Arzt Dr. R., anfänglich auf Beschluß des Kriegsgerichtes der 22. Division mit der Begründung eingestellt worden war, daß ein einjährig-freiwilliger Arzt kein Borgesetzter sei. Aus die Beschwerde des Dr. R. erging der Bescheid, das Verfahren fortzusetzen und die Anklage gegen Th. zu erheben. Dennoch sprach das Kriegsgericht der 22. Division den Angeklagten frei. In der Berufungsinstanz wurde dagegen dieses Urteil aufgehoben und der Husar wegen Achtungsverletzung zu vier Wochen strengem Arrest verurteilt. Hiergegen wurde von dem Angeklagten Revision beim Reichsmilitärgericht eingelegt. Der Reichsmilitäranwalt schloß sich jedoch dem vorinstanzlichen Urteil an, daß laut
15 und 19 Abs. 2 der Verordnung für das Sanitäts- eorps der dienstthuende einjährig-freiwillige Arzt als Unterarzt zu betrachten und daher zweifellos Vorgesetzter sei. Diese Bestimmung wurde dann noch in der Verhandlung am Dienstag durch eine Reihe von Entscheidungen und Verfügungen des preußischen General-Auditoriats und des Kriegsmimsteriiims erhärtet. Die Revision wurde verworfen und die Frage, ob der einjährig-freiwillige Arzt im dienstlichen Verhältnis Vorgesetzter der Mannschaft sei, bejaht.
Ausland.
Wien, 27. Juni. Der Kaiser kehrte gestern zurück ans Bruck, woselbst er 2 Tage die Truppen inspiziert hat. Im Gegensatz zu früheren Jahren wurden zur Bewachung des Monarchen außerordentliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Budapest, 27. Juni. Nach Meldungen aus Bruck a. d. Leitha wurden die östereichischen Behörden einige Tage vor der Ankunft des Königslager aus Basel aufmerksam gemacht, daß ein Schweizer Anarchist behufs eines Attentats auf den König nach Bruck gereist sei. Die Behörden ergriffen, da die anonym eingetroffene Verständigung den Stempel der Glaubwürdigkeit trug, umfassende Vorkehrungen.
Budapest, 27. Juni. In politischen Kreisen wird betont, daß mit der gestrigen Kundgebung im Parlament eine allgemeine Entrüstung über Ugrons Jutriguen gegen den Dreibund zum Ausdruck gekommen und die Angelegenheit damit erledigt sei. Szbude, Hajary und das Mitglied der äußersten Linken, Koffuth, hätten gestern das Verdikt der derzeitigen zwei Hauptparteien des ungarischen Reichstages ausgesprochen. Beide Redner haben es gestern unterlassen, eine Interpellation an die Regierung zu stellen, weil keinerlei Regierungsakt vorlag. Beide Redner legten Gewicht darauf, daß das Parlament aus eigener Initiative und eigenem Wirkungskreis sein Urteil über Ugron ausspreche.
Petersburg, 26. Juni. Die von Belgrad aus verbreiteten Nachrichten über einen angeblich im September bevorstehenden Besuch des serbischen Königspaares in Petersburg finden hier in Kreisen, die es wissen können, keinen Glauben. Jedenfalls ist es unwahrscheinlich, daß das Königspaar im Septeniber Hierhertommt, da, soweit bisher seststeht, das Zarenpaar nach der Hochzeit der Großfürstin Olga sich nach Kopenhagen begiebt. Der Zar wird dann den Manövern bei Danzig beiwohnen und hierauf mit der Kaiserin nach Darmstadt reisen und dort mehrere Wochen verbringen. Es ist aber wohl völlig ausgeschlossen, daß der Zar eine Aenderung dieser Reisedisposition treffen wird, um die Königin Draga und ihren Gemahl in Petersburg zu begrüßen. Auch wird von unterrichteter Seite behauptet, daß es zwar schon längst der Wunsch des serbischen Königspaares sei, nach der Newa-Residenz zu kommen, um dem Zaren dafür zu danken, daß er Trauzeuge bei der Hochzeit des Königs Alexander gewesen ist, andererseits aber ist bekannt, daß die unliebsamen Vorgänge im Belgrader Konak, durch die auch der Zar getäuscht wurde, ihn arg verstimmt haben. In russischen Hofkreisen macht sich die damalige Stimmung noch jetzt fühlbar.
