r. Stuttgart, 18. Okt. Von der Geflügelcholera blieben j in Württemberg Ende August 79 Gehöfte in 12 Gemeinden ! (10 Oberämter) verseucht. Daher kommen im September j in 10 Gemeinden 35 Gehöfte mit einem Bestand von 537 ! Hühnern, 142 Gänsen, 55 Enten und 70 Tauben. Davon > sind eingegangen 249 Hühner, 44 Gänse und 13 Enten, während auf Veranlassung der Besitzer 26 Hühner getötet wurden. Ende September blieben 35 Gehöfte in 10 Ge- z meindcn (in 10 Oberämtern) verseucht.. i

r. Stuttgart, 18. Okt. Der Württ. Schutzverein für j Handel- und Gewerbe schreibt uns: Am letzten Montag fand im Bürgermuseum hier der erste Erörterungsaöeud dieses Winterhalbjahres statt. Eingehend wurde das Ge- schäftsgebahreu einiger hiesiger Geschäfte besprochen, die nach Art der Warenhäuser gewisse Artikel unter den Ein­kaufspreisen abgeben, um dem Publikum das hiebei Ver- : lorene bei andern Artikeln doppelt und dreifach anzurechnen, j Angesichts der schwindelhaften Anpreisungen mancher aus- j wärtiger Geschäfte soll der Ausschuß des Schutzvereins er- i sucht werden, in der kommenden lebhaften Geschäftszeit? entsprechende Warnungen in den Zeitungen zu erlassen, j Der Vorsitzende berichtet eingehend über den in Norddeutsch­land da und dort eingerissenen Ausstellungsschwindel, um dessen Bekämpfung sich namentlich der Hamburger Schutz­verein verdient gemacht habe. Da anzunehmen sei, daß der fragliche Schwindel mit der Zeit auch bei uns versucht werde, so sei heute schon solchen etwa versuchten Aus­stellungen gegenüber Vorsicht anzuraten, da es sich hiebei lediglich um die Geldbeutel einzelner Unternehmer handle. Aus der Versammlung wird ferner mitgeteilt, daß der Konsumverein Heidenheim sich aufgelöst habe und dessen Geschäftshaus dem Verkauf ausgesetzt sei. Der Konsum- Verein in Bockeuheim, der bereits im vorigen Jahre 2500 ^ zugesetzt habe, setzte in letzter Woche seine Mitglieder in Kenntnis, daß in diesem Jahr weitere 550 verloren ge­gangen seien, und daß hievon die Kaufleute am Platz die Schuld trügen, weil sie so billig verkaufen, daß der Kon­sumverein nicht existieren könne. Bei diesem Anlaß wurden i auch die in der letzten Zeit durch die Presse gegangenen ! Mitteilungen über den Stuttgarter Konsumverein und dessen hierauf erfolgte Erklärung eingehend erörtert. Stach Be­sprechung einer Reihe weiterer gewerblicher Fragen schloß der Vorsitzende gegen 11 Uhr den anregend verlaufenen Abend.

Stuttgart, 19. Okt. Im Prozesse gegen den Beob­achter hat die Verteidigung, weil inzwischen die Anklage eine Ausdehnung erfahren hat, die Vertagung des auf den 25. Oktober angesetzten Termin? beantragt. Eine definitive Entscheidung ist noch nicht gefällt. Die Verteidigung be­antragt außerdem die Ladung des Grafen Waldersee als Zeugen.

r. Gablenberg, 18. Oktober. Heute nachmittag gegen 4-2 Uhr ereignete sich hier ein schwerer Unglücksfall. Ein am Bau der Gablenberger Kirche beschäftigte etwa 17 Jahre alter Bursche stürzte vom Gerüst und fiel dabei so un­glücklich mit dem Kopf auf das untenliegende Eisengebälk, daß er eine Gehirnerschütterung und einen Schädelbruch er­litt. Mittels Sanitätswagen wurde er ins Krankenhaus befördert.

