Beilage zumCalwer Wochenblatt"

Nro. 33.

Jeuilleion.

Die Aande des Akutes.

Roman aus dem Englischen von War v. Weksenthurn.

(Fortsetzung.)

Jedes Wort, welches Mary las, erhöhte nur ihr Befremden und sie starrte sprachlos auf das Blatt, welches ihre zitternden Hände kaum zu halten vermochten.

Wenn Du Zeit gefunden hast, die wenigen Zeilen zu lesen, würdest Du mich verbinden, wenn Du mir den Brief Deines Vaters zurückgeben wolltest", bemerkte Onkel John spöttisch und Mary reichte ihm erbebend das Blatt wieder hin.

Wie war es nur möglich, daß ihr Vater aus Deutschland schrieb, während sie doch ganz gewiß war, ihn vor wenigen Stunden noch hier auf der Besitzung seines Bruders gesehen zu haben? Worin bestand das Geheimnis, welches hier zu Grunde liegen mußte?

Seit sie Nachdenken konnte, war ihr Vater immer ein Mann von Rang und Stellung gewesen. War er auch kein liebevoller Vater zu nennen, so mußte man ihm doch die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zuzugestehen, daß er für seine Kinder besorgt sei; seine Verhältnisse waren wohlgeordnet, sein gesellschaftliches Ansehen ein tadelloses.

Worin bestand also jenes rätselhafte Dunkel, welches ihn umgab?

Lange Jahre später entsann Mary sich noch jeder kleinen, geringfügigen Ein­zelheit aus diesen bitteren, inhaltsschweren Tagen.

Wenn sie gehofft hatte, eine Gelegenheit zu finden, um mit Karoline eine offene Aussprache zu halten, so sollte sie sich getäuscht sehen. Der Onkel nahm deren Gesellschaft so ausschließlich für sich in Anspruch, daß Stunden vergingen und die Speiseglocke von Neuem erscholl, ohne daß es ihr gelungen war, ein vertrautes Wort mit der Schwester auszutauschen.

Kaum aber hatte man sich zum Gabelfrühstück niedergesetzt, als Pferdegetrappel draußen die Rückkehr Richard's verkündigte, dessen elastische Schritte gleich darauf in der Halle sich vernehmen ließen.

Wie elektrisiert wollte Mary aufspringen, aber ein Blick auf das harte Gesicht ihres Onkels ließ sie sich beherrschen und an sich halten.

Gleich darauf trat Richard lebhaft ein und die Gäste, welche er in dem be­freundeten Hause angetroffen hatte, füllten nun die Unterhaltung aus. Der ange­nehmste derselben, so meinte er, sei ein junger Mann von sieben- bis achtundzwanzig Jahren gewesen, der Graf von Westland; alle Welt scheine eine hohe Meinung von ihm zu haben.

Allerdings, und zwar mit gutem Grund", versetzte John von Roden,denn er gehört einer alten angesehenen Familie an und ist persönlich ein sehr liebenswür­diger Charakter; auch hat er viele Reisen gemacht. Jedenfalls ist das Mädchen zu beneiden, welchem er einst seine Hand zum Bunde reichen wird. Und diesem Phänomen seines Geschlechts hast also auch Du Deine Sympathie zugewendet, Herr Neffe? Fürwahr, das macht Deinem Verstände Ehre!"

Mary hatte den Kopf gesenkt, um ihr Erröten zu verbergen. --

Wenn ihr Onkel hätte ahnen können, daß der Mann, dessen Ruhm er sang, seiner jüngeren Nichte kein Fremder mehr war?

Ich kümmere mich nicht viel um meine Nebenmenschen", fuhr John von Roden fort,sobald sie aber dem Grafen von Westland ähneln, ist es schon der Mühe wert, ihren Umgang zu suchen."

Der Eintritt eines Domestiken ließ den Herrn des Hauses in seiner von Seiten desselben so ungewohnten Lobeshymne inne halten, um ihn im nächsten Moment freudig erregt auffpringen zu lassen, als der Diener den Besuch des Grafen von West­land anmeldete, welcher ihm denn auch auf dem Fuße folgte.

Mit seinem liebenswürdigsten Lächeln eilte John von Roden dem Gaste entgegen.

