78. Jahrgang.
Erscheint
Montag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag.
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Württemberg 1.80 ^ Monatsabonnements nach Verhältnis.
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Schwäb. Landwirt.
Fernsprecher Nr. 29.
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Nagold, Samstag dea 2. Igrmsr
1904.
NA geft. HAecrchLung!
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für das Jahr 1904,
der den Posttarif für den Verkehr in Württemberg, dem Deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn, sowie ein Verzeichnis der Märkte in der Umgegend
enthält.
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Hochachtungsvoll
Verlag des Gesellschafters.
^UMUUU:
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An die Herren Ortsvorsteher und Feuerwehr- kommandante» des Bezirks betr. die Zirkulation der Feuermehrzeitung.
Da sich bei der seitherigen Zirkulation der Feuerwehr- zeitung besonders infolge der zu großen ZirknlaüonSkreise Mißstände ergeben haben, gelangen statt bisher 3 künftig vom 1. Januar k. Js. an E ^enerwehrzeitnngen im Bezirk in Zirkulation nn b sind für den Empfang, den Vmaud unv die nuchherige Aufbewahrung der Zeitungen ausgestellt:
die Feuerwehrkommandanten:
1) Herr Weitmeiner With Benz in Nagold für die Gemeinden Jselshausen, Emmingen, Pfrondorf, Miudersbach, Nothfelden,
2) Herr Schreinermelfter Gackenheimer in Gült- linge» für die Gemeinden Sulz, Wildberg, Eff- ringen, Schönbronn, Wenden,
3) Herr Kaufmann Schüttle ru Ebhausen für die GeMinden Rohrdorf, Walddorf, Ebershardt, Warth, Gaugenwald,
4) Herr Kaufmann C. W. Lutz in Altensteig für die Gemeind, i Altensteig-Dorf, Egenhausen, Spielberg, Garrweiler, Ueberberg, Berneck,
5) Herr Schultheiß Grosthans in Beuren für die Gemeinden Ettmannsweiler, Simmersfeld, Fünfbron», Euzthal,
6) -Herr Sradissuttheip Kraust in Haiterbach für die Gemeinden Oberschwaudorf, Beihingen, Bö- fingen, Schietingeu, Uuterthalheim, Oberthalheim.
Bon den vorgenannten Herren darf wohl erwartet werden, daß sic im Interesse der Sache die ihnen durch die
Post von der Verlagsbuchhandlung Ankommende« Feuer- wehrzeitungen in Empfang nehmen und bei den Feuerwehr- kommandanten der ihnen nach Vorstehendem zugeteilten Gemeinden in Umlauf setzen, den geordneten Umlauf überwachen, gebotenenfalls die betreffenden Kommandanten belehren und die Zeitungen nach Rückgabe sammeln und aufbewahren.
Ebenso darf wohl von den Feuerwehrkommau- danteu der übrigen Gemeinden erwartet werden, daß sie die ihnen zukommenden Zeitungen, nachdem sie dieselben gelesen haben, binnen S bis 5 Tagen a« de» Kommau- danten des nächsten Orts ihres Lesekreises nach obiger Festsetzung weiter leiten, sowie daß sie strenge darauf achten, daß die Zeitungen nicht beschmutzt und beschädigt, sowie richtig weiter befördert werden.
Da die Verwaltlmgskommisston der Zentralkaffe zur Förderung des Feuerlöschwesens die für die Ausbildung der Feuerwehren so zweckdienliche aber sehr kostspielige Einrichtung nicht länger bestehen lassen will, wenn neue Mtß- ständc bei dem Vertrieb der Zeitungen sich ergeben, wollen die oben genannten Herren strenge darauf achten, daß die Zirkularion der Zeitungen nun anstandslos von statten geht.
Dtr Umschläge für den Versand der Zeitungen und die erforderlichen Korporationsmarke«, welche sorgfältig aufzubewahren sind, liefert auch künftig die Amtspflege.
Dre Adressen auf den derzeit noch bei den Feuerwehrkommandanten vorhandenen alten Umschlägen sind erforderlichen Falls nach dem oben angegebenen ZirkulationSkreis und der betreffenden Reihenfolge zu ändern.
Die Herren Ortsvorsteher wollen die Feuerwehr- kommandante« ihrer Gemeinden auf Vorstehendes besonders aufmerksam machen und erforderlichen Falls des Näheren belehren und auch in ihrem Teil dafür sorgen, daß die Zirkulation der Feuerwehrzeitungen künftig anstandslos vor sich geht und insbesondere auch keine mißbräuchliche Verwendung der Korporationsbriefmarken stattfindet.
Nagold, den 29. Dezember 1903.
K. Oberamt. Ritter.
Nagold.
