Siridelfingrn. Das in der Mitte der beiden Schwe- sternfiädte Böülingen-Sindelfingen von einer Bremer Aktiengesellschaft errichtete Gaswerk wird am 1. oder 15. Nsvbr. eröffnet werden.
Reutlingen, 22. Okt. Am Sonntag den 8. Novdr. d. I. findet im Bären hier eine Versammlung der Vereinigung von Körperschafts-Beamten des Schwarzwaldkreises statt.
r. Rottweil, 23. Okt, Der kürzlich vom Schwurgericht wegen betrügerischen Bankrotts und Depoluuterschlagung zu 2 Jahren Gefängnis nebst 3jährigem Ehrverlust verurteilte ehemalige Bankier Speidel von Tuttlingen hat gegen dieses Urteil Revision eingelegt.
r. Geislingen, 24. Okt. Heute Nacht brannte hier die dem Bauern Ferdinand Jerger und dem Traubenwirt Flaig gemeinsam gehörige mit Futtervorräten angcfüllte Scheuer total nieder. Der Schaden ist beträchtlich, die Ursache wahrscheinlich Brandstiftung.
r. Gerabron», 22. Okt. In Kilchberg a. d. Jagst ist gestern nachmittag infolge SpielenS von Kindern mit Feuer der Dachstuhl des dem Lammwirt Hinderer gehörigen Eiskellers abgebrannt.
r. Nordhausen OA. Brackenheim, 23. Okt. Ein älterer hiesiger Bürger machte am Mittwoch abend, als er allein zu Hause war, seinem Leben durch Erhängen ein Ende. Er war schon längere Zeit entmündigt und es zeigten sich bei ihm seit einiger Zeit Spuren von Schwermut, sodaß er diesen bedauernswerten Schritt sicherlich im Zustande geistiger Umnachtung beging. Seine Frau und Kinder werden um so mehr bedauert, weil vor etwas mehr als Jahresfrist der ältere Sohn den Tod auf ähnliche Weise fand.
Gerichts!««!.
r. Heilbronn, 22. Okt. Oberbürgermeister Hegelmaier hatte die Heilbronner Zeitung verklagt wegen schwerer beleidigender Ausdrücke, die ein im Herbst vorigen Jahres veröffentlichtes Gedicht enthielt. Unter anderem war ihm Willkür und Mißbrauch der Amtsgewalt vorgeworsen. Gestern fand die Verhandlung darüber vor dem Schöffengerichte statt, die mit einem Vergleich endete. Der verantwortliche Redakteur Wulle sprach sein Bedauern über die Drucklegung des gen. Gedichtes aus und erklärte sich zur Tragung der Kosten bereit, worauf Oberbürgermeister Hegelmaier den Strafantrag znrückzog.
r. Ulm, 22. Okt. Strafkammer. Der Schreiber Karl Beutelspacher von Laupheim hatte sich vom 28. März d. I. bis vor einigen Wochen hier an der Olgastraßc einge- mietet und schuldete seinem Wirte zuletzt 28 Im Wohnzimmer des Wirtes schlief dessen Schwiegermutter. Beutelsbacher stahl ein derselben^ gehörendes und in dem unter ihrem Kopfkiffen im Bett liegenden Gebetbuch aufbcwahrtes Augsburger 7-Guldenlos. Er wollte dasselbe dann verkaufen, erfuhr aber, daß es mit 18 gezogen sei und erhob den Betrag, um sich Morphium zu kaufen. Dem Pächter der Wirtschaft zum goldenen Ochsen stellte er sich als Elektrotechniker vor und schwindelte ihm den Betrag von 6 heraus. Dem Elektrizitätswe.ksbefitzer Lang von Rottweil gegenüber gab er sich als Regierungsbaumeister aus und wollte ihn zur Uebertragung einer Stelle veranlassen. Wegen Diebstahls und Betrugs wurde Beutelspacher zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt.
r. Offenbmg, 24. Okt. Der wegen Mords an dem verheirateten Landwirt Lader Jehle von Biberach ange- klagte 60 Jahre alte Korbmacher und Taglöhner Josef Seger von Hausenweier ist gestern nach zweitägiger Verhandlung von dem hiesigen Schwurgericht zu 15 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt worden.
Halle a. S., 23. Okt. Die Strafkammer verhandelte heute gegen den sozialdemokratischen Reichstagsaögesrdneten Kunert wegen Beleidigung der deutschen Chmakrirger. In der Verhandlung am 11. September hatte sich Kunert erboten, seine Behauptungen zu beweisen, und dazu die Ladung vor 39 Zeugen beantragt. In der heutigen Verhandlung waren 10 Zeugen erschienen. Das Gericht beschloß, die Verhandlung zu vertagen und vom Krie gsministerium die
Hier blieb die Phantasie haften. Es war doch schön, als er so neben ibr saß! — u. daß sie so gestört wurden, fatal, über alle Maßen fatal!
