VS. Jahrgang.

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Mit dem Plauderstübchen und

Echwäb. Landwirt.

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Uazold, Freitag den 24. März

MS

Seine Königliche Majestät haben am 22. d. M. allergnädigst geruht, die Stelle des Vorstands der Taubstummenanstalt Bönnig- heim dem Oberlehrer Held an der Taubstummenanst. Nürtingen unter Verleihung des Titels eines Oberinspektors mit dem Rang auf der VII, Stufe der Rangordnung zu übertragen.

Parlamentarische Nachrichten.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 21. März. Der Etat des Reichsmilitärgerichts wird bewilligt. 2. Beratung des Militär-Etats. Eine Re­solution Gröber ersucht die Regierung, schon vor einer allgemeinen Reform des Milttärkrafgesetzes dem Reichstage einen Gesetzentwurf vorzulegen, wonach mildernde Umstände und geringere Mindeststrafen zugelasse» werden. Eine Re­solution Müller-Meiningen (frs. Vp.) verlangt daS gleiche sowie außerdem eiue den modernen Rechtsanschammge» ent­sprechende Reform des Militärstrafgesetzes gleichzeitig mit der Reform des bürgt. Strafgesetzbuches.

Müller-Meiningen (frs. Lp.) begründet seinen Antrag unter Hinweis auf die Aufsehen erregenden kriegsgerichtlichen Urteile der letzten Zeit. Jedenfalls müsse der Begriff Not­wehr klargestellt und das Militärstrafgesetz überhaupt refor­miert werden. In Preußen seien die Mißhandlungen in der Armee stabil geblieben, während sie in Bayern und Württemberg Angenommen, in Sachsen abgenommes hätten. Redner bringt eine Reihe von Wünschen vor, bemängelt das übermäßig häufig vorkommende Ausschließen der Oeffeut- lichkett bei den Sitzungen der Kriegsgerichte und kritisiert eingehend das Pensionswesen der Offiziere.

Gröber (Ztr.) befürwortet die von ihm beantragte Resolution.

Himburg (kons.) verteidigt die für das Vergehen gegen Vorgesetzte bestehenden strengen Strafe«. Seine Freunde seien daher Gegner jeder Herabsetzung dieser Strafen.

Hagemann (natl.) erklärt namens seiner Freunde, diese würden für die Punkte 1, 3 und 4 der Resolution Müller-Mciyingeu stimmen, dagegen nicht für Punkt 2, weil sie das Mißverhältnis zwischen den Bestrafungen von Unter­gebenen und Vorgesetzten, von dem dort die Rede sei, nicht anerkennen könnten. Auch die Resolution Gröber würden seine Freunde armehmen. Daß dadurch die Disziplin ge­fährdet werde, wie der Abg. Himburg behauptet habe, hielt er und seine Freunde nicht für zutreffend. (Beifall.)

Kriegsminister v. Einem bemerkt, es handle sich bet diesen Resolutionen um eine wichtige Angelegenheit. Er sei überzeugt, daß wenn die Anordnungen in der letzten Kabi- vettsordre über Dtensterleichterungen erst alle durchgeführt seien, die Mißhandlungen noch mehr abnehmen würden. Tatsache sei, daß jetzt für die Verteidigung angeklagter Mannschaften viel besser gesorgt fei, als früher. Man habe die Kabtnettsordre vom 3. Dezbr. 1903 bemängelt, aber in dieser Ordre seien die Offiziere nur darauf aufmerksam ge- macht worden, daß die Verordnung von 1899 bis dahin nicht genug beachtet worden sei. Die Kabinettsordre habe in keiner Weise einen Ausschluß der Ocffentlichkeit ange­ordnet, sondern nur gerügt, daß jene frühere Verordnung nicht die gebührende Beachtung gefunden habe zum Nachteil des Ansehens der Armee. Er selbst glaube übrigens, daß gerade die Art, wie die sozialdemokratische Presse die Armee und die Offiziere angreise, die Ocffentlichkeit des Verfah­rens mehr schädige, als nütze. Wenn er Richter wäre, würde er noch viel mehr gerade wegen dieser Angriffe für Ausschluß der Oeffinllrchkeit sein. (Bewegung links. Rufe: Hört! hört! Der Minister wiederholt: Wenn er Richter wäre I Wetter erklärt es derMinister für ganz unmöglich, daß jemals ein Offizier verabschiedet werden könnte wegen eines Richterspruchs. Mißfallen sei keine Strafe. (Beweg­ung und Lachen links). Sich zu den Resolutionen wendend, erklärt der Minister, die Disziplin müsse unter allen Um­ständen aufrecht erhalten werden, nicht nur im Kriege, sondern auch im Frieden. Der Untergebene, der sich gegen einen Vorgesetzten vergehe, müsse schärfer bestraft werden als im umgekehrten Falle der Vorgesetzte, denn der Vor­gesetzte, der sich gegen einen Untergebenen vergeht, vergehe sich nur gegen das Rechtsgut einer einzelnen Person. Der Untergebene dagegen, der sich gegen einen Vorgesetzten ver­geht, vergeht sich gegen die Allgemeinheit, gegen die Dis­ziplin, die Grundlage der Armee. Wo mildernde Um­stände Vorlagen, gebe es ja noch ein Begnadigungsrecht.