r. Eßlingen, 19. Okt. Der in hiesiger Stadt bestehende Verein für Belohnung treuer weiblicher Dienstboten" war auch Heuer wieder in der Lage, Preise für treue Dienst­leistung von 5 Jahr und mehr an 10 Dienstboten zu ver­geben. Die Preise bestehen je in einem Ehrenbrief und 20 in klingender Münze. Die Verteilung der Preise fand vorgestern im hiesigen evangel. Vereinshaus statt.

r. Eßlingen, 17. Okt. Die neue Reparaturwerkstätte, welche mit ihren freundlichen Neubauten einen hübschen An­blick gewährt, hatte sich gestern des Besuches des Herrn Staatsrats v. Balz und verschiedener Oberbeamten der Ge­neraldirektton zu erfreuen. Nach der am Nachmittag er­folgten Ankunft und Begrüßung seitens des Stadtvorstandes ! und Vertreter der bürgerlichen Kollegien wurde zur Besichtigung der Anlagen eine Fahrt mittels Sonderzugs an den Be­stimmungsort ausgeführt. Die Rückfahrt erfolgte abends, nachdem noch vorher der Stadl ein Besuch abgestattet j worden war. ' !

r. Rothenbach, 18. Okt. Der auf der Station Höfen i anzestellte Eisenbahnpraktikant Eisele schoß sich gestern in! Rothenbach, wo er einen Besuch machte, in den Kopf, f Ans dem Transport nach dem Krankenhaus in Neuenbürg ! starb d rselbe. Das Motiv der That ist unbekannt. !

r. Baienfurt, 18. Okt. Mittwoch nacht wurde im hies. j Rathause Angebrachten ca. 7 .6 Bargeld gestohlen. Vom >' Thäter fehlt bis jetzt jede Spur. j

r. Heidenheim, 18. Ott. Mit dem Volksfest in Basel j war ein Preishüten von Lchäfern verbunden, bestehend in I der Markierung eines Gehöres und der Verladung der! Herde in einen Eisenbahnwagen binnen 20 Minuten. Hie- ! bei wurde dem Schäler Bios r in Sonlheim a. Br. hies. i Oberamts, der 1. Preis >60 Frs.) und einen Ehrenpreis ! (10 ../H zuerkaunt. Auch die Leistungen seines Hundes ! waren derart vortrefflich, daß sofort 200 Frcs. für den- j selben gcboien wurden. >

i'. Ebnat, 16. Okt. Aus zuverlässiger Ouelle erfahren! wir, daß die Eröffnung der HärdtSleldbahn, wenn nicht! ungeahnte Hindernisse in den Weg treten, am Mittwoch ! den 30. Ott. stattfinder. Zum Leiter des technischen Be­triebs der Bahn ist Herr Bauführer Vogt ernannt.

r. Laupheim, 19. Oktober. Die Präsides der Geiellen- vcre'me der Diözese Rottenburg waren am 16. und 17. ds. Mts. hier versammelt. Am ersten Abend war Festversamm­lung iin Vereinshaus, die überaus zahlreich besucht war. Donnerstags begannen die Verhandlungen unter dem Vorsitz des Stadtpfarrcrs Ströbele-Ebingen. Alles ist glänzend verlaufen.

r. Leibungen, 18. Okt. Vorgestern abend fiel lt. Neuer Alb-Bote das 11jährige Töchterchen des Schultheißen Kopf in eineni siedenden Waschkessel, wodurch es sich so ver­brühte, daß es gestern unter den gräßlichsten Schmerzen starb. Den so schwer heimgesuchten Eltern wendet sich all­gemeine Teilnahme zu.

r. Zöbingen, 18. Okt. Wegen des gestrigen Brand­falles ist heute lt. Jagst Ztg. ein der Brandstiftung ver­dächtiger hiesiger Einwohner verhaftet worden.

