Leilage M Gesellschchcr.

^ 188.

Nagold, Samstag den 1. Dezember

1SU0.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Zur Volkszählung am 1. Dezember 1900.

Am hrutigen Tage wird die große Momentaufnahme -eS Bevölkerungsstandes unserer Nation stattfinden. Die statistischen Aemter und Gemeindebehörden find schon seit langem in emsiger Vorbereitungsarbeit begriffen und die ausgestellten Zähler haben angrfangen ihre Obliegenheiten aus» zuüben nach den ihnen gegebenen Instruktionen, Formularen, sowie nach den Listen, in denen bald die langen Zahlenreihen, deren jede einen Menschen bedeutet, aufmarschteren werden. Welche Summe von kleiner Einzelarbeit stellen diese auS- gefüllten Listen darl Von welcher Wichtigkeit ist es, daß alle Zahlen der Wahrheit entsprechen, daß die Fragen der Haushaltungsliste richtig verstanden und dann richtig beantwortet werden! Gehört schon für den an geistige Arbeit Gewohnten Sammlung dazu, alles zu ersoffen, um wieviel schwieriger fällt es dem schlichten Handwerker und Arbeiter, sich ein klares Bild von dem zu machen, waS jede einzelne Frage besagen will! Die länd­liche Bevölkerung, die geistig doch nicht so rege ist wie die städtische, kommt noch weniger leicht zu Fach. Ist doch die Mußezeit unserer breiten Bevölkerungsschichteu eine recht kurz bemessene.

Wäre es bei der wachsenden Bedeutung, die die Auf­arbeitung des Volkszählungsmaterials nicht allein in be­völkerungspolitischer und wirtschaftlicher, sondern auch in sozialpolitischer Hinsicht brsitzt, nicht geraten, den Volks« zählungStag, der nur alle fünf Jahre wiederkehrt, künftighin für einen geschäftlichen Ruhetag zu e^r» klären, oder doch wenigstens während der Vormittags­stunden das Erwerbsleben ruhen zu lassen? Die Volks­zählungen würden dadurch in den Augen des Volkes mit einer gewissen Würde umkleidet, die dem Staatsbürgerstnn zu gut kommen würde, die Eintragungen könnten mit mehr Ueberlrgung geschehen, viele Ungenautgkeiten, die das Ge­samtbild hier und da trüben, würden vermieden und die richtige Gewinnung der Ergebnisse könnte dadurch nur ge­fördert werden. Die freiwilligen Zähler würden sich in höherer Zahl melden, vielen für das Zählgeschäft äußerst brauchbaren Männern, wie z. B. Geschäftsleuten und qualt- sizierten Arbeitern, wäre erst dann die Möglichkeit geboten, sich zu beteiligen. Um das Verständnis für die Volks­zählung im allgemeinen und für die Beantwortung der einzelnen Fragekolumnen im besonderen zu erhöhen, könnten dann in den Vormittagsstunden in jeder Stadt und auch auf dem Land Vorträge über die Volkszählung für die Haushaltungsvorstände stattfinden. Auf diese Weise würde die Volkszählung zu einem sozialpolitischen Feiertag sich entwickeln.

Die Bedeutung allgemeiner Volkszählungen für einen Staat ist schon im Altertum gewürdigt worden, darum hatten schon die alten Kulturvölker, wie die Chinesen, die Egypter, die Israeliten, die Perser, Babylonier, Griechen, Römer, fast sämtlich ihre Volkszählungen. Indessen ent­behrten sowohl diese Volkszählungen des Altertums, wie auch die nachgefolgten gleichen statistischen Ermittelungen des Mittelalters, bis Herrin in den Anfang der neuen Zeit, der Regelmäßigkeit und der gleichmäßigen Erstreckung auf alle Geschlechter und Bevölkerungsklaffen. Bis dahin ver­folgte man den einseitigen Zweck, die Zahl der waffen­fähigen männlichen Bevölkerung festzustellen, während setzt die Zählung einen mehr wissenschaftlichen Charakter annahm, was allerdings nicht hinderte, auch staatswirtschaft- liche Interessen in weittragendem Maße hierbei zu berück­sichtigen. In der Folge entwickelte sich die Technik der Volkszählungen immer mehr, und schließlich wurde durch internationale Vereinbarungen erreicht, daß wenigstens in den Kulturstaaten des Abendlandes die Einwohner überall nach aufgestellten gleichartigen Gesichtspunkten gezählt werden.

