Kaiser Wilhelm I in den Grafenstand und eine der ersten RegierungShavdlungen Kaiser Friedrichs war die Ernennung BlumrnthalS zum Generalfeldmarschall. Am 28. März 1898 wurde er, feines hohen Alters wegen, von der zuletzt von ihm innegehabten Stellung als Armeeinspekteur entbunden, die bekanntlich auf den Grasen Waldersee überging. Der Kaiser verlieh damals dem greisen Feldmarschall unter dem Ausdruck seiner herzlichen Freude, daß mit dem Rücktritt BlumrnthalS von der Stellung eines Armeeinspektors in dessen Beziehungen zu ihm und der Armee eine Aenderung nicht eingetreten sei, die höchste Auszeichnung, die er ihm noch zu teil werden lasten konnte, die Brillanten zu dem Orden xour 1s mörits. Blumenthal verbrachte die letzten zwei Jahre in ländlicher Abgeschiedenheit, die er so sehr liebte, auf seinem Gute Quellendorf. Noch vor etwa 5 Monaten war es dem greisen KrtegShelden vergönnt, dort unter wärmster Anteilnahme breiter Schichten der Be­völkerung seinen 90. Geburtstag zu feiern. Auch der Kaiser ließ diese Gelegenheit nicht vorübergehen, ohne den Feld- marschall, den er „ein leuchtendes Beispiel für das jetzige Geschlecht" nannte, aufs neue seiner „unwandelbaren Dankbarkeit" zu versichern.

Tages-HleuigLeiten.

Äus Ata-1 uu- La«-.

Nagold, 24. Dezember.

Weihnachtsfeiern. Die Reihe der diesjährigen Verrins-WethnachtSfeiern wurde durch den JünglingS- ver ein am Thomasfeiertag eröffnet. Fast vollzählig vereinten sich hiezu die Mitglieder mit den Gönnern und Freunden deS Vereins im Saal deS ZellerhauseS. Ein mächtiger schön geschmückter, in Hellem Kerzenglanz erstrahlender Ehristbaum zierte daS Lokal. Gesang und Deklamation leiteten die Feierein, worauf Stadtpfarrer Höckh eine die Bedeutung deS Festes würdigende Ansprache hielt. Unter musikalischen Vorträgen und einer weiteren Ansprache nahm der Abend einen schönen Verlaus. Die Anwesenden wurden festlich bewirtet. Eine zum Schluß arrangirte Gaben­verlosung brachte jedem der Teilnehmer einen kleine» Gewinn. — An demselben Tage hielten noch die Klein­kindeischule in ihrem Lokal und die freiwillige Sonntagsschule in der Stadtkirche ihre Ehrist- baumfriern ab, die unter zahlreicher Teilnahme der Schüler einen würdigen Verlauf nahmen. Jedes der Kinder wurde mit einer Gabe bedacht, dir allseitig mit freudigem Dank ausgenommen wurde. — Die Taub­stummenanstalt hielt ihre Weihnachtsfeier in üblicher Weise letzten EamStag ab; auch hiezu waren viele geladene Gäste erschienen.

Dienstboten-Ehrenzeichen. Auf Weihnachten 1900 ist von I. M. der Königin daS Dienstbotrnehrevzeichen für treue Dienstleistung in einer und derselben Familie an 43 weibliche Dienstboten und zwar an 3 mit mindestens 60 Dienstjahren daS vergoldete und an 40 mit mindestens 25 Dienfljahren daS silberne verliehen worden.

