?8. Jahrgang. Erscheint
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Der Keskllslhifttt
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SchwLb. Landwirt.
Fernsprecher Nr. 88«
Fernsprecher Nr. 88.
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1904
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Amtliches.
Bekanntmachung,
Fischzucht betreffend.
Diejenigen, welche die Erlaubnis zum Fang von Forellen während der Schonzeit zu Zwecken der künstlichen Fischzucht zu erlangen wünschen, werden hiemit veranlaßt, ihre Gesuche spätestens bis 8. Oktober ds. Js. hier einzu- reichen.
Nagold, den 30. Sept. 1904.
K. Oberamt. Ritter.
Den Schultheistenämtcrn heute je ein Abdruck des Protokolls der i« diesem ^ahrabgehalteuenAmtsverfammluugzugegaugeu.
Das Protokoll wolle den Gemeindekollegten eröffnet und in der Octsregistratur sorgfältig anfbewahrt werden. ' Sollte ein Schultheißenamt den Abdruck nicht erhalten haben, so wolle solcher in Bälde von hier erbeten werden. Nagold, den 30. September 1904.
K. Oberamt. Ritter.
Die H. H. Ortsvorsteher
werden beauftwgt, die auf 1. Okt. d. I. abzuschließenden Sportelverzeichniffe des abgelaufenen Quartals bis 8. Okt. d. I. als portopflichtige Dienstsache hierher einzusenden.
Nagold, den 30. September 1904. _ K. Oberamt. Ritter.
Die Ortspolizeibehörde»
wollen die Transportkostenverzeichniffe für die Monate Juli, August u. September 1904 bestimmt bis L. k. Mts. anher einsenden.
Nagold, den 30. September 1904. _ K. Oberamt. Ritter.
Die Gemeiudepflege»
werden veranlaßt, die vorgeschrievenen Nachweisungen der im Ute« Quartal 1904/05 an einberufene Dienstpflichtige vorschußweise gezahlten Marschgebühre« spätestens bis 8. Okt. d. I. an die Oberamtspflege als Militaria einzusenden, evem. Fehlanzeige zu erstatten.
Nagold, den 30. Sept. 1904. _ K. Oberamt. Ritter.
Die Gemeiudepflege«
werden veranlaßt, die Empfangsbescheinigungen über die seit 1. April ds. Js. an zu Friedensübungen einberufene Mannschaften vorschußweise geleisteten Familieuuuter- stützuuge« biuue« 4 Tage« vollständig an die Ober- Amlsvflege einzusenden.
Nagold, den 30. Sept. 1904.
K. Oberamt. Ritter.
Uotitifche Meverficht.
Zur Neckarkaualifatio«. Die Kommiffio«,
aus administrativen und technischen Beamten der drei Userstaaten Württemberg, Baden und Hessen zusammengesetzt, wird nach der Neckarzettung am Sonntag den 6. Oktober d. Js. auf dem Hetlbronner Rathaus zusammentreten. Die Beratung soll eine Verständigung der drei Staaten über die Aufstellung eines speziellen Planes der Neckar- kanalisation von Mannheim bis Heilbronn bezwecken. In Frage soll zunächst kommen die Bildung einer ständige» rechntschen Kommission, bestehend aus technischen Beamten der drei Userstaaten, welcher die Aufgabe zukommen soll, die Grundsätze und Grundlinien für die Walkbearbeitung festzustellen.
Zusammenschluß - Verhandlungen der süddeutschen Staatsbahnen? Aus Heidelberg wird gemeldet, daß dort auf Anregung der süddeutschen staatlichen Eisenbahnverwaltungen zwischen deren Delegierten und dem Vertreter des preußischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten Verhandlungen über einen engeren Zusammenschluß der süddeutschen Staatsbahnen und der preußisch-hessischen Gemeinschaft in der Richtung der Betrtebsmittelgemein- schast stattfanden. Da, wie mitgeteilt, auf allen Seiten schon wiederholt die Geneigtheit zu einer solchen Gemeinschaft ausgesprochen worden ist, rückt hoffentlich die Angelegenheit endlich aus den „Erwägungen" und sympathischen Er
klärungen zur ausführenden Tat vor. — Der Franks. Ztg.