Kaum bedarf es wohl noch einer besonderen Versicherung, daß eine Volkszählung, soll durch sie der gewollte Zweck

erreicht werden, mit äußerster Peinlichkeit, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit vorgenommen werden muß, und daß eS hiezu auch des verständnisvollen Entgegenkommens der Bevölkerung bedarf. ES ist daher dringend zu wünschen, daß man in erster Linie seitens der Haushaltungs­vorstände durch zuverlässige schriftliche und mündliche Aus­künfte den Zählern ihre schwierige Aufgabe nach Kräften zu erleichtern und hierdurch mit zum Gelingen des ganzen großen Werkes der Volkszählung beizutragen sucht.

Hages-Hleuigkeiten.

Aus Ztadt und Lau-.

Nagold, 1. Dezember.

Obstbaumzählung. Gleichzeitig mit der Volks­zählung findet bekanntlich am 1. Dezbr. auch eine allgemeine Vieh- und Obstbaum zählung statt. Für jedes Grundstück (Anwesen) werden besondere Zählkarten ausgegeben, auf denen die Zahl der viehbesitzenoen Haushaltungen und der Viehbestand nach einzelnen Gattungen getrennt avzugeben ist. Für die Obstbaumzählung find auf der gleichen Karte Aepfel-, Birn-, Pflaumen- und Zwetschgen-, sowie die Kirsch­bäume des Besitzers sämtlich anzugeben. Von den ge­nannten vier Gattungen sollen ohne Rücksicht auf die Tragfähigkeit alle auf dauerndem Standorte befindlichen Bäume einschließlich der Zwerg- und Spalierobstbäume ge­zählt werden, aber nicht solche, die noch zum Verpflanzen bestimmt sind. Während die Durchführung der Viehzählung keinerlei Schwierigkeiten bereiten wird, können die Angaben über die Zahl der vorhandenen Obstbäume nach den obigen Vorschriften nur auf Grund genauer vorheriger Besichtigung der Brstättde stattfinden. Die Verwertung der statistischen Erhebungen zu Steuerzwecken ist ausgeschloffen.

Liebesgabeu. Die fünfte Sendung von weiter eingegangenen Liebesgaben und Weihnachtsgeschenken für das Ostasiatische ExpeditionScorpS wurde heute durch die Hauptsammelstelle des Württ. Landesverrins vom Roten Kreuz, das Bankhaus E. Hummel L Co. in Stuttgart, in 2 Kisten expediert.

Stuttgart, 29. Nov. Der Vorsitzende des Vor­stands der Versicherungsanstalt Württemberg, Regierungs­direktor v. Magi not wurde auf die Dauer seines Haupt­amts zum Mitglied des DisziplinarhofeS für Körperschasts- beamt« ernannt.

Rottweil, 29. Nov. Der Raubmörder Stetnharter aus Mühringrn, der vor kurzer Zeit in das Untersuchungs­gefängnis nach Rottweil überführt wurde, scheint sich trotz eines geradezu erdrückenden Beweismaterials, das gegen ihn vorliegt, aufs Leugnen verlegen zu wollen. Den kürzlich aus Stuttgart vorgeladenen Zeugen gegenüber, mit denen Steinharter kurz vor seiner Verhaftung in Berührung kam und die ihn alle mit absoluter Bestimmtheit wiedererkannten, erklärte er rundweg, er habe sie in seinem Leben noch nie gesehen. Auffallend ist, daß die Baltnger Zeugen Stein­harter nicht mehr zu erkennen vermögen. Dies ist wohl auf den Umstand zurückzuführen, daß Gteinharter eine Menge Perücken und falsche Bärte bei sich trug, dir jetzt sämtlich dem Untersuchungsrichter oorlicgen; ebenso wie zahlreiche Einbruchswerkzeuge.

Vermischtes.

