minister v. Zeyer, Dr. v. Weizsäcker und v. Schnürlen, ferner der Präsident des Konsistoriums Dr. Frhr. v. Gem- mingen, der Präsident der Landessynode, Landgerichtsprä­sident v. Länderer, Staatsrat v. Balz u. a. anwohnten. Auf die Begrüßung durch Stadtdekan Oberkonsistorialrat Dr. v. Braun, der eine Parallele zwischen Martin Luther und seinem NamenSpatron, dem hl. Martin von Tours, zog, folgte nach gemeinsamem Gesang des Lutherliedes die Festrede von Prälat v. Weitbrecht. Der Redner kam u. a. auf die cvang. Bewegung in Oesterreich zu sprechen, die in ihren Anfängen deutsch-national gewesen; doch hätte dieser Ausgangspunkt nicht zu einer solchen Bewegung führen können, wenn nicht tief religiöse Gründe maßgebend gewesen wären. Religiosität und vaterländisches Empfinden hängen überhaupt zusammen, der Idealismus der Vaterlandsliebe beruhe auf Glauben. Jede kirchliche B.wegnng werde auch die vaterländische Empfindung der Seele in Bewegung setzen. Auch Luther sei ein kerndeutscher Mann gewesen. Im Ver­lauf des Abends wechselten Gesangsvorträge des Kirchen­chors der Hospitalkirche und solche des Knabenchors Hym­nus mit dem Vortrag von Gedichten ab; letztere:Luther und Frau Cotta" von Fr. Braun,Luther und der Schenk v. Ehrbach" von P. Heyse trugen gleichfalls die jugendlichen Mitglieder des Hymnus vor. Das Schlußwort sprach Dr. v. Braun, der ankündigte, daß die Errichtung eines Ne- sormänonsdenkmals in Stuttgart geplant sei.

Stuttgart, 12. Nov. (Einweihung der St. Elisa­bethenkirche.) Von tt-10 Uhr ab begann die Auffahrt der besonders Geladenen, unter denen sich der frühere Ministerpräsident und Staatsminister Dr. Frhr. v. Mittnacht, die Staatsminister Dr. v. Pischek und Dr. v. Weizsäcker, ferner der Stadtdirektor Ob.-Reg.-Rat Schmidlin, der Oberbürgermeister Gauß, die Mehrzahl der Mitglieder des Gemeinderats und des Bürgerausschusses mit den beiden Obmännern Rechtsanwalt Kraut und Uhrmacher Krauß an der Spitze, befanden. Auch die Landtagsabgeordneten Rembold und Dr. v. Kiene, sowie mehrere Offiziere und Beamte in Uniform erschienen. Die Mitglieder der katho­lischen Oberkirchenbchörde, die katholische Geistlichkeit, in ihrer Mitte Bischof Dr. v. K ppler in vollem Ornat und die Mitglieder des katholischen Kirch NAkmeinderats empfingen um 10 Uhr die Kgl. Majestäten, die unter Glockengeläuts anfuhren und von dem Generalvikar, Prälaten v. Ege und Oberlirchem at Schneider begrüßt wurden. Vor dem Haupt­portal der Kirche erwartete Bischof v. Keppler im Kreise der Geistlichkeit die Majestäten und gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß cs ihm vergönnt sei, sie in das neue Gotteshaus eluzuführen. Nachdem der König erwidert, begab man sich in die Kirche, wo der Kirchenchor von St. Maria die Majestäten mit einem Begrüßungsg sang empfing. Bischof v. Keppler hielt darauf die FestMdigt. Hierauf übergab der Bischof das von ihm konsckrierte Gotteshaus zum gottesdienstlichen Gebrauch, stellte den erwählten und vom König patromsierten Stadtpfarrer der Elisabethenkirche, Johann Georg Seyfried, vor und schloß mit dem bischöf­lichen Segen.

