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das Allgemeinbefinden ist befriedigend und der Appetit reger. Der Kaiser befand sich bereits bald nach 10 Uhr im Lehnstuhl am Fenster seines Arbeitszimmers und darf den größten Teil des Tages sitzend außer dem Bette zubringen.

Wittenberge, 3. Mai. (12.40 N.) Die Kaiserin traf mit der Prinzessin Victoria und Gefolge um 9 Uhr 10 Mli. hier ein und wurde von den Provinzial-, Kreis- und städtischen Behörden und dem Offizierskorps des 11. Ulanenregiments empfangen und von einer großen Menschenmenge enthusiastisch begrüßt. Nach der Vorstellung fuhren die Kaiserin und die Prinzessin Victoria durch die prachtvoll geschmückte Bahnhosstraße unter dem Jubel der Bevölkerung nach dem Elbhafen. Die Kaiserin stattete dem Diakonifsenhause einen Besuch ab und begab sich sodann an Bord des Re­gierungsdampfersHermes", welcher gegen 10 Uhr nach dem Überschwemmungs­gebiet in der Prignitz'schen Elbniederung abfuhr.

Hcrges-Weirigkeilen.

* Calw , 4. Mai. Heute sind zwei Unglückssälle zu berichten. Dem hies. Feldschützen B. zersprang beim Schießen auf Tauben das Gewehr, wo­durch dessen Hand derart verletzt wurde, daß ein Finger abgenommen werden mußte. Der Taglöhner G. fiel in letzter Nacht über eine Treppe und war sofort tot.

(Amtliches.) Infolge der an den Schullehrerseminaren zu Nür­tingen und Nagold vorgenommenen Aufnahmeprüfung sind u. a. nachstehende Präparanden zum Eintritt in ein Staatsseminar ermächtigt worden: Eisen­hardt, Johann, von Dachtel, Lutz, Gustav, von Deckenpfronn, Rüffle, Ludwig, von Gechingen, Wolf, Eugen, von Althengstett, Paulus, Gott­lob, von Deckenpfronn.

Der Tübinger Fischer eiverein hat durch Vermittlung der K. Zentralstelle 10,000 Stück Setzaale erhalten, die seither wegen des hohen Wafferstandes des Neckars in einem großen Aquarium untergebracht waren und nun am 1. Mai eingesetzt wurden. Die vom Vereine bezogenen 10,000 Forelleneier sind ausgebrütet und die Brut so gewachsen, daß sie nächste Woche ebenfalls in verschiedenen Gewässern ausgesetzt werden kann.

Waldthann, 29. April. Am vergangenen Dienstag war in unserem Orte eine nicht geringe Aufregung. Ein achtbarer Bürger hatte seine Hochzeit angekündigt. Der Standesbeamte stand zur Trauung bereit, die Hochzeitspredigt war fertig, die Hochzeitsgäste erschienen, Ochsen und Mastvieh war geschlackitet als aber der entscheidende Schritt geschehen sollte, sagte die Braut plötzlich:Ich will nicht I" Alles war in der größten Bestürzung. Der Vater der Braut stellte, nach derHlb. N.-Ztg.", seine andere Tochter zur Verfügung. Der Bräutigam aber wollte nichts davon wissen. Es blieb nichts anderes übrig, als die Braut ihren Eltern wieder zurückzuführen.

In Gmünd fand am Samstag abend eine Versammlung in Sache : des Hohenstaufendenkmals statt. DerNeck.-Ztg." zufolge be­rechnete die Versammlung die Kosten auf ungefähr zwei Millionen ^. Zu­nächst sollen in Württemberg etwa 30,000 -/IL aufgebracht werden, von denen 20,000 -4L zu Preisen für Entwürfe und 10,000 -.1L zu Insertionen rc. in allen einflußreichen Zeitungen und Journalen des In- und Auslandes ver­wendet werden sollen. Auch die Abbildungen der Entwürfe sollen als Bei­lagen durch die Presse verbreitet werden. Auf diese Weise hofft man die fehlenden 1,970,000 »tL in verhältnismäßig kurzer Zeit zu erschwingen.