Unverhoffte reiche Erbschaft. Dem Hausierer Loca- telli in dem Dorfe Casale Marittimo (Provinz Toscana), ist das Glück widerfahren, daß ihm fein jüngst in Wien verstorbener Onkel einige Millionen Gulden hinterlafsen hat. Giusto Locatelli entstammt einer adeligen, aber indem Maße verarmten Familie, daß er fich durch einen kleinen Zitronenhondel mühsam den Lebensunterhalt verdienen mußte. Er zählt 60 Jahre und hat Frau und Kinder. Die frohe Nachricht von der Erbschaft wurde ihm durch den österreichischen Konsul in Livorno amtlich mitgetcilt.

KonkurS-Erö ffnungen. Leonberg: Nachlaß des »erst. Anton Schray, gew. Bäckers in Weilderstadt. Urach: Johannes Kurz, Steinbruchbesitzer in Mittelstadt. Maulbronn: Wilhelm Dillmann, Adlerwirt in Illingen. Calw: Lutz, Jakob, i»n., Bauer in Ostelsheim.

Württ. Rübenzuckerindustrie. Die 4 in Württemberg bestehenden Zuckerfabriken (Böblingen, Heilbronn, Stuttgart, Zütt- lingen) haben im Betriebsjahr 1899/1960 zusammen 93,607 Tonnen Rüben verarbeitet, gegen 93,926 Tonnen im Vorjahr, somit Heuer weniger 119 Tonnen. An Rohzucker wurde daraus gewonnen Heuer 11,829 Tonnen, im Vorjahr 12,229 Tonnen, mithin Heuer weniger 700 Tonnen. Die mit Rüben ongebaute Fläche belief sich auf 3110 da gegen 1898/99 mit 33l1 da, Heuer weniger 201 da. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr ist zufällig und hängt mit dem in Württemberg noch vorherrschenden System der Dreifelderwirt­schaft zusammen. Dis württembergischen Fabriken vermögen nämlich ihren Bedarf an Rüben nur zum kleinsten Teil durch eigenen An­bau auch auf Pachtgütern zu decken; daher ist jede Fabrik auf die sogenannten Kaufrüben angewiesen. Die Fabrikoerwaltungen halten besonders auf eine gute zuckerreiche Rübensorte uud geben deshalb den Samen zum Selbstkostenpreis an die Rübenbauern ab, stellen auch die zur Aussaat nötigen Maschinen. Neuerungen in der Gewinnung und Verarbeitung des Rübensaftes sind im Betriebs­jahre 1899/1900 in Württemberg nicht vorgekommen. Melaffe-Ent­zuckerung findet in keiner der 4 Fabriken Württembergs statt. Eine Fabrik (Heilbronn) läßt einen Teil ihrer Schnitzel unter Melassezusatz trocknen, wodurch ein wertvolles Kraftfutter­mittel gewonnen wird. Leider ist es trotz aller Bemühung bis jetzt noch nicht gelungen, die einheimische landwirtschaftliche Be­völkerung von der Bedeutung dieses Krastfutlermittels für die Viehfütterung zu überzeugen. Der sich ergebende Preßschlamm wird als vorzügliches Düngungsmittel bei kalten schweren Böden in der eigenen Landwirtschaft der Fabriken verwendet.

Heller'sche Spielwerke.

Anerkannt die vollkommenste« der Welt, sind stetsfort eine- der passendsten und beliebtesten Aestgeschenke. Es wird mit denselben die Musik in die ganze Welt getragen, aus daß sie überall die Freude der Glücklichen erhöhe, die Unglückliche«« tröste und allen Fernweilenden durch ihre Melodien Grüße aus der Heimat scnde. In Hotels, Restaurationen u s. w. ersetzen sie ein Orchester und erweisen sich als bestes Zugmittel, besonders die automatische« Werke, die beim Einwrrfen eines Geldstückes fpielrn, wodurch die Ausgabe in kurzer Zeit gedeckt wird.

Die Repertoirs sind mit großem Verständnis zusammengestellt und enthalten die beliebtesten Melodien auf dem Gebiete der Opern-, Operetten- und Tanzmusik, der Lieder und Choräle. Der Fabrikant wurde auf allen Ausstellungen mit ersten Preisen ausgezeichnet, ist Lieferant aller europäischen Höfe und gehen ihm jährlich taufende von Anerkennungsschreiben zu.

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Druck und Verlag der G. W. Zaisrr'schen Buchhandluna siimil Zaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: E. Hardt.

Nagold.

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