Grabe sprachen und legten Kränze nieder Gymnastalrektor Dr. Hirzel, ein Studiengenofse des Verewigten, ferner ein Vertreter der Königgesellschaft in Tübingen und Maschinen­meister Liebrand im Namen des Personals der Ebner'schen Druckerei.

Hall, 19. Mai. Die infolge des andauernden Regens hochgehende Fluten des Kochers haben das Frauenbad mit fortgerissen. In der Nähe der Saline wollte ein in der Groß'schen Fabrik angestellter 28 Jahre alter Arbeiter von Nürnberg Holzteile dieses Bades mit seinem Spazierstock dem Kocher entreißen. Dabei blieb der Stock in den Holz­spalten stecken. Um denselben zu retten, beugte sich der junge Mann zu sehr hinab und stürzte in die rasch gehenden Fluten, in denen er versank. Der Ertrunkene konnte bis jetzt noch nicht gefunden werden. Er hatte am gestrigen Tag noch an seine Braut in Nürnberg einen Brief ge­schrieben. der sie aber wohl erst nach der Schmerzensbotschaft erreicht haben wird.

r. Gaisburg, 20. Mai. Heute abend kurz vor 7 Uhr sollte eine transportable Sagemaschine weiterbefördert werden. Dieselbe kam in zu raschen Lauf und fuhr gegen 4 spielende Kinder. Eines davon wurde überfahren und schwer verletzt, die drei anderen kamen mit dem Schrecken davon.

r. Lehrensteinsfeld, 20. Mai. Seit etwa 10 Tagen wird hier Küfer Seuffer vermißt. Man vermutet, er habe sich nach Amerika begeben.

Urach, 17. Mai. In einem Privathaus (Kutscher Mayer gehörig) wurden, wie der Staatsanz berichtet, in­teressante Wandgemälde aus dem Mittelalter oder, nach neuestem Sprachgebrauch der Kunstgelehrten, aus der deutschen Frührenaissance des 15. Jahrh. entdeckt. Sie befinden sich in einer Stube des oberen Stockwerks als Fries unter der der Decke. Die Gemälde an der einen Wand sind in guter Erhaltung bioßgclegt worden. Man sieht dort 6 kleine Bilder: Josef in der Grube, Christi Begräbnis, Jonas wird aus dem Schiff geworfen, David und Goliath, Christi Höllenfahrt, Simson bezwingt den Löwen. Also je eine neutestamentliche Geschichte aus dem Glaubensbekenntnis zwischen zwei alttestamentlichen Vorzeichen, das eine vor, das andere unter dem Gesetz. Quelle ist ohne Zweifel die Armenbibel; eine solche in Form eines Blockbuchs mit holz­geschnittenem Text und Bildern ist vielleicht unmittelbar auch die Vorlage gewesen. Die Bilder sind auf dem Putz gemalt, in Farbe und Modellierung vorzüglich und wirken sehr dekorativ. Im Stil erinnern sie an Wohlgemuth und Schüflin. Die Trachten nach der Mode der Entstehungs­zeit, die Stadtansichten je im Hintergrund, der Josefsbrunnen und die Geldkiste der Kaufleute sind merkwürdig. Die Auf­fassung der Geschichten ist, entsprechend der bezeichnten Quelle, typisch und spießbürgerlich. An der Scheidewand gegen den Gang ist das württ. Grafenwappen gemalt. Die Flächen daneben sind schwarz und weiß und gemustert mit einem Netz von großen Rauten. Auf andem Fächern der Wände und der Mcke sind schwarze Rankenmuster aufgc- nagelt. Das ganK Gefüge der Stube mit dem Bettver­schlag, dem Ricgelwerk und Putzgemäuer ist altertümlich. Desgleichen eine andere Stube mit kielförmig verschalter Decke und Ueberresten der ursprünglichen Wände von ver­spundeten Dielen. Das Haus stammt wie so manches andere in dem denkwürdigen Grafenstädtchen aus dem Mittelalter. Der Landeskonservator strebt die Erhaltung der Bilder und der Stube in ihrem altertümlichen Charakter an.

