Gages-Weuigkeiten.

Aus Stadt und Land.

Nagold 10. Mai.

Vom Rathaus. Mitgeteilt wird, daß beim Holzver­kauf im Lemberg und Katzensteiz für Meterholz im Durch­schnitt 7.60 für Reis 10.30 pro Hundert, für das

zurückgestellte Stockholz 6 ^ mehr gelöst wurde. Eine Eingabe liegt vor von den Hausbesitzern im Stadtgraben; sie suchen darum nach, daß eine Ausfahrt vom Stadtgraben in die Waldachstraße gemacht werde und begründen dieses Gesuch mit der im Winter bei Frost bestehenden Gefahr für Personen und Tiere auf den bestehenden Fahrwegen. Nach einem Gutachten des Stadtbauamts ist die Ausführung nicht schwierig. Da behufs der in früherer Sitzung in Aussicht genommenen Erstellung einer Ufermauer auf der Insel eine Besichtigung durch den GR. vorausgehen soll, so wird beschlossen, den Augenschein heute in Verbindung mit demjenigen des Stadtgrabens vorzunehmen; insolange wird die Erledigung der Eingabe ausgesctzt. 2. Verhandlung des Rechtsstreites zwischen Gottl. Günther, Schreiner, und Gottl. Lutz, Fischer. Erschienen sind der Kläger, der Beklagte, drei Zeugen und zwei Sachverständige. Der Kläger hält seinen Antrag auf 10 Schadenersatz aufrecht. Ein Vergleich kommt nicht zu stände. Zeuge Fr. Benz, Schlossermeister, sagt aus:

Er sei am Sonntag vor Ostern in der Küche gewesen, als ihm seine Schwester Pauline zugerusen habe: Fritz, da unten auf der Wiese Günther's ist ein ^und an einer Ente! Er sei sofort dahin­gelaufen und habe das Handle gesehen, welches er als dasjenige des Fischers Lutz erkannt habe; dasselbe sei dann dem Steg zuge­sprungen. Gleichzeitig mit ihm seien die Knaben Jakob und Gott­lob Schund hinzugesprungen und hätten den Hund von der Ente gejagt, welcher schon die Gedärme ausgetreten waren. Die beiden Schund sagten sofort, das ist der Hund des Fischer Lutz; sie seien dem Hund noch ein Stückchen weit nachgegangen; dieser sei dann gegen'den hohen Steg zugelaufen. Der Hund sei ein kleiner, schwar­zer Dachshund gewesen; er zweifle nicht, daß er dem Beklagten gehöre, da er sonst noch keinen solchen hier gesehen habe. Unter diesem Eindruck habe er zu dem ihm begegnenden Kläger gesagt: Fischer Lutzen's Hund hat deine Ente zerrissen. Diese sei eine schöne große graue Ente gewessn. Zeuge Jakob Schmid (14 Jahre alt) sagt aus: Er sei mit seinem Bruder Gottlob den Sandweg hinausge­gangen, da hätten sie gesehen, wie sich eine Ente mit den Flügeln Men einen Hund wehrte; es war dies auf der Wiese des Klägers. Sie seien hinzugelaufen und gleichzeitig sei auch Schlosser Benz herzugekommen. Letzterer habe einen Stein aufgehoben, worauf der Hund davonging, zunächst den Bach hinauf und dann über den Steg. Die Ente lebte noch ein bischen; es sei eine Riesenente gewesen, der Hund sei der Dachshund des Beklagten gewesen, was er sicher wisse. Lutz sei auf der andern Seite der Nagold und sonst niemand um den Weg gewesen. Zeuge Gottlob Schmid (11 Jahre) macht eingangs dieselbe Aussage wie sein Bruder; dann fährt er fort: Der Hund sei selbst von der Ente weg- und über den Steg bis ganz zu Fischer Lutz hingesprungen. Zeuge weiß gewiß, daß das Hundle die Ente zerrissen hat und dem Beklagten gehöre. Sachverständige Frau Spitalmeister Gauß: Sie giebt den Wert der Ente zur Zeit des Vorfalls, also 6. April, auf 4.505 ^ an. Sachverständiger Schullehrer Arnold giebt an: Es sei nicht eine Riesen-Peking-, sondern eine Riesen-Rouen-Ente und sie sei 23 Jahre alt gewesen; sie habe einen Wert von 56 ^ gehabt. Er habe die Schwester-Ente besichtigt und danach die Beurteilung gemacht.