Das ist ein unerwartetes Vergnügen, Herr Graf! Ich freue mich außer­ordentlich, Sie zu sehen!" begrüßte er denselben lebhaft.

Ich hatte mir schon seit Wochen vorgenommen, zu Ihnen herüberzuretten, Herr von Roden", entgegnete der junge Mann.Zu dieser Stunde dachte ich Sie ganz bestaunt anzutreffen!"

Ja, es ist die Zeit meines Gabelfrühstücks. Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen meine Nichte Karoline und meinen Neffen Richard vorstelle, der mir eben erzählte, er habe das Glück gehabt, Sie bei unserem Nachbar gestern kennen zu lernen."

Der Graf verneigte sich höflich vor dem jungen Mädchen und reichte Richard die Hand.

Darf ich Sie bitten, mich auch dieser jungen Dame vorzustellen?" wandte er sich dann an den Herrn des Hauses.Wenn mich nicht Alles täuscht, so ist sie auch eine Ihrer Nichten?"

Ja", beeilte John von Roden sich, zu erwidern.Sie ist meine jüngere Nichte Mary!"

Nach dieser förmlichen Vorstellung ist es doch wohl erlaubt, Ihnen die Hand zu reichen, mein Fräulein?" nahm der Graf jetzt wieder das Wort und schüchtern, mit einem ängstlichen Blick legte Mary ihre Rechte in die seinige.

VH.

Mary hatte in dem Hause ihres Oheims noch keine so angenehme Stunde zu­gebracht, wie jene, welche den Besuch des Grafen von Westland in sich schloß.

John von Roden war außergewöhnlich liebenswürdig; ihm entging es nicht, daß der junge Graf keine Gelegenheit vorübergehen ließ, um Mary eine Aufmeick- samkeit zu erweisen. Die Wahrnehmung frappierte ihn nicht wenig, aber die That- sache ließ sich nicht leugnen.

Das verdient, beachtet zu werden", sagte sich der wettkluge Mann.Wenn ihm das Mädchen gefiele, es wäre ein unerhörtes Glück für sie!"

Reiten Sie, Fräulein Man) ?" hörte er in diesem Augenblick den Grafen fragen.

Zuweilen, wenn es mir erlaubt wird!" entgegnete sie.

Nun, in meinem Park finden Sie einen günstigen Boden für Spazierritte. Meine Schwester kommt demnächst zu mir und wir beabsichtigen, dann ein großes Fest zu veranstalten. Sie müssen mir versprechen, ebenfalls von der Partie zu sein. Wollen Sie?"

Ich ich bin noch gar nicht in die Welt eingeführt, werde also nicht daran denken dürfen!" stammelte Mary errötend.

Gartenfeste sind nicht wie große Bälle in der Stadt. Ich appelliere an Herrn von Roden! Nicht wahr, Sie gestatten, daß Ihre Nichte unser Fest verschöne?" wandte sich der Graf direkt an John von Roden.

Sie sind sehr gütig und es wird uns Allen ein Vergnügen sein, zu kommen", entgegnete dieser, so liebenswürdig, als er nur überhaupt zu sprechen im Stande war.

Wenn seine jüngere Nichte wirklich eine Eroberung an dem reichen Majorats­herrn gemacht haben sollte, konnte das der ganzen Familie nur unberechenbaren Vorteil bringen.

Als man nach einer Weile einen Rundgang durch den Garten machte, ermög­lichte der Graf es, Mary leise zuzuflüstorn:

Ich hoffe, es ist Alles gut abgelaufen, nachdem ich Sie verlassen mußte?"

Ja, o, ja, aber ich konnte Richard noch keine Mitteilung von dem Geschehenen machen", antwortete sie eben so leise.

Es waren nur wenige Worte, welche sie mit einander gewechselt hatten, ohne daß die Anderen es beachteten, und doch regte sich in Mary's Seele ein Glücks­empfinden, welches ihr bis nun gänzlich fremd gewesen war.

Als gleich daraus John von Roden den Gast wieder für sich in Anspruch nahm, erhaschte Richard einen unbewachten Moment, um seiner Schwester zuzuraunen:

Ist es mit der Fliegenschachtel in Ordnung?"

Sie hatte nur eben Zeit, bejahend zu nicken, denn der Onkel zog Richard in demselben Moment fast in das Gespräch hinein. . (Fortsetzung folgt.)

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