Amsterdam, 27. Juni. Nach den heute stattgehabten Stichwahlen setzt sich die neue zweite Kammer aus 27 Liberalen, 25 Katholiken, 30 Protestanten, 7 Sozialdemokraten, 8 Demokraten und 3 „historischen Christen" zusammen. Der linken Seite des Hauses gehören 42, der rechten 58 Mitglieder an. Die Liberalen verloren 13 Sitze, die Protestanten gewannen 8, die Sozialisten 3 Sitze. Der Minister des Innern Borgesius und der Handelsminister Lely wurden zweimal gewählt. Die „historischen Christen" gewannen zwei Sitze, die Katholiken und Demokraten verloren je 2 Sitze.
Paris, 27. Juni. Der Hochverratsprozeß des Grafen Lur-Saluces ist gestern vom französischen Senat zu Ende geführt worden. Das Urteil lautete, unter Zubilligung mildernder Umstände, auf fünf Jahre Verban
nung. 58 Senatoren enthielten sich der Abstimmung. 72 stimmten für die Verurteilung. Ruhestörungen kamen nicht vor. Der Verteidiger Jacquier beschränkte sich auf den Versuch, einige der vorgebrachten Schuldbeweise zu ent- kräftigen und bestrebte sich dabei, das Verhalten des Herzogs von Orleans in schönstem Lichte erscheinen zu lassen. Hierauf hielt Gras Lur-Saluces selbst eine kurze Ansprache. „Ich fühle," sagte er, „den Geist meines Ahnherrn mich umschweben, der tätlich getroffen, vom Roßbacher Schlachtfelde getragen wurde. Sein Beispiel, die Ehre höher zu schätzen als alles, lebt in unserer Familie fort". Nach halbstündiger Beratung wurde auf fünfjährige Verbannung erkannt. Lur-Saluces begiebt sich zunächst zum Herzog von Orleans. Der theatralische Graf ist ein würdiger Jünger des Herzogs von Orleans. Die Erinnerung an die Schlacht von Roßbach ist besonders köstlich.
Madrid, 27. Juni. Man versichert hier aus bester Quelle, England habe mit Portugal einen Vertrag abgeschlossen betreffend die Besitzergreifung der kanarischen Inseln durch Portugal und deren gänzliche Abtretung an England. Die Besitzergreifung soll nach Beendigung des südafrikanischen Krieges ersolgen. Andererseits wird dem spanischen Kabinett von seiten Englands der Vorschlag gemacht, Marokko zu besetzen, wogegen England Besitz von Ceuta ergreifen würde. Demgegenüber wird jedoch versichert, Spanien habe seit geraumer Zeit mit Frankreich einen Vertrag abgeschlossen betreffend Gibraltar und Algesiras, welcher Vertrag Spanien bei einem etwaigen Angriss Englands auf das Hinterland von Gibraltar die Unterstützung Frankreichs sichert. Man ist überzeugt, daß die Frage betreffend Gibraltar und Marokko demnächst aufgeworfen und zur Erledigung gelangen werde.
Konstantinopel, 25. Juni. Innerhalb drei Wochen gab es an der türkisch-serbischen Grenze sechs Zwischenfälle. Diese beginnen jetzt von neuem. Ein serbischer Bauer wurde, beinahe unter den Augen des türkischen Kommissars Hamdi Pascha getötet. Der serbische Vertreter erhob heute bei der Pforte ernste Beschwerden über den Stand der Dinge und sorderte die Rückberufung Hamdi Paschas wegen Unfähigkeit.