Jsny, 20. Mai. Der ledige Bienenzüchter Robert Steible von Haubach, Gemeinde Neutrauchburg, der sich in vorletzter Nacht hier aufgehalten hatte, wurde gestern früh an der Straße nach Leutkirch in einem Fischteich tot auf­gefunden. Derselbe scheint mit seinem Rade die Böschung hinabgestürzt und ertrunken zu sein.

r. Aulendors, 21. Mai. Zwei biedere Landleute, Vater und Sohn, wollten nach Weingarten reisen, verfehl­ten aber hier den Zug und mußten übernachten. Ein ent­setzliches Gepolter in ihrem Zimmer veranlaßte den Haus­knecht, nach ihnen zu schauen und er fand sie auf Stühlen stehend, wie sie sich mit voller Lungenkrast abmühten, das elektrische Licht auszublasen.

Deutsches Reich.

Berlin, 20. Mai. Der Reichsanzeiger hat in einem dem Präsidenten des Reichsgerichts, Wirkl. Geh. Rat Dr. v. Oehlschläger, zu dessen 50jährigem Juristenjubiläum gewidmeten Aufsatz diesen denersten Richter des Reiches" genannt. Dazu schreibt ein Professor der Rechtswissenschaft der Voss. Ztg.: Das ist leider nicht richtig; diesen Rang nimmt vielmehr der Präsident des Reichsmilitärgerichts ein. Denn nach der Verordnung vom 27. Dezember 1899 gehört der Präsident des Reichsgerichts nicht zu denOber­sten Reichsbehörden", sondern nur zu denHöheren, der obersten Reichsbehörde unmittelbar untergeordneten Reichs­behörden", da das Reichsgericht dem Reichsjustizamt unter­steht. Durch einen Nachtrag zu jener Verordnung vom 14. Mai 1901 ist dagegen das Reichsmilitärgericht den Obersten Reichsbehörden" zugesellt worden, sein Präsident steht also eine Stufe höher als der des Reichsgerichts. Diese verschiedene Wertschätzung kann uns Juristen zu denken geben Freilich ist der Präsident des Reichsmilitärgerichts ein General, der des Reichsgerichts dagegen nur ein Zivilist.

Berlin, 18. Mai. Das Geschenk des Kaisers an König Alfons von Spanien, das Prinz Albrecht in Madrid überreichte, besteht aus einem Degen. Der Kaiser hatte mit der Anfertigung eine Waffenfabrik in Solingen beauftragt und das Prunkstück der Solinger Stahlindustrie nach seiner Fertigstellung besichtigt. Dir Klinge ist eine Damaszener und reich mit Gold ausgelegt, sie trägt eine vom Kaiser verfaßte, dem Geschenkanlasse entsprechende Widmung. Auch der Griff ist prunkvoll ansgestattet.

Laut Militärwochenblatt ist der König von Spanien zum Chef des dritten Magdeburgischen Infanterieregiments Nr. 66 ernannt.

Konstanz, 19. Mai. Infolge anhaltenden Regen­wetters sind alle Gewässer des Oberlandes über die Ufer getreten. Der Bodensee ist seit Samstag um 19 om gestiegen.

Mainz, 16. Mai. In Erbach, Rheingau, ließ die Ad­ministration des Schloßgutes Reinhartshausen, das dem Prinzen Albrecht von Preußen gehört, eine Weinversteigerung abhalten, bei der ganz außerordentliche Preise erzielt wurden. So kam ein Halbstück (500 Liter) Erbacher Herrenberg auf 7020 ^ und ein solches Marcobrunn auf 14000 Von letzterem käme sonach das Liter auf 28 Mark.