Nach weiterer Debatte wird dann über die Resolution Müller-Meiningen abgestimmt, die in allen vier Punkten angenommen wird, ebenso die Resolution Gröber.

Dann wird die Debatte eröffnet über den Titel Kriegs- Minister und eine Resolution Erzberger betreffend Ueberstcht über die Ergebnisse des Heeres-ErgäozungsgeschäfteS durch eine Statistik über 2- und 3jährige Dienstzeit der Ausge'- hobenen.

Tages-Weuigkeiten.

Aus Stadt und Land.

Wildberg, 23. März. Am vergangenen Sonntag ver­sammelten sich die Schüler derWürtt. Pjrivatbauschule mit ihren Angehörigen in den auS diese« Anlaß festlich geschmückten Räumen des Schlosses Wildberg zu einer Schlußfeier. In längerer Rede gab der Vorstand der Schule Herr« Architekt Schittenhelm einen genauen Ueber- blick über die Ereignisse des 15. Schulsemesters, hob dabet dankbar die zahlreichen Schenkungen verschiedener HH. Fabri­kanten hervor, welche im Unterricht den Schüler» sehr för­derlich seien und auch in weiteren Kreisen große- Interesse erregen. Auch gedachte er rühmend deS guten Einver­nehmens zwischen Lehrern und Schülern und des eifrigen Strebms, das die Mehrzahl der letzteren gezeigt hätten. Bei der hierauf vorgenommenen Preisverteilung wurden Erhard Alle, Klaffe 3, Wilhelm Ziegler, Kl. 2, Georg Grüninger, Kl. 1, mit ersten Preisen, Stephan Rohr, Kl. 3, Karl King. Kl. 2, David Zeeb, Kl. 2, Paul Ziegler, Kl. 2, und Bernhard Dieterle, Kl. 1, mit zweiten Preisen ausgezeichnet, während Theodor Schechtnger für anerken­nenswerte Leistungen lobend erwähnt wurde. In ein auf die Schule ausgebrachtes Hoch stimmten die Anwesenden begeistert ein. Die Ausstellung der von den Schülern t« letzten Semester gefertigten Arbeiten wird zusammen mit der von allen Teilen Deutschlands beschickten permanenten Gewerbeausstelluna am kommenden Samstag den 25. März nachmittags Uhr eröffnet werden.

r. Hall, 23. März. Vorgestern wurde dem H. Tgbl. zufolge unterhalb Gelbingen im Kocher die Leiche eines htes. Koudttorlehrliugs aufgefuuden. Es liegt wohl Selbstmord vor. Doch find die Beweggründe der Tat nicht aufgeklärt.

Deutsches Reich.

