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auf dasCalwer Wochenblatt" für die Monate August und Sep­tember ladet freundlichst ein

die Redaktion.

KoMiscHe Wcrchvichten.

Deutsches Reich.

Potsdam, 27. Juli. Ihre Majestät die Kaiserin ist heute nacht gegen halb 2 Uhr von einem Prinzen glück­lich entbunden worden.

Kaiser Wilhelm ist am Mittwoch mittag um 12^ Uhr in Stockholm einqetroffen und von einer zahlreichen Menschenmenge mit Begeisterung begrüßt worden. Die Stadt prangt in Flaggenschmuck. Ueber die Fahrt wird berichtet: Am Mittwoch nachmittag war die See unruhig und es gab hohen Wellenschlag, der über Nacht anhielt. Trotzdem langte das Geschwader zur festgesetzten Zeit vor den Scheeren in der Ostseebucht an der Saltsjoe an, wo die schwedischen Lotsen einstiegen. Die Flotte for­mierte sich in Kiellinie hintereinander, fuhr durch den reizenden, von Fichten bewachsenen Jnsel-Arch'pel, und zwar in folgender Ordnung: Baden, Bayern, Kaiser, Friedrich der Große, Aviso Zielen, Stein, Gneisenau, Moltke, Prinz Adelberg, Aviso Blitz. Nach 9 Uhr kam das schwedische Geschwader in Sicht, bestehend aus einer königlichen Dacht, einer Panzerfregatte, einem Kanonen­boot und mehreren Torpedobooten, welche sich an die Spitze des Geschwaders setzten. Beim Jnsichikommen des schwedischen Geschwaders wurde von sämt­lichen deutschen Schiffen ein Gruß von 21 Schüssen abgegeben und die schwedische Flagge neben der deutschen gehißt, während die Mannschaften, in Paradeuniform aufgeentert, drei Hurrah ausbrachten. Die Weiterfahrt war ein Triumphzug. Auf den vielen Jnselchen standen Schwedinnen in National­trachten, die begeisterte Zurufe ausbrachten und Taschentücher schwenkten. Allenthalben hielten geflaggte Privatfahrzeuge. Vor der Feste Frederiksborg lag ein schwedisches Geschwader bestehend aus 5 schweren Monitors, 6 kleineren Fahrzeugen, alle bunt beflaggt. In Frederiksborg war Militär aufgezogen. Alsbald gingen die PanzerschiffeKaiser" undFriedrich der Große" hinter das Geschwader zurück. Vor Stockholm zeigte sich ein großartiger Flaggen­schmuck und 33 Kanonen boten den Willkommengruß. König Oskar fuhr

schon am Mittwoch früh auf seinem LuftschiffDrott" dem Kaiser entgegen. Als der König dem deutschen Geschwader begegnete, begab et sich mit seinem Gefolge an Bord desHohenzollern". Das Gefolge des Königs verblieb auf demHohenzollern", während der König nach der Begrüßung seines Gastes sich wieder auf denDrott" begab und nach Stockholm zurückkehrte, um dort den Kaiser zu empfangen. In Stockholm sind die Vorbereitungen zum festlichen Empfange des Kaisers fertig; die Ausschmückung der Stabt macht einen prächtigen Eindruck.

Ein Bericht aus Stockholm meldet vom Empfang: König Oskar und der Kronprinz hatten sich mit dem deutschen Gesandten Dr. Busch, welcher von dem Legationssekretär Prinzen Lichnowsky begleitet war, und den zum Ehrendienst bei Kaiser Wilhelm und Prinz Heinrich kommandierten Offi­zieren früh 6>/4 auf der königlichen DachtDrott" eingeschifft, um dem kaiserlich deutschen Geschwader entgegenzufahren. Vormittags halb 9 Uhr wurde das deutsche Geschwader bei Gälman in den äußeren Scheeren sicht­bar. Demselben voran segelte ein aus drei Torpedobooten, dem Panzerboote Svea" und drei Kanonenbooten bestehender Teil des schwedischen Geschwa­ders, darauf folgte die deutsche Kaiser-DachtHohenzollern" an der Spitze der deutschen Geschwaders. Nachdem dieHohenzollern" den Königssalut abgegeben hatte, begaben sich der König, der Admiralsuniform trug, und der Kronprinz in preußischer Dragoneruniform, an Bord derHohenzollern". Kaiser Wilhelm begrüßte den König und darauf den Kronprinzen auf da« Herzlichste mit Umarmung und Kuß, während die DachtDrott" den Salut abgab und das auf derselben befindliche MusikkorpsHeil Dir im Sieger­kranz" spielte. Die Batterie des deutschen PanzerschiffesBaden" erwiderte den Salut, das Musikkorps spielte die schwedische Nationalhymne. Nach etwa halbstündigem Aufenthalte aus derHohenzollern" begaben sich der König und der Kronprinz wieder an Bord derDrott" und kehrten, während das Salutschießen fortdauerte, nach Stockholm zurück, um den Kaiser bei der Landung zu empfangen. Kurz nach S/ 4 I 2 Uhr fuhr die deutsche Kaiser-Dacht unter dem Salut der Geschütze in den Stockholmer Hafen ein. Der Kaiser und Prinz Heinrich fuhren mit dem Staatssekretär Grafen Herbert Bismarck und dem übrigen Gefolge in einer Schaluppe nach der Landungsbrücke bei Skeppbron, wo eine prachtvolle, reich mit Flaggen geschmückte Ehrenpforte mit dem deutschen Reichswappen in der Mitte errichtet war. Hier empfingen der König, der Kronprinz, die Kronprinzessin, die verwitwete Herzogin von Dalekarlin, von den höchsten Hof- und Staalswürdenträgern umgeben, die hohen Gäste. Der Kaiser sicht sehr kräftig und sonnverbrannt aus.