Heilbrouu, 18. Okt. Generalfeldmarschall Graf Walder­see ist heute abend 5 Uhr mit Gemahlin von Neckarsulm aus nach Hannover abgereist. Waldersee leidet immer noch stark unter der Venenentzündung, die ihm das Gehen erschwert.

r. Schramberg, 20. Sept. Lt. Volksfreund verunglückte letzten Mittwoch abend 5 Uhr in Rath. Tennenbronn der 17jährige, bei Gypser Dcttling beschäftigte Franz Kläger aus Altheim, OA. Horb, indem er beim Sandholen von herab­fallenden Massen und einem schweren Stein erdrückt wurde.

r. Aus Franken, 18. Okt. Eine Fran Dinzl in Neu­fahrn kam dieser Tage infolge von Grünspanvergiftung ums Leben. Sie hatte eine Adernblutuug Statt zum nahen Arzt zu gehen, legte sie vermutlich durch Aberglauben ein 2Pfennig Stück auf die Wunde, wodurch die Vergiftung eintrat.

r. Friedrichshofen, 18. Okt. Am 24. ds. Mts. wird das Hoflager bestimmt nach Stuttgart verlegt. Heute abend reisen die Jagdgäste von hier ab, nachdem dieses Jahr die Jagd auf 4 Tage ausgedehnt worden war.

r. Vom Bodensee, 17. Okt. In Hard bei Bregenz fing der Fischer Bilgeri aus Vorklöster einen Wels von 10, m Länge und 55 Pfund Gewicht.

r. Vom Bodensee, 18. Okt. Eine Feuersbrunst zerstörte in vergangener Nacht das Bocher'sche Lagerhaus beim Bahnhof in Tettnang.

Gerichtssaal.

Stuttgart, 18. Ott. Der frühere Rechtsanwalt Mohr in Heilbronn wurde von der Stuttgarter Strafkammer wegen Beleidigung des Heilbronner Landgerichtsdirektors Willich zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten verurteilt.

r. Ulm, 18. Okt. Vom Schwurgericht wurde der Zimmermann Xaver Enderle von Gosbach, OA. Geislingen, welcher den Radwirt Müller in Gosbach unwahrer Weise und unter Ableistung eines falschen Zeugeneids bezichtigt hatte, am Morgen des 24. Juni 1899 den Fischkasten des Schultheißen Mayer aus der Gos herausgezogen zu haben, wodurch der ganze Fischinhalt zu Grunde ging, trotz hart­näckigen Leugnens gestern zu 1 Jahr, 1 Monat Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust verurteilt.

r. Ulm, 19. Okt. Vom Kriegsgericht wurde gestern der Kapellmeister Grünwald von Jnf.-Reg. 180 in Gmünd wegen Sittlichkeitsverbrechen an dem 6 Jahre alten Kinde seines Freundes zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis, 3 Jahren Ehrverlust und Degradation verurteilt. Die Verhandlung dauerte den ganzen Tag; es waren 8 Zeugen von Gmünd da und 3 ärztliche Sachverständige.

Deutsches Reich.

Berlin, 18. Okt. Die Nationalztg. erfährt zuverlässig, daß der Kultusminister nicht, wie in einzelnen Blättern be­hauptet worden war, den Titel Exzellenz für Virchow be­antragt hat. Der Minister erachtete es für angemessener und der wissenschaftlichen Bedeutung Virchows entsprechen­der, ihm die große goldene Medaille für Wissenschaft zn verleihen, die beispielsweise Helmholtz nickst besessen hat, und ihm die von Künstlerhaod geschaffene Marmorbüste zur Aufstellung im pathologischen Museum zu überreichen.

Berlin, 19. Ott. Die bisherigen Beratungen des Bundes­rats zum Zolltarif trugen den Charakter einer Generaldebatte. Die 2. Lesung beginnt in nächster Zeit. - Die Sozial­demokraten blieben der gestrigen städtischen Virchowfeier fern, weil dabei ein Kaiserhoch ansgebracht wurde.

Berlin, 19. Okt. Zu Ehren des Professors Virchow wurde gestern in dem festlich geschmückten Saale des Rat­hauses ein Festmahl veranstaltet, an dein etwa 200 Personen Teil nahmen. Der gesamte Magistrat und die Stadtver­ordneten, mit Ausnahme der Sozialdemokraten, waren er­schienen. Oberbürgermeister Kirschuer brachte den Toast aus den Kaiser aus. Er wies darauf hin. daß der Kaiser 'durch die Anerkennung der Thätigkeit Virchows einen neuen Beweis des Interesses für die Wissenschaft gab. Er habe in herzlichen, rein menschlichen und anerkennenden Worten die Verdienste Virchows gewürdigt. Stadtverordneter 4>r. Langerhans brachte ein Hoch auf Virchow aus und wies auf seine Bestrebungen zur Hebung der Gesundheitspflege in Berlin hin.