Am Ende — was haften sie denn vor?
Sie wollten sich heiraten; und weil man sie nicht zu- sammenlietz, wollten sie beraten, was sie zu tun hätten, um doch ans Ziel zu gelangen!
Kann ma't etwas Besseres tun, als sich heiraten.
Wenn man sich aber heiraten will, dann muß man doch notwendig vorher ein paarmal zusammen kommen und miteinander reden, u. zwar allein u. ungestört miteinander reden!
Als seine Gedanken diesen Lauf genommen hatten, fand es Tobias schwer begreiflich, daß die Menschen zweien Liebenden aus ihrem heimlichen Zusammensein ein Verbrechen machen wollten.
Ja, er fand es impertinent und lächerlich. Daß man sich heirate, und zwar aus Liebe heirate, das verlangt man! Wenn aber dann zwei, die sich gern haben, das tun, was notwendig geschehen muß, damit das Heiraten vor sich gehen kann, dann soll das eine Missetat sein, als ob man einen hätte umbringen wollen.
Ein offenbarer Unsinn!
Unser Bursche, auf dieser Höhe der Betrachtung angetanst, empfand die von den Liebenden aller Zeiten beklagte Anmaßung der Welt so tief — er war von der Wahrheit, daß andere Leute hier eigentlich gar nichts drein zu reden haben, so gänzlich überzeugt, er war so voll von seinem Recht, die Bäbe zu lieben und zu ihr zu gehen u. glücklich
Akten einznsordern, die sich auf die Fälle beziehen, die zur Bestrafung deutscher Soldaten in China geführt haben.
Deutsches Reich.
Berlin, 23. Okt. Der elektrische Siemenswagen der Stu'siengesellschaft für elektrische Schnellfahrten erreichte heute stellenweise eine Geschwindigkeit von 210 Kilometern pro Stunde.
Berlin, 23. Okt. Im Zeitalter der Reklame. Der wilde Konkurrenzkampf hat jetzt dazu geführt, in den Geschäften „Gratistage" einzurichten. Wie ein Scherz klingt die Nachricht, daß von einem Geschäft an einem bestimmten Tage sämtliche Waren an die Kunden „gratis" abgegeben werden. Es heißt in der betreffenden Bekanntmachung: „Bis 1. Dezember ds. Js. gebe ich einen Gralistag. Alle Waren, welche an diesem Tage bar in meinem Ladenlokal gekauft werden, werden den Käufern geschenkt, indem die für diese Waren gezahlten Beträge nach dem 1. Dezember in bar von meinen Kaffen zurückbezahlt werden." Der Gratistag, das ist der Haken bei der Sache, wird natürlich erst nach dem 1. Dezember bekannt gemacht. Der Zweck dieser Reklame wird trotzdem erreicht werden. — Im hiesigen Zoologischen Garten ereignete sich heute eine eigenartige Familien- tragödi«, indem ein sonst stets recht gemütlich gewesener Ehegatte seine Gemahlin umbrachte, und zwar — durch einen Biß ins Genick. Der Erfinder dieser etwas ungewöhnlichen Totschlagsart war der den Besuchern des Gartens wohlbekannte Grislybär, das Opfer die ihm vereinte braune Bärin. Der Grund zu dem Gattenmord soll Kränklichkeit der Bärin und deren infolgedessen besonders gute und sorgsame Behandlung seitens der Wärter und des Publikums gewesen sein.
Karlsruhe, 23. Okt. Im Kittner Walde bei Durlach wurde gestern nachmittag die Leiche eines junge» Mannes und ein junges Mädchen mit einer schweren Schußwunde aufgefunden. Die beiden Unglücklichen hatten nach der „Bad. Landesztg." am Montag beschlossen, ihrem Leben ein Ende zu machen und hatten sich am Abend desselben Tages zur Ausführung ihres Vorhabens nach dem Rittner Walde begeben. Der Schuß, den der junge Mann auf sich abgab, war sofort tödlich, während das Mädchen mit der Wunde in der Brust unter freiem Himmel und in der Nähe des Leichnams fast drei Tage urd Nächte aus- halten mußte, bis gestern nachmittag ein Waldhüter auf der Suche nach einem angeschossenen Wild zufällig aus es stieß. Das Mädchen ist jetzt gestorben.
Ausland.
Rom, 23. Okt. Der König empfängt heute nachmittag Saraccs, Manchen und Giolitü. Das Gerücht erhält sich, daß der König Giolitü, mir der Kabinettsbildung betrauen werde.