Stuttgart, 12. Sept. Der frühere Ministerpräsident v. Mittnacht veröffentlicht in derAllg. Ztg. eine Erklärung über die Einhcitsmarke. Die jetzige Vereinbarung sei kein Umschwung, sondern eine Fortsetzung der früheren Verhand­lungen. Die Regierung Württembergs sei vor 2 Jahren nicht gegen die Reform gewesen und habe sie nicht vom Beitritt Bayerns abhängig gemacht, habe sich aber wegen der budgetären Wirkung und des Einflusses der Neuerung auf den Jnlandtarif eine Verständigung mit dem Landtag vorb,-halten müssen. Er, Mittnacht, hätte dringend gewünscht, >.s wäre Bayern möglich gewesen, sofort einen gleichen Schritt zu thun; er gäbe sich der Hoffnung hin, wenn die jetzige Vereinbarung die Probe bestanden habe, werde Bayern die BücfiuarkenauffchriftDeutsches Reich" ihrer vollen Be­deutung zuführcn.

r. Odheim, 13. Nov. Schultheiß Riegg hat sich, wie daß Deutsche Volksbl. meldet, gestern nachmittag auf dem Abort des Rathauses erschossen kurz nach Eintreffen der Staatsanwaltschaft. Unregelmäßigkeiten in Geldsachen scheinen vorznliegeu.

r. Heidenheim, 12. Nov. In der Nacht vonr Samstag auf Sonntag wnrde die an der Giengener Straße aufge­stellte, dem Werkmeister Burr gehörige Sreinz- rkleinerungs- maschine durch Pulverladung gesprengt und total zertrümmert. Da solche Maschinen in keine Versicherung ausgenommen werden, erleidet der Eigentümer beträchtlichen Schaden. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Racheakt.

Von der badischen Grenze, 13. Okt. Mehrere Fuhr­leute veröffentlichten im Grenzer eine Danksagung für die vortreffliche Leuung der Kgl. Württ. Straßenbau­inspektion und für die umsichtige und entgegenkommende Führung der Dampfwalze des Walzenmeisters Gr et er bei Gelegenheit der Walzung der Murgthalstraße von der Landesgrenze bis Markung Röth. Es heißt da:Trotz der mit dieser Thätigkeit verbundenen Absperrung wurden die Fuhrwerke aff württ. Gebiete in keiner Weise gehemmt und zwar deshalb, weil bloß die eine Hälfte der Straße mit Schotter eingelegt und die andere Hälfte für die Fuhrwerke freigelassen, bis die eine Hälfte cingcwalzt war. Auf diese Weise war weder die Dampfstraßenwalze noch der Fuhrmann gehemmt und von Murren, Klagen und Schimpfen war bei uns gar keine Red?. Anders war es z. B. dieses Frühjahr auf badischem Gebiet, wo die Straßen für die Lastwagen von morgens 8 Uhr bis nachmittags 4 Uhr gesperrt waren und wo, wenn ein Fuhrmann eine Viertelstunde zu spät ankam, demselben kein Durchlaß mehr gewährt wurde und er dann, wenn er nicht warten wollte, bis ihm nach so und so langer Zeit die Thüre aufgethan, mit seinem Gespann ohne weiteres nach Hause zurückkeh.en mußte, und des Verdienst? am sel­

bigen Tage verlustig ging, oder, wenn einer über die Mittags­stunde ohne Erlaubnis durchfuhr, er zu seiner Uebelzeit noch mit einer Strafe belastet wurde."

r. Vom Bodensee, 11. Nov. Der Monat Oktober ist ebenfalls im Gebirge nicht ohne schwere Unglücksfälle ab­gegangen; sie erhöhen damit die Zahl der Heuer in den Alpen vorgekommenen Unglücksfälle auf über 80. An der Calanda bei Chur verunglückte im Bergwerk zur goldenen Sonne ein 17jähriger Kantonsschüler; an der Deut Lys stürzte die 24jähr. Sekundarlehrerin Pierolini zu Tode; vom 12. Sept. datiert noch das Mißgeschick, das einem württ. Postbeamten auf dem Freschen im Vorarlberg pas­sierte. Derselbe entkam mit knapper Not der großen Lebens­gefahr, in welcher er schwebte. Schlimmer erging es An­fangs Oktober den zwei hervorragenden Innsbrucker Hoch­touristen Melzen und Spötl. Beide kamen an der Prax- marekarspitze im Karwendel in einem Schueesturm um. Am Pfaffenkegel verunglückte ferner Franz Hitthaler, derselbe blieb tot. Das gleiche Schicksal erlitt Fritz Ditteich an der Plauspitze. Auf dem Feuersteingletscher fiel der Rechtsan­walt Pistoius aus Magdeburg in eine Gletscherspalte; mit­stürzende Eismassen hätten ihn beinahe begraben, mit Hilfe seines Führers rettete er sich. Am Hochkö üg wären zwei Touristen, darunter ein Professor aus Feldstrch beinahe er­froren, weil sie im Freien nächtigen mußten. Sie kamen mit dem Schrecken havyy.

