V». S«chr,«»L.

Erscheint täglich mit Ru-nahme der Sonn« und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger­lohn 1.20^t, imBeiirkS- und 10 Km-Brrtehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.85 MonatSabonnements

»ach Verhältnis.

Dtl Gkskllsihilstrk.

Ms° Ni> Aljche-SlÄ ftr i>ei> WttM-KkKK.

Aevnfpvechev Av. LS.

AernfpveeHer Wv. LS.

L»S»

Ln-eigen'Eebühr s. d. Ispalt. Zeile au» gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt

Mit dem Plaudrrstübchen und

Schwäb. Landwirt.

^ 217

Seine Königliche Majestät haben am 26. Auguist d. Js. aller­gnädigst geruht die evangelische Pfarrei Unterjettingen. Dekanats Herrenberg, dem Misstonssekretär Weber in Köln zu übertragen.

SoMifche Hleverstchl.

Beschwerderecht ««d Auzeigepslicht bei Sol- dateurnttzhaudluugeu. In einer Polemik über den apo­kryphen Mißhandlungserlaß des preuß. Kriegsministers er­klärt sich die Kreszztg. von dem gegenwärtigen Zustand völlig befriedigt.Die Bestimmungen über das Beschwerde­recht reichten völlig aus und die Strafen werde» rücksichts­los zur Anwendung gebracht." Die trostlosen Folgen der 'Einführung der Anzeigepfltcht wären, so meint die Kreuzztg., kaum auszudeuken". Nun, dieser Tage ist ein Unteroffi­zier eines Garderegiments, also einer Elitetruppe, wegen Mißhandlung in 345 Fälle« bestraft worden. Er hat diese Mißhandlungen monatelang fortgesetzt und sie kamen schließ­lich ans Tageslicht, nicht weil das Beschwerderecht ausge- Sbt wurde, sonder« weil ein von ihm gepeinigter Soldat einen Selbstmordversuch gemacht rr. weil dann nach den Be­weggründen zu diesem unglücklichen Schritt geforscht wurde. Wenn es möglich ist, daß ein junger kräftiger Mensch lieber durch Selbstmord seinem Peiniger entgehen will als durch die Ausübung des Beschwerderechts, dann ist eS ein starkes Stück, zu sagen, daß die Bestimmungen über das Beschwerde­recht völlig ansreichen. ES ist nicht einzuseheu, warum die AuzetgepflichL trostlose Folgen für unser Heerwesen zeitigen müßte. Die Disziplin und die Lust am Soldateustand wird mehr erschüttert, wenn ein Unhold monatelang allen Vorschriften entgegen die Soldaten peinigen kan», als wenn Anzeigen sofort ohne jeden Instanzenweg an dm Hauptmarm erstattet und dadurch fortgesetzte Mißhandlungen unmöglich gemacht werden. Wenn schließlich die Kreuzztg. sagt, die Straftu wegen Mißhandlungen würden mit rückhaltloser Strenge zur Anwendung gebracht, so ist in dem oben er­wähnten Fall allerdings der Peiniger streng bestraft worden (IV' Jahr Gefängnis und Degradation), die Milde der kriegsgerichtlichen Urteile hat aber schon oft Erstaunen hervorgerufeu und den Sozialdemokraten willkommenen Stoff für ihre Agitation geliefert.

I« der Echweiz «acht das Beispiel Kra«k- reichs Schule, auch dort wird eine Trennung von Kirche und Staat an gestrebt. Allerdings ging ein daraus hin- zielender Antrag, der kürzlich i« großen Rat des Kantons Genf gestellt worden ist, von kirchlich-katholischer Seite aus. Die beiden Landeskirchen (evangelische und katholische) würden nach dem Antrag sortbeßehen bleiben, nur würde die Ver­waltung ganz in kirchliche Hände gelegt und beide Kirchen völlig getrennt, die Kosten je von den Angehörigen der beiden Konfessionen getragen und vom Staat wie andere Steuern einßszogen werden.

Der Ssterreichchche «eichsrat ist für de«

26. September einberufen worden. Es wird das Budget für 1906 vorgelegt und die italienische Universttätsvorlage erledigt werden, vielleicht auch eine Diskussion über die ungarische Krise stattfiuden und, falls diese inzwisScn Lei-

Jrrungeu.

