Das italienische Ministerium Zmmrdelli hat den König Viktor Emanuel um seine Entlassung gebeten. Aus Rom wird dazu mitgeteilt:

DieAgenzia Stefani" veröffentlicht folgende Note: Im heutigen Ministerrate teilte Ministerpräsident Zanar- delli dem Ministerkollegium mit, daß er gemäß seiner, schon früher kundgegebenen Entschließung den König in einem Briefe gebeten habe, ihn von seinem Amte als Minister­präsident zu entheben. Er habe dem König geschrieben, daß er seit einiger Zeit die Ueberzeugung gewonnen habe, wegen seines gesundheitlichen Zustandes sein hohes Amt nicht mit der intensiven Arbeitskraft verwalten zu können, die er früher aufgewendet habe und die er als Pflicht und Notwendigkeit betrachte. Er sei deshalb durch die unab- weislichen Forderungen seines Körperzustandes, der sich während der verflossenen Zeit verhältnismäßiger Ruhe nicht gebessert habe, gezwungen, den König zu bitten, das Ab­schiedsgesuch anzunehmen, mit dem er einige Wochen ge­wartet habe, weil er es nicht für passend gehalten habe, vor Beendigung der Reise des Königs und der Königin nach Paris einen Ministerwechsel hervorzurufen. Die an­deren Minister bedauerten den Grund (?), der den Minister­präsidenten zu seinem Entschluß bestimmte, und beschlossen einstimmig, ebenfalls ihr Abschiedsgesuch einzureichen.

Der eigentliche Grund für den Rücktritt des radikalen Ministeriums ist wie alle Welt weiß derrussische Rippenstoß", d. h. die unerwartete Verschiebung des Zaren­besuchs in Rom.

Tages-Weuigkeiren.

Stadt und Land.

Nagold, 23. Oktober.

Die Veranstaltungen des Gewerbevereins für das kommende Winterhalbjahr. Für Monat November ist ein Vortrag des Stadtgartenverwalters Hiller in Stuttgart über Gewerbeschutz rc., nach Weihnachten ein solcher über eine Reise nach Konstantinopel von Lehrer Haas in Unter­musbach bei Freudenstadt und ein Vortrag von Sekretär .Dieterich in Reutlingen über Alters- und Krankenversicherung der Handwerker vorgesehen. Die lernbegierige Jugend wird Gelegenheit haben, sich in französischer Handelskorrespon­denz, Stenographie und Buchführung unterrichten zu lassen. (S. Inserat).

Eisenbahnsache. An den neueren Personenwagen sind für die Regelung der Dampfheizung in den Ab­teilen und Gängen Stellhebel mit drei Stellungen und den Bezeichnungenkalt",warm" undEntl." (Entlüftung) angebracht worden.

Stuttgart, 21. Okt. Die Laudtagseriatzwahl für das Oberamt 'Waldsee, dessen Mandat durch den Tod des Zentrumsabgeordneten Beutel erledigt ist, wird durch Bekannt­machung des Regierungsblattes auf Freitag, den 20. Nov., festgesetzt. Bis jetzt ist vom Zentrum nur ein Kandidat in der Person des Pfarrers Keilbach in Ellwangen (Ober­amt Leutkirch) aufgestellt.

r. Stuttgart, 21. Okt. Nachdem die Berufsfeuerwehr gestern abend einen ungefährlichen Zimmerbrand, der in der Lindenstraße ausgebrochen war, gelöscht hatte, wurde sie heute nacht V-1 Uhr wiederum aus einen Brandplatz gerufen. In dem in der Nähe des Weißenhofs gelegenen schwer zu­gänglichen, dem Ochsenmetzger Frech gehörigen großen Stall­gebäude sowie in der dazu gehörigen Schäferwohnung war Großfeuer ausgebrochen. Als die Bcrufsfeuerwache, die mit sämtlicher verfügbarer Mannschaft und mit beiden Dampffeuerspritzen ausgerückt war, auf der Brandstelle an- kam, hatte sich das Feuer bereits dermaßen über das ganze Anwesen verbreitet, daß an eine Rettung auch nur eines Teils des weitläufigen Gebäudes nicht mehr zu denken war, zumal die mehrstündige Tätigkeit der Feuerwehr durch Was­sermangel außerordentlich beeinträchtigt wurde. Das Wasser mußte ca. 800 in weit den Berg heraufgeleitet werden, so daß es seine Druckkraft nahezu verloren hatte. Die bei­den Dampffeuerspritzen konnten gar nicht in Aktion treten. Das Anwesen brannte bis auf den Grund nieder. Das in

O Bäbe, rief er mit der Innigkeit eines bewegten Herzens, o Bäbe, was bist du für ein Mädchen! Du unter­nimmst so viel und riskierst so viel für mich, als ob ich der Fürnehmst' wär' in der Welt! Und weiß Gott, ich bin's nicht! Wenn ich noch so gute Vorsätz' fass', immer gerat' ich wieder in meine Dummheiten und benehme mich nein, ich bin's nicht wert, was für mich geschieht!

