Amtliches. Am 3. Okt. d. Js. ist von der Evangelischen Oberschulbehörde die erste Schulstelle in Sulzdorf, Bez. Alten- steig-Dorf (Nagold) dem Schullehrer Müller in Oberkollbach, Bez. Calw, übertragen worden.

Uoütische Hlebersicht.

Da- neidische England verfolgt das Wachstum der deutschen Flotte fortgesetzt mit Mißtrauen und betrachtet dasselbe als eine Drohung gegen die eigene Seemacht. Die Presse in ihrer Gesamtheit thut auch nichts, um diesem Glauben entgegenzutreten, ja, wenn man manchmal die alarmierenden Artikel einzelner Blätter betrachtet, so könnte man zu der Ansicht kommen, daß ein Krieg zwischen Deutschland und England unvermeidlich sei. Einsichtsvolle Politiker und Leute, die den deutschen Kaiser besser kennen und würdigen, wissen solche Quertreibereien aller­dings nach ihrem Wert einzuschätzen, aber es giebt immer noch genug Böswillige, die ihnen Glauben zu schenken vorschützen. Die Daily Mall, welche dem Studium der deutschen Flotte ganz besondere Aufmerksamkeit widmet, trit dieser Ansicht wieder in einem längeren Artikel ent­gegen.In früheren Kriegen," heißt es in dem Artikel, paralysierte die französische Flotte die ganze deutsche Flotte und einen Teil des deutschen Heeres. Seitdem ist es stets das Ziel der deutschen Politik gewesen, diesem Zustand ein Ende zu machen. Deshalb wurde der Nordostsee-Kanal gebaut und die deutsche Flotte vervierfacht. Frankreich hat zwei Seegrenzen und zwei Flotten. Im Kriegsfall würde Deutschland sofort die inferiore atlantische Flotte Frank­reichs in die Häfen treiben oder zerstören, und sich dann zum Empfang der Mittelmeerflotte bereit halten. Aehnlich verhält es sich im Fall Rußlands mit seiner baltischen und und seiner Flotte im Schwarzen Meer. Ich glaube, daß dies alles ist, worauf die Thätigkeit in der deutschen Ma­rine in dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts abzielt. Daß sie besonders gegen uns gerichtet wäre, ist, soviel ich glaube, eine verrückte Idee." Soweit die Daily Mall, die jedoch auch nicht verhindern kann, daß fast täglich den eng­lischen Zeitungslesern vorgepredigt wird, der deutsche Kaiser wolle seine große Flotte zu nichts Geringerem benutzen, als um eines schönen Tages als Eroberer seinen Fuß auf eng­lischen Boden zu setzen. Das sind ja in der That ganz verrückte Ideen, die aber darum leider nicht weniger ge­fährlich für das einträchtige Verhältnis zwischen Deutsch­land und England sind.

Bon der Schipkafeier zum Sultanspalast. Um alle türkische Empfindlichkeit über die russisch-bulgarische Schip­kafeier zu berücksichtigen, reist der russische Großfürst Niko­lai, der Vertreter des Zaren bei der Schipkafeier, über Konstantinopel nach Rußland zurück. Der telegraphische Bericht lautet:

Konstantinopel, 2. Oktober. Das russische Panzerschiff Pobjedonoszew ist mit dem Großfürsten Nikolai Nikolaje- witsch heute nachmittag hier angekommen. Der Abgesandte des Sultans, der russische Botschafter Sinowjew und die Mitglieder der Botschaft waren dem Großfürsten auf dem Bosporus entgegengefahren. Nach der Landung fuhr der Großfürst, von einer Schwadron begleitet, nach dem M- dizpalais, wo er vom Sultan Herzlich begrüßt wurde. Bald darauf stattete der Sultan dem Großfürsten in dessen Wohnung einen Gegenbesuch ab.

Parlamentarische Nachrichten.