London, 20. Oktober. Ein Fräulein Sofie Frances Hickman war seit dem 15. August spurlos verschwunden. Nun fanden am Sonntag nachmittag vier Knaben, die im Richmond Park spielten, eine in Verwesung übergegangene Leiche, deren Persönlichkeit kaum mehr zu erkennen war. Der Kopf, der von Tieren zerfressen schien, lag einige Schritte vom Rumpf entfernt. Die Kleidung entsprach derjenigen der Miß Hickman, doch fehlte jede Spur von Unterkleidern oder Leibwäsche. Bei wiederholtem Absuchen der Stelle fand man eine kleine Medaille und ein Kreuz mit dem Namen der Gesuchten, so daß an der Identität der Leiche nicht mehr zu zweifeln ist. Selbstmord ist wahrscheinlich; man fand ein kleines Medizinfläschchen etwa 12 Schritte von der Lerche im Gebüsch. Fräulein Hickman, dir Tochter eines reichen Londoner Kaufmanns, zählte 29 Jahre. Sie war absolvierte Medizinerin und bekleidete in der chirurgischen Abteilung des Royal Free Hospital eine verarilwortungsreiche Stellung. Sie hatte am 15. August morgens Dienst und verschwand plötzlich aus dem Krankenhause, ohne daß ihr Weggehen bemerkt wurde. Der Vater hält es für möglich, daß seiner Tochter ihre Berufspflicht plötzlich zu schwer wurde, daß sie in Sinnesverwirrung weglief und nach stundenlangem Umherirren in der Ver-
zu sein, daß er sich nicht mehr begnügen konnte, bloß stille Gedanken zu bilden, sondern laut und mit kräftiger Betonung ausrief: Donnerwetter! ich möcht' wirklich wissen, wen das was anging'!
Auf einmal bekam er von hinten eine Ohrfeige, daß ihm für den Moment Hören und Sehen verging. Rasch folgten zwei andere nach, n. eine Stimme voll Wut und Hohn rief: Da, du Racker! Ich will dir zejgen, wen das was angeht!
Es war der alte Schneider.
Tobias durch die Stimme wieder zu sich gebracht, fühlte über die erlittene Beschimpfung einen Zorn, der sogar über seinen Schrecken Herr wurde.
Sich schnell umdrehcnd, streckte er dem Alten, der die Hand wieder erhob, den Arm entgegen, stieß ihn seinerseits unter das Kinn u. rief ergrimmt: Ich bin kein Bub, mehr! Ich laß wich nicht schlagen!
So, rief der Alte, durch diese Abwehr völlig rasend gemacht, du läßt dich nicht schlagen? Das wollen wir sehen!
Und, seinem tiefsten Gefühl nach doppelt und dreifach zu einer exemplarischen Abstrafung berechtigt, fiel er über den rebellischen Sohn her, faßte ibn, warf ihn zu Boden u. zerdrosch ihn aufs jämmerlichste. Tobias von der ungeheuren Uebermacht bewältigt, konnte nichts tun, als in ohnmächtigem Grimm u. Schmerz dumpf stöhnen — u. leiden als der ärmste aller Menschen.
Der alte Schneider hatte in der Freude seines Herzens
zweiflung darüber, daß sie ihren Posten verlassen hatte, zu sterben beschloß. Ganz aufgeklärt ist eben der Fall keineswegs.
. London, 21. Okt. König Eduard und die Politik. Der Eigentümer des „North Devon Herald" hatte beim König angefragt, ob es wahr sei, daß der König Freihändler sei. Er erhielt darauf aus Buckingham Palace nachstehende Antwort: „Der Privatsekretär hat den Befehl erhalten, den Empfang des Brieses des Herrn Percy Marks' vom 17. dS. M. zu bestätigen und zu erwidern, daß der König über politische Dinge niemals eine Ansicht äußert, wenn er nicht dazu von den verantwortlichen Ministern den Rat erhält, und daß deshalb das Gerücht, auf das sich Mr. Marks bezieht, ungenau sein muß."
Vermischtes.