Die kleine Plattform eines unscheinbaren Sandbahn- Hofes schreitet ein schlankes Mädchen auf und ab. Hin und wieder späht st« erwartend die glänzende Schienenreibe hin- mrter, und eS zuckt ungeduldig kr dem schmale« Gesicht. Endlich naht sich larrgsam, rauchlos das erwartete Unge­heuer. Ein paar Türm fliegen auf und die dunklen Augen haben wieder Arbeit genug, die ersehnte Gestalt herauSzu- fiaden. Plötzlich fühlt sie sich von hinten umschlungen. MariaA"Ja, Maria!* Helle, grünlich schimmernde Augeu blitzen ihr entgegen: Ind dn bist Erika!" Die andere Mt, ste kann sich noch nicht darein finden, daß das schlanke, selbstbewußte Mädchen ihre stille Maria sein soll, die sie von der Pension aus so oft besucht hat. Sie kommt nicht eher zur Besinnung, als bis sie Mammen im Wagen sitzen, mit der Aussicht auf die stillen Straßen einer kleinen Rheinstavt. Da sehen ste sich gegenseitig prüfend und for- schend an.Du bist unverändert," sagt Maria und sicht mit großen Augen in das blaffe, feine Gefichtchen.Nur ein bißchen gewachsen bist du."Und du... dich kenn' ich gar nicht wieder." Maria zuckt die schmalen Schul- tenr :Drei Jahre ist eine lange Zeit, wenn mau sich nicht sieht, sagt sie gedankenvoll. Erika schweigt. Maria steht bäumend in die ftühltngsfrische Landschaft. Weit dehnt -sich das grüne Tal zu beiden Seiten, und drüben schimmert ein Streifen -glänzendes Master der Rhein.ES war st» lieb von dir." sagt Maria,daß du »ich eingeladrn Hast, du glaubst nicht, wie ich -es manchmal überkommen

Magotd, Montag den 18. September

gelegt werden sollte, werden die Delegaüonswahten vorge- uommeu werden. Der neue Leiter des Handelsministeriums hat im permanenten Gewerbeausschuß sein Programm ent- wickelt. Er versprach, wie bisher, so auch künftig für die Kräftigung des GewerbestaudS einzutreteu. In der Frage des Befähigungsnachweises glaube er, daß dieser zu eine« BildnngsnachweiS ausgestaltet werden solle. Die Ver­tiefung der allgemeinen und technischen Bildung des Ge- werbestauds sei die erste Vorbedingung für dessen Gesund- nag. Er kündigte daun den Erlaß eines Gesetzes zum Schutz gegen unlauteren Wettbewerb an und Verschärfung der Vorschriften über äußere Bezeichnung der BetriebsstäLLeu, über Nameussührnug und Führung von Auszeichnungen, und endlich die einheitliche Zusammenfassung der bisher geteilten Agenden in Industrie und Grwerbesachen zur Erzielung eines vereinfachten Verfahrens.

Die ««garische Opposition hat, «« mit der

Krone zu einer Verständigung zu gelangen, beschlossen, die Forderung der ungarischen Kommandosprache einstweilen fallen zu lassen. Die Anhänger des allgemeinen Stimm­rechts faßten den Entschluß, eine eigene Partei zu bilden, der drei der bisherigen Minister beitreten, nämlich der ein­stimmig zum Abgeordneten gewählte Minister des Innern Srikoffy, Handelsmiaister Vörös und Jnstizmiuister Lanyi. Der Abgeordnete Dest hat den Antrag aus Einführung des allgemeinen Stimmrechts für alle, die in ihrer Muttersprache lesen und schreiben können, eingebracht. Die Partei will die Verstaatlichung der Volksschule fordern.