Konstantinopel, 26. Juni. Starke und andauernde Hagelschläge haben den größten Teil der Ernte in der europäischen Türkei vernichtet, ferner im Vilajet Smyrna mehr als die Hälfte der Ernte, wo die Weinkulturen besonders stark mitgenommen worden sind. In dem übrigen anatolischen Vilajets, wo die Ernte glänzende Resultate versprach, sind durch die Hagelschläge, wenn auch nicht so bedeutende, doch immerhin wesentliche Schäden angerichtel worden. —
London, 27. Juni. (Oberhaus.) In Erwiderung auf eine Anfrage hinsichtlich der neuen Werke auf Gibraltar erklärt der erste Lord der Admiralität, Sel- borne, er könne die Frage der Befestigung von Gibraltar nicht besprechen. Er habe eine starke Empfindung von Achtung, die England seinem nächsten Nachbar schulde. Er könne nicht vergessen, daß die Spanier bei vielen Gelegenheiten Englands zuverlässige Verbündete gewesen seien. Spanien habe das Recht, von der englischen Regierung vollkommene Aufrichtigkeit, sogar große Zurückhaltung in der Behandlung dieser Frage zu erwarten. Er bedauere, daß in den spanischen Blättern Befürchtungen ausgesprochen werden, zu denen nicht der geringste Grund vorliege. Im Hinblick auf die Eigenmächtigkeit der Ansichten der Marinesachverständigen habe die Regierung beschlossen, das 3. Dock auf der Westseite von Gibraltar sertigzustellen. Die Sachverständigen sejen der Ansicht, daß 3 Docks für den Friedensdienst der Flotte dringend notwendig seien. Hinsichtlich der Möglichkeit des Baues eines Hafens an der Ostseite werde die Negierung sich über die Kosten und die zum Bau erforderliche Zeit gewissenhaft unterrichten. - (Unterhaus). Parlamentssekretär Arnold Zoroter giebt im Unterhause die gleiche Erklärung über die Befestigung Gibraltars ab, wie Selborue im Oberhause und fügt noch hinzu, die Admiralität glaube, ein weiteres Dock an der Westseite würde der Mittelmeerflotte in Friedenszeiten und für den Fall eines Seekrieges große Dienste leisten.
London, 27. Juni. (Unterhaus.) Schwann richtet an Cranborne die Anfrage, ob Deutschland die Farsan- Jnseln im Roten Meere besetzt habe. Cranborne erwiderte, daß die Regierung hierüber keine Mitteilung erhalten habe.
New-Aork, 26. Juni. Der Liverpooler Dampfer Lusitania, mit 500 Passagieren uach Montreal bestimmt, strandete in der Nähe des Kap Race. Bei den Anstrengungen, die Rettungsboote zu gewinnen, kämpften die
P a s s a g i e r e und M a n n s ch a st untereinander mit R e v o l v e r n
und Messern. Manche Frauen und Kinder wurden unter die Füße getrampelt. Alle wurden schließlich in die Rettungsboote gebracht, indessen wird ein Boot mit zwanzig Personen vermißt. Die Passagiere wurden auf Neufundland gelandet; sie mußten fast unbekleidet stundenlang über gefrorenen Boden und durch kalter, Sprühregen wandern bevor sie Unterkunft in Fischerhütten fanden. Das Schiff ist total verloren.
New-Aork, 27. Juni. Alle Passagiere des Gestrandeten Dampfers Lusitania sind gerettet.
Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.
Richmond (Kapkolonie), 28. Juni. Eine große Burenstreitmacht unter MalanS und Smit griff Richmond am 25. Juni bei Tagesanbruch an. Der Angriff dauerte bis zum Abend. Die Buren zogen sich dann zurück, weil sie gehört hatten, die unter Lund's Befehl stehende Truppe nähere sich. Die Truppe traf heute früh ein.
Die Krisis in China.
