Gaildorf, 22. Okt. (Korr.) Heute Nachmittag verunglückte ein Fudrknechl auf der Straße Gaildorf—Unterjoch. Derselbe vergaß, seinen mit schweren Steinen beladenen Wagen zu sperren, als eS einen Berg hinabqing. Er wollte schnell vom Wagen springen und geriet dabei unter die Räder, wobei ihm ein Fuß abgefahren wurde.
Heilbronn, 19. Okt. (Korr.) Wegen schwerer Mißhandlung ihres in die Ehe mitgebrachten bjähr. Sohnes Karl hatte sich die 36jähr. Anna geb. Denk jetzt Ehefrau des Friseurs Mayer in Gundelsheim vor der hiesigen Strafkammer zu verantworten. Es wird ihr zur Last gelegt, ihren Sohn in der unmenschlichsten rohesten Weise mißhandelt zu haben, indem sie ihn in der Zeit von Mitte Dezember 99 bis Ende Aug. ds. Js. in unzähligen Fällen mir einem schweren eichenen Stock wuchtige Schläge auf alle Körperteile versetzte, mit einem Schürhaken und anderer gefährlichen Werkzeugen aus ihn einschlug, ihn würgte und seinen Kopf auf harte Gegenstände aufschlug, mit beschuhten Füßen auf ihm herumtrat und ihm Faustschläge ins Gesicht, besonders auf die Nase versetzte, und ihm durch diese Mißhandlungen einen komplizierten Bruch des Stirnbeins, einen Bruch des linken Oberarmknochens außer sonstigen zahlreichen Verletzungen deibrachte, infolgedessen der Zeuge sich ca. 1 Woche lang in Lebensgefahr befand. Auch soll sie ihm mit einer Zange Teile von den Lippen abgerissen und ein Stück Fleisch aus der Hand geschnitten haben. Das rohe Weib leugnet alles ab und will das Züchtigungsrecht nicht überschritten haben. Das Gericht erkannte sie jedoch der sämtlichen Mißhandlungen — mit Ausnahme der beiden letzten geradezu undenkbaren Fällen — für schuldig und verurteilte sie zu 3 Jahren Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte 2^/, Jahre beantragt.
Im Rhöngebirge bei Mehlhausen, wo seit einigen Tagen ein furchtbares Schneegestöber herrscht, wurden 3 Handwerksburschen erfroren aufgefunden.
Dresden, 18. Okt. Die Angelegenheit des sogen, „schlafenden Bremser«" in Naußlitz hat, wie schon kurz gemeldet, eine furchtbar tragische Wendung genommen. Der angeblich Scheintote ist nun wirklich tot und seine Frau ist ihm im Tode gefolgt. Als gestern Morgen, dem Tag also, an dem Dittrich in ein Dresdener Krankenhaus zur Beobachtung übergeführt werden sollte, die Frau des Kranken sich nicht blicken ließ, drang man in die Wohnung ein. Hier fand man Dittrich außerhalb des BetteS mit durchschossener Stirn. Diese zeigte Brandspuren, woraus zu schließen ist, daß der Schuß von unmittelbarer Nähe abgegeben wurde. Frau Dittrich hatte sich hinter der Stubenthür erhängt. Da der Hals des Mannes Strangulationsspuren zeigen soll, ist anzunehmen, daß sie ihn erst mit dem Strick zu erwürgen versucht hat. Der Revolver mit noch einem Schuß lag vor dem Bett. Beide Kinder, die in einem Hinteren Zimmer schlafen, waren auf die Arbeit gegangen; sie hatten allem Anschein nach von der grausigen That nichts gewußt. Auf dem von Frau Dittrich hinter- lafsenen Zettel giebt sie zu, ihren Mann erschossen zu haben. Die entschuldigt das Entsetzliche damit, daß es ihr unmöglich gewesen sei, die entehrenden Nachreden über sie und ihren Mann länger zu ertragen. Viele Jahre schon hat Neid und Klatschsucht die arbeitssome, ordentliche Familie, in deren kleiner Wohnung es stets sauber aussoh. verfolgt, überall wurde sie schel angesehen, tausendfach ließ man es sie merken, daß sie den Dtaal um die Pension betrügen, eine behördliche Vernehmung, eine ärztliche Untersuchung folgt der anderen. Dazu kam die täglich sich erneuernde Sorge um den hilflosen Mann, der gepflegt und gehegt werden mußte, und
endlich der weitere niederdrückende Umstand, daß ein Kind der Familie raubstumm ist. Alles daS Hot an der Seele der ichwergep üsten Frau furchtbar genagt, ihre That ist die Folge langer Qualen und Kämpfe, nicht der Ausfluß des Schuldbewußtieins. So wenigstens muH man anneh- mrn, solange die Obduktion nicht beweist, daß Dittrich doch ein Simulant gewesen ist. Tie wird aber voraussichtlich ergebnislos verlaufen. Man muß sich mit den ärztlichen, bei Lebzeiten Dittrichs vorgenommenrn Feststellungen und mit der Erwägung begnügen, daß es keinen Menschen geben wird, der 18 Jahre das Bell nicht verläßt, auf Freiheit und Alles verzichtet, was das Leben bietet, nur um nicht arbeiten zu müssen und statt besten 1000 ^ Pension zu beziehen. Das ist psychologisch und systologisch undenkbar.