wird zu dieser Angelegenheit aus Heidelberg gemeldet: Der preußische Minister v. Budde, der badische Minister v. Brauer, der bayerische Staatsmintster v. Frauendorffer, der württembergische Minister v. Soden, Staatssekretär Flesch, Ministerialdirektor Kirchhoff-Berltn, sowie mehrere höhere Beamte find am Montag abend hier eingetroffen. Gestern vormittag 11 Uhr fand eine Konferenz über den engeren Zusammenschluß der süddeutschen Staatsbahncn und der preußisch-hessischen Ejsenbahugemeinschaft in der Richtung einer Betriebsmittelgemeinschaft statt. Im Laufe deS gestrigen Tages reisten die Herren wieder ab.
Das Reich und Preuße« beabsichtige», wie die „Nordd. Allg. Ztg" meldet, zu 3'/./°/° verzinsliche Schatzanweisungen von dem Typus der verzinslichen Schatzanweisungen des Reichs vom Frühjahr dieses Jahres zu begeben. Der Gesamtbetrag wird den in der Presse a». gegebenen Betrag von 300 Millionen bet weitem nicht erreichen.
Der Krieg Mische« Rußland und Japan.
Die Lage i» der Mandschurei.
Berlin, 30. Sept. Aus Mulden meldet das Berl. Tagebl.: Die Lage ist «och immer uugeklärt. Man weiß nicht, ob es in Mulde» zu ernsthaften Kämpfen komme» uud welcher von beiden Gegnern augreifen werde. In einiger Zeit wird es sich entscheide», ob eine längere Pause Antritt, oder ob eine große Schlacht noch vor dem Winter stattfinden wird. Man erzählt hier, daß sich Port Arthur bis zum Jahresschluß halten kann.
Petersburg, 30. Sept. Aus zuverlässiger Quelle wird aus Tieling hierher gemeldet, daß aus beiden Flügeln der Japaner die Umgehnugsbewegungen im Gange find.
Die Japaner arbeiten durch Emmifsäre in der Süd- mougolei darauf hin, dort Soldaten für Freischaren zu werben, die in Inkan bewaffnet werden.
Die japanische Hauptmacht wird auf Hantscholin zu dirigiert, doch sind dort die Russen sehr stark verschanzt.
General Kuropatkin hat persönlich die Kaisergräber bei Mulden in Augenschein genommen und sich überzeugt, daß keine Zerstörungen stattgefuudeu haben.
Auf die Wiuterkampague bereiten sich die japanischen Truppen eifrig vor; warme Bekleidungsstücke find in Amerika bestellt.
Die Geduld des japanischen Volkes wird durch die zähe Verteidigung von Port Arthur auf eine harte Probe gestellt. Zu oft schon war der Fall der Festung als un- mittelbar bevorstehend angekündigt worden, als daß nicht starke Enttäuschung eintreten müßten, wenn immer wieder nur von großen Verlusten und geringen Angriffserfolgen berichtet wird. Ueber diese Stimmung in Japan berichtet folgendes Telegramm, das zugleich weitere Einzelheiten über die Belagerung selbst enthält:
Loudo«, 29. Sept. Aus Tokio wird gemeldet: In
A«fa«g. Der Kccusievev.
Von Otto Ruppius.
Erster Abschnitt.
Abenteuer in New-Aork.
Es war an einem Abende in der Mitte des September 1849, als unter den Bäumen des Parkes vor dem Rathause in New-Aork ein junger Mann lässig aus einer der dort angebrachten Bänke ruhte. Er batte den Strohhut abgenommen und das volle dunkle Haar der Abendluft pretsgegeben. Die Sommerkleidung, die er trug, war sauber und von zierlichem Schnitte, und das strohgelbe, seidene Halstuch, über welches zwanglos der blendend weiße Kragen fiel, stach gefällig von seinem leicht gebräunten, kräftigen Halse ab. Eine fein geschnittene Nase, mit dem schwarzen, wohlgepflegtcn Schnurrbarte darunter und den regelmäßig gezeichneten Brauen darüber, gaben seinem Gesichte einen Anstrich von Vornehmheit.