Karlsruhe, 18. Okt. Bei dem Festbankett anläßlich der Enthüllung des Prinz Wilhe! m- Denkmals forderte der Großherzog auf, die Vergangenheit zu ehren und auf diese die Jugend hinznweisen, was besonders not thue. Jetzt, da wir in einem festen, geordneten Zustande uns befinden, sei es mehr denn je nötig, aus die Zcir hinzuweisen, wo das nicht der Fall gewesen. Das Reich sei errungen und ein Kaiser, der bas Heer mir diesem Gedanken erfülle, und durch das Heer das Volk auf diesem Wege mitreiße, werde alles erreichen. Jeder gute Deutsche denke heute an Leivzig, wo der erste Anfang zum freien Deutschen Reich geschah, aber daß dies erst jetzt erreicht worden sei, danke man auch Kaiser Friedrich, dessen Geburtstag heute gefeiert werde und der nicht den geringsten Anteil an den 1870 errungenen Siegen habe. Das Kaiserreich habe eine Festigkeit erlangt, die nur durch das Heer, wie es jetzt bestehe, gestützt, verteidigt und erhalten werden könne. Der Frieden, in dem wir leben, könne nur erhalten werden durch Macht und Stärke und diese sei das Heer, das die Zukunft des Volkes, die Schule

und Erziehung der Nation fein solle. Zu einem Hoch auf den Kaiser fordere er auf, das zugleich ein Eid und Be­kenntnis und eine Versicherung sei, denn der Kaiser sei des Landes Hort.

Karlsruhe, 18. Okt. In Gegenwart des Großhcrzogs und der Großherzogin und anderer Fürstlichkeiten, sowie der Minister, der Generalität re., fand heute die Enthüllung des von Prof. Volz ausgeführten Denkmals des vor vier Jahren verstorbenen Prinzen Wilhelm statt. Generalmajor Fritz hielt' die Festrede, in welcher er den Prinzen als Sol­daten, der für das Vaterland sein Blut vergossen habe, feierte. Unter herzlichen Dankesworten namens der Ange­hörigen übernahm der Großherzog das Denkmal in seine Obhut, worauf die Fürstlichkeiten und zahlreiche Korporationen Kränze niederlegten.

AuS Baden, 16. Okt. Frl. Kölling, welche bei dem Eisenbahnunglück am Karlsthor beide Beine verlor, hat von der Geueraldirektiou der bad. Bahnen eine Entschädigung von 90,000 erhalten. Auf dem Zentralgüterbahnhofe schlüpfte heute abend der Möbelpacker Paul Hanke unter einem Zuge hindurch, als dieser sich in Bewegung setzte. Hanke wurde erdrückt.

München, 19. Okt. Angesichts des großen Mangels an Schweinen (vom 1. Januar bis 1. Okt. wurden auf dem Schlachthof 23,372 Schweine weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres zugeführt) und der dadurch ver- anlaßten Preissteigerung ersuchte die Schweinemetzger- und Wurstmachermnung die Regierung um Aufhebung des Ver­bots der Einfuhr von lebenden Schweinen aus Oesterreich. Die Regierung erwiderte, das sei Reichssache. Die Innung beschloß deshalb eine Eingabe an den Reichstag und die Rstchsregierung und ersuchte die Vorstände des deutschen Fleischerbundes ebenfalls mm entsprechende Schritte. Wenn kein Wandel geschaffen würde, müßten die Fleisch- uud Wnrstpreise erhöht werden. Auch aus anderen bayerischen Städten wird über Mangel an Schweinen geklagt.

Nürnberg, 18. Okt. Eine hier abgehaltene Versamm­lung entlassener arbeitsloser Chinakrieger beschloß einstimmig, an die Staatsregierung um Zivilanstellung und um Unter­stützung ihrer Eltern und Familien zu petitionieren.