München, 30. April. Der Juwelierladen Thomas am Marien­platz wurde heute nacht ausgeraubt. Der Einbruch, den wahrscheinlich eine internationale Diebesbande ausgeführt hat, erfolgte vom ersten Stock aus, wo das Warenmagazin des Kaufmanns Miedemann sich befindet. Die Diebe durbrachen Boden und Plafond und stiegen an einem Seil in den Juwelier­laden herab. Die Nachbarschaft will schon Sonntag nachmittags Lärm ge-

hört haben. Die Einbruchsarbeit war wegen der Durchbrechung eiserner Thüren, Schränke und Plafonds sehr schwierig und von langer Daner. Der Gesamtwert der geraubten Pretiosen beträgt über 90,000 ^>, darunter 102 . Brillant- und Perlen-Ohrringe, 250 goldene Uhrketten und Brillant­kreuze. Juwelier Thomas setzt für die Festnahme der Diebe und die Wiedererlangung der Pretiosen 5000 aus. _

WevmifcHles.

Eine interessante Gerichtsentscheidung. Am 7. März cr. entschied die Strafkammer des Königlichen Landgerichts I. zu Berlin, daß die Ankündigung solcher Arzneimittel, deren Verkauf in den Apotheken gestattet, nicht verboten sei. Es handelte sich in dem vorliegen­den Falle um die seit vielen Jahren bekannten Apotheker Richard Brandt's Schweizerpillen, welche gegen die, vom Berliner Polizeipräsidenten bezüglich der öffentlichen Anpreisung resp. Ankündigung von Arznei- oder Geheimmitteln erlassene Verordnung verstoßen haben sollten. Nach Anhören der Sachver­ständigen entschied der Gerichtshof:Hiernach sind die Brandt'schen Schwei­zeipillen nicht als Geheimmittel anzusehen; denn Geheimmittel sind diejenigen sich als Heilmittel ankündigenden Zubereitungen, welche ihre Bestandteile und deren Zusammensetzung nicht erkennen lassen (Entscheidungen des Reichs­gerichts in Strafsachen Bd. XVI S. 360). Ueber die chemische Zusammen­setzungen der Schweizerpillen giebt jede Schachtel Aufschluß. Die Pillen sind auch nicht Arzneimittel, deren Verkauf gesetzlich untersagt ist, wohl aber sind sie Arzneimittel, deren Verkauf gesetzlich beschränkt ist. Sie sind nämlich pilulae, welche nach 8 1 der Kaiserlichen Verordnungen vom 4. Januar 1875 als Heilmittel und in Apotheken verkauft und feilgehalten werden dürfen."

Eine entsetzliche Panik brach am Sonntag in einer Prager Menagerie während der Vorstellung aus. Dieselbe war, wie es heißt, von Taschendieben absichtlich hervorgerufen worden und hatte die traurigsten Folgen. Ungefähr fünfzehnhundert Personen besahen sich die Tiere der Menagerie, als plötzlich der RufFeuer!" ertönte. Die Menge stürzte in sinnloser Hast nach den Ausgängen des Holzbaues, ein entsetzliches Gedränge entstand, Angstgeschrei erfüllte die Luft, und mit den Jammer­rufen der geängsteten Weiber und Kinder mischte sich das schauderhafte Ge­heul der wilden Bestien in den Käfigen. In dem sinnlos sich drängenden Menschenknäuel wurde ein Kind erdrückt, mehrere Personen wurden verwundet, zahlreiche Arm- und Beinbrüche kamen vor. Die Zahl der leichteren Ver- wundungen dürste eine äußerst große sein.

Standesamt Kalw.

Geborene:

17. April. Gertrud, Tochter des Ernst Hippelein, Kaufmann.

27. Fanny Julie, Tochter des Karl Clans, Oberamtsbaumeisters.

29. Ludwig Friedrich, Sohn des Gottlob Friedrich Geh ring, Steinhauers.

2. Mai. Josef Gotthilf, Sohn des Herkules Bob. Sortiermeisters.

Gestorbene:

26. April. Christian Friedrich Pfrommer, Fuhrmanns Witwe, Rosine Wilhelmine

geb. Köhler, 65 Jahre alt. ^

27. April. Christian Nebele,Zimmermanns Ehefrau, Marie Barbara geb. Brenner,

63 Jahre alt.

28. Johann Michael Rühm, früherer Schiffwirt, 70 Jahr alt.

3. Mai. Gottfried Raich, Totengräbers Wwe., Margarethe Katharine geb. Rühle, 69 Jahre alt.

3. Jakob Seid, Taglöhner, 62 Jahre alt.

3. Ferdinand G rießler, Taglöhner, 59 Jahre alt.

Gottesdienste am Sonntag, den 6. Mai 1888.