Beklagter Lutz bleibt bei seiner Angabe, daß es nicht sein Hund gewesen sei. Kläger Günther ermäßigt seine Forderung auf 6 Ein wiederholt angetragener Ver­gleich kommt nicht zustande. Die Parteien treten ab. Nach der Beratung des Gerichts werden die Parteien wieder zu­gelassen. Das Urteil lautet: Beklagter wird verurteilt, an den Kläger 6 ^ Schadenersatz zu zahlen und die Kosten des Verfahrens zu tragen. Dieses Urteil wird für vorläufig vollstreckbar erklärt. Der Beklagte will Be­rufung einlegen. Verlesen wird ein Gesuch des Ad. Deuble wegen Anpflanzung von Akazien am Rain seiner Halde in der Jselshauser Straße. Ec begründet dies mit der Angabe, daß ein Schäfer auf seiner Halde gewesen zu sein scheine, sodaß dieselbe durch Abbröckeln beschädigt wor­den sei. Der GR. kann dem Gesuch konsequenzhalber nicht stattgeben, da jeder Grundbesitzer sein Eigentum selbst schützen müsse. Mitgeteilt wird, daß vom Feldschützen Hafner 2 schadenlaufende Enten geschossen worden seien. Da der Eigentümer nicht zu ermitteln gewesen sei, wurden dieselben

werbe, sowie für die Landwirtschaft des Landes, daß wir auch des Segens der billigen Wasserfrachten teilhaftig werden. Millionen würden diese jährlich sparen können, bei billigen Frachtsätzen für Kohlen, Roheisen, Salz, Zement, Petroleum, Dünger, Kulturmitteln, Kolonialwaren, Bau­materialien u. s. w. Die Eisenbahn, welche heutzutage schon kaum imstande ist, den wachsenden Güterverkehr zu bewältigen, würde nicht nur nicht geschädigt werden, sondern sie würde noch mehr zu thun bekommen, wie das Beispiel von Frankfurt a. M. beweist, wo nach Herstellung der Mainkanalisierung der Wasserverkehr sieb verdreißigfacht und der Eifinbahngüterverkehr zu gleicher Zeit sich sehr ge­steigert hat.

Der Neckarseitenkanal von Heilbronn bis Eßlingen kann nur auf dem linken Neckarufer erstellt werden mit großem Hafen in Heilbronn, kleinem Hafen in Lausten, Besigheim und vielleicht wegen Ludwigsburg zwischen Mar­bach und Neckarweihingen, dann für Stuttgart ein größerer, mit der Eisenbahn in Verbindung zu bringender Hafen in Cannstatt und ein ebensolcher für Eßlingen. Daran an­schließend werden wir dann auch die Verbindung mit der Donau suchen müssen, um unfern Kanal zur Welthandels­straße zu erheben, an deren großartigem Verkehr und deren Rentabilität nichl zu zweifeln ist. Zum Anschluß an die Donau stehen uns, wie schon Baurat Hocheisen in seinem Vortrag vom 21. Dezember 1883, gehalten im herein für Baukunde" in Stuttgart, nachgewiesen hat, zwei resp. drei Wege zu Gebote: Der erste von der Donau durch das Brenz-Thal ins Kocher-Thal mit der allergünstigsten

heute früh öffentlich verkauft mit einem Erlös von 1.20

Damit ist die öffentliche Sitzung geschlossen.

Schwarzwaldverein. Der gestrige AusflugdesSchwarz- waldvereins ist zu allgemeiner Zufriedenheit verlaufen. Etwa 40 Personen, Männlein und Weiblein, fanden sich zum Zug 10.47 ein und fuhren nach Liebenzell, von wo es ohne Aufenthalt durch den unteren Teil des Kollbach- thals zur Ernstmühler Platte und dann über das Felsen­meer ins Schweinbachthal und diesem entlang nach Hirsau ging. Nach dort eingenommener Stärkung marschierte man noch nach Calw, wo man im Waldhorn sich noch gemütlich bis zum Abgang des Zugs unterhielt. Der schöne Frühlings­tag, die Fahrt und der Marsch durch die herrlichen Thäler und prächtigen Wälder mit ihrem saftigen Grün hatte die Gesellschaft in eine angeregte Stimmung versetzt; dieser verlieh Oberamtmann Ritter in schwungvollen Worten Aus­druck und schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den verdienten Vorstand des Schwarzwaldvereins, Stadtschultheiß Brodbeck. Dieser erwiderte dankend, gab seiner Freude über die zahlreiche Beteiligung und den so gemüllichen Verlauf Ausdruck und eröffnete Aussicht auf einen ähnlichen Ausflug im Herbst. Der letzte Zug brachte die fröhliche Gesellschaft wohlbehalten nach Nagold zurück.