Berlin, 3. Okt. In der gestrigen Sitzung der Zolltarif- kommissior» des Reichstags wurde tz 8, betreffend die Vergeltungs­bestimmungen bei ungünstigerer Behandlung der deutschen Waren egcnüber den Erzeugnissen anderer Länder, mit den in der ersten esung beschlossenen Aenderungen angenommen. Z 9, betreffend die Zollkredite und Transitläger, wurde nach der Vorlage genehmigt mit einer Einfügung eines Antrags Speck-Heim, auch für Sämereien und Saaten einen Einfuhrzoll einzuführen. Z 10, betreffend die Stundung des Zolls, wurde unverändert genehmigt. Auch Z 10a (Aufhebung der Gemeindeabgaben von Lebensmitteln) wurde trotz des lehhaften Widerspruchs der Vertreter süddeutscher Regierungen aufrecht erhalten. Der Zentrumsantrag auf Einfügung eines Z 11a, Bestimmungen über die Verwendung der Zollerträge zur Durch­führung einer Witwen- und Waisenverpflegung betreffend, wurde mit 14 gegen 13 Stimmen angenommen, nachdem Staatssekretär Freiherr von-Thielmann mit Rücksicht auf die ungünstige Finanz­lage des Reichs dagegen gesprochen hatte. Bei Z 12, Inkrafttreten des Gesetzes betreffend, trat Graf vckn Posadowsky für Wiederher­stellung der Regierungsvorlage ein, nach welcher der Zeitpunkt durch eine kaiserliche Verordnung mit Zustimmung des Bundesrats be­stimmt wird. Die Kommission bestätigte den Beschluß der ersten Lesung, wonach das Gesetz spätestens am 1. Januar 190S in Kraft treten muß. Da hiermit die zweite Lesung beendet ist, sind die Arbeiten der Zolltarifkommisfion geschlossen. Spahn dankte namens der Kommission dem Vorsitzenden Rettich. Am Montag erfolgt die die Verlesung des Berichts über das Zolltarif-Gesetz.

r. Stuttgart, 3. Okt. Heute beriet die Volksschulkommission zuerst über einen Antrag Schmidt-Maulbronn, der in seiner schließlich«!, Fassung folgender Abs. 5 dem Art. 1 hinzufügen wollte: Zur Uebernahme des Unterrichts in den nicht allgemein verbind- lrchen Fächern innerhalb der gesetzlichen Pflichtstunden ist der Lehrer nicht verpflichtet. Es sollte damit der Standpunkt zum Ausdruck kommen, daß fakultative Fächer nur durch seine Vereinbarung und nur außerhalb der 30 Stunden eingeführt werden dürften, da letztere für die obligatorischen Fächer notwendig seien. Mch der Anschauung der Unterichtsverwaltung, die bei den höheren Schulen in gleicher Weise geübt wird, sind die Lehrer innerhalb der Pflicht­stunden auch zur Erteilung der fakultativen Fächer verpflichtet, in­soweit sie zu letzteren befähigt sind. Der Antrag wurde von ver­schiedenen Seiten bekämpft u. u. a. bemerkt, es gehe zu weit, daß der Lehrer zur Erteilung fakultativer Fächer nicht verpflichtet sei, wenn er sich aber dazu herbeilasse, besonders honoriert werden solle; auch werde der angestrebte Zweck durch den Antrag gar nicht er­reicht. Letzterer wurde schließlich mit 9 gegen 3 Stimmen abgelehnt. Damit war der Art. 1 erledigt und wurde nun Art. 2 in Angriff enommen, der die Herabsetzung der Maximalzahl der auf emen ehrer fallenden Schüler vorsieht. Nächstehend folgt der Wortlaut; die in Klammern beigesetzten Zahlen enthalten die vom Referenten »vorgeschlagenen Aenderungen: Bei einer Zahl von mehr als 70 (60) Schüler find zwei Lehrer, bei mehr als 160 (130) Schülern find drei Lechrer und bei mehr als 240 (200) Schülern einer Volks­

