421
Chronik" (Budapest), „Volksfreund" (Brünn), „Volks-Zeitung" (New-Dork), „Vorwärts" (Buenos-Ayres) und „LI kroäuotor (Barcelona). Von diesen Zeitungen wurde je ein Exemplar mit Beschlag belegt, das gleiche Schicksal erlitten unsere sämtlichen Geschäftsbücher. Ebenso wurden die eingelaufenen Briefe und Korrespondenzen mitgenommen. Abends ^6 Uhr war die Durchsuchung beendet und wir an das Stadtpolizeiamt abgeliefert, wo alsbald die Wiederentlasiung erfolgte. — Zu gleicher Zeit fand bei dem Xylographen Holoch eine Haussuchung statt. Holoch wurde verhaftet und in das Amtsgerichtsgefängnis abgeliefert."
Stuttgart, 25. Aug. Nills Tiergarten war gestern in allen Teilen überfüllt. Es hatte den Anschein, als ob alle, welche wegen Ungunst der Witterung den Sommer über den Besuch bei Nill versäumt, jetzt zu Ehren der Seelöwen die Versäumnis nachholen wollten. Abends, zur Zeit der Fütterung, war insbesondere die liebe Jugend sehr zahlreich vertreten. Diese ist es, welche sich zur Zeit der Fütterung möglichst nahe an das Gehege drängt, hinter welchem den Seelöwen ein eigener Wasserbehälter angebracht worden ist. Die Tiere müssen ein Gestell erklettern, um von da aus zu ihrer Nahrung zu gelangen. Der große Seelöwe kündigt erst seinen Appetit und dann seinen Dank für die genossenen Leckerbissen durch jenes weithin trompetenartige Brüllen an, welches anfänglich den Bären, den Edelhirsch, sogar Stümper, den Affen, in so großes Staunen und Schrecken versetzte. Wenn einer der Seelöwen ein halbes Dutzend Fische verschlungen, fand er es für gut, vom Schauplatz zu verschwinden, d. h. er stürzte sich ins Wasser. Je derber derselbe hineinplumste, d. h. je höher er die trüben Wogen aufspritzen ließ, um so mehr machte er seine Sache zum Danke der vor Freude aufjubelnden Jugend. Der Andrang ist so groß, daß Hr. Nill sich wird entschließen müssen, eine weitere Fütterungszeit einzuschalten. Voraussichtlich wird die Zeit um >/s^ Uhr gewählt werden. Peter der Elefant, hatte einen seiner glücklichsten Tage. Von Vormittag bis Abends hatte er Gaben groß und klein, Brosamen und halbe Brotlaibe, Aepfel und Birnen in ununterbrochener Folge einzuheimsen. Er unterzog sich unermüdlich und willig der schweren Aufgabe.
Hebels in gen, 23. Aug. Nach einer beendigten gemeinsamen Waldarbeit gerieten einige Männer in geringfügigen Wortwechsel, welcher dahin ausartete, daß einem älteren Weingärtner ein nahezu 5 Pfund schwerer Stein an den Kopf geworfen wurde, welcher der linken Stirnseite eine tiefgehende Wunde beibrachte. Der bewußtlos Niedergesunkene hatte in diesem Zustande noch weitere Mißhandlungen zu erleiden. Die Stirnwunde mußte zugenäht werden. Der Kranke kann das Bett nicht verlassen; amtliche Anzeige wurde erstattet.
Ulm, 21. Aug. Leider ereignete sich während der gestrigen Besichtigung ein Unglück, indem bei einer Attake ein Grenadier Hack der 5. Kompagnie des Grenadierregiments König Karl (5. Württ.) Nr. 123 in den Degen eines stürzenden Reservelieutenants fiel und einen Stich durch die Lunge erhielt, infolge dessen er den morgigen Tag kaum überleben wird.
Paris, 22. Aug. Eine in der Form, wie hiesige Blätter sie wiedergeben, gradezu unglaubliche Soldatenschinderei durch französische Offiziere wird aus Parthenay berichtet, wo ein Teil des 14. Regiments liegt. Ein Major namens Lacoste soll nämlich befohlen haben, daß einige Soldaten als Strafe drei Stunden lang mit vollem Gepäck anhaltend Laufschritt zu machen hätten. Nach zweistündigem Laufen bei großer Hitze stürzte Korporal Vallada, der die Strafe erhalten, weil er nicht zur rechten Zeit in die Kaserne gekommen, zu Boden; der Aufsichtführende Offizier aber trieb ihn weiter mit den Worten; „Er muß laufen, bis er verreckt! Der Korporal bat nun, austreten zu dürfen, was ihm auch gewährt wurde. Kurz darauf fiel ein Schuß. Der Unglückliche hatte sich eine Kugel durch das Herz gejagt. Bei der Gelegenheit sei bemerkt, daß vor kurzem auch beim 8. Kuirassier- Regiment mehrere Fälle von Soldatenmißhandlungen in die Oeffentlichkeit drangen und daß der Kommandeur des genannten Regiments in Folge dessen zur Ruhe gesetzt wurde.