Vom Turme: Nro. 263. Vormittagspredigt Hr. Helfer Eytel. 1 Christenlehre mit den Söhnen. _

Uhr

Gotteräienste in äer Metboäistenkapekke am Sonntag, den 6. Mai 1888,

morgens 9 Uhr, abends 8 Uhr.

Amtliche Kekanntnmchuilgeu.

Forstamt Neuenbürg.

Die Ortsvorsteher

werden angewiesen, die Art. 3032 des Forstpolizeigesetzes vom 8. Sept. 1879 (Reg.-Bl. S. 317 ff.), sowie unter Bezugnahme auf Art. 47 des erwähnten Gesetzes den II. unv III. Teil der Waldseuerordnung vom 14. Juli 1807 (Reg.-Bl. S. 345 ff.) in ihren Gemeinden innerhalb einer acht­tägigen Frist vom Erscheinen dieses Blattes an gerechnet, zu publizieren.

K. Forstamt.

_(Gez.) Uxkull.

Keiäestreu-Verkaus.

Montag, den 7. Mai, nachmittags 5 Uhr. kommen im Hirsch in Oberreichenbach vom Weckenhardt 21 Lose Moor« und Heidestrcu, ca. 65 Rm., zum Aufstreich. Hievon sind 50 Rm. von Muckmiß und Kuchenbrückle aufbereitet, und 15 Rm. aus Gräben und Wegen zu ge­winnen. Zusammenkunft zum Vor­zeigen der Streu um 3>/z Uhr bei der neuen Pfianzschule.

K. Revieramt.

Die Faffion

der Kapital it. Einkommens­steuer

wird am

Montag, den 7. Mai 1888, morgens von 912 Ilhr, mittags von 35Ilhr

fortgesetzt. Diejenigen Pflichtigen, welche an diesem Tage ihre Fassionen noch nicht abgegeben haben, werden speziell vorgeladen werden, wofür erne Ganggebühr von 20 zu be­zahlen ist.

Ortssteuerkommission. Vorstand: Hoffner.

Calw.

Am Samstag, den 5. Mai, vormittags 11 Uhr, kommt in dem früher Restaurateur S ch u m a ch e r'schen Hause in der Badgasse ein größerer und ein kleinerer

Kochherd

im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf, wozu Kaufsliebhaber eingeladen werden. A. A.:

Werkmeister Kleinbub.

Ottenbronn.

Holzverkauf.

Die Gemeinde verkauft am iFreitag, den 11. Mai d. I., mittags 1 Uhr, auf dem Rathaus Stück tannenes Langholz mit 43,62 Fm., 24 Rm. Scheiter und Prügelholz und 1100 Stück Wellen,

oozu Liebhaber eingeladen werden.

Die Kirchspielspflege Zavelstein leiht gegen Sicherheit

12W Mark

aus.

Kirchspielspfleger Nonnen mann. Simmozheim.

Stamm-, HZrennljolz- und Stangcn-Wrkauf.

Aus dem Gerechtigkeitswald kom­men zum Verkauf am

Montag und Dienstag, den 7. und 8. Mai,

je von vormittags 1V Uhr an

690 Fichten-, Forchen- und Weißtannen - stamme mit zus.648Fm., ^worunter zahl- ' reiche Stämme echt schöner Qualität, einer Länge on 24 Met. und bis 3,84 Fm. Kubik- nhalt,

am Mittwoch, den 9. Mai, von vormittags 9 Uhr an

739 Derbstangen von 913 m Länge,

19 über 13 in Länge, 384 Stangen von 59 m Länge,

20 3_5

113 Rm. Nadelholzscheiter u. Prügel, >124 Nadelreiswellen.

Zusammenkunft je vormittags 9 Uhr m Ort.

Am 1. Mai 1888.

Gemeinderat.

l». Ql

Bei der Stiftungs- und Spend­almosenpflege in Oberreichenbach liegen

Mark

gegen gesetzliche Sicherheit zum Aus­leihen parat.