Oderweiler, 15. Mai. Durch ihre große Freundlich­keit und Leutseligkeit hat sich die deutsche Kaiserin im Sturme die Herzen der hiesigen Einwohnerschaft gewonnen. Heute brachte die hohe Frau, wie der Obrh. Anz. erzählt, in eine Hochzeitsgesellschaft eine rührende Freude. Ihre Majestät machte mit ihren beiden jüngsten Kindern und ihrer Schwester, der Prinzessin Feodora von Schleswig- Holstein, einen kleinen Ausflug auf den Junerberg; bei ihrer Rückkehr hatte sich inzwischen eine große Anzahl Menschen versammelt, darunter auch die Hochzeitsgesellschaft und in ihrer Mitte das Brautpaar Emst Schmidt und Marie Emilie geb. Trefzer. Die Kaiserin ging auf die Gruppe zu und fragte nach den jungen Eheleuten, denen sie in gar freundlichen Worten ihre herzlichen Glück- und Segenswünsche zum geschlossenen Lebensbunde aussprach. Prinz Joachim und Prinzeß Viktoria mußten ihre gepflückten Blumensträuße dem überglücklichen Hochzeitspaare schenken und waren darüber sehr erfreut. Auch der bei der Hochzeits­gesellschaft anwesende Chinakämpfer Unteroffizier Schneider von hier wurde durch eine Ansprache Ihrer Majestät ge­ehrt. Als die höchsten Herrschaften die bereit stehenden Wagen bestiegen und freundlichst zum Abschied grüßten, brach ein unbeschreiblicher Jubel hervor; die nicht enden wollenden Hochrufe kamen aus freudig begeisterten Herzen. Das Ereignis wird den Beteiligten in unvergeßlicher schönster Erinnerung bleiben.

Wiesbaden, 19. Mai. In den hiesigen Gesellschafts­kreisen wird eine Angelegenheit eifrig besprochen, die geeignet ist, auch außerhalb einiges Aufsehen zu erregen. ' In einer Festspielaufführung im königlichen Theater am Mittwoch, wo Die lustigen Weiber von Windsor von Nicolai gegeben wurden, sah man in der großen Kaiserlöge einen Herrn in der auffallend roten Uniform zur Rechten des Kaisers sitzen, der sich mit ihm häufig auf das angeregteste unterhielt. Die offizielle Auskunft über die Persönlichkeit lautete dahin, es sei der englische Colonel Saunderson. In Wirklichkeit ist dieser Colonel aber, wie man der Tgl. Rdsch. versichert, niemand anderes als Lord Roberts, der aus dem süd- afrikanischen Feldzug bekannte engliche Heerführer. Es heißt, er sei vom Kaiser direkt zu den Festspielen in Wiesbaden geladen worden. Die Aufmerksamkeit, mit welcher ihn der Kaiser behandelte, wurde vielfach bemerkt. Was Lord Roberts zu dem Inkognito veranlaßt, ist nicht bekannt.

Düsseldorf, 20. Mai. Dem Vorzug 467 Aachen-Düssel­dorf ist gestern abend 10.47 Uhr der Güterzug 6883 infolge falschen Auftrags zur Abfahrt in die Flanke gefahren. Acht Wagen sind entgleist und stürzten um, ein Passagier wurde getötet, vier Personen sind schwer und 41 leicht verletzt. Der Zugverkehr wird durch Umsteigen aufrecht erhalten. Die Untersuchung ist eingeleitet.

Aachen, 20. Mai. Der Einzug des Kaisers in die hiesige Stadt gelegentlich seines Besuches am 19. Juni wird sich imposant gestalten. Der Kaiser will, hoch zu Roß, und zwar in das alte Aachen, einziehen, wie einst die deutschen Könige im Mittelalter. Zunächst reitet der Kaiser, wie die Rh.-W. Ztg. berichtet, durch das südliche Marschierthor an dem Denkmal Kaiser Wilhelms I. vorbei zum Münster, wo die Krönung von 37 Königen während der Dauer mehrerer Jahrhunderte stattfand. Von da aus begiebt er sich zum Rathaus, der ehemaligen Pfalz Karls des Großen, und zwar wie die deutschen Könige zum Kaisersaal. Auf der Freitreppe des Rathauses will er den Ehrentrunk entgegennehmen und hierbei wohl eine Rede halten. Vom Rathause reitet der Kaiser zum Ludwigs­platz, um die für die Errichtung eines Kaiser Friedrich- Denkmals in Aussicht genommene Stelle zu besichtigen. Durch das Nordthor, dys sog. Pontthor, verläßt der Kaiser Aachen, um an einer Rampe den Sonderzug nach Villa Hügel bei Essen zu besteigen.