Wevmifchtes.
— Aus Kiel wird geschrieben: Nachdem nunmehr zwei Baracken: zusammen mit etwa 140 Arbeitern, welche beim Bau des Nord-Ostsee-Kanals beschästigt sind, belegt worden und im Laufe der nächsten Wochen noch acht weitere Baracken belegt werde sollen, sind jetzt die zuständigen kirchlichen Behörden ersucht worden, für die religiöse Pflege der Arbeiter durch die Einrichtung regelmäßiger Gottesdienste mit freier Beteiligung in den Baracken sorgen zu helfen. In den größeren Eßsälen der Barackenlager werden dazu entsprechende Vorkehrungen getroffen. Die Hilfsleistungen, namentlich soweit sie die Pflege des Gesanges wie der Musik, zugleich aber auch die anderweitige angemessene gesellige und geistige Anregung, die Befriedigung der Lesebedürfnisse u. s. w. an den Abenden wie an den Feiertagen betreffen. werden den Barackenverwaltern, bezw. dazu vorgebildeten Gehilfen und Diakonen zufallen. In den größeren Baracken, welche mit mehr als 100 Arbeitern belegt sind, sollen einige Köche angestellt werden, während für die kleineren Baracken die Ehefrauen der Verwalter die Küche übernehmen.
— Der Erbgroßherzog von Oldenburg, der zur Kur auf Helgoland weilt, Hat, wie der Hannov. Kur. meldet, dort einem Seemann das Leben gerettet. Bei großem Sturm hatte sich eine dänische Fischerbarke vom Anker gerissen und trieb dem Uferbollwerk zu. Es trat eine Anzahl von Leuten in das Wasser, um den treibenden Kutter abzufangen und ihn vom Bollwerk abzuhalten. Bei dieser Arbeit schlug der Mast über Bord und traf einen von der Mannschaft, der blutend von den Wellen erfaßt und weggetrieben wurde. Da stürzte sich einer der Zuschauer in die Wellen, erreichte den Verwundeten, bis Hilfe herbeikam und derselbe gelandet werden konnte. Es war der Erbgroßherzog von Oldenburg.
Die Krokodile in der Elbe. In Bezug auf die angeblich entsprungenen Krokodile macht Capt. Fry vom Dampfer „City of Lincoln" mittelst „Inserats" die Mitteilung, „daß alle Gerüchte über Entweichung von Krokodilen von seinem Schiffe erfunden seien." Nach den von dem „Hamb. Korresp." eingezogenen Erkundigungen ist seitens der Polizeibehörde über diese Angelegenheit eine strenge Untersuchung eingeleitet. (Also eine trotz de» frostigen Wetters ausgebrütete Ente.)
Brütende Steppenhühner. Der „Roerztg." schreibt man aus Düren: „Es wird Sie jedenfalls interessieren zu erfahren, daß das Steppenhuhn auch bereits in unserer Nähe und zwar bei dem Dorfe Hilfart (Kreis Heinsberg) in größerer Zahl nicht allein gesehen worden ist, sondern auch gebrütet hat. Durch Grasmähen wurden leider drei Nester mit 23 Eiern zerstört. Ein Freund von mir, ein Jäger, hat von diesen sonst dem Verderben ausgesetzten Eiern 10 unversehrt gebliebene an sich genommen und einer Henne zum Ausbrüten untergelegt. Das Steppenhuhn scheint vornehmlich die Wiesen zu seinem Aufenthalt zu wählen, wenigstens ist dies hier der Fall. Daß dieses neue Jagdwild unsererseits gehegt werden wird, braucht wohl nicht erwähnt zu werden. Von den 3 Nestern waren 2 mit je 9 Eiern belegt und 1 mit 10 Eiern."
Lackierte Butter. Seit einiger Zeit erscheint auf dem englischen Markte eine besondere Tafelbutter, welche nicht allein recht gesucht, sondem auch besser als die gewöhnliche Butter bezahlt wird. Diese bezügliche Butter glänzt an ihrer Oberfläche und hat überhaupt ein Aussehen, als wäre sie mit einer feinen Eiskruste überzogen. Dieser Butter wird der Name „lackierte Butter" beigelegt; sie sieht sehr schön aus, erscheint sehr frisch und wird wie folgt bereitet: Die gewöhnliche gut ausgewaschene Butter bringt man in die gewünschte Form und läßt sie an einem recht kühlen Orte erstarren. Nachher löst man einen Eßlöffel voll weißen Zucker in '/i Liter Wasser auf und erhitzt die Lösung. Die nun auf eine weiße Leinwand gelegte Butter wird mit Hilfe eines feinen Pinsels mit der heißen Zuckerlösung schnell bestrichen. Hierdurch wird die Butter oberflächlich geschmolzen, erstarrt jedoch sogleich, wobei die Oberfläche der Butter eisartig und glänzend erscheint.