Turnverein. Dicker Nebel lag am frühen Morgen des Himmelfahrtsfestes auf den Fluren. Unentwegt aber folgtend ie Turner zahlreichdem Ruf ihres beliebten Vorstandes auf den Frühzug. Ihr Ziel war die herrliche Burg Hohen- zollern. Empfindliche Kälte herrschte in den Eisenbahn­wägen, welche streng nach dem Reglement nach dem 1. Mai nicht mehr geheizt waren! Doch was ficht einen wackeren Turner die Temperatur anaber die Frauen! Ungeduldig hatte man das Ende der Fahrt in Stetten erwartet und frisch ging um 10 Uhr die Wanderung durch das auf dieser Strecke ziemlich eintönige Eyachthal über Owingen, Stein­hofen bis Wessingen. Mit Hellem Jubel war bei ihrem ersten Anblick die stolze Kaiserburg begrüßt worden. In Wessingen wurde eingekehrt; vorzüglich schmeckte das wohl­verdiente Vesper, welches unter munteren Reden und Ge­sängen eingenommen wurde. Durch den Ort kommende katholische Prozessionen erinnerten daran, daß man sich in vorwiegend katholischer Gegend befand. Dann ging es wieder weiter, direkt der herrlich ragenden Burg zu. Bald war auf dem nächsten Weg der steile Anstieg erreicht und gerne sah man hie und da zurück auf die immer weiter und schöner gewordene Aussicht. Die Temperatur war wie gewünscht gleich kühl geblieben. Wenn's nur nicht regnet, das war der oft wiederholte Ausruf. Hüben und drüben am Weg kurz vor Beginn des steilen Anstiegs waren Zeichen der Pietät in Form von künstlichen Teichanlagen, Ruhebänken, Steinpyramiden, geschaffen von den verschiedenen Compagnieen des 114. Inf. Regts., zu sehen. Oben an­gekommen bot sich dem entzückten Auge eine prachtvolle Aussicht. Aber auch die Ansicht der kunstvollen Architek­tonik der Burg selbst mit ihren mächtigen fünf Türmen, ihrer inneren Einrichtung mit der Stammbaumhalle, dem Grafensaal und der Kaiserhalle erregte Sie Bewunderung der Beschauer. Die Mustkabteilung der Besatzung gab oben es war 12 Uhr mittags eine hübsche Probe ihres Könnens. Leider war das Bier in der Burgwirt­schaft nicht hervorragend. Es gab noch stellenweise frischgefallenen Schnee und last not least an allen Ecken Postkarten mit Ansicht. Fleißig wurden die Grüße hinausgeschickt nach allen Himmelsrichtungen. Trotz des nicht wonniglichen Wetters waren noch viele Personen da. Vor Abgang gab es seitens eines verdienten Mit­glieds noch eine photograpbische Aufnahme aller Teilnehmer im Burghof. Gegen 2 Uhr wurde die Burg verlassen; rasch ging der Abstieg von statten und bald war Hechingen erreicht. Oft noch blickten die Turner zurück zu der stolzen Burg. In Hechingen wurde ein frugales Mahl einge­nommen und um halb 5 Uhr die Heimfahrt angetceten. Schöne Lieder erinnerten an das noch in der Ferne sicht­bare Stammschloß der Hohenzollern., aber auch heitere und turnerische Weisen verkürzten die Fahrt. In Tübingen und Horb war zwei- bezw. einstündiger Aufenthalt, welcher

Wasserscheide, die es in ganz Europa zwischen zwei Strö­men überhaupt giebt es ist nur eine kleine Boden­erhebung von ca. 12 Meter zwischen den beiden starken Quellen der Brenz und des Kochers zu durchschneiden im Kocherthal, Aalen, Wasseralfingen. Gaildorf, Künzelsau, Hall bis zum Neckar. Der zweite Weg mit Ueberwindung der Wasserscheide zwischen Kocher und Rems durch das Remsthal und bei Neckarrems in den Neckar einmündend, und endlich der dritte: eine im Kocherthal von Gaildorf links abzweigende, durchs Roth- und Murrthal bei Marbach in den Neckar eingehende Linie.