GerichLssaal.

Stuttgart, 13. Nov. Der hiesige Verwaltungsgerichts­hof hat in seinem heutigen Urteil die Rechtsbeschwerde des Frhrn. v. Münch und seiner Mutter gegen die Entscheidung des Ministeriums des Jauern vom 13. Juli auf Einweisung Münchs in die Heilanstalt Winnenthal als unbegründet ab­gewiesen. Die Erwägungen des Gerichtshofs gehen davon aus, daß für ihn durch die bekannten Gutachten einiger Psychiater, sowie durch verschiedene ebenfalls bekannte Vor­fälle die gemeingefährliche Geisteskrankheit v. Münchs er­wiesen sei, doch sei nicht ausgeschlossen, daß die hieraus resultierende Besorgnis später wegfallen könne und eine Entlastung v. Münchs möglich wäre.

r. Ulm, 12. Nov. Der Postuuterbedienstete Joh. Frick von hier, der sich seit l'/r Jahren zahlreiche Postpakete, namentlich Sendungen an Soldaten, widerrechtlich aneignet? und deren Inhalt verbrauchte oder verkaufte, wurde heute von der Strafkammer zu 2 Jahren Gefängnis und 5 Jah­ren Ehreaverlust verurteilt; dessen Ehefrau erhielt wegen Hehlerei 3 Monate Gefängnis und seine Schwiegermutter 1 Monat Gefängnis. Letztere Strafe ist durch die Unter­suchungshaft verbüßt.

Deutsches Reich.

Berlin, 12. Nov. Der Bundesrat erteilte in seiner heutigen Sitzung dem Ausschußantrag zur Vorlage betr. den Entwurf des Zolltarifgesetzes nebst dcui Zolltarif seine Zustimmung, ebenso den Vorlagen betr. a) den Entwurf einer Verordnung wegen Inkraftsetzung des Gesetzes über die privaten Versicherungsunternehmungen vom 12. Mai 1901, betr. 6) den Entwurf einer Verordnung über Inkraft­treten der Unfallversicherung.

Berlin, 12. Nov. Der Kaiser und König richtete an den Botschafter in London Grafen Hatzfeld-Woldenberg bei dessen durch andauernde Kränklichkeit herbeigeführtes Aus­scheiden aus dem diplomatischen Dienste folgendes Hand­schreiben:Lieber Graf Hatzfelo! Mit lebhaftem Be­dauern habe ich aus Ihrem Ersuchen vorn 30. Oktober ersehen, daß Sie um Enthebung von Ihrem bisherigen Posten und um Versetzung in den Ruhestand bitten. Die Rücksicht auf Ihre leider nicht befriedigende Gesundheit, nötigen mich, diese Bitte zu erfüllen. ES ist mir aber Bedürfnis, Ihnen bei diesem Anlaß meinen Kaiserlichen Dank auszusprechen für die ausgezeichneten Dienste, die Sie während einer nunmehr 44jährigen Thätigkeit meinen Vor­fahren an der Krone, mir und dem gesamten Vaterlande geleistet haben. Als Gesandter in Madrid, sowie als Bot­schafter in Koustantinopel und vor Allem in London ist cs Ihnen gelungen, sich das Wohlwoll n der Monarchen und die Achtung der Regierungen, bei denen Sie beglaubigt waren in hohem Grade zu erwerben, so daß Sie in der Lage waren, meine Politik und das Interesse des Vater­landes besonders erfolgreich zu vertreten und die gegen­wärtigen Beziehungen freundschaftlicher und vertrauensvoller zu gestalten. Ihre Amtsthätigkeit als Staatssekretär und Staatsminister legte ein weiteres ehrenvolles Zeugnis für Ihre Geschäftskenntnis und hohe politische Begabung ab. Indem ich Ihnen lieber Graf, als Beweis meines Wohl­wollens meinen Verdienstorden der peußischen Krone ver­leihe und die Insignien desselben Ihnen hiermit zugeheu lasse, spreche ich die Hoffnung aus, daß es Gott gefallen möge, Ihnen nach dem arbeitsvollen Leben die wohlver­diente Ruhe noch durch lauge Jahre zu gewähren.