Chemnitz, 20. Mai. Die hier zusammengetretene deutsche Lehrerversammlung wurde vom Kultusminister v. Seydewitz und vom Oberbürgermeister von Chemnitz be­grüßt. Die Versammlung sprach sich alsdann für die Ge­währung des Rechtes an die Lehrer, die Universität zu be­suchen, und für die Vermehrung der Volksbildung aus. Als Ort der nächsten im Jahre 1904 stattfindenden Ver­sammlung wurde Königsberg i. P. gewählt.

Bremen, 17. Mai. Laut Bericht des deutschen Konsuls in Aden an die Dampfschiffahrts-Gesellschaft Hansa, deren Dampfer Ehrenfels am 9. d. M. östlich Sokotra im Cyc- lon untergegangen, trieben 13 Europäer und 9 Kulis von den Maschinenmannschaften sechs Tage im Boot umher und wurden dann von dem englischen Dampfer Oueen Alexandra ausgenommen und nach Aden gebracht. Morgen soll ihre Weiterbeförderung mit dem König Albert nach Bremen folgen. Ihre Namen sind: Erster Offizier v. Thuelen, dritter Offizier Beckroege, zweiter Maschinist Bergmann, dritter Maschinist Wannenwetsch, vierter Maschinist Schütte, Assistent Potthas, Matrosen Solie, Brandenburg, Krauleidis, Buchholz, Koch, Stock. Außerdem wurden der Gesellschaft die Namen Durgaan und Bick ausgrgeben, die in der Mann­

schaftsliste nicht aufgeführt und wahrscheinlich Ersatzleute sind. Der Kapitän soll mit dem Rest der Mannschaft in einem anderen Boote vom sinkenden Dampfer abgekommen sein, so daß deren Rettung noch zu erhoffen ist. Die Mannschaft des Dampfers bestand aus 27 Europäern und 35 Laskaren. Der Dampfer Ehrenfels wurde 1898 von Wig- ham Richardson Kompagnie, Newcastle erbaut, hat 5450 Bruttoregistertons, ist 418 Fuß lang, 54 breit und 20 tief.

Gerichtssaal.

r. Ulm, 15. Mai. Die Strafkammer verurteilte gestern den im Elsaß geborenen, in Altenstadt, OA. Geislingen, wohnhaften Fabrikarbeiter Aug. Vuins, der sich 1888 zu Paris und 1891 zu Stuttgart wieder verheiratete und aus letzter Ehe zwei Kinder besitzt, wegen Doppelehe zu 8 Mo­naten Gefängnis.

Ausland.

Petersburg, 20. Mai. Der kaiserliche Zug traf um 1^2 Uhr in Zarskoje-Selo ein. Vom Bahnhof fuhren der Kaiser und Präsident Loubet im Wagen nach dem großen Palais, wo die früher von der Kaiserin Marie, der Ge­mahlin Pauls I., bewohnten Gemächer für Loubet herge­richtet wurden. Am Haupteingang in den Palast stand die vom ersten Gardeschützenbataillon gestellte Ehrenwache. Nach­dem deren Front abgeschritten war, begleitete der Kaiser den Präsidenten Loubet bis zu dessen Gemächern. Hierauf begab sich der Kaiser nach dem von ihm und der Kaiserin be­wohnten Alexanderpalais, wohin Loubet alsbald fuhr und dem kaiserlichen Paar einen Besuch abstattete. Beim Eintritt in das Palais wurde der Präsident vom Oberzeremonien­meister empfangen. Von Zarskoje-Selo fuhr Präsident Loubet sodann in Begleitung seines Gefolges nach Gat­schina. Bei seiner Ankunft dort wurde dieMarseil­laise" gespielt. Der Präsident begab sich in das Palais zur Abstattung eines Besuches bei der Kaiserin-Witwe und kehrte dann nach Zarskoje-Selo zurück.