Das Niedrigschrauben der Petroleumlampen. Eine weit verbreitete Gewohnheit ist das Niedrigschrauben der Petroleumlampen, sobald man nicht das volle Licht braucht. Man nimmt dabei den Uebelstand in Kauf, daß man die Lust des Raumes, in dem die Petroleumlampe brennt, ganz erheblich verschlechtert. Die Tatsache ist durch Versuche völlig bestätigt worden. Durch das Niedrigschrauben der Lampe findet eine unvollständige Verbrennung statt, und hiedurch steigen, ebenso wie bei den zu hoch gestellten Flammen, unverbrannte, unangenehm riechende Gase durch den Cylinder empor. Durch das Niedrigschrauben wird aber, wie die technische Zeitschrift „Kraft und Licht" berichtet, nicht einmal eine Ersparnis an Petroleum erzielt. Hievon kann man sich selbst überzeugen, indem man einmal eine Petroleumlampe mit einer Hellen, dann mit einer niedriggeschraubten Flamme brennen läßt und beide Vrenn- zeiten vergleicht. Man wird dann finden, daß die niedriggeschraubte Flamme nur sehr wenig länger brennt, als die das volle Licht spendende, so daß der Nachteil der verschlechterten Luft durch den Vorteil einer minimalen Petroleumersparnis nicht ausgewogen wird.
Gegen das Schweifstntzen der Pferde werden in letzter Zeit nicht allein vom hygienischen und tierärztlichen Srand- punkt aus, lebhafte Bedenken geltend gemacht, sondern auch vom künstlerischen, indem man den in der modernen Kunst, insbesondere im Kunstgcwerbe immer mehr zur Geltung gelangenden Gesichtspunkt des Natürlichen und Zweckmäßigen auch dort anzuwenden bemüht ist, wo er am selbstverständlichsten ist — in der lebenden Natur. Der Meißener Tierschutzverein hat an bekannte Maler und Kunstfreunde die Frage gerichtet, was sie vom Schweifstntzen der Pferde halten. Unter anderen antwortete Hans Thoma: „Gewiß sind alle Künstler auf Ihrer Seite in Ihrem Bestreben, der Unsitte der Verstümmelung eines so schönen Tieres wie des Pferdes entgegenzuarbeiten. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich und vermag ihm über verschnürten Leib und verkrüppelte Füße hinwegzuhelfcn, — ein Pferd aber vermag nicht stolz zu sein auf seinen kupierten Schweif." Franz Stuck: „Das Kupieren der Pferdeschweife ist ein Verbrechen an der Natur." Fritz Mackensen (Worpswede); „Das Abschneider: der Pferdeschweifwirbei ist eine der vielen Grausamkeiten, gegen die jeder Mensch, der ein Herz hat für die Größe der Schöpfung, mit aller Energie Vorgehen sollte." Prof. Dr. K. Kraepelin, Direktor des naturhistortschen Museums in Hamburg: „Als Naturforscher für den die Wunderwerke der Natur nicht lediglich Ausbeu- tungsobjekte menschlicher Erwerb'ssucht sind, stimme ich Ihren Bestrebungen von ganzem Herzen bei. Ich kann es nur als eine mittelalterliche Brutalität betrachten, wenn man die treuen Arbeitsgenossen des Menschen ohne zwingenden Grund ihres schönsten Schmuckes, ihrer einzigen Waffe gegen das Heer der blutsaugenden Insekten beraubt."
Haarerute findet im Oktober in Frankreich statt. Die Händler beziehen die Märkte und suchen die jungen Mädchen zu bereden, sich von ihren schönen Zöpfen zu trennen. In verschiedenen Distrikten kultivieren die Mädchen ihr Haar derartig, daß sie es alle drei Jahr zur Schnittreife bringen. Das Haar der normannischen Frauen ist weitaus das schönste, in der Bretagne ist es am gröbsten, und in Limoges
im Wirtshaus fortgetrunken und war bis nach etf Uhr geblieben.
Als er gemütlich heimging, begegnete ihm ein junger Mensch, der mit ihm verwandt war, und den er in seinem Behagen scherzend fragte: Nun, Hans, was streichst denn du noch auf der Gaff' herum? Kriegt etwa die Ev' noch eine Visit'?
(Fortsetzung folgt.)
DiPPold als Erzieher.
Von Maxl Bierjung, Gymnafist.
Nein! Es ist doch wirklich etwas Scheußliches,
Wie es mich beständig jetzt zum Dichten zwingt,
Weil beständig nämlich etwas Grünstiches Leider irgendwo auf dieser Welt gelingt!
Nun! Ich bi» im Jus zwar keine Größe nicht,
Aber diesmal wüßt' ich sicher, was ich rät':
Prügeln ließ' ich tägüch diesen Böscwicht,
Bis er auch nur war nn sogenanntes „Brät."
Dann erst ließ ich hängen ihn zu Tode, ja!,
Mit dem Strick, womit er Kinder schinden tut,
Weil nach seiner eigenen Methode ja
Dies besonders auch für seine „Sünden" gut.
Leider, hör' ich, geht das anders beim Gericht, Köpfen tut man bloß, wer seine Mördertat Schnell verrichtet; dahingegen langsam, — nicht! Dazu kann ich nur bemerken: Jammerschad!
Jugend.