Wilhelm l. k."

Berlin, 12. Nov. Die Neue Fr. Pr. erhält aus Mün­chen eine Meldung, wonach die fortschrittlichen Parteien und die Sozialisten im Deutschen Reichstag fest entschlossen seien, nicht durch Obstruktion, aber durch gründliche Beratung ; icht nur des Zolltarifs mit seinen Positionen, sondern auch des Budgets die Verabschiedung des Zolltarifgesetzes bis zum 31. Dezember 1902 zu verhindern. Das ist der letzte Tag für die Kündigung der Handelsverträge, wenn bis dahin der Zolltarif nicht erledigt ist, können die Handels­verträge nicht gekündigt werden, sie laufen dann still­schweigend bis Ende 1904. In diesem Fall würden dann die deutschen Reichstagswahlen von 1903 sich unter dem Schlagwortfür oder gegen den Zolltarif" vollziehen. Die Voss. Ztg. meint dazu: Ob diese Auslassungen mehr als Vermutungen sind, läßt sich nicht erkennen. Eine Ver­

einbarung über die parlamentarische Taktik hat bisher nicht stattgefunden.

Berlin, 13. Nov. Den Vorsitz in der gestrigen Sitzung des Bundesrais führte nicht Graf Bülow, sondern Graf Posadowsky. Der Hunnenbriefprozcß gegen den Vorwärts ist auf 2. Dez. anberaumt.

r. Pforzheim, 13. Nov. Von zuverlässiger Seite er- l halten wir die Mitteilung, daß die Nominierung der sozial­demokratischen Kandidatur erst nach Entscheidung der ! Angelegenheit Oppificius erfolgen werde. Ist die Be­rufung von Erfolg begleitet, oder wenigstens teilweise hin­sichtlich der Wiederzuerkemmng der Ehrenrechte, so liege die Wahrscheinlichkeit vor, daß Oppificius das Mandat abermals angetragen und er dasselbe annehmen werde. !

12. Nov. Einen schrecklichen Tod fand ein 51 jähriger Arbeiter in einem hiesigen Dampfsägewerk. Zum Schmieren des Maschinengetriebs kroch er unter einer Transmissionswelle durch. Dabei wurde er von dem an der Welle befindlichen Schraubenkopf hinten am Rockkragen bezw. Halstuch erfaßt und erdrosselt, ehe Hilfe geleistet werden konnte. Der Betriebsmiternehmer wurde im Straf­verfahren verurteilt, weil die gefährlichen Maschinenteile nicht vorschriftsmäßig verkleidet waren. Außerdem nahm die Berufsgenossenschaft, die an die Witwe und das Kind des Verunglückten eine Rente zu zahlen hatte, auf Grund des Unfallversicherungsgesetzes Rückgriff an den Betriebs- Unternehmer in Höhe von beinahe 4000

r. Freiburg, 12. Nov. Gestern nachmittag 4 Uhr wurde ! der Bierbranereibesitzer Albert Neumayer in seinem Komptoir von einem Knecht mit einem Messer derartig bearbeitet, daß der Ueberfallene nach wenigen Minuten eine Leiche war.

Dem Ueberfall waren Streitigkeiten wegen Lohndifferenzen vorausgegangen. Der ebenfalls im Komptoir anwesende Buchhalter Faller erhielt auch mehrere Messerstiche. Der Thäter stellte sich selbst der Polizei.