«erli», 22. März. Die Nordd. Nllg. Ztg. schreibt: Gegenüber den ausländischen ZettungSstimmen, die aus dem deutschen Kaiferbesuch in Tanger politische Schlüffe ziehen, ist zunächst hervorzuheben, daß für den Kaiser kein Grund vsrlag, bei seiner Mittelmeerreift einen Besuch in Tanger zu unterlassen. Der Standpunkt der deutschen Politik hin­sichtlich Marokkos keine Gebietserwerbung, aber Wahrung der offenen Tür, d. h. der wirtschaftlichen Gleichberechtigung aller Nationen ist seit Jahr und Tag so klar zum Aus­druck gebracht worden, daß der Versuch, die Kaiserreise als den Ausgangspunkt einer neuen politischen Haltung darzu­stellen, ausfichtslos ist. Die Nordd. Allg. Ztg. fährt fort: Der Temps hat gestern darauf hingewiefen, daß der deutsche Reichskanzler am 8. April 1904 also vier Tage nach dem Abschluß des französisch-englischen Marokko-Abkommens im Reichstag gesagt hat, Deutschland habe keinen Grund, zu befürchten, daß seine wirtschaftliche» Interessen in Ma­rokko von irgend einer Macht eine Zurücksetzung oder Schä­digung erfahren könnten. Dasselbe französische Blatt sagt ferner, daß im Frühjahr 1904 der Minister Delcaffe gegen­über dem deutschen Botschafter in Paris die Gruudzüge des MarokkoabkommenS folgendermaßen dargelegt habe: Integ­rität Marokkos, Souveränität des Sultans und Wiederher­stellung der Ordnung unter friedlicher Leitung Frankreichs. Wenn wir diese letztere Angabe des Blattes als richtig au- nehmen, schreibt die N. N. Z. weiter, so bleibt es noch fraglich, wie die französische Politik die beiden Begriffe: Souveränität des Sultans und Leitung Frankreichs prak­tisch auszugleichen gedenkt. Wenn daher seit dem Frühjahr 1904 bis heute von französischer Seite nichts geschehen ist, um die nichtfrauzösischeu Interessenten über diesen scheinbaren Widerspruch aufzukläreu, so müssen wir allerdings feststellen, daß für die Erwartung des Grafen Bülow, Deutschlands wirtschaftliche Interessen in Marokko würden von keiner Macht eine Zurücksetzung zu befürchten haben, bisher noch keine Gewähr vorliegt. In Tunis hat die Leitung Frank­reichs zu einer fast vollständigen Verdrängung der utcht- französtschen Interessen geführt. Wir hoffen aber aus ver­schiedenen Gründen, daß nichts Derartiges in Marokko zu gewärtigen ist, und sehen deshalb zur Zeit keinen Anlaß, die Möglichkeit einer Störung der korrekten deutsch-franzö­sischen Beziehungen überhaupt nur in Betracht zu ziehen.

Eiue »eue Kaiserrede.

Bre«eu, 23. März. Gelegentlich der Einweihung des Kaiser Friedrich-Denkmals hielt der Kaiser bei dem Festmahl auf dem Rathauie eine Ansprache, worin er zunächst dafür dankte, daß ihm Gelegenheit gegeben worden sei,der Enthüllung des von der Hansastadt Bremen seinem Bater gesetzte Denkmal beiznwohnen. Er sei überzeugt, daß die Bremenser niemals den weisen Kaiser vergesse« würden, Liese erhabene Siegfriedgestalt, der die deutschen Heere zu

