Augen an.Nicht so gemeint.bitte, gehe»

Sie sofort ich ... ich will Sie nicht wieder sehen." Er steht gehorsam auf, »och unschlüssig, ob er wirklich gehen soll, aber ein einziger Blick auS ihren zornflammenden Augen bringt ihn zur Besinnung. Mehr laufend als gehend verläßt er den Hof, und Erika, die ihm uachschaut mit sprühenden Augen, wartet nur, bis daS Tor hinter ihm zngefalleu ist, um schluchzend und verzweifelt auf der Bank zusammeuzubrechen.

Da bleibt ste fitzen, auch als ste sich beruhigt hat, durch lauge Zeit, und drüben im Park gehen in heiteren Ge­sprächen Maria und Gerhard auf und ab. Wenn sie sich ihrem Schlupfwinkel nahen, dann hört sie daS fröhliche Lachen der beiden.

Wo ist denn Erika?" Frau von Stein fragt es, al­bte junge Gesellschaft fich zu« Kaffee eiufindet. Niemand hat sie; gesehen. Gerhard und Maria wissen nichts von ihr.Ich werde ste suchen." Gerhard schleudert hinaus, alle ihm begegnenden Leute nach ihr fragend. Ein Knecht hat ste beim Tränken i« Hof gesehen. Dahin lenkt er seine Schritte. Aus der Bank unter dev Birnen steht er fie fitzen. Mit ein paar raschen Schritten ist er neben ihr. Ste hebt deu Kopf, und er erschrickt, als er fie steht. Erika!" Unwillkürlich ist ihm der AuSrus entfahren, als er in ihr blaffeS Gesicht schaut, auS dem die Auges leer hinauSsehen, ohne wie sonst bei seinem Nahen aufzublitzeu. Im Augenblick ist er neben ihr und hat die Widerstrebende