Doch das sollZukunftsmusik" sein. Vorerst wäre es aber einmal an der Zeit, wenn wenigstens die Hauptwasser­ader des Neckars von Mannheim bis Heilbronn so ge­sammelt und reguliert würde, daß ein reger Schiffahrts­verkehr darauf möglich wäre. Begreiflich ist es, daß die Hauptinitiative hiebei Württemberg zufällt. Denn Baden sorgt in erster Linie für sein Mannheim, wenngleich es außerordentlich kurzsichtig ist, aus einer Weiterführung der Wasserverkehrsstraße ins Herz Württembergs herein eine Benachteiligung Mannheims zu befürchten. Jede Hebung uud Belebung der Neckarschiffahrt kommt auch dem Mann­heimer Hafen zugute. Fehlt aber in Württemberg die Ini­tiative, wird mit der Zeit mehr und mehr die industrielle und volkswirtschaftliche Schädigung des Landes fühlbar werden. Denn bei Zeiten entgegen zu wirken, ist die Auf­gabe jedes warmen und weitsichtigeren Vaterlandsfreundes.

Hans Moser, Wildberg.

zweckmäßig und nutzbringend ausgefüllt wurde. Hochbefried igt und dankbar für das, was sie heute erlebt hatten, trennten sich bei der Ankunft in der heimatlichen Stadt um 11 Uhr die Turner mit Handschlag und frohemGut Heil!"

Die Berg'sche Theatermeuagerie wird heute mit Sonderzug hier eintreffen, und einige Vorstellungen geben. Derseben geht ein guter Ruf voraus; so schreibt z. B. die Tübinger Chronik:Die Berg'sche Menagerie ist ein Muster aller reisenden Menagerien. Nicht nur, daß die Dressuren vollendete und staunenswerte sind, und alles bei Fritz Berg erreicht ist, was überhaupt nur auf dem Gebiete der Raubtierdressurkunst kann erreicht werden, sondern auch die Tiere selbst sind wahrePracht­exemplare". Man sieht Tiere aller Zonen so z. B. 13 Berberlöwen (mit in der Menagerie geborenen 6 Jungen)- ferner den KönigstigerCarlo"! Noch kein Tier- oder Zoologischer Garten, viel weniger eine Menagerie hat ein der- artigesPrachtexemplar" aufzuweisen, wie Direktor Fritz Berg's Menagerie. Auch alle anderen Tiere sind zum Anschauungs­unterricht wie geschaffen, und ist ein Besuch schon aus diesem Grundeunbedingtzu empfehlen. Ganz aufdie Dressur einzugehen, würde zu weit führen, aber unbedingt müssen einzelne Leistungen, die ans Unglaubliche grenzen, erwähnt werden;, in erster Linie die Löwengruppe, vorgeführt von Frau Direktor Berg; hier glaubt man, Frau Dir. Berg spiele mit Haustieren, namentlich wenn sie Siesta mitten unter ihren Lieblingen hält; ferner der braune Bär als Ring­kämpfer, auch diese Drefsur, da er vollständig vorschrifts­mäßigdeutsch ringt", ist für Hrn. Dir. Berg eine Er­rungenschaft. Das großartigste aber ist unbedingt die von Hrn. Dir. Berg vorgeführte Eisbärengruppe; Eisbären, gezähmt und dressiert in einer Weise, daß man Hrn. Dir. Berg nur die größte Anerkennung zollen kann. Zu erwähnen wäre noch der Serpentintanz im Löwenkäfig, jedenfalls auch ein mutiges Stückchen von der jugendlichen Tänzerin. Ein Besuch ist nur zu empfehlen und wird gewiß Jeder befriedigt die Menagerie verlassen."