Mannheim, 11. Nov. Der N. Bad. Ldsztg. zufolge wurden heute nachmittag in einer Sandgrube des Vereins I Chemischer Fabriken auf Wohlgelegen drei Arbeiter ver- - schüttet. Zwei derselben konnten sich retten, während der dritte in leblosem Zustande aus der Grube hercmsgeschafft wurde. Wie der Bad. Pr. gemeldet wird, heißt der Ver­unglückte Georg Bauer und stammt aus Mergentheim i (Württemberg.) ^

Milche»,' 12. Nov. Die Mg. Ztg. schreibt: Ein Münchener Blatt verbreitete dieser Tage die Nachricht, daß ! auf die Mitteilung des Herrn Ministerpräsidenten Dr. Graf v. Crailsheim, Preußen habe neuerdings wegen der Ein- führmig der Einheitsmarke in Bayern angefragt, Se. kgl.

Hoh. der Prinzregent erwidert haben soll:Ich lasse Mir - nichts mehr abpressen." Diese Nachricht erscheint, so schreibt ein Münch-er Nachrichtenbureau, schon deshalb vollkommen i unglaubwürdig, weil seit der im vorigen Jahre erfolgten ! entschiedenen Ablehnung in Bezug auf die Einführung der Einheitsmarke in Bayern durch unfern Ministerpräsidenten von Seite des Reiches eine derartige Anregung überhaupt > nicht mehr erfolgt ist."

Tarmstadt, 12. Nov. Der Köln. Ztg. sind von hier Nachrichten zugegangen, die darauf schließen lassen, daß man hier einem Aufsehen erregenden Vorgang in den Familien­angelegenheiten des Großherzogs entgegensehe; das Ereignis dürfte jedoch ausschließlich privater Art sein und keine politische Bedeutung haben. Der Großherzog, der im 33. Lebensjahre steht, ist seit 1894 mit der Prinzessin Viktoria , von Sachsen-Kobmg und Gotha (geb. 1876) verheircuet. Dieser Ehe ist 1895 eine Tochter entsprossen. 1900 genas die Großherzogin am Tage nach dem plötzlichen Tod des Priazen Wilhelm von Hessen, Oheims des Großherzogs, eines toten Knaben.

Worms, 12. Nov. Die Wormser Zeitung enthält fol­gendes Privattelegramm aus Darmstadt: Die Thatsache ^ läßt sich nicht weiter verschweigen, daß trotz gewissenhafter eigener Bemühungen es nicht möglich gewesen ist, das E h c- i Verhältnis zwischen dem Großherzog und seiner Gemahlin zu einem derart harmonischen zu gestalten, wie es für das Lebensglück des Ehepaares und eine segensreiche Regierung des Landes erforderlich ist. Aus diesem Grunde dürfte es als eine ebenso traurige wie ernste Pflicht erscheinen, die Trennung dieser Lebenswege in Erwägung zu ziehen.

Staßsurt, 11. Nov. Zwei Abbausohlen zwei Etagen im Bcrgwcrksbau sind in einer Länge von ungefähr - 200 Mtr. niedergegangen, gerade, als zahlreiche Arbeiter die Schicht beendet hatten und den Schacht verlasst« woltten. j Ungefähr 80 Mann wurden von dem Unfall betroffen. Sofort stellte man umfangreiche Rettungsarbeiten au, und : es gelang, etwa 60 Personen lebend zu Tage zu bringen, wenn auch eine große Zahl von ihnen teils schwer, teils leicht verletzt war. Bisher sind 3 Tote geborgen Word n, während die übrigen Bergleute noch vermißt werden. Die Bedauernswerten befinden sich zur Zeit noch unter oder hinter den niedergegangenen Massen; ihr Sch cksal kennt man nicht. An der Unfallstelle sind vier Aerzte thätig.

In Staßfurt herrscht außerordentlich große Aufregung und Trauer.

Staßfurt, 12. Nov. Die Bergleute, welche gestern im Schacht Ludwig verschüttet wurden, waren dem Staßf.

Tgbl. zufolge bis heute mittag noch nicht geborgen. Die Rettungsarbeiten sind sehr schwierig, da das Erdreich nach­rutscht.

Staßfurt, 12. Nov. Wodurch das Unglück entstanden ist, steht noch nicht fest, entweder hat eine Schiebung des Erdreichs stattgefunoen, durch die sich das Gefüge des Berg­werks gelockert hat, oder die oberen abgebauten Schichten haben mit den zwischen ihnen erhaltenen Sohlen zu stark auf den unteren gelastet. Die Katastrophe trat zur un­günstigsten Zeit, nämlich gerade zum Schichtwechsel mittags.