Kür die französische Negierung, die bei de»

kommenden Wahlen die Hilfe der Radikalen und Sozialisten nicht entbehre« kann, bereitet der Zwischenfall im Berg- werksbezirk von Lougwy im Departement Meuse eine recht große Verlegenheit, die nach dadurch vermehrt wird, daß der getötete Bergmann ein Belgier ist. Wie sehr man bereits an die Kammerwahlen denkt, zeigt ein von der bonapartistifchenAntoritö veröffentlichtes, angeblich vom Minister des Innern, Etirnue, an die Präfekten gerichtetes vertrauliches Rundschreiben, in welchem diese ausgesordert werden, bei den Kammerwahlen nicht nur die Konservativen nud Nationalisten, sondern auch deren Verbündete, die gemäßigten Republikaner, entschieden zu bekämpfen. Dem französischen KonsulatsgerichtShos tu Bangkok wird ei« richterlicher Beamter aus Judochina Srigegebeu werden, um die Anwendung des französisch-siamesischen Vertrags in seinem ganzen Umfang und die Verteidigung und die Wahrnehmung der Interessen der dem französischen Konsulat unterstehenden zehntausend Schutzbefohlenen ficherzustelleu.

Auf eine« Kosgresi der r»sfifche« Pr»feffore«

ist in Moskau eine Resolution angenommen worden, in welcher gesagt wird, daß im Land auch gegenwärtig noch nicht die Bedingungen bestehen, die eine normale Tätigkeit der Schule sichern. Gleichzeitig sehe er aber auch mit tiefe« Bedauern den unermeßlichen Schaden, welcher dem Land durch die Einstellung der wissenschaftlichen Arbeiten zuge­fügt werbe, uud sei daher zu dem Beschluß gekommen, daß die Hochschulen trotz der fortbcsteheuden schweren Lsdiug-

habe, immer in der Stadt zu fitzen." ErikaS Tou hat etwas huldvoll Anerkennendes, als sie antwortet:Ja, hier ist es schön, aber ich freue mich, dich später zu besuchen. Daun kann ich einmal wieder «ushören, mich auf dem Lande zu langweile«."Du, die Langeweile scheint in unS zu liegen."Nach de« Grundsatz natürlich," wirst Eriks ein,daß kluge Leute sich immer langweilen." Maria lacht.Du bist unverändert und wohl auch unveränderlich." Gott sei Dauk", uud mit einem Satz schwingt sich Erika ans dem Wagen, der vor dem langen, weißen Hause hält, nachdem die Pferde langsam die steile Höhr des Psrk- weges hinkufgekommen find.

Hier ist Maria, Mama!" Die hohe Gestalt Frau von Steins kommt den beiden jungen Mädchen entgegen. Seien Sie willkomen, liebes Kind. Wir alle freuen urrS sehr, Sie hier zu haben." Ein scheuer Blick fliegt «us den Helle« Augen dorthin, wo zwei ältere Herren langsam her- überkommen, aber die frische Mädchenstimmeu zeigt nichts von Verlegenheit, als fie antwortet. Herr von Stein und ein Sutsnachbar, Baron Hagen, begrüßen sie. und dann bekommen ste alle Lee und Kuchen, bis es Erika hinaus- treibt kn den Park.Du mußt gleich mitkommes, Maria, ich kann nicht schlafen, ehe ich dir nicht alles gezeigt habe." Uud Erika läuft die breite Steintreppe hinunter und läßt sich jubelnd von einer Schar großer Hunde umspringen, läuft durch die Parktvege mit einem seligen Leuchten in den duuklev Auge«, tief nud regelmäßig Atem holend. Dann wird sie ruhiger. An-den Weinbergen bleibt sie stehen uud ficht htvauf.Weißt dn wohl. Maria, was Ich möchte?"

1905

rmgeu ihre Tätigtet! wieder eröffnen müßte«, doch selbst­verständlich ohne jede Presston seitens der Administration. Die blutigen Ereignisse im Land und die fortdauernde ad­ministrative Willkür bei« Fehlen elementarster Wohltaten politischer Freiheit bilden nach wie vor eine Bedrohung für de» ruhigen Gang der Beschäftigungen. Der Zustand des verstärkten Schutzes in vielen Universitätsstädten schafft be­ständig Ereignisse, welche das Leben der Lehranstalten stören und aufhalten können. Der Kriegszustand in Odessa und Warschau macht nach Ansicht deS Kongresses dort ein nor­males akademisches Leben unmöglich und die Wiedereröff­nung der Hochschulen ist für die Lehrenden mit furchtbaren Folge» verbunden. Außerdem bildet das Fortbestehen der alten Ordnung der Hochschulen ein ernstes Hindernis für die Herstellung des normalen Lebens in ihnen.