Der Bäbe war der Ton, den der Bursch anschlug, zu ernsthaft; sie erwiderte munter und wohlwollend: Lassen wir jetzt die Dummheiten Dummheiten sein! Ich Hab' dich nun einmal gern mit samt deinen Dummheiten!

Dem Burschen gefiel diese Entgegnung ungemein; aber seine im Glück bereuende und nach Absolution strebende Seele ging unwillkürlich weiter; 's ist merkwürdig, fuhr er fort, daß man so sein kann, wie ich bin! Einmal ist's mir, als könnt' ich alles tun, und es müßt' mir alles durch­gehen! Und wenn's nun drum und dran kommt, läuft mir plötzlich alles davon, und es ist mir, als ob ich gar nichts könnt'!

Er hatte bei dieser Selbstbeurteilung den Arm von dem Mädchen niederfinken lassen auf den Schrein nnd schüttelte seinen Kopf so bedenklich, daß die Heitere fast gelacht hätte. Sie fand es auch jetztmerkwürdig, daß man so sein konnte, wie er war," und versetzte mit freund­licher Ungeduld: Mach' dir doch keinen Kummer! Das sind menschliche Dinge, die du schon ablegen wirst.

Ich hoff's, erwiderte Tobias; und Mühe will ich mir geben. Aber ich sag' dir's voraus, Bäbe, so schnell wird

den Stallungen befindliche Vieh konnte noch rechtzeitig ent­fernt werden; nur einiges Federvieh kam in den Flammen um. lieber die Entstehungsursache des Feuers ist noch nichts bekannt.

Stuttgart, 22. Okt. Ueber den neuen Reichsgerichts­präsidenten wird mitgeteilt: Dr. Gutbrod entstammt einer alten Stuttgarter Familie. Sein Großvater war Ober­meister der Metzgerzunft, sein Vater ein bekannter Augen­arzt. Trotz seines beinahe 26jährigen Aufenthalts in Berlin ist er heute noch württ. Staatsangehörige»; als Württem- berger ist er zu der hohen Stellung berufen worden. Preu­ßen verzichtet im vorliegenden Fall in großmütiger Weise auf eine Stelle, die ihm bei der Konstituierung des Reichs­gerichts ausdrücklich von den übrigen Bundesstaaten zuge­sichert wurde.

r. Stuttgart, 22. Okt. Gestern abend erlitt Schulrat Herrmann auf der Fahrt vom Schloßplatz zur Liederhalle im Straßenbahnwagen einen Schlaganfall Md war sofort tot.

Oberndorf a. N.> 22. Okt. Das landwirtschaftliche Bezirksfest, das im September in hiesiger Stadt abgehalten werden sollte, wegen heftigen Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche aber verschoben werden mußte, ist der vorge­rückten Jahreszeit halber auf den Herbst 1904 verschoben worden.

r. Bietigheim, 22. Okt. Als am letzten Montag abend zwei betrunkene Männer dnrch den.hiesigen Polizeiwacht­meister festgenommen wurden, widersetzten sie sich dermaßen, daß einige Bürger Unterstützung leiste r mußten; in der Stadt zerrissen dieselben ihre Kleider und Schuhe so voll­ständig, daß sie, um eingeliefert werden zu köünen, neu mon­tiert werden mußten.

r. Biberach a. d. Riß, 21. Okt. In Maselheim wurde gestern durch den dortigen Landjäger, wie derAnz. v. Oberland" berichtet, der Zimmergeselle D. F. von Guten­zell wegen Verdachts der Brandstiftung festgenommen und an das hiesige Amtsgericht eingeliefert. Derselbe stand schon vor 2 Jahren wegen Brandstiftung in Untersuchung. Sein Bruder verbüßt gegenwärtig ebenfalls eine 15jährige Zuchthausstrafe wegen Brandstiftung.