schule sind vier Lehrer anzustellen und in letzterem Verhältnis ist bei einer noch höheren Zahl von Schülern die Zahl der Lehrer zu vermehren. Wenn der Unterricht dagegen in getrennten Abteilungen und Schulstunden erteilt wird, kann die auf einen Lehrer fallenden Schülerzahl, wo nur eine Lehrstelle ist, auf 90 (70), wo zwei und mehr Lehrstellen sind, auf 100 (80) steigen. Der Antrag des Re­ferenten liegt, wie derselbe beifügte, die Voraussetzung zu Grunde, daß die als Konsequenz alis demselben sich ergebende personelle Be­lastung vom Staat übernommen wird (wozu Formulierung Vor­behalten wurde). Von verschiedenen Seiten wurde weiteres stati­stisches Material gewünscht, um ein klares Bild der Sachlage zu gewinnen. Wie ein Hinausgehen über den Entwurf wirke, ob der Entwurf durchführbar sei, ob die Kosten hauptsächlich die mitt­leren oder die kleinen Gemeinden treffen. Eine genauere Statistik ist dem Entwurf nicht beigegeben davon ausgehend, daß nicht weiter gegangen werden könne und nach der früheren Stellungnahme der Kammer auch von dieser nicht wolle, zumal bei der gegen­wärtigen Finanzlage. Auf Antrag von Schmidt-Maulbronn und Hartmann wurde einstimmig beschlossen, um eine Statistik darüber zu ersuchen, wic viele von einem Lehrer unterrichtete Klassen über a) 100 b) 90 o) 80 ä) 70 s) 60 Schüler enthalten; 2) wie viele Schüler insgesamt solche Klassen (a-s) besuchen. Mit 11 gegen 3 Stimmen fand Annahme ein Zusatzanträg von Schmidt- Maulbroun und Gen., der ähnliche statistische Notizen bezügl. der höheren Schulen will. Soweit möglich wird gewünschte Statistik bis morgen beigebracht werden. Für die 2. Lesung wurde aus der Mitte der Kommission weiteres Material gewünscht. Auch von Hildenbrandt wurden zu beiden Absätzen am Schluß der Sitzung Anträge übergeben. Zu erwähnen ist noch, daß der Be­griffAbteilungsunterricht" erörtert und festgestellt wurde, daß dieses Wort manchmal mißbräuchlich statt des WortsUeberstunden gebraucht wird. -- Die Kommission für die Verwaltungsnovelle, welche am 8. Okt. züsammentreten wollte, ist heute abbestellt worden und wird nun erst nach dem 19. Okt. ihre Beratungen auf­nehmen.

Tcrges-Neuigkeiten.

Aus Stadt uud Land.

Nagold 4. Oktober.

Feuerwehr. Wie sich unser Heer in fortwährender Vorbereitung zum Kampfe mit dem Feinde befindet, so sind die häufigen Uebungen die Schule, welche die Wehren zu erfolgreichem Kampfe, zu glücklichem Siege befähigt. Wer mit seiner Wehr und seinen Waffen vertraut ist, dem wird der Sieg, wenn auch oftmals nach schwerem Kampfe, sicher zu Teil. Kaum eine Ansicht wäre wohl falscher als die, unsere Feuerwehren brauchten nur auf die übliche Anzahl Brände zu warten. Wir haben gesteru wieder gesehen, welche fleißige Arbeit der Feuerwehrdienst erfordert, um seinem edlen Zwecke dienen zu können. Die Wehr muß sich ständig im Gebrauche der Waffen üben, eingedenk des Wortes:Wer rastet, der rostet!" Es war unseres Wissens für die gestrige Schlußübung ein Plan vorgesehen, der aber infolge Verweigerung des Objekts nicht zur Verwirklichung kommen konnte. So wurde am Steigerhaus geübt. Es fanden drei Angriffe statt, die mit Schnelligkeit und Sicherheit ausgeführt wurden. Der genaue Beobachter sieht erst recht die vielen kleinen Arbeiten, die rasch und exakt gethan werden müssen, ehe der Steiger und Spritzenmann hoch oben auf Leiter oder Dach thätig sein können; das Oeffnen eines Hydranten­schachtes sieht z. B. vielleicht sehr leicht aus, aber Stellung des Mannes und Ansatz des Schlüssels wollen doch geübt sein. Das Anfahren, die Schlauchlegung, das Führen des Rohres erfordern gründliche Kenntnis. Mit den Haken­leitern muß im Ansetzen, Aufsteigen und Einsteigen geübt sein. Es sind da Drehungen und Wendungen erfor­derlich, die der Laie meist gar nicht sieht; ebenso beim Aussteigen, Absteigen und Ableitern. Dasselbe trifft zu für die Schiebleitern, für Rettungsschlauch und Sprung­tuch. Kurz alles in allem muß die Mannschaft eine genaue Vertrautheit mit dem besonderen Geräte und aber auch mit dem ganzen Gang einer Uebung haben. Dieses Er­fordernis war bei der gestrigen Uebung der hiesigen frei­willigen Feuerwehr erfüllt und so konnte der Zuschauer die erfreuliche Ueberzeugung gewinnen, daß unsere Feuer­wehr unter ihrem energischen Kommandanten Werkmeister W. Benz, unterstützt von tüchtigen Offizieren, eine gute Wehr und Waffen ist. Wir führen hier kurz an, daß das allgemeine Alarmsignal um 3 Uhr in der Stadt ge­geben wurde. Hydrant Nr. I war um 3.10 Uhr am Turm angelangt, die Spritze als letzte Abteilung um 3.14 Uhr; der erste Wasserstrahl auf dem Dache, also nach Aufstellung der Anlegeleiter und Erstellung des Leiterganges kam 3.16 Uhr. Beim dritten Angriff ertönte das Signal um 3.35 Uhr. Der letzte Leitergang auf dem Dach bezw. das ganze Korps in voller Thätigkeit 3.39 Uhr. Der Uebung wohnte der Kommandant Stadtschultheiß Brodbeck, der Gemeinderat» eine Abordnung der Herrenberger Feuerwehr und viele Zuschauer an. Vor dem Gerätemagazin trat nach der Uebung die Mannschaft an, wobei Kommandant Stadtschultheiß B rod- beck eine kernige Ansprache hielt.