Die K. Standesämter
werden veranlaßt, Auszüge aus den Sterberegistern des Jahres 1903, enthaltend die Eintragung von Todesfällen männlicher Personen, welche das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und nicht im Gemeindebezirk geboren sind, unter Benützung der ihnen in letzter Zeit zugegangenen Formulare als „Militaria"
spätestens bis 15. Februar k. Js. hierher einzusenden.
(Zu vergl. Mimst.-Verfgg. v. 27. Mai 1895 Minist.- Amtsbl. S. 217/223).
Den 31. Dezbr. 1903.
K. Oberamt. Ritter.
Die Ortsvorsteher
werden hinsichtlich der Ausstellung von Zeugnissen behufs Erlangung von Wandergewerbeschemen auf die Ziff. 2 des
8 22 der Vollzugsverfügung zum Allg. Sportelgesetz vom 24. Januar 1900, Reg.-Bl. S. 52, wonach von der Ermächtigung zur Unterlassung oder Zurücknahme des Sportelansatzes wegen Mittellosigkeit der Beteiligte» nur dann Gebrauch zu machen ist, wenn die den Waudergewerbeschein Nachsuchenden auch zur Zahlung des Mindestbetrags der Sportel die Mittel nicht aufzubringen vermögen, zur genauen Beachtung hingewiesen.
Liegt dieser Fall wirklich vor, so ist ein Zeugnis auf besonderem Bogen mit der entsprechenden Beurkundung hierher dorzulegen.
Dabei wird auf die weitere Vorschrift, daß gänzlich erwerbsunfähige Personen durch Nachsehen der Sportel nicht in den Stand gesetzt werden dürfen, unter dem Vorwand eines Hausierhandels lediglich die Mildtätigkeit des Publikums in Anspruch zu nehmen, aufmerksam gemacht.
Nagold, den 31. Dezember 1903. _ K. Oberamt. Rilter.
Die K. Pfarrämter
werden hiemit zur Einsendung der vorgeschriebenen Berichte über die in ihren Gemeinden vorhandenen taubstumme« und blinden Kinder aufgefordert,
Nagold, den 31. Dezember 1903.
K. gem. Oberamt in Schulsachen: .
_ Ritter _ Schott.
Die Schultheitzenämter
wollen die Fleischschauregister in aller Bälde als „portopflichtige Dienstsache" an das Oberamt
emsenden; die Formulare dazu sind vorrätig in der G. W. Zaise r'schen Buchdruckelei und wolle man bei Bestellungen die Zahl der Schlachtungen angeben.
Nagold, den 31. Dez. 1903. K. Oberarm. Ritter.
UoMische Webevsicht.
Im Reichstage sind nach dem Schluffe der Weihnachtsferien im Laufe des Januar mehrere Vorlagen aus dem Bundesrate zu erwarten. Namentlich darf auf die Einbringung des im Bundesrate liegenden Gesetzentwurfs betr. die Friedenspräsenzstärke des Heeres, welcher die Verlängerung des bestehenden Zustandes um ein Jahr ausspricht, gerechnet werden. Mit dem 12. Januar 1904 wird der Reichstag im Plenum zunächst die Interpellationen zu erledigen haben, .wahrscheinlich auch bald den ersten Schwerinstag abhalten, damit die Beratung der überaus zahlreichen Initiativanträge begonnen werden kann. Während die Budgetkommisston vom 13. Januar 1903 ab sitzen wird, kann im Plenum in die zweite Lesung der dem Plenum von vornherein vorbehaltenen Etatsabschnitte eingetreten werden.
Gegen die „Weihuachtsüberrafchung in der Armee", den neuen Paletor, haben sich Blätter gewendet, die keineswegs dem Verdacht mißvergnügter Nörgelei an Militärischen Einrichtungen ausgesetzt sind. So bemerkte die Nationalzeitung, diese Uniformänderung bilde das Gegenteil der erwünschten Vereinfachung. Jetzt meldet sich sogar von konservativer Seite entschiedener Widerspruch. Die
Him GHr:' rrnö Kol'ö.
Roman von E. von Linden.
20) Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Dieser hatte es nur zu klar emgesehcn, aber auch mit Besorgnis die Frage erwogen, was ans dem jungen Menschen werden sollte und zu welchem Berufe sich derselbe im Grunde eignete.
Er fühlte sich nach Ablauf eines Jahres bewogen, Traugott Weber als Lehrling zu planeren, was dieser als die beste Anerkennung betrachten durire und von ihm selber mit stillem Jubel und grenzenloser Dankbarkeit gegen den Chef der Firma, von Leo hingegen mit Sport und Groll ausgenommen wurde.