Geislingen, 21. Oktober. Mit dem Bau der vierten Nebenbahn in unserem Bezirk, der Stichbahn Amstetten- Gerstetten, wird demnächst begonnen werden, nachdem die Vorarbeiten nahezu beendigt sind. Diese Linie wird von der Württ. Eisenbahn-Gesellschaft normalspurig ausgeführt und berührt die Gemeinden Amstetten, Stubersheim, Schalk­stetten, Waldhausen, Gussenstadt, Gerstetten.

r. Munderkingen, 22. Okt. Am letzten Montag wur­de dem Dreschmaschinenbesitzer Springer von Uttenweiler beim Dreschen ein Kein oberhalb des Knies abgerissen. Der Schwerverletzte wurde in das hiesige Krankenhaus ver­bracht.

r. Altbierlingen, 21. Oktober. Vorgestern nachmittag 4 Uhr wurde die ledige 72jährige Veronika Oßwald im Hause ihres Bruders erhängt aufgefunden. Die Tat scheint in einem Augenblick geistiger Umnachtung ausgeführt worden zu sein.

r. Spaichingen, 22. Okt. Durch vorzeitiges Losgehen eines Sprengschusses wurden am vergangenen Montag in Aldingen zwei Bauern namens Merz und Flaxmann, die damit beschäftigt waren, einen Brunnen zu graben, ziemlich schwer verletzt.

r. Ellwangen, 21. Oktbr. Heute frühe fand man in der Nähe von hier einen Italiener tot. Er war ganz nackt, seine Kleider lagen daneben, auch hatte er keinen Pfennig Geld mehr.

r. Waldsee, 21. Okt. Der ca. 50 Jahre alte verheiratete Söldner Schmid von Steinhausen sprang gestern abend 5 Uhr aus Lebensüberdruß in den hiesigen Stadtsee. Ein 13jähriger Knabe, welcher den Vorfall zufällig bemerkte, eilte mit einer Stange zu Hilfe und es gelang ihm, den Unglücklichen wieder aus dem Wasser zu ziehen. Ein Zettel, den der Mann nebst Hut und Stock vorher am See niederlegte, enthielt die Worte:Ich Lebensmüder liege unweit meines Huts und Stocks, meine Name ist Xaver Schmid von Steinhaufen.

das nicht anders werden. Es kommt über mich, wie ein großes Wasser, auf einmal, so daß alles ersäuft wird.

Uebertreib's doch nicht, entgegnete die Bäbe. So etwas steckt in jedem Menschen, und es kommt nur darauf an-.

Ja, fiel der unbeugsame Tobias ein, in mir steckt aber mehr davon als in andern Menschen. Red' mir's nicht aus und mach' mich nicht besser, als ich bin! Es ist ein­mal so, und ich will nicht haben, Laß man sagt, ich sei anders, als ich bin. 's ist mir halt angeboren, fuhr er mit einem Seufzer fort, und von Jugend auf hat man auch so gegen mich gehandelt, daß ich eben geworden bin, wie ich bin! Ganz wird das nie aus mir heraus­kommen !

Das Mädchen, dessen Ungeduld bei diesen Reden be­greiflich gewachsen war, erkannte, daß sie einen andern Ton anfchlagen mußte.

Sie erwiderte resolut: Nun, mag's drin bleiben in dir! Wenn wir einmal Mann und Frau sind, dann stehen wir zusammen, und wenn's bei dir fehlt, dann bin ich da!

Ja, rief Tobias, das ist auch mein Trost! Du bist für mich geboren, und wenn ich dich Hab', dann trau' ich mir selber etwas zu. Daß du mich nur magst, das ist das Wunderbare! Aber du bist halt ein gutes, liebes Mädchen und du hast das beste Herz in der ganzen Welt!

Während dieser Erwiderung hatte er den Arm um sie geschlungen und streichelte mit der andern Hand das

In Ulm ist der bekannte Streit, der wegen des Vor- fchlagrechts bei Besetzung der kath. Volksschulstellen zwischen der Stadtverwaltung und dem kath. Kirchenrat entstanden ist, nunmehr zu Gunsten der Stadt entschieden worden. Die Stadtverwaltung hatte sich bekanntlich geweigert, den beiden im vorigen Jahre ohne ihre Mitwirkung angestellten kath. Lehrern den gleichen Gehalt zu zahlen (mit der in Ulm üblichen Zulage von 300700 -^) wie den übrigen Lehrern, bet denen ihr ein Vorschlagsrecht zustand. Wäh­rend das evang. Konsistorium das Vorschlagsrecht auch fernerhin bestehen lassen will, hat sich der kath. Kirchenrat demgegenüber ablehnend verhalten, gleichzeitig aber für die neuanzustellenden Lehrer die außerordentliche Zulage rekla­miert. Eine Beschwerde der Stadt an das Kultministerium über dieses Verlangen des kath. Kirchenrats wurde im März d. I. ablehnend beschieden. Hierauf wandte sich die Stadt an den Verwaltungsgerichtshof, und dieser hat nun die Entscheidung des Kultusministeriums außer Wirksamkeit gesetzt.

r. Friedrichshofen, 22. Oktbr. Auf der Hofjagd am Montag im Seewald war die erlegte Beute sehr reichlich und bestand aus 15 Rehen, 7 Hasen und 5 Fasanen. Am Dienstag begaben sich die hohen Herrschaften mit Sonder­zug nach Altshausen zur Jagd und kehrten abends wieder zurück.