Petersburg, 21. Mai. Gestern abend fand in Zars- koje-Selo ein Galadiner statt. Der Kaiser toastete auf Loubet, indem er wünschte, daß er die Erinnerung an den jetzigen Aufenthalt mitnehmen möge, ähnlich derjenigen, die das Zarenpaar immer an die herrlichen Tage des Vorjahres in Frankreich bewahre. Er trinke zu Ehren des Präsidenten auf dieGröße und dasWohl des schönen befreundeten und verbünde­ten Landes. Loubet erwiderte, einige Stunden hätten genügt, um ihm zu zeigen, wie sehr das Herz Rußlands mit dem­jenigen Frankreichs im Einklang schlage. Frankreich werde über diese Harmonie ebenso glücklich als erfreut sein, über das Gedenken, das ihm das Zarenpaar bewahre. Voll tiefer Dankbarkeit über diesen Empfang erhebe er das Glas zu Ehren der ganzen kaiserlichen Familie und trinke auf die Wohlfahrt und die Größe Rußlands und des wahren Freundes und treuen Verbündeten.

Madrid. 18. Mai. Die Gaceta de Madrid veröffent­licht eine Proklamation des Königs, in welcher es heißt, der König begrüße, nachdem er aus den Händen seiner Mutter die Macht erhalten habe, das spanische Volk auf das herzlichste. Der König fügt hinzu, er sehe in vollem Maß ein, wie groß seine übernommenen Pflichten seien, und daß es rhm an Erfahrung mangle. Er werde jedoch alle seine Bemühungen darauf richten, das Gedeihen des Vater­landes zu fördern. Das Amtsblatt veröffentlicht eine Proklamation des Königs an die Armee und Marine, worin der König sagt:In dem Augenblick, wo ich selbst das Kommando über Armee und Marine übernehme, erfülle ich eine Pflicht, die meinem Herzen hohe Befriedigung gewährt. Als König, als General, als Spanier und als Soldat be­grüße ich Euch. Tapferkeit, Mut, Energie, Ausdauer, Dis­ziplin, Patriotismus, alles das besitzt Ihr zum Wohl und Gedeihen des Vaterlandes. Ich werde Euch stets nahe sein und werde in den Augenblicken der Gefahr stets bei Euch sein. Die Geschichte wird von mir sprechen, wenn sie von Euch handelt. Erfüllt immer Eure Pflicht zur Er­höhung des Glanzes der Nation und Ihr könnt auf die Liebe Eures Königs rechnen."

Madrid, 18. Mai. Wie die Blätter melden, ist man einer anarchistischen Verschwörung auf die Spur ge­kommen. Bei den verhafteten Personen, unter denen sich ein Student der Medizin, ein Setzer, ein Tischler und ein Maurer befinden, wurden 9 Dynamitpatronen vorgefunden. Der Untersuchungsrichter, welcher mit der Angelegenheit betraut ist, bewahrt vollkommenes Stillschweigen. In dem Laboratorium der Genietruppen ist eine Analyse der Ex­plosivstoffe vorgenommen worden. Ueber die Verschwörung, erfährt die Agence Havas: Es wurden 6 Anarchisten ver­haftet, darunter ein gewisser Gabriel Lopez. Diener in dem Bureau einer Versicherungsanstalt in der Straße San Ge- ronimo, wo er auch festgenommen wurde. Die Polizei fand bei ihm ein Dynamitpatronen enthaltendes Packet; Lopez behauptet, dasselbe von einem andern Anarchisten er­halten zu haben, mit dem Aufträge, beim Vorüberfahren des königlichen Wagens eine Patrone zu schleudern. Die Verhafteten leugnen sämtlich nichl, anarchistische Ideen zu haben. Ihre langen Erklärungen werden nicht mitgeteilt.

Wilna, 19. Mai. (Attentat.) Als der Gouverneur von Wilna, Generalleutnant v. Wahl, in der verflossenen Nacht gegen 12 Uhr den Zirkus verlieb, feuerte ein Mann,, der sich dem Gouverneur von rückwärts näherte, zwei Revolverschüsse aus ihn ab, durch welche der Gouverneur an der linken Hand und am rechten Fuß Verletzungen davon­trug. Der Verbrecher wurde von der Polizei mit Hckfe des Publikums dingfest gemacht. Er gab, als er zu Boden geworfen war, noch einen dritten Schuß ab. Der Verhaftete.