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Nachdruck verboten»

Lieben und Leiden.

Roman aus der Pariser Gesellschaft von A. du Noisgoöey. (Autorisierte deutsche Uebersetzung.)

(Fortsetzung.)

Mit dreißig Jahren war sie noch immer schön, wenn auch ihre Schönheit das vollkommene Gegenteil zu der Florentinerin Bianka Monti genannt werden mußte. Diese besaß regelmäßige, klassische Züge, eine hohe Gestalt, einen tief ernsten Aus­druck, während die Baronin klein, voll, blond und ewig Heller war. Männer pflegten die Kontraste zu lieben so mochte es vielleicht kommen, daß Mancher, welcher Bianka Monti schön fand, doch nicht umhin konnte, dem liebenswürdigen Zauber der Baronin willenlos anheimzufallen.

Es war am Morgen nach jener Nacht, in welcher die Scene im Kass Anglais und die darauf folgende Auseinandersetzung der beiden Gatten im Palais Listrac stattgefunden hatte.

Frau von Benserrade hatte sich heute früher denn gewöhnlich erhoben. Schon zum Ausgehen angekleidet, nahm sie ihr Frühstück zu sich, als ihre Zofe ihr Herrn von Moulivres Besuch meldete. Er schien im Hause sehr vertraut, denn die Art seiner Begrüßung legte keinerlei Art von Zwang an den Tag.

Ah, da sind Sie ja," rief ihm die Baronin entgegen.Ich habe Ihnen hübsche Dinge mitzuteilen! Ich wäre gestern im KafS Anglais beinahe der Frau unseres Freundes Georges zusammengetroffen!"

Nicht möglich!" rief Moulisres.

Und dennoch der Fall! Sie hat ihrem Gatten nachspioniert, ist uns gefolgt und wollte um jeden Preis das Zimmer betreten, in welchem wir uns befanden. Der Eigentümer des Lokals hatte die größte Mühe, um ihr den Eintritt zu ver­wehren; es gelang ihm endlich, sie in ein anderes Zimmer zu führen und Georges von der Anwesenheit einer Dame in Kenntnis zu setzen, welche ihn zu sprechen be­gehre. Der Graf erriet sofort, daß dieselbe seine Frau sei."

Und wie hat er sich aus der heiklen Affaire gezogen?"

Sehr schlecht für mich. Ich wollte, daß er die Gelegenheit benutzt hätte, um einen Bruch mit der Frau herbeizufiihren, die ja doch immer nur eine Primadonna bleibt, wenn sie auch zehnmal sein ihm rechtlich angetrautes Weib ist. Georges aber hat mich im Stich gelassen, um sich mit ihr auseinander zu setzen. Er soll» mir diesen Affront teuer bezahlen!"

Und das ist Alles, was Sie über die Vorgänge des gestrigen Abends wissen? Es ist Ihnen nicht bekannt, daß der Graf seine Frau überraschte, während sie mit einem anderen Herrn soupierte?" fragte Moulieres.

Unmöglich!" rief die Baronin.

Und trotzdem wahr! Es hat eine erbitterte Scene zwischen Listrac und jenem Herrn stattgefunden, welche damit endete, daß dieser sich nach einer gegensei­tigen Forderung entfernte, während Listrac seine Frau nach Hause führte."

O, diese Primadonna, welche es liebt, sich stets als Tugendspiegel hinstellen zu lassen! Jetzt soll Georges wählen zwischen ihr und mir, um sie zu verstoßen und mich zur Gräfin von Listrac zu machen!"

Beste Freundin, es liegt gar kein Beweis vor, daß jener Herr in näherer Beziehung zu der Gräfin steht. Er behauptete, ihr zufällig begegnet zu sein."

Und Sie wagen es, mir Das zu sagen, der Sie doch selbst kein Wort davon glauben? Derlei Zufälle giebt es nicht. Die Gräfin würde niemals den Mut ge­habt haben, ihren Mann im KafS Anglais aufzusuchen, wenn ihr nicht Jemand den Rat dazu erteilt hätte, und wüßte ich, wer"

Suchen Sie nicht lange; ich kann Ihnen mllteilen, daß Frau von Listrac sich nicht direkt nacb dem Kafs begeben hat, sondern vielmehr zuerst nach dem Club fuhr und zwar auf mein Anraten; dort sah sie, wie Georges zu Ihnen in den Wagen stieg, und folgte Ihnen."

Sie Sie haben ihr geraten, sich nach dem Club zu begeben? Ah. das ist zu viel! Sie sind also mein positiver Widersacher?"

Nein; ich stehe hingegen mehr denn je auf Ihrer Seite und habe einzig in Ihrem Interesse gehandelt."

Spotten Sie meiner?"

Durchaus nicht! Ich hatte Listrac im Club zurückgelaffen, wo er gerade