—t. Altensteig, 22. Dez. Gestern nachmittag fand in der Restauration von K. Bauer eine Versammlung des BrzirkSobstbauvereins statt, die nur mäßig besucht war, woS mit Rücksicht auf die zur Sprache gekommen wichtigen Verhandlungen über Obstbaumpfiege zu bedauern ist. Der Vereinsvorstand, OberamtSbaumwart Bihler-Walddorf, be­grüßte die Anwesenden und gedachte sodann zweier ver­storbener Mitglieder des Vereins, die in hervorragender Weise für die Hebung des Obstbaus im Bezirk gewirkt batten, nämlich der Baumwarte Jos. Singer von Oberthalheim und H. Holzinger von Gültlingen. Die Anwesenden ehrten das Andenken der Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Hieraus gab der Vorsitzende «inen Rückblick auf die Thätigkeit deS Vereins im letzten Jahr; er verlieh hiebei seiner großen Freude über dos so überaus gesegnete Obstjahr Ausdruck, die reiche Ernte möge den Mitgliedern ein neuer Sporn werden, die Obstbaumzucht so ausgedehnt und mit so viel Fleiß als möglich zu betreiben. Zwei hiesigen Verein-Mitgliedern, Karl Bauer und Konditor Flaig, wurden wegen hervorragender Leistung in der Zucht von Formobstbäumen vom Verein je «in Ehrendiplom aus­gestellt; letzterer erhielt dazu noch eine Prämie von 5 «4t. Ein weiterer Gegenstand der Besprechung war der Vor­trag des städtischen Baumwarts Walz über die Ar­beiten des Gärtners an den Bäumen im Herbst. Ein­gehend beleuchtete der Redner dir richtige Art der Baumdüngung, der Pflege der Baumscheibe, sowie der Pflege des Stammes durch Abk atzen und Anstreichen. Ein reger Austausch von Gedanken und Erfahrungen knüpfte sich an den praktischen Vortrag. Aus den weiteren zur Sprache gekommenen Gegenständen ist zu nennen das Be­spritzen der Bäume mit Zuckerkalkpulver zum Schutz gegen die Blattsallkrankheit. Gärtner Raas von Nagold machte der Versammlung die Mitteilung, daß er durch daS Be­spritzen der Bäume im verflossenen Sommer sehr günstige Erfahrungen gemacht habe. Er verbreitete sich noch ein­gehend über die richtige Zeit und Art d«S Bespritzen-. Zum Schluß dankte der VerrinSvorstand Bihler den An­wesenden für den lebhaften Gedankenaustausch, worauf die Ansammlung geschlossen wurde.

Tübingen, 21. Dez. Wie bekannt, folgt der Direktor der K. psychiatrischen Klinik, Prof. Dr. Siemerling nach Schluß des Wintersemesters einem Rus an die Universität in Kiel. Als sein Nachfolger ist, wir wir hören, Professor Dr. Wollenderg, zur Zeit Oberarzt der Irrenanstalt FrirdrichSberg bei Hamburg, auSersehen. Dieser hat sich bereit erklärt, diesen Posten zu übernehmen.

Böblingen, 22. Dez. Am Donnerstag morgen verunglückte in der Brauerei Zahn der verheiratete Maurer I. Klein durch einen Sturz in den Eiskeller, wobei er sich lebensgefährliche Verletzungen zuzog.

Ulm, 20. Dez. Sämtliche 4 hiesige Zeitungen haben nun laut Schw. B. infolge des neuen PostzeitungslarifS eine Erhöhung des Abonnements für ihre Postabon­nenten ab 1. Januar angekündigt.

Ulm, 21. Dez. In der gestrigen Gemeinderatssitzung hört« man auch wieder einmal etwas von der Donau­brücke. die bekanntlich in der Nähe deS „Gänsturms" er­baut werden soll. Der Stadtmogistrat Neu-Ulm hat laut Schw. M. angesragt, in welchem Stadium sich die Frage der Erbauung einer 2. Donaubrücke befinde. O.B.M. Wagner führte aus, daß das Ministerium des Innern dem Plane wohlwollend gegcnüberstrhe, allein geschehen sei in der Dache bis jetzt noch nichts. Als Beitrag Württem­bergs werde dir Summe von 200,000 genannt. Es soll nun eine Eingabe um Uebernahme oder um Zuschuß zu den Kosten abgehen. Auch Bayern soll nicht abgeneigt sein, einen Ttaatsbeitrag zu geben. — Unsere Bierbrauer haben gestern mit dem Einführen von EiS begonnen.

Der «eue Landtag.

Nachdem nunmehr sämtliche Wahlen in den Landtag beendet find, geben wir nachstehend eine Urbersiht über die künftige Zusammensetzung der zweiten Kammer. Die Namen der bisherigen Abgeordneten sind dabei mit Sternchen bezeichnet:

