ieilage M Grsellschaster.

194.

Nagold, Mittwoch den 18. Dezember

1SVS

Die Kohlensrage.

Die Kohlenfrage hat die parlamentarischen Vertretungs- körper im Lauf der letzten Jahre wiederholt beschäftigt. Die Ursachen der in manchen Landesteilen herrschenden Kohlen­knappheit und Kohlenteuerung, sowie die Zweckmäßigkeit der gegen sie etwa zu ergreifenden Maßnahmen find bereits früher mannigfach erörtet und auf ihre Tragweite hin ge­prüft worden. Ein einzelnes durchgreifendes Mittel aber, mn den in der Presse häufig übertriebenen Uebelständen zu begegnen, hat bisher von keiner Seite angegeben werden können. Auch die jetzige Verhandlung hat wohl zur Klä­rung des Problems manchen schätzenswerten Beitrag geliefert, jedoch nicht dargethan, wo mit einer sicheren Ausficht auf Erfolg und ohne bedenklichen Eingriff in berechtigte Interessen der Reformhebel anzusetzen wäre. Dennoch darf man den Wert der Aussprache nicht unterschätzen. Aus ihr ging hervor, daß die Entwickelung der Kohlenkalamität von den zuständigen Organen der Regierung fortgesetzt aufmerksam verfolgt wird aber auch, daß die bald von dieser, bald von jener Seite vorgeschlagenen Abhülfemaßnahmen, sofern fie Überhaupt anwendbar find, sich nicht von heute auf morgen verwirklichen kaffen und nicht die gewünschte und erwartete Wirkung ausüben würden.

In erster Linie wird darauf Bedacht zu nehmen sein, daß das Angebot an Kohlen in Zukunft der gesteigerten Nachfrage in breiterem Umfang als bisher zu genügen ver- mag. Die Förderungsmenge des inländischen Kohlenmaterials ist, wie der Minister für Handel und Gewerbe darlegte, sehr beträchtlich gesteigert worden und wird in den nächsten Jahren infolge zahlreicher Neuanlagen weiter anwachsen. Zugleich sind der Einfuhr ausländischer Kohle gewährt worden. Mit besonderem Nachdruck wird immer wieder betont, daß das Angebot bedeutend größer sein könnte, wenn nicht ein Teil der inländischen Kohlenförderung ins Ausland vergeben würde. Demzufolge wird gefordert, daß die noch bestehenden Ausnahmetarise für die Kohlenausfuhr beseitigt, womöglich sogar Kohlenausfuhrvrrbote erloffen werden. Die Zwei- schneidigkeit und praktische Nutzlosigkeit solcher Maßnahmen ist erneut nachgewiesen worden. Es handelt sich hier um solche Eingriffe in die wirtschaftspolitischen Verhältnisse, die auf den ersten Blick ungemein verlockend erscheinen, bei eingehender Würdigung aber als eine bedenkliche Drangsalie- rung der einheimischen Kohlenindufirie und eine Schädigung zugleich der deutschen Kohlenkonsumenten sich Herausstellen.

Viel angefochten ist auch der Vertrieb der geförderten Kohlen an die Abnehmer. In dieser Beziehung kann zweifellos noch manche Neuerung platzgreifen. In welcher Weise hierbei Hand avzulegen ist, haben die Minister für Handel und für öffentliche Arbeiten angedeutet. Dir Re- gierungen werden selbstverständlich nicht verabsäumen, was in ihren Kräften steht, zu thun, um den Wünschen der Konsumenten Rechnung zu tragen, ihre Mitwirkung wird sich jedoch in der Hauptsache darauf beschränken müssen, den staatlichen Grubenverwaltungen die neuen Wege vorzu­zeichnen. Hingegen ist nicht einzusehen, wie der teilweise wucherischen Ausbeutung des Kohlenmarktes durch den Zwischenhandel von Gtaatswegen wirksam entgegengetreten werden soll, ohne die auf Angebot und Nachfrage sich aus­bauenden Kohlenpreise in eine staatliche Schablone hinein- zuzwängen. Das Beste zur Bekämpfung desKohl<n« Wuchers wird allemal von den Verbrauchern selbst durch festen Zusammenhalt und eine geeignete Be- rufsorganijsation geschehen können. Das Beispiel

der von den Kohlenverkäufern gebildeten Organisationen läßt deren Bedeutung für die Aufrechterhaltung eines gleich­mäßigen Preisniveaus erkennen. Es ist nicht zu leugnen, daß die Kohlensyndikate unter Umständen ihre Macht zu übertriebenen Preissteigerungen mißbrauchen können.