Köln a. Nh., 17. Ott. Ein blutiges Ehedrama spiele sich vergangene Nacht am Buttermarkt in der Nähe der Schiffsbrücke ab. Dort überfiel eine von ihrem Mann getrennt lebende Dachdeckersfrau ihren Gatten und stieß ihm ein Dolchmesser in die linke Seite. Der Gestochene brach mit einem lauten Aufschrei heftig blutend zusammen. Die Thäterin warf das Messer fort und versuchte zu entfliehen, wurde aber aufgehalten und der Polizei über­geben. Die Verletzung des Dachdeckers ist lebensgefährlich.

Frankfurt, 18. Okt. Prinz Friedrich Karl von Hessen ist am heutigen Geburtstage des Kaisers Friedrich zum Major ernannt und zum Generalstab des 18. Armcecorps versetzt worden.

Ludwigshafen, 19. Ott. Seit heute abend steht die Kammgarnspinnerei und Sammetfabrik in Oggersheim in Flammen. Die Berufs- und freiwillige Feuerwehr Lud­wigshasen wurde requiriert. Näheres steht noch aus.

Grimma, 17. Okt. Das Befinden des im hiesigen Krankenhause darniederliegenden,glücklich geretteten Brunnen­bauers Thiele ist fortgesetzt befriedigend. Da jedoch mit der Gefahr eines Rückschlags nach der großen Nervenan­spannung gerechnet werden inuß, so wird jede Erregung von dem Patienten fern gehalten. Er soll nicht viel sprechen, erzähl: aber, der Einsturz sei geschehen, als er ein Stuck Schalung über dem Mauerwerr entfernen wollte uud einen Eimer Sand aufwinden ließ. Der Eimer stieß an die noch siehe> de Schalung an uud diese sank zusammen. Bei seiner Rettung hat Thiele selbst energisch mitgewirkt. Es mußten Löcher in die Schalung gebohrt und mit einer Holzsäge Einschnitte gemacht werden, Thiele half kräftig nach. Als ihn der Häuer Grimm jedoch in die Oeffnung ziehen wolUe, vermochte er die linke Schulter nicht hindurch­zuzwingen, ein Pfahl stand im Wege. Es galt noch mehr Sand herauszuschaffen, fünfmal mußte Grimm hierbei kriechend das Ende Rohr passieren. Als das Loch in der Schalung endlich erweitert war, wurde Thiele augeseilr. Nun ging es durch die Grabesnacht hinauf zum Sonnen­licht. Hundertundachtzehu und eine Halde Stunde hatte der Verschüttete 16 Meter tief unter der Erde in Todesangst geschwebt, davon vierundneunzig Stunden ohne Nahrung. Als Thiele ans seiner grauenhaften Tiefe emporgewunden wurde, war der erste, der ihn umarmte, sein Vater, der weit mehr als der Sohn durch die letzten ichweren Tage gelitten hat. Der Kerker, in dem Thiele gefangen gehalten wurde, war nach seiner eigenen Messung 1 iu lang, 80 om hoch und 35 am breit. Das Gesicht der Brmm-noffnung zugewandt hatte er Posta gefaßt die Befreier erwartend. Er erzählt das alles in einfachster Weise. Auch uu Lauft des gestrigen Tages war sein Befinden befriedigend, doch ist eine gewisse unterdrückte Aufregung erkennbar. Die Aerzte wollen jetzt, er solle etwa 14 Tage im Krankeuhause aushatten, damit er nicht etwa durch licberanstrcnguug Schaden nehme. Der Patient beschäftigt sich, mit dem Emvsaug zahlreicher Mediziner, die ihm ihre Visite machen und dann lieft er sehr genau die über ihn veröffemlichten Zeitungsberichte; aus Stadt und Umgegend lausen fortge­setzt Weinsendungen uud Stärkungsmittel für ihn im Krankenhause ein.

Grimma, 17. Ott. Thiele ist im Krankeuhause voll ständig mobil, nur ermüdet. Das ist gewiß erstaunlich nach fünftägiger Grabeshast! Er wird in zwei Tagen entlasten werden, nachdem er sich ausgeraht hat. Er stieg heute ohne Hilfe die Treppen nach dem Krankeuhause empor.

Grimma, 18. Okt. Thiele ist heute fieberfrei und völlig gesund, den Tag verbrachte er ganz normal. Er aller-