lg 1) Ritterschaft. -ONeckarkreiS: Frhr.W.v.'Lemmingen, Präsident des evang. Konsistoriums in Stuttgart; Frhr. Hans v. 'S aisberg-Helfenberg, Landwirt in Heisenberg; Frhr. Otto v.'Breitschwert, Kreisgerichtsrat a. D. in Stuttgart. b)Echwarz. waldkreis: Frhr. Hans v. 'Ow, Präsident der Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart; Karl v. 'Neubronner, Kgl. Kammerherr in Stuttgart; Frhr. Albert v. Kechler-Schwandorf, Oberstleutnant z. D. in Sluttgart. o) Jagstkreis: Frhr. Georg v. 'Wöll w ar t h-Hohenroden in Hohenraden, OA. Aalen; Frhr. Erwin v. 'Seekendor f-Gutend, L.G.R., Oberamtsrichter in Urach; Graf v. 'Uexküll, Korstrat a. D. in Kirchheim u. T. cl) Donau­kreis: Frhr. Felix v. 'Wächter-Spittler, Landgerichtsrat i« Hall; Graf Ferd. v. Bissingen in Echramberg; Frhr. Frieorich v. T aisb erg-Schöckingen in Schöckingen, OA. Leonberg; Frhr. Ernst v. Palm, Mühlhausen, OA. Cannstatt.

2) Evangelische Geistlichkeit: Die Prälaten v. 'Sand­berger, Dr. v. 'Wittich, ». 'Berg, v. 'Schwarzkopf, v. 'Braun, v. Demmler.

8) Katholische Geistlichkeit: Bischof Dr. v. Keppler ltritt gewohnheitsmäßig nicht ein), Domkapitular'Stie gele, Dekan 'Ko limann in Unterkochen OA. Aalen.

4) Kanzler der Universität: Prof. Dr. v. 'Schönberg in Tübingen.

5) Gute Städte: Stuttgart: Karl 'Kloß 8 in Stuttgart. Tübingen: Rechtsanwalt Liesching V in Tübingen. Ludwigsburg: Hauptm. a.D.Kleemannvin Ludwigsburg. Ellwangen: Land­gerichts dir. 'Niederem Ellwangen. Ulm:Komm.-Rat'MayserV in Ulm. Heilbronn: Kaufmann 'Betz jun. V. Reutlingen: Reichs- tagsabg. Rechtsanwalt 'Payer V in Stuttgart.

6) Oberamtsbezirke: Aalen: Rechtsanw. 'Rembold 2in all. Backnang: Fabr. 'Käß V in Backnang. Balingen: eichstagsabg. RechtSanw. Konr. 'Haußmann V in Stuttgart.

Besigheim: Kunstmüller 'Schmid V von Kleiningersheim. Biberach: Schultheiß 'Krug 2 in LaupertShausen. Blaubeuren: Priv. Maier v in Schmiechen. Böblingen: Rektor vr. 'Hart­ranft V in Sindelfingen. Brackenheim: StaatSrat v. 'Balz v in Stuttgart. Calw: Rechtsanw. Kraut L in Stuttgart. Cann­statt: Red. Tauscher 8 in Stuttgart. Crailsheim: Oekonom 'Berroth 8 in Jagstheim. Ehingen: OberlandesgerichtScat vr. 'Kiene 2 in Stuttgart. Ellwangen: Schultheiß Dambacher 2 in Zöbingen. Eßlingen: ReichsgerichtSrat a. D. v. 'Geß v in Eßlingen. Freudenstadt: Priv. Galler V in Stuttgart. Gail­dorf: Oekonom 'Schock V in Münster, OA. Gaildorf. Geis­lingen: Oek.-Rat'Bantleon in Ulm Gerabronn: RechtSanw. Fr. 'Haußmann V in Stuttgart. Gmünd: Reichstagsabg. Rechts­anw. Remb old 2 in Ravensburg. Göppingen: Pfarrer a. D. Blumhardt 8 in Bad-Boll Hall: Schultheiß Förstner v in Uebrigshausen. Heidenheim: Reichstagsabg. Komm.-Rat'HähnleV in Stuttgart. Heilbronn: Oekonom 'Münzing V in Flein. Herrenberg: Oekonom Guoth V/ in Roseck. Horb: Oekonom Keßler2 in Dürrenhardt. Kirchheim: Seifensieder 'Beurle NjV in Kirchheim. Künzelsau: Stadtschultheiß Röder 0 in KünzelSau. Laupheim: Stadtfchultheiß 'Schick 2 in Laupheim. Leonberg: Oek.-Äat. 'Aldinger v in Münchingen. Leutkirch: Priv. Braunger 2 in Waldsee. Ludwigburg: Red. Keil 8 in Stutt­gart. Marbach: Oek.-Rat 'Stockmayer V? auf Lichtenberg. Maulbronn: 'SchmidVin Stuttgart. Mergentheim: Oekonomie- Rat Spieß v in Mergentheim. Münsingen: Schultheiß 'Rath V in Ennabeuren. Nagold: Fabrikant 'S chaidleLin Nagold. Neckarsulm: Oekonom B o g t S in Gochsen. Neresheim: OA.Baumstr. 'Bögler 2 in Neresheim. Neuenbürg: Priv. Weißvin Ottenhausen. Nürtingen: Werkmeister und Gemeinde- rat 'GablerV in Nürtingen. Oberndorf: Wirt Harttmann V in Oberndorf. Oehrtngen: Oekonom Gebert 8 in Möhrig. Ravensburg: Schullehrer 'Egger 2 in Baienfurt. Reutlingen: Fabrikant Schickhardt V in Betzingen. Riedlingen: Reichstags­abg. Landgerichtsrat 'Gröber 2 in Heilbroun. Rottenburg: Lammwirt 'S chach 2 in Seebronn. Rottweil: Schultheiß Maier 2 in Dietingen. Saulgau: Schultheiß 'Sommer 2 in Beizkofrn. Schorndorf: Bankier Hahn V in Schorndorf. Spaichtngrn: Kaufmann 'Schumacher V in Spaichingrn. Stuttgart-Amt: Red. Hildrjnbrand 8 in Stuttgart. Sulz: Bierbrauer 'TagV in Sulz. Tettnang: Fabr. Locher 2 in Trttnang. Tübingen: Priv.Schön VinReutlingrn. Tuttlingen: Apotheker Schneien- burger v in Tuttlingen. Ulm: Stadtschultheiß 'Hang 8 in Langenau. Urach: Fabr. HrnningVin Metzingen. Baihingen: Gutsbesitzer 'Maurer V in Hochdorf. Waiblingen: Kaufmann 'Binz V in Winnenden. Waldsee: Oekonom 'Beutel 2 in Winterstettendorf. Wangen: Kaufmann Kuen 2 in Wangen. WeinSbrrg: Priv. Cleß V in Etuttgort. Welzheim: Reichstags­abg. Prof. vr. 'Hieb er v k in Stuttgart.