VolksMIungsergebuisie 19ÜV.

Weitere Volkszählungsergebniffe liegen noch aus folgen­den Orten vor:

Conweiler OA. Neuenbürg: 1056. Zunahme 86. Oehringen: 8564, 1704 männl., Abnahme 50.

Ulm: 42,860, Civil-und Militärpersonen, Zunahme 3557. Brockenheim: 1646, Zunahme seit 1895: 4.

Heilbronn: 37,883, 4422 oder 11,76°/» mehr als 1895.

Vom Bodensee, 10. Dez. Zu gleicher Zeit wie in Deutschland fand auch in der Schweiz eine Volkszählung statt. Es ist nun interessant, die Zunahme der Bevölkerung in den einzelnenBodenseeuferstädtezu vergleichen. F rieb - richshafen weist einen überraschenden Zuwachs auf; es zählte 1895 noch 3656 Einwohner, jetzt find es 4625. Zu­nahme nahezu 1000 Personen. Lindau: 5862 (1896:5 629). Bregenz: 6000 (approximativ). Rorschach: 9100 (1888: 6826). Arbon: 5 673 (1888:2561). RomanShorn: 4536 (1888: 3889). Konstanz: 21.345 (1895: 18,692). Radolf. zell: 4154 (1895: 3280). Ueberlingen: 4291 (1895:4253). Relativ am meisten unter diesen Städten Hot zugenommen Friedrichshafen, nämlich über 26°/».

Aus dem übrigen Reich liegen folg. Volkszählungsresultate vor: Mannheim einschl. der Vororte Käferthal, Waldhof und Neckarau: 140.384, Zunahme 34,985. Neulußheim (A. Schwetzingen): 1580, Zunahme 148. Odenheim (A. Bruch­sal): 2442, Zunahme 90. Neuenbürg (A. Bruchsal): 2178, Zunahme 78. Brette«: 4752, Zunahme 201. Ersingen (A. Pforzheim): 1478, Zunahme 96. Pforzheim: 43,097 (gegen 33,345 im Jahre 1895). Kappelrodeck (A. Achern): 2572. Freiburg: 61,513, Zunahme 8395. Scho.rach (A. Triberg): 2 545. Neustadt: 3276, Zunahme 577. Murg (A. Säckingen): 1412, Zunahme 171.

Gerichtssaal.

Stuttgart, 8. Dez. Das Oberkriegsgericht unter Vorsitz des Oberstleutnants v. Grävenitz hatte sich heute mit einer Berufung zu befassen, die der Kanonier Ed. Maier vom Feldart.-Reg. 29 in Ludwigsburg eingelegt hatte, das ihn laut Schw. M. wegen Fahnenflucht, Betrug und falscher Namensführung am 15. Nov.^d. I. zu 11 Monaten 16 Tagen Gefängnis, 8 Tagen Haft und Versetzung in die 2. Klaffe des Soldatenstandes verurteilt hatte. Maier ist 21 Jahre alt, kathol., von Triberg. von Beruf Eisengießer, wegen Diebstahl, Gittlichkeitsverbrechen und Bettel vor­bestraft. Der Thatbestand, der zu seiner letzten Verurteil ung führte, hört sich abenteuerlich an. Maier desertierte am 11. März d. I. von seinem Regiment und ging am gleichen Tage nach Stuttgart. Er traf hier einen gewissen Schulz, dem er seine Not klagte, wie er beim Militär von der alten Mannschaft geschlagen werde. Schulz gab ihm den Rat, zu desertieren und am nächsten Tage borgte sich der Angrkl. von einem Kellner eine Zioilhose, die er nicht mehr zurückgab, und nun ging es über Friedrichshafen mit Schulz in die Schweiz, wo Maier einige Tage in Zürich blieb, während Schulz sich in Oerlikon von ihm trennte. In der Schweiz wegen Bettels abgeschoben, ging er dann nach

Belfort, wo er sich auf 5 Jahre in dir Fremdenlegion an­werben ließ. Bald hatte er das Leben dort satt. Nach einem vergeblichen Fluchtversuch fand er durch die Vermittlung eines Agenten einen Platz auf einem deutschen Schiffe als Kohlenschaufler. Er reiste auf diesem Schiffe nach Hamburg. Schließlich wurde er in Frankfurt, wo er als Hafenarbeiter sein Leben fristete, wegen Diebstahlverdachts verhaftet. Das Urteil lautete auf Abweisung der Berufung.

Vermischtes.