Siegen führte, denen wir Deutsche unsere Einigkeit ver­danken. Die herrlich« Standbilder seines Großvaters und Vaters in der treuen deutsches Stadt würden Marksteine tu der Geschichte des Vaterlandes bilden. Der Zeitabschnitt, de» die beiden hohe« Herren verkörpern, ist nun geschichtlich festgelegt. Es ist au uns, der nachfolgenden Generatiou, fortzubauen an dem, wozu von den beiden hohes Herren der Grund gelegt worden ist. Der Kaiser fuhr daun fort: Die von dem Bürgermeister Pauly erwähnten Gedanken über die frühere Begegnung in diesem Hause entspreche voll­kommen dem, waS er als Jüngling gesagt habe. Er habe als Jüngling vor dem Modell des Lrommyschiffes gestan­den und eindringlich die Schmach empfunden, die der da­maligen Flagge angetan worden sei. Das sei vielleicht der Weg gewesen dazu, wie er die Aufgabe aufzufaffes habe, die nunmehr dem deutschen Vaterlaude bevorstand. Er habe sich damals den Fahneneid geschworen, als er zur Regie­rung kam, nach der gewaltigen Zeit seines Großvaters, daß, soweit es an ihm liege, Bajonette und Kanonen zu ruhen haben, daß aber Bajonette und Kanonen scharf und tüchtig erhalten werden müssen, damit Neid und Scheelsucht von außen uns nicht an dem Ausbau unseres Gartens und des schönen Hauses im Innern Hören. Er habe sich gelobt, niemals nach der öden Weltherrschaft zu streben, das Welt­reich, das er sich geträumt, solle darin bestehe», daß vor allem das neuerstaudene deutsche Reich von allen Staaten daS ab­solute Vertrauen als eines ehrlichen und friedlichen Nach­bars genießen solle und daß, wenn man dereinst von dem deutschen Weltreich oder einer Hohenzolleruweltherrschast in der Geschichte reden sollte, dies nicht auf Eroberungen ge­gründet sei« solle, nicht durch daS Schwert, sondern durch daS gegenseitige vertrauen der nach gleichem Ziele streben­den Nationen. Diese neue Periode sei trotz deS große« Sieges für de« seefahrenden Dell keine große und glorreiche gewesen. Im Innern war militärisch soviel geschehen wie notwendig war, jetzt mußte die Seerüstnng herankommeu. Ich danke Gott, daß ich keinen Notschrei mehr auszustoßen habe, wie einst in Hamburg. Die Flotte schwimmt und wird gebaut. Das Material au Menschen sei vorhanden. Der Eifer und der Geiß seien derselbe, der die Offiziere der preußische« Armee erfüllte bei Hoheufriedberg, König- grätz und Sedan und jedes deutsche Kriegsschiff, das de» Stapel verlassen, bildet eine Gewähr mehr für de» Frieden auf der Erde. Umsoweniger werde» die Gegner mit uns anbindeu, um so wertvoller werden wir als Bundesgenossen. Die Ausgabe der Jugend sei es, tätig auSzubaueu, Streit, Haß, Zwietracht und Neid zu meiden und sich z« erfreuen am Laterlaude wie eS ist, nicht aber unmöglichen Bestrebungen vachzugehen und sich der Ueberzeugung hiuzugeben, daß der Herrgott sich nicht so große Mähe um das deutsche Vater­land und sein Volk gegeben, wenn er nicht mit ihm etwas großes vorgchabt habe. Darum muß unsere Jugend lernen, dem zu entsagen, waS nicht gut für sie ist und feruhalten, was eingefchleppt ist von fremden Völkern, Sitte, Zucht, Ordnung, Ehrfurcht und Religiosität bewahren, dann wer- den uns die Völker mit Achtung, teilweise auch mit Liebe als tüchtige zuverlässige Leute betrachte» und wir können stehen, dir Hand am Schwertknauf, sden Schild vor unS, ohne Furcht vor der Erde Gewalt. Bon Herzen wünsche ich, daß der goldene Friede, der «ns bisher mit Gottes Hilfe erhalten wurde, uns erhalten bleibe. Der Kaiser schloß mit einem Hoch auf die Stadt Bremen. _

Hühnerauge«! Einem vielseitigen Leiden, nämlich dem Hühneraugenleiden, möchte hier über die Entstehung und Behandlung desselben von sachkundiger Seite nähere Aufklärung zum Wohl der damit behafteten Menschheit ge­geben werden. Ein sehr großer Teil der Hühneraugen, leidenden ist der Meinung, Hühneraugen seien eine Krankheit, die sich von den Eltern vererbe, und gar durch unreines Blut entstehe ufw. ES ist dem allen nicht so. Hühner­augen entstehen nur durch Druck von unpassendem Schuh­zeug; an der Fußsohle entstehen sie durch unebene Einlage der Brandsohle. Die Hühnerauge« find dementsprechend bloß eine Verhärtung der Oberhaut, i obei sich mit der Länge der Zeit ein verhärteter Kern, genannt Hühnerauge, bildet. Dar ganze Leiden hängt deshalb ganz und gar vom Tragen paffenden SchuhzeugS und von der Wege der Haut ab. Es darf deshalb einmal von sachkundiger Hand gründlich entfernt und an der betreffenden Stelle, nachdem es entfernt ist, die Haut extra gut gepflegt werden, daun ist ein NaLwachsen des Hühnerauges vollständig ausge­schlossen. Es wird verwiesen auf die Anzeige deS Herrn Hornberger, Spezialist gegen Hühneraugen, der zur Zeit im Rößle in Nagold anwesend ist.

Druck und Verlag der V. W. Zaiser 'schen Buchdruckerei (Emil ' ' " " " "edattion ve ..

Zaiser) Nagold. Für die Reo

verantwortlich: k. Paur.