Die spanische Stegierang hat Wege» der Angriffe von Seeräubern auf ein spanisches Schiff eine Beschwerde au die marokkanische Regierung gerichtet. Die spanischen Republikaner haben wegen verschiedener, während der Wahlen vorgekommener Ungesetzlichkeiten Protest erhoben, was ihnen aber wenig nützen wird. Die spanischen Wahlen genießen fast ebensolche traurige Be­rühmtheit wie die ungarischen. Uebrigens haben sich auch die spanischen Republikaner seinerzeit keineswegs gescheut, die Macht rücksichtslos auszunützen. Trotz der Hungers­not in vielen Teilen des Landes hat die Regierung be­schlossen, die Einfuhrzölle aus Getreide und Mehl wieder zu erheben. In Castillon uud Trebujaua in der Provinz Cadiz haben sich Unruhe« ereignet. In Trebujaua wurde die Gendarmerie angegriffen, wobei eine Person getötet und acht verwundet wurden.

Der Aufstand in Deutsch-Südwestafrila.

Berli«, 16. Sept. Major Meister fchl«g a« LS. Gept. de« Feind Sei Haruchas nach sechsstündigem Aufstieg in dem steilen Gebirge und nach heftigem fünf­stündigem Gefecht, in de« Manu gegen Mann gekämpft uud die Hottentotten aus ihren Stellungen geworfen wurden. Einem Teil gelang es, in nordwestlicher Richtung tu Gebirgsschluchten zu entkommen. Die Verfolgung wird fortgesetzt. Der Feind ließ so Tote aus dem Gesichts­feld liegen. Auf unserer Seite fielen zwei Reiter; ver­wundet wurden Major Märcker (Schuß in die linke Schulter), Oberarzt Korsch schwer uud 10 Reiter.

Die Unruhen in Deutsch-Ostasrika.

Berlin, 16. Sept. Gouverneur Gras Götzen tele­graphiert: Am 16. Sept. ist Marine-Infanterie auf dem Dampsir Körbcr in Dar-eS-Salaam gelandet. Zur Beruhigung der Bezirke Liudi, K.Iwa uud Mrogoro werden größere Detachements Schutztruppen vorgeschoben, die eines Rückhalt an der in Heiseren Abteilungen au festen Punkten bleibenden Marine-Infanterie haben werden. Die Jnneu- stattoueu müssen vorläufig sich selbst überlassen bleiben; ste erscheinen auch zu Offeustvvorstößen stark genug. In den Bezirken Matztuge und Jriuga sind einzelne Teile der

Die schüttelt den Kopf.Wie sollt ich?"Ich möchte fort können von hier, nicht nur ein paar Tage und in Ver­hältnisse, wo man nicht bedrängt und bedrückt ist wie da- Mm, sondern einmal wirklich froh und frei sein." ES kommt ein ernster Ausdruck in ihr Erficht, wie Maria ihn dort «och nickt gesehen hat.Kurt weißt du, «ein ältester Bruder, der ist jetzt in Südamerika, ganz allein, unabhängig und frei, von hundert Gefahren umgeben; das ist Leben! Aber hier?" Ste reckt die Arme und dehnt den jungen, geschmeidigen Körper.Wenn es stürmt, manchmal im Herbst und Frühling, daun geh' ich hier unten hin, da steht «au dem Sturm gegenüber, und wenn ich vorwärts will, muß ich kämpfen und selbständig arbeiten, daun lebe ich auch aber eS ist bald vorüber."

Ste schweige» beide; noch immer find ste sich so fremd wie einst in den Kindertagen; Erika hebt den blonden Kopf, ein warmer Blick, aus dem die ganze Glut eines volle», lebensehnsächtigen Herzens spricht, trifft das blasse, verträumte Gesicht Marias.Hast dn nicht auch manchmal solche SehusuSt hinaus?" Maria blickt auf; eS ist etwas in de» Ausdruck der stillen Auge», das die andere nicht versteht. Hinaus nicht. Hisanf möcht' ich «auchmal, oder vielleicht auch dahinunter." Die schmale, weiße Hand deutet auf de« Boden zu ihren Füßen.Wie ist eS nur möglich, Erika, so unbeschreiblich müde zu sein?" Sie bekommt keine Antwort; eS ist ein Reif auf die emporquelleude Lebensfreude der «»deren gefallen.

(Fortsetzung folgt.)