Neuenbürg, 21. Dez. DaS Pforzheimer Tagblatt schreibt, daß die Wahl im hiesigen Bezirk angesochten werden dürfte und zwar weil angeblich in Conweiler die Wahl- couvertS geöffnet und statt Wasner-Zettel solche von dem deutschparteilichen Kandidaten Weiß hineingethan wordenseten.

Volk«)ählu«gsergrb»isse 19VV.

Die Volkszählung am 1. Dezember d. I. hat für Württemberg 2,165.765 Einwohner, somit gegen die vorige Zählung line Zunahme von 84,614 Köpfen, daS ist nahezu daS Doppelte der Zunahme iu der Periode 1890/95 (44,629), ergeben.

Weitere VolkSzählungSergebniffe aus Württemberg: Oberamt Serabronn: 28,393 (1895:29,192), Abnahme 799 Giengen o. Br.: 3111 (1895: 3130), Abnahme 19. Oberamt Heidenbeim: 40,418 (gegen 1895 -s- 1375 .) Weingarten: 6678 (gegen 1895 -j- 219).

Bothnang: 2986 (-j- 410), Münster a. N.: 2735 (-1- 645). Hedelfingen: 2380 (-s- 319), Donzdorf: 2331 (-4- 16), Weil im Dorf: 2 247 (-j-195). Steinheim «. A.: 2177 (— 17 ) Jlsfeld: 1918 (— 66), Möckmühl: 1903 (-1- 53), Munderkingen: 1870 (— 9).

Die Zahl der Großstädte im Deutschen Reich, da» heißt der Städte mit 100,000 Einwohnern und darüber, die 1896 nur 28 betrug, beträgt nach der letzten Volkszählung 33. Darunter sind 13, die über 200.000 haben, 7 über 300,000 und 5 über 400,000.

Nentscher Leich.

Berlin. 21. Dez. Die Berl. Polit. Nachrichten melden, der Kaiser genehmigte die Zeichnung der Denkmünzen zur Jubelfeier im Königreiche Preußen. Die Aus­gabe der Münzen ist kaum vor dem 18. Januar zu er» warten.

Berlin, 22. Dez. Gegenüber einer in die Provinz versandten Meldung, daß im preuß. DtaatSministerium Verschiebungen und der Rücktritt des Staatssekretärs Grafen PosadowSky bevorständen, welch letzterer Oberpräsident von Posen werden solle, wird der Börsenztg. auf das Br» stimmteste versichert, daß eS sich um leere Kombinationen handelt.