Berlin, 27. Juni. Der Reichsanz. teilt mit, daß Anfragen bei der ostasiatischen Abteilung des Kriegsministeriums über eine Person und Einzelheiten der Reise der Dampfer und der Namen der mutmaßlich zurückkehrenden Mannschaften des ostasiatischen Expeditionscorps zwecklos sind, da das Kriegsministerium nur die Abfahrt der Truppenverbände nebst den Dampfernamen und den Ausreisetag erfährt, hingegen werden die Namen erst bei Ankunft der Dampfer in Port Said bezw. in Neapel hier amtlich bekannt und etwa acht Tage vor ihrem (Untreffen in Bremerhaven durch die Presse veröffentlicht werderr, wobei weitgehendste Verbreitung durch die Presse dringend erwünscht ist. Von den Mannschaften ist zunächst die Rückkehr jener ausgeschlossen, welche über den 30. September 1901 hinaus sich verpflichtete» oder darüber hinaus kapitulierten. Von den bis 30. September Verpflichteten wird ein kleiner Teil noch bei den Besatzungsteilen verwandt, im September abgelöst und zurückbefördert. Für Postsendungen und Telegramme an Angehörige der zurückbleibenden Besatzungsbrigade ist die Mitangabe des bisheriger, Truppenteils bei dem Expeditionseorps vorerst unentbehrlich.
London, 27. Juni. Der Standard meldet aus Shangai vom 26. Juni: Stach Berichten, die aus Launtschorrfu, der Hauptstadt der Provinz Kures in Nanking eingetroffen sind, passierte Prinz Tu an mit mehreren Tausend mongolischer Reiter auf dem Marsche nach Peking Herrgtscheng, 90 Meilen von Ninghsiafu. Es heißt, Tungsusiang bleibt ruhig in Kuguentschau, 150 Meilen östlich von Laurrtschoufu und hat anscheinend nicht die Absicht, zum Prinzen Tuan zu stoßen oder auf Taiguanfu zu Marschierer,.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
-t. Ebhausen, 28. Juni. Gestern vormittag fand hier im Waldhorn und gestern nachmittag in Altensteig im Gasthaus z. Anker ein Verkauf von Stangen, Brerin-^ Nutz- und Stockholz aus den Staatswaldungen Nonnerr- wald- und Hafnerwald statt. Trotz der drängenden Heu- geschäste fanden sich an beiden Orten zahlreiche Käufer ein. Der Preis für die Stangen ging meist nicht viel über das Ausgebot hinaus. Für tannene Scheiter (Küfer- und Schindelholz) wurden 10—15 ^ pro Rm. geboten, für Prügel 5—6 ^ und Anbruchholz 4 50 F bis 7
Stockholzlose mit ca. 450 Rm. noch aufzubereitendem Holz, galten durchschnittlich den Revierpreis, beim Ebhauser Verkauf meist mehr.
Herrenberg. Uebersicht über den Arbeitsmarkt am 16. Juni. Gesucht werden: 2 Schmiede (auswärts), 1 Schneider (auswärts), 10 Möbelschreiner (9 auswärts), 1 Pferdeknecht für Landwirtschaft (auswärts). Lehrstellen verschiedener Berufsarten find vorgemerkt. Anfragen ver- mittelt das Arbeitsamt Herrenberg (Stadtpflege).
Verzeichnis der Märkte in der Umgegend.
Vom 1. -6. Juli.
Nagold: 1. Viehrnarkt.
Oberjettirrgen: 2. Krämer- und Viehmartt.
._ Haiterbach: 4. Krämer und Viehmarkt. _
Auswärtige Todesfälle.
Tübingen: Otto Hornberger, Sohn der Schullehrers Witwe,. 17'/, I. _—
Hiezu das Plauderstübchen Nr. 26.
Druck und Verlag der G. W. Z als er'scheu Buchdruckcrei (Emir Zaiser) Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: E. Hardt.
Amtliche- und Privat-Sekanntmachungerr.
Nächsten Montag auf dem Markt )U Nagold sehe ich einen Transport schöne kräftige
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dem Verkaufe aus, wozu ich Liebhaber einlade
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Schweinehändler,
Lustadt, Nheinpfalz.
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