Vom Tage. Es bricht die Zeit der Redaktionsraritäten an; es ist dies eine goldene Zeit für den Reporter, der nach Neuig­keiten schnüffelt. Da kam gestern morgen ein Erdbeeren­sträußchen, dann wurde mitgeteilt, daß eine Geis im Herbst noch ein Junges bekam und zuletzt kam heute morgen die er­freuliche Nachricht, daß ein Hase mit11V, Pfund" geschossen wurde. Wir kennen ihn leider nur vom Hörensagen, denn in die Redaktionsstube verirrt sich Freund Lampe nicht so leicht; da­für gibts bald Maikäfer im Wrnter!

t. Altensteig, 6. Okt. Gestern nachmittag fand hier im Gasth. zum Engel eine Hauptversammlung des Schwarz­waldbienenzüchtervereins statt. Der Hauptgegenstand der Besprechungen war ein Vortrag vom Vereinsvorstand Schullehrer Gehring über die Einwinterung der Bienenvölker. An den praktischen Vortrag schloß sich eine rege Besprechung und ein lebhafter Austausch der Erfahrungen der Bienen­züchter. Soviel man bei der Versammlung erfuhr, ist der gegenwärtige Stand der Bienenvölker ein recht befriedigen­

der. Während der günstigen Heideblüte im August und September sammelten sich die Bienenvölker einen schöne« Vorrat von Honig ein, so daß alle gut winterständig sind.

* Leugenloch, 4. Okt. Unser bescheidenes im Jahr 1751 erbautes Kirchlein, in welchem des Jahres nur 4mal Gottes­dienst gehalten wird, hat in den letzten Tagen eine schöne Zierde erhalten. Baron Konrad v. Gültlingen, Kabinetts­sekretär Sr. M. des Königs, hat das Wappen der Gült- tingen'schen Familie (Lengenloch gehört zur Patronatsherr­schaft der Freiherren v. Gültlingen), das in der Kirche angebracht war, im Laufe der Zeit aber stark notgelitten hatte, wieder prächtig erneuern lassen und persönlich ange­bracht. Für diesen prächtigen Schmuck unseres Kirchleins sei dem edlen Spender auch an dieser Stelle verbindlichster Dank gesagt.

Tübingen, 4. Okt. Gestern abend gegen 10 Uhr wurden hier und im Steinachthal zwei Erdstöße wahrgenommen, welche in der Richtung von Süden nach Norden gingen.

r. Stuttgart, 3. Oktbr. Wen heute der Weg in die Nähe der Gewerbehalle führt, dem tönt ein ohrenbetäubendes vielhundertstimmiges Hundegebell entgegen: Heute vormittag wurde nämlich die internationale Ausstellung von Hunden aller Rassen, welche vom 3.-5. Oktober dauert und vom Verein für Züchtung reiner Jagdhunderassen für Württem­berg veranstaltet ist, eröffnet ohne die bei Ausstellungen üblichen Eröffnungs- und Begrüßungsreden, denn in der Halle kann man sich nur mittels schriller Pfeifen bemerklich machen. Die Ausstellung steht unter dem Protektorat Sr. Maj. des Königs von Württemberg, welcher die Ausstellung mit seinem Besuch beehren wird. Zum Ehrenausschuß ge­hören Staatsminister Frhr. v. Soden, Generalleutnant v. Hugo und Oberbürgermeister Gauß. Als Preisrichter fungie­ren 17 Herren, lieber 600 Hunde sind ausgestellt und so ziemlich alle Rassen vertreten, am stärksten jedoch die Jagd­hunde und unter diesen wieder die Dachshunde. Bereits haben die Preisrichter mit ihrer Arbeit begonnen. Den Siegern winken 216 zum Teil herrliche Preise, darunter ein solcher von Sr. Maj. dem König, bestehend in einem silbernen Hirschbecher für kurzhaarige deutsche Vorstehhunde. Die Preise sind an der Hinterseite der Halle ausgestellt. Verschiedene Firmen aus Stuttgart, München, Eßlingen rc. haben Gegenstände, welche den Jagd- und Hundesport be­treffen, ausgestellt. Am Sonntag nachmittag 4 Uhr findet die Verteilung der Preise statt, womit die Ausstellung ihr Ende erreicht. Der Eintritt in die für Hundeliebhaber sehr interessante Ausstellung kostet heute 1 Samstag und Sonntag jedoch nur noch 50 --Z.