Seine Augen hatten bisher planlos über alle die Gestalten, welche geschäftig den Platz durchkreuzten, hinweg geschweift; in diesem Augenblicke aber waren sie plötzlich auf einem Punkte haften geblieben, der sein besonderes Interesse zu erregen schien. Vom Broadway*) aus war eine der vornehm gekleideten Damen, wie sie diesen Teil der Stadt bevölkern, in den Park getreten und bog jetzt
*) Broadway ^ breiter Weg. So heißt die Hauptstraße New-Aorks.
in einen Seitenweg ein, der dicht an dem Sitze des jungen Mannes vorüberführte.
„Da ist sie wahrhaftig wieder, und dies ist heute der dritte Abend, au dem sie um dieselbe Zeit kommt!" brummte der Dasttzcnde vor sich hin. „Wäre ich eitel, so könnte ich denken, ich hätte eine Eroberung gemacht!"
Die Dame näherte sich. Unter dem zierlichen Hute sah ein frisches, schmuckes Gesicht hervor, und den kleinen aufgeworfenen Mund umspielte ein Lächeln der Befriedigung als sie den Inhaber der Bank bemerkte. Ihr Schritt zögerte, als sei sie ungewiß, was zu tun; doch wie in raschem Entschlüsse trat sie plötzlich heran und wandte sich mit einigen halblauten Worten an den jungen Mann. Der war überrascht aufgesprungen, denn er konnte nur in peinlicher Verlegenheit den Kopf schütteln; er wußte wohl, was er höre, sei englisch, aber er verstand bis jetzt noch kein Wort davon. Ein neues Lächeln umspielte den hübschen Mund vor ihm — sie ließ die Augen prüfend über sein Gesicht laufen, fast zu dreist, wie es ihm scheinen wollte; als sich jetzt aber die Schritte eines Dritten der Bank näherten, wandte sie sich weg und ging davon.
Der andere sah ihr kopfschüttelnd nach, bis ihn ein Schlag auf die Achsel aus seiner Verwunderung riß.
„Guten Abend, Herr von Helmstedt, wie gehts Euer Hochgeboren?" klang die Stimme des Angekommenen, der indessen in seinem abgetragenen, bis an den Hals zugeknöpften Rocke und dem alten schwarzen Hute, der schon teilweise der Krempe untreu geworden war, einen auffallenden Gegensatz mit dem elfteren bildete. „Ich sehe, Siebewundern
die Natur in allen ihren Arten", setzte er hinzu, mit dem
Kopse nach der forteilenden Frauengestalt hindeutend, „eS sollte mir leid tun, wenn ich gestört hätte!"
„Hat nichts zu sagend, erwiderte jener und nahm seinen früheren Platz ein, „ich möchte mich nur totärger«, daß ich so ein Dummkopf im Englischsprechen bin. Ueber zwei Monate schon treibe ich mich hier herum und kann noch nicht einmal eine einzige Frage verstehen!"
„Ich habe Ihnen das vom Anfänge an geweiSsagt," sagte der neue Gefährte, indem er sich mit der vornehmen Nachlässigkeit eines Berliner Gardeleutnants ans die Bank warf, „Sie wollen aber von meiner Art. schnell u. gründlich in die Geheimnisse der Sprache zu dringen, nicht» wissen. Da fällt mir eis: Haben Sie nicht eine Zigarre bei sich? Ich war heute zufällig etwas behindert, um mir neuen Vorrat kaufen zu können, und ich vermisse lieber eine Mahlzeit, als meine gewöhnliche Zigarre."
Helmstedt hatte ihm schon seine Zigarrentasche hingehalten, aus welcher sich der andere bediente, hierauf in seiner fich bescheiden verbergenden Weste ei» Schwefelholz suchte und bald mit der Miene eines Kenners den blauen Rauch in die Lust blies. „Ja", fuhr er dann behaglich fort, „ich bin doch kaum achtzehn Monate länger hier als Sie, aber ich kann wirklich sagen, daß ich in den «eisten New-Uorker Verhältnissen zu Hause bin, und meine augenblickliche Lage würde auch eine bessere sein, hätte ich in den letzten Monaten nicht auffälliges Pech gehaßt.
(Fortsetzung folgt.)