Invaliden- und Altersrenten. Die Zahl der seit dem 1. Januar 1891 bis einschließlich 31. März 1902 von den 31 Versicherungsanstalten und den 9 vorhandenen Kassen­einrichtungen bewilligten Invalidenrenten betrug 769,177. Davon sind infolge Todes oder Auswanderung des Be­rechtigten, Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit, Bezuges von Unfallrenten oder aus anderen Gründen weggefallen 260,011, so daß am 1. April 1902 liefen 509,166 gegen 486,945 am 1. Januar 1902. Die Zahl der während desselben Zeitraums bewilligten Altersrenten betrug 393,626. Davon sind infolge Todes oder Auswanderung des Be­rechtigten oder aus anderen Gründen weggefallen 216,685,. so daß am 1. April 1902 liefen 176,941 gegen 179,450 am 1. Januar 1902.

Württembergischer Staatshaushalt. Für den Geld­bedarf der Staatsschulden-Kasse sind nach einer Verfügung des Finanzministeriums für das Etatsjahr 1902 21,135,834 Mark aufzubringen, welche folgendermaßen verteilt werden: aus direkten Steuern von Grundeigentum, Gebäuden und Gewerben sind aufzubringeu 4,470,000 aus Kapital, Dienst- und Berufseinkommen 5,265,834 aus Wirt­schaftsabgaben 3,000,000 ^ und aus den Reinerträgnissen des Eisenbahnbetriebes 8,400,000 Die direkten Steuern, die vom Grundeigentum, den Gebäuden und Gewerben zu erheben sind, verteilen sich auf die größeren Oberämter folgendermaßen: Stuttgart-Stadt 492,000 Stuttgart- Amt 62,000 Ulm 170,000 Heilbronn 130,000 Ravensburg 110,000 Biberach 100,000 Göppingen 89,000 Cannstatt 87.000 Eßlingen 88,000 Ludwigs­

burg 85,000 Hall 80,000 Heidenheim 76,000 Ell- wangen 70,000 Gmünd 57,000 °^, Oberndorf 45,000 Rottweil 61,000 Am wenigsten haben beizutragen die Oberämter Weinsberg und Welzheim mit je 35,000

t. Haiterbach, 6. Mai. Die Vollversammlung des landw. Vereins, welche am Sonntag hier im Gasth. z. Lamm stattfand, war eine stattliche. Der Vorsitzende, H. Oberamtmann Ritter, begrüßte die Versammlung und gab einleitend das Programm der Verhandlung. Der wich­tigste Gegenstand der Tagesordnung war ein Vorträg von Landwirtschaftsinspektor Dr. Wacker aus Leonberg über Jungviehzucht und die Bedeutung des Weidgangs. Zur Erlangung eines kräftigen Viehschlags handle es sich um Verwendung des richtigen Zuchtmaterials und der sachgemäßen Aufzucht der jungen Tiere. Bei der Aufzucht habe man ins Auge zu fassen die richtige Fütterung, richtige Haltung im Stall und Sorge für Bewegung im Freien. Eingehend verbreitete sich der Redner über die Art der Aufzucht von Kälbern im badischen Oberland, mußte aber zugeben, daß dieselbe insoweit bei uns nicht einzuführen sei, als bei uns die Nachfrage uud der Preis für junge schöne Zuchttiere nicht dem gemachten Aufwand entsprechen. Es sei aber auch bei uns sehr zu empfehlen, den Kälbern mindestens 6 Wochen lang Milch zu geben. Redner gab dann weitere Winke für die Aufzucht und besprach den vorteilhaften Einfluß der freien Bewegung für die Tiere. Im Stalle sollte ein Raum sein, wo sich die Kälber stets frei ergehen können. Ferner aber erscheint es noch weiter dringend geboten, die Tiere einen oder besser zwei Sommer auf die Weide zu bringen, wo sie in mancher Hinsicht Vorteile haben. Die Bildung gesunden Blutes, Erweiterung des Brustraumes, Bildung, eines kräftigen geraden Rückens, Kräftigung der Muskulatur, der Knochen und Gelenke, Beförderung des Wuchses u. s. w. sei durch den Weidgang zu erzielen. In der sich dem Vortrag, anschließenden Besprechung, wobeiHr.Dr.Wackernoch des öf- tern neben verschiedenen Landwirten das Wort ergriff, wurde über den Gegenstand noch weiter eingehend verhandelt, so­daß die Verhandlung als eine fruchtbare zu bezeichnen ist.