Kirchheim u. T., 3. Oktbr. Die Kirchheimer Bezirks- gewerbeansstellung ist mm mit dem ChoralNun danket alle Gott" und einer Ansprache des Vorstandes, des Fab­rikanten Dannecker, am letzten Mittwoch abends 6 Uhr feierlich geschlossen worden. Sie-bleibt gewiß den vielen Tausenden, die sie aus dem ganzen Lande besucht haben, in bester Er­innerung. Ein Schlußessen, in welchem allen denen, die sich Verdienste um sie erworben hatten, der gebührende Dank dargebracht und auch ein Huldigungstelegramm an S. M. den König abgesandt wurde, das freundliche Beant­wortung fand, reihte sich noch daran. Photograph Stiegler stiftete dem Gewerbeverein eine treffliche Photographie ver­schiedener Aufnahmen der Ausstellungsgebäulichkeiten zum Andenken. Ueber das pekuniäre Resultat kann vorerst noch nichts Sicheres mitgeteilt werden. Wahrscheinlich wird es ein kleines Defizit noch geben, das-jedoch durch die Anteil­scheine gedeckt ist, und gegenüber den sonstigen Ergebnissen der Ausstellung kaum in Betracht kommt.

Gerichtssaal.

Heilbronn, 2. Okt. Der Gewerbebankprozeß hat an seinem ersten Tag die Vernehmnng der drei Angeklagten über ihre Spekulationen und Quittungsfälschungen gebracht. Im Mittelpunkt des Interesses standen die Aussagen des ersten Direktors Fuchs, der nach dem Bericht der N.-Ztg. eine eingehende Schilderung der Entwicklung der Gewerbe­bank gab und dabei die ganze Weltgeschichte vom Jameson- einsall an über den griechisch-türkischen und den amerikanisch­spanischen Krieg bis zu den Wirren in China und zu den Kämpfen in Südafrika skizzierte, die Rückschläge dieser poli­tischen Ereignisse auf den gesamten Geld- und Börsenmarkt, die norddeutschen Bankkrache und als Abschluß den Unter­gang der Heilbronner Gewerbebank; all das ließ Fuchs Revue passieren. Einig ist er mit den beiden Mitangeklagten Keefer und Krug in der fortwährenden Betonung eines heute unbegreif­lichen Optimismus, der sie trotz der fortdauernden Verluste bei ihren Haussespekulationen immer wieder hoffen ließ, daß sie endlich die Bank sanieren könnten. Mit diesem Optimis­mus suchen sie alle ihre Vergehen und Verbrechen zu ver­teidigen. An Zeugen find am gestrigen Mittwoch nur noch der frühere Kommis der Gewerbebank, Hirsch und Stephan Strauß-Stuttgart, verhört worden. Hirsch hat angegeben, von den pseudonymen Spekulationen der beiden Direktoren auf die NamenKoch" undMerkle" im Jahre 1895/96 gewußt zu haben, bis ein besonderes Buch hiefür angelegt worden ist. Und Stephan Strauß teilt mit, die Geld­geschäfte der Bank mit London, Triest nnd Paris vermittelt zu haben, in der Ueberzeugung, daß die Spekulationen der Bank für dritte Personen erfolgten; dabei habe die Bank sich oft eingehender, als es den Häusern lieb war, nach den Aussichten der verschiedenen Papieren erkundigt, woraus er ersehen habe, daß die Direktoren vorsichtig bei ihren Speku­lationen seien. Die heutige Verhandlung begann um 9 Uhr und es wurden zunächst Notar Schneider, Aufsichtsrat Sichler und Kaufmann Privatier Bauer als Zeugen vorgerufen. Nachdem diese abgetreten wareu, fand eine Belehrung der Geschworenen durch den Vorsitzenden über Wechselverkehr