Herr Lawrence zog die beiden jungen Leute von jener Stunde an regelmäßig Sonntags zu Tisch und auch hier wurde Trangott durch sein bescheidenes und freundliches Wesen bald zum erklärten Liebling der Miß Ellen sowohl, als auch der Hausdame Missis Nußbaum, während Leo keine Gnade vor ihren Aug<n fand.
„Natürlich", sagte er später, als sic sich wieder aus ihrer Stube befanden, „Du verstehst es ja meisterlich, Dich vorzudrängen und ans den ersten Platz zu setzen, der mir von Rechtswegen gebührt.. Kannst Du nur nicht das Heucheln und Schönttm Herdringen, und das Schwätzen Hmter'm Rücken? Sei, bitte, ganz still," gebot er drohend, als Traugott ihn empört unterbrechen wollte, „Deine Freundschaft mit dem Hamburger Hausknecht hast Du gut be
nutzt, der glaubt jedes Wort, was Du sagst u. hintrrbringt'S meinem Onkel. Na, ich Hab' schon hundert Mal die Stunde verwünscht, wo ich Deinem Betteln nach gab und Dich aus meine Kosten mitnahm."
„Bleib' bei der Wahrheit, Leo!" erwiderte Traugott ihm erregt, „ich habe Dich nicht darum angebcttelt, obwohl ich's nicht leugnen will, daß ich Dich beneidete. Du hast es mir angetragen, um an mir als Lehrling eine Stütze zu haben. Nein, laß mich ausreden, Du hast mich zu schwer beschuldigt u. beleidigt. Was kann ich dafür, daß ich besser rechne u. die Sprachen leichter erlerne als Dn? Ich habe Dich bei Bremreckc niemals angcschwärzt, bin auch nie ein Heuchler gewesen, sondern Hab' einzig u. allein meine Pflicht erfüllt, das ist alles. Es ist nicht hübsch von Dir, mir jetzt vorzuwerfen, die Uebersahrt für mich bezahlt zu haben. Ich betrachte es als eine Schuld, die ich Dir, sobald ich in der Lage bin, bestimmt abtragen werde."
„Na ja, werd' wohl lange darauf warten können," meinte L.o höhnisch, „wrnn's nicht hübsch von mir ist, Dir die sreie Uebersahrt voizuwerscn, so ist's gerade zu häßlich von Dir, mich hier zu verdrängen. Brauchst Dn denn just so ein übereifriger PfliÄtmensch zu sein?"
Derartige Szenen wiederholten sich immer häufiger. Der arme Traugott wurde ganz melancholisch darüber, wagte es aber nicht, sich bei Brennecke zu beklagen, dessen Scharfblick indeß die Umwandlung seines Schützlings nicht entgangen war. Da er auf seine Anspielung keine Erklärung erhielt so suchte er sich in anderer Weise zu informieren, indem'er sich oben leise zu schaffen machte, um die beiden
Slnbcngenofsen zu „belauern", wie er das Horchen umschrieb. Und es gelang ihm über alle Erwartung. Leo Günther war gerade in übelster Laune, da ihm sein Vorgesetzter Buchhalter arge Vorwürfe gemacht und ihn einen völlig unbrauchbaren Menschen genannt, zum Uebcrfluß dann auch seinen Landsmann Weber als Vorbild ausgestellt hatte.
Daß der selbstbewußte Leo nun seinen Ingrimm an Traugott ausließ, war selbstverständlich, und so bekam der horchende Brennecke hinreichend zu hören, um alles begreifen zu können. Er ging sofort zu Herrn Lawrence, um diesem die Sache vorzustellen.
„Hätte ich den Burschen doch nnr drüben gelassen," zürnteder alteHerr, „wassollich hiermit ihm anfangen, John?"
„Na," meinte dieser nachdenklich, „eins iS hier zu bemerken, daß es nämlich des Herrn leiblicher Neffe ts, der sich da allerhand in seinem Kopf zusammendrechselt von Fuchsschwänzerei, Vordrängen u. Heucheln, was nun alles der arme Traugott tun soll. Was ich für meine Person tun würde —"
„Na, heraus damit, John, was würdest Du tun?"
„Ich würd' dem jungen Mr. Günther eine bessere Wohnung geben u. den Traugott oben allein Hansen lassen. Dann wären beide zufrieden."
„Dann würde mein Neffe nichts mehr von Weber profitieren und ich sähe mich genötigt, ihn in eine Handelsschule zu schicken, wozu er noch zu ungeübt in der englischen Sprache ist. Der Bursche ist entweder unverantwortlich faul ober nicht fähig, eine fremde Sprache zu erlernen. Was beginne ich nur mit ihm?" (Forts, folgt.)