Oldenburg, 21. Dez. In der heutigen Sitzung deS Landtags wurde die Regierungsvorlage, worin die Zivtlliste des Großherzogs um 145.000 ^ erhöht werden soll, mit 19 gegen 17 Stimmen angenommen.

Dresden, 22. Dez. Reichskanzler Graf v. Bülow traf heute hier ein und wurde von König Albert empfangen.

Straßburg i. Elf., 21. Dez. Der Landesausschuß genehmigte in dritter Lesung den Gesetzentwurf betr. den Verkauf eines Teils des Bitscher StaatSwaldeS an den Reichsmilitärfiskus für 5V, Millionen. Auf dem Terrain soll ein großer Truppenübungsplatz für das 15. Armee- corpS eingerichtet werden. Die Uebernahme erfolgt am 1. April 1901.

Ämsla«-.

Washington. 22. Dez. Der Senat zu Washington genehmigt« am Donnerstag den englisch-amerikanische» Vertrag über den Nicaragua-Kanal müden von ihm be» wirkten Abänderungen mit 55 gegen 18 Stimmen. Die englische Regierung wird nunmehr Stellung zu dem abge­änderten Vertrag nehmen müssen, da die vom amerikanischen Senat beschlossenen Abänderungen daS Mitbestimmung-recht England» in der Sache des künftigen Nicaragua-Kanals ganz erheblich einschränken.

Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.

London, 21. Dez. Aus Prätoria wird unterm 19. Dezember gemeldet: Drei starke BurencorpS bedrohen olle Verbindungslinien in nächster Nähe der Stadt. Die Buren scheinen die Einkreisung und Isolierung Prätorias zu versuchen.

London, 21. Dez. Lord Kitchener bewahrt völliges Schweigen über die Vorgänge in der Kapkolonie. Nach privaten Meldungen finden aber die eingedrungenen Buren» kommandoS viel mehr Zuzug als erwartet wurde. Die in der Kapkolonie befindlichen Truppen sind ihnen keineswegs gewachsen, so daß eiligst Truppen aus den Burrnrepubliken nach dem Lüden geschickt werden.

London, 21. Dez. Meldungen aus der Kapkolonie sagen, daß der ganze Norden im offenen Aufstand sei. 3000 Aufständische bedrohen de Aar, andere Auf» ständische-Corps hielten die wichtigsten Bahnlinien besetzt. Die englischen Truppen von Bloemsontein kehrten in Eil­märschen zurück, um die Kapkolonie. die fast truppenloS sei, zu schützen.

London. 22. Dez. Die Abendblätter heben hervor, daß die Afrikanderbewegung einen täglich ernsteren Charakter annimmt.

London, 21. Dez. Wie dem Manchester Guardin aus Kapstadt gemeldet wird, berichtet der anglikanische Bischof von Lebombo, er habe im Delagoagebiete einen sterbenden Buren gefunden, der eine Medaille mit der Inschrift: „Unabhängigkeit oder Tod" trug. Der Bur sagte, viele Bürger trügen dieselbe Medaille, und diese hätten einen Eid geschworen, zu kämpfen, bis sie sterben oder bis die Unabhängigkeit der Republiken ge­sichert ist.

Johannesburg. 21. Dez. Die Buren griffen Dienstag Nacht Zourfontein an der Bahnlinie zwischen hier und Pretoria an, wurden aber zurückgeschlagen. Die Engländer hatten keine Verluste.

Kapstadt, 21. Dez. Binnen kurzem wird in den Distrikten Stellenbosch, Worcrster und Wellington das Kriegsrecht proklamiert werden.

London, 21. Dez. Ein Spezialkorrrspondent deS Reuterschen BureauS beschreibt in einem Telegramm aus Thabanchu vom 16. Dez. den Rückzug DewetS. General Dewet durchbrach die Thabanchu-Linie, als er sah, daß sein Versuch, in die Kapkolonie einzudringen, hoffnungslos war. Der Korrespondent sagt: Es war «in prächtige- Sch« »spiel, als die Burenarmee, ungefähr 2500 Mann, durch Springhaannek in offener Ordnung zu galoppieren begann. Es war ein bewundernswertes Wagestück, wu Präsident Steijn und Pirt Fourie unter unaufhörlichem Feuern der brittischen Geschütze und Gewehre den Angriff leiteten. Der Erfolg war vollständig, obgleich die Buren 2 Kanonen und 25 Gefangrue verloren.