Ein ge ständiger Mörder. AuS Heidelberg wird gemeldet: Der desMordes an der Frau Heckmann in Eitrrbach angeklagte Taglöhner Heckmannsoll nunmehr ein Geständnis ab­gelegt haben und Reue über seine Thal empfinden. Er verlangte kürzlich nach einem Geistlichen, der ihn jedenfalls zu dem Geständnis veranlaßt haben wird. Danach will er die Frau in den Wald gelockt haben, um mit ihr Holz zu holen, und ihr dort die tötlichen Schüsse beigebracht haben. Das entwendete Geld wurde im Walde, wohin der Angeklagte geführt wurde, nicht weit von der Mordstelle, unter einem Baume gefunden. Auch die Pistole, womit der Unhold sein Opfer getötet hat, wurde an der von Heckmann bezeichneten Stelle vorgefunden.

Etn bayerischer Räuber. Ueber die neueste Unthat des Räubers Kneißl wird den M. N. N. aus Maifach 7. Dez. ge­schrieben: Es war gestern, Donnerstag, gegen 9 Uhr abends, als der ledige Sattlergehilfe Georg Thannhofer, bei Tapezierer Langwieder in Maisach beschäftigt, blutbefleckt und in größter Auf­regung nach Maisach kam und berichtete, er sei soeben ungefähr 20 Minuten von Maisach entfernt gegen Nannhofen zu von zwei Burschen überfallen und seiner Barschaft, bestehend aus 28 ^ beraubt worden. Auf Befragen durch den Gendarmeriekommandanten Abt, äußerte sich Thannhofer folgendermaßen: .Ich wollte, den Frauenberg kommend, meinem Wohnort Maisach zugehen, als mir an einem isoliert stehenden Heustadel ein Bursche entgegenkam und mich fragte, wo ich Hingehe. Ich sagte:Nach Maisach", worauf er erwiderte:Dann gehen wir mitsammen." Bald darauf fragte er mich, da ich einen Rucksack trug, was ich da drinnen habe, vielleicht etwas zum Essen? Ich entgegnete:Nein, zum Essen habe ich nichts dabei." In demselben Augenblick packte er mich und schlug mich zu Boden. Ich kam nach unten zu liegen, nahm mein Messer und stach nach dem Räuber, den ich auch verletzte, da Letzterer nach Abgabe eines Signals einem sofort erscheinenden zweiten Burschen, der mit Gewehr bewaffnet war, zurief:Du, der hat mich gestochen, komm nur gleich her." Der Gerufene sprang sofort herbei, setzte mir das Gewehr an den Kopf und schrie:Wenn D' schreist oder 'was sagst, schieß ich Dich tot!" Ich versicherte, nichts zu sagen, worauf mir der mit dem Gewehr bewaffnete Bursche noch einige Kolbenstöße verabfolgte und ich mich schleunigst entfernte. Meine Geldbörse hatte mir der Gestochene abgenommen. Nach dem amtlich bekannt gegebenen Signalement war der mit dem Gewehr bewaffnete Bursche kein Anderer alS Kneißl." Gendarmerie­kommandant Abt traf sogleich die nötigen Vorkehrungen, und es ist ihm im Verein mit dem dienstthuenden Stationsbeamten der Bahnstation Maisach, Adjunkten Karl Mäusle, zu danken, daß be­reits um 11 Uhr die gesamte Gendarmerie von Olching, Hatten­hofen, Pasing und Meringin Maisach mit der Maisacher Gendarmerie, im ganzen 12 Mann, versammelt war. Ein von der kgl. Polizei­direktion München erbetenes Hilfskommando traf leider nicht ein, und so machte sich obige Mannschaft gegen 12 Uhr nachts auf die Streife nach den Räubern. Hu erwähnen wäre noch, daß sich Stationskommandant Abt von Maisach sofort nach der That mit dem Gendarmen Zollitsch der Station Maifach nach dem Thatorte begab, und daß das blutbefleckte Messer, sowie das leere Portemonnaie des Sattlergrhilfen Thannhoser gefunden wurden. Thannhofer selbst ist ein vollkommen unbescholtener junger Mann.

müssen um noch Aufnahme zu ^***0^*r»^^ finden aufsiegeben werden für das Montagblatt längstens Montag Vormittag 8 Uhr,

Mittwochblatt Dienstag Nachmittag 2 Uhr,

Donnerstagblatt Donnerst. Vormittag 8 Uhr,

Samstagblatt Freitag Nachmittag 2 Uhr.

Druck und Verlag der G. W. Zaiserffchrn Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: E. Hardt.

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