— Einen neuen Kraftmesser, welcher an öffentlichen Vergnügungsorten auf die ihn benutzenden Personen einen eigentümlichen Reiz ausüben dürfte, hat Alex Tümler in Hamburg erdacht. Wenn man nach Einlegen einer bestimmten Münze den zur Ausübung des Drucks dienenden Griff nach innen schiebt, so stößt die Münze zunächst an einen Winkelhaken und löst dadurch eine Sperrung aus, welche sich ohne Einzahlung dem weiteren Einschieben des Griffes widersetzen würde. Man kann nun die innen befindlichen Federn spannen und den Druck ablesen. Die Münze ist inzwischen auf eine in Zapfen hängende Schale gefallen. Ist man nun im Stande, den Griff so tief hinein zu drücken, daß er die Schale nach hinten neigt, so kommt die Münze durch eine Rinne wieder heraus, wo nicht, so wird sie beim Zurückgehen des Griffs in einen Sammelkasten geworfen. Starke Leute erhalten also ihr Geld zurück, während Schwächlinge bezahlen müssen.
Neues Alpen ABC.
Die Alpen jedes Herz erfreu'n.
Der Abstieg trägt oft Blasen ein.
Es treibt mit Mut sein Handwerk schier Im Land Tyrol der Dorf-Marbier.
ßlubmensch läßt sich beim Fraß nicht nöt'gen, Die tzenzi wird das gern bestät'gen.
Zum Dachstein kommt wohl Mancher rauf, Indessen nicht im Dauerlauf.
Des Edelweißes Poesie
Ersetzt am Fels die Erbswurst nie.
Novellen ißt man beim Souper,
Die Dolgen spürt das Portemonnaie.
Die Hemse trotzt, ob dürr ob feist,
Dem Sturm — und auch der Habel meist.
Der Wphirt, dessen Korn vibriert.
Hat Kelmholtz keineswegs studiert.
Der Wirt am Inn müßt banquerottieren. Gäb's nicht den Irrtum beim Summieren.
Das Jodeln vor dem Gasthaus frommt. Das Jammern, wenn die Rechnung kommt.
Winkt Kathi Dir im bunten Rock,
Bedenk des Sepperl's Knotenstock!
cLachsmajonaise ist am Splügen Nicht für 10 ^ouisd'or zu kriegen.
Im Heu ein Wassenlager — wehe!
O daß es jeder Mitmensch — flöhe!
Gefährlich ist der Wolken Mhe,
Der Mensch ist keine Uebelkrähe.
Am Hrtler-Gipfel zieht es sehr;
Wo kriegt man Hpodeldoc her?
Die Uostverzög'rung ist fatal,
Noch giebt es kein Rohr-Uusterthal.
Ein Stier kann Dir viel Äual bereiten, Den Huadrupeden flieh bei Zeiten!
Der Senne liebt der Pfeife Uauch,
Mit Zlübenblättern geht es auch.
Salzburger Trost heißt von jeher:
Es regnet in der Schweiz noch mehr.
Ein Hanzfest auf den Glockuerwänden Muß stets mit sich'rem Hode enden.
Gewittert's ohne "Unterlaß Wird selbst am Kulm der Uhu naß.
Ein Koffer bringt Dir Uorteil stündlich, Wenn er nicht im Uerlust befindlich.
Als Wetterregel merke man:
Die Sonne steht im Wassermann.
Aundheit gedeiht im Hochreviere,
Aellschast bilden die Murmeltiere.
Auf U gibt's nirgends wohl
Ein Wort. Dies gilt auch für Tirol.
Der Zackengipfel lockt die Leute,
Die Zahnradbahn macht manchmal Pleite.
(Lustige Blätter.)
Unfehlbares Mittel. Arzt (der auf der Hühnerjagd nur flügelt oder standert, aber kein Huhn bekommt, wütend): „Heute will ja gar kein Huhn sterben!" — Förster: „Verschreiben Sie doch den Hühnern etwas, Herr Doktor."
Der gebildete Bettler. Schnorrer: „Bitte, Herr Professor, schenken Sie einem armen Collegen Etwas." — Professor: „Wie, College?" — Schnorrer: „Gewiß, ich bin Chemiker; ich löse Metall in Alkohol auf.
Obstpreife.
Stuttgart. 25. Aug. Wilhelmsplatz: 300 Ztr. Mostobst zu 2 bis 2 60 H pr. Ztr.
Backnang, 23. Aug. Das hiesige, zu 5060 Simri geschätzte All« mandobst wurde um 5846 verkauft, pr. Ztr. etwa 3 80 H bi»
3 90 H.
Ludwigsburg, 24. Aug. Bei der gestern erfolgten Versteigerung des städt. Obstes wurde aus dem zu 2123 Simri geschätzten Erträgnisse 2217 15 H erlöst.