Gerichtssaa!.

r. Stuttgart, 19. Okt. Kriegsgericht. Wegen Miß­handlung eines Untergebenen hatte sich der Bataillonstam- bour Emil Back vom Grenadier-Reg. Nr. 119 zu verant­worten. Back war beschuldigt, einem Spielmann, der sich bei der Uebnng ungeschickt benommen hatte, zwei Backen­streiche und mehrere Stöße in das Genick versetz: zu haben. Das Kriegsgericht nahm nur vorsätzliches Stoßen eines Untergebenen an und erkannte auf 10 Tage gelinden Arrest. Der Reservist Adolf Stetter von Hofen-Cannstatt, früher bei der 5. Kompanie des Grenadier-Reg. Nr. 119, war wegen Vergehens gegen die militärische Unterordnung vor­geladen. Stetter, der eine tadellose 2jährige Dienstzeit auf­zuweisen hat, benahm sich am 2. September d. I. wenige Wochen vor seiner Entlassung in achtungsverletzender Weise gegen einen Unteroffizier und kam einem gegebenen Befehl nicht nach. Wegen Achtungsverlctzung und Beharrens im Ungehorsam verurteilte das Kriegsgericht den Angeklagten zu 7 Wochen Gefängnis.

Elberfeld, 21. Okt. Den Postfiskus bemogelte hier in durchtriebener Weise der 18 Jahre alte Handlungslehr­ling Max Heimann von hier.- H. war in einem hiesigen Bankgeschäft tätig. Dort löste er heimlich von alten be­zahlten Wechseln die Stempelmarken ab, machte das Datum darauf unleserlich, klebte sie auf neue Formulare, füllte diese aus und ging dann damit zum Postamte mit dem Ersuchen, ihm für die zufällig verschriebenen und infolge­dessen unbrauchbar gewordenen Marken neue zu geben. In zwei Fällen fiel die Post darauf hinein und gab - ihm neue Marken. Als er zum drittenmale kam, schöpfte der be­treffende Beamte Verdacht, und Heimann wurde entlarvt. Die hiesige Strafkammer verurteilte ihn heute zu 4 Monaten Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte sogar 3 Jahre beantragt.

Deutsches K-ftch.

Berlin, 21. Okt. Die Generalsynode nahm einstim­mig eine Adresse an den Kaiser an, die eine. Danksagung für den Erlaß, betreffend die Aufhebung der Psarrbeiträge zu den Pfarrwitwen- und Waisensonds, enthält. Mit der königlichen Gabe seien dringende Wünsche der Generalsynode unverhofft in schneller Weise der Erfüllung entgegengeführt. Durch die Abgabenentlastung der Geistlichen werde Freude über die Fürsorge des Schirmherrn der Landeskirche in jedes einzelne Pfarrhaus getragen. Die Adresse fleht schließlich Gottes Segen auf den Kaiser und das Kaiser­haus herab.

Wie der Berliner Börsencourier erfährt, hat Leon- cavallo seine OperRoland" vollendet und die Mit­teilung erhalten, der Kaiser werde ihn zur persönlichen Entgegennahme des Werkes Ende November empfangen.

Haar und .die Wange der Geliebten so zärtlich als nur möglich.

Gott sei Dank, sagte sich diese erfreut, er wird wieder vernünftig! Und liebevoll entgegnete sie: Warum soll das ein Wunder sein, daß ich dich mag? Du bist der beste Mensch, der mir in meinem Leben vorgekommen ist, und hast mich so lieb und hältst so viel auf mich wo könnt' ich denn einen bessern Mann finden, als dick? Und was du auch an dir haben magst, sieh, wenn ich jetzt die Wahl hält' unter allen Burschen, die ich kenn', hier und ander­wärts ich würde nie und zu keiner Zeit einen andern wählen als dich!

Das war zu viel für den Schneider. Von einem Wonneblick durchzuckt stand er auf, zog die Bäbe mit empor, und die Liebenden, füreinander Geborenen, fielen sich in überguellender Zärtlichkeit in die Arme und küßten sich nach dem Bedürfnis ihres Herzens.

Der Kopf des Tobias fi ig an zu wirbeln; im Rausche der Glückseligkeit ward jeder Llmstropf in ihm ein Mann; er fühlte sich von einer Kraft und einem Mute durchgossen, daß cs ihm eine Kleinigkeit gedünkt hätte, nun seinerseits die Geliebte zu tragen, wohin sie wollte. Mit einer ge­waltigen Stärke preßte er sie an sich, als wollte er sie nie wieder loslassen; die Bäbe hauchte bittend: Tobias! und suchte seine Glm zu mäßigen.

(Fortsetzung folgt.)