Paris, 19. Okt. Heute vormittag ereignete sich auf der Stadtbahn zwischen dem Konkordienplatz und dem Bahnhof Champes Elisse ein Unfall, indem ein Zug in dem Augenblick der Einfahrt in den Bahnhof auf dem Konkordienplatz etwa 100 in zurücksuhr und auf den nachfolgenden Zug stieß. 15 Personen wurden verletzt, darunter 3 schwer. Der Verkehr ist unterlnochen. — Saison, der Urheber des Mordversuchs gegen den Schah von Persien, ist vor daS Schwurgericht verwiesen und wird wahrscheinlich Ende Nov. abgcurleilt werden.
Vermischtes.
Dewets Schelmenstreiche. Bon Dewet, dem tapferen Burengeneral erzählt Jean Carriere im Pariser Matin einige hübsche Episoden. Er schildert, wie es dem Burenführer gelang, sich wider alles Erwarten immer von neuem seinen Gegnern zu entziehen: An einem der zahlreichen Tage, an denei man Dewet bestimmt zu fangen dachte, kam Lord Methuen, der seines Erfolges schon ganz sicher war, morgens zu einem Lager, wo alles zu schlafen schien; nur eine unbewegliche Schildwache stand vor einem großen Zelt, das zweifellos dem jungen Burengeneral gehörte. Verstohlen schlich sich das Heer heran, und nach unerhörten Anstrengungen kam die Avantgarde bis zu den ersten Zelten. Sie waren leer. „By Jove! Was bedeutet das? . . ." Ein wenig kühner geworden, dringt man in das Lager ein und nimmt die Schildwache gefangen: O weh, sie war aus Holz! Aber sie trug wenigstens in der „Hand" einen Brief, auf dem man Lord Methuens Adresse laS. Das Schreiben lautete; „Erlauben Sie mir. Ihnen diese alten leeren Zelte in Verwahrung zu geben. Ich habe in dieser Woche eine Ladung neuer Zelte erbeutet, die für das englische Heer bestimmt waren und über deren Vollkommenheit ich Ihnen meine Komplimente mache. Entschuldigen Sie mich, daß ich Sie nicht erwartet habe, aber Sie könnten ja in zwei Jahren hier wieder einmal vorbeikommen. Christian Dewet." Die Engländer waren klug genug, über dieses Abenteuer zu lachen, und brachen wieder auf, um sich Christian Dewets am nächsten Tage zu bemächtigen. Den tollsten Streich aber hat er Lord Roberts selbst gespielt. Dewet verfiel eines Tages auf die Idee, die Telegraphendrähte aus der Linie von Heidelberg (wahrscheinlich Verwechslung mit Heilbron, wie die „Köln. Ztg." meint.) zu durchschneiden und sie an sein eigenes Morse-Eystem anzuschließen. Sehr bald kam auch eine Depesche bei ihm an. Sir war von General Hunter und für Lord Roberts bestimmt „Ich habe Dewet. Schicken Sie mir Verstärkung." Ausgezeichnet, dachte Freund Christian, und als höflicher Mensch, der diese hohen Offiziere nicht ohne Nachricht lasten wollte, telegraphierte er an Hunter: „Einverstanden, Sie erhalten Verstärkungen. Gezeichnet: Roberts". An Lord Roberts aber depeschierte er: „Unnötig, Verstärkungen zu schicken. Dewet ist mit 5000 Mann gefangen. Gezeichnet: Hunter." Man kann sich die Freude in Pretoria vorstellen! Die Depesche kam dort zu spät an, um sie noch dem Volk zu verkünden, aber die Offiziere wurden benachrichtigt, und nun feierten sie den Sieg mit Champagner, Whisky, „Ovä «ave tbe tzusen" u. s. w. bis weit in die Nacht hinein. Am andern Morgen klang die Tonart anders. Eine neue Depesche, die diesmal von Bloemfontein kam, bat Lord Roberts um schleunige Hilfe, um General Hunter aus seiner schlimmen Lage zu befreien. Der wackere Christian hatte selbst die von seinem Gegner am Abend vorher verlangten „Verstärkungen" herbeigeführt. Zuvorkommender kann man doch nicht sein! Nur hatten diese „Verstärkungen", anstatt
Hunter zu unterstützen, den schlechten Einfall gehabt, diesen anzu' gr«'ien. So stand es allerdings nicht im Programm. Und darum geht das Blindekuhfpiel weiter. . .
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
Stuttgart, 20. Oktbr. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrieben wurden : 35 Ochsen. 92 Karren. 91 Kalbeln und Kühe. 217 Kälber, 326 Schweine. Unverkauft blieben: — Ochsen, S9 Farren, 48 Kalbeln und Kühe. — Kälber, — Schweine. Erlös aus '/, kx Schlachtgewicht: für Ochsen 70-71 für Farren 62-55 -j, für Kalbeln und Kühe 54—63 -j, für Kälber 70-80 für Schweine 80-63 Verlauf des Marktes : Verkauf lebhaft.
Calw, 20. Okt. (Schranne.) Neuer Dinkel 6.25, alter Hader 7.20, neuer Haber 6.57.
Calw, 20. Okt. Obstmarkt. Zufuhr 29 Ztr. Aepfel. Preis per Ztr. 2.50-2 70 ^
KvnkarA-Eröffnnvge».
K. Amtsgericht Stuttgart-Stadt. Christian Thudium, Spezereihändler hier, Aleranderstr. 22. — K. Amtsgericht Cannstatt. August Schwinger, Frachtbote in Cannstatt. — K. Amtsgericht Spaichingen. Otto Hau schel, Konditor in Spaichingen; Anton Hermle, Krämer in Gosheim. — K. Amtsgericht Ulm. Nachlaß des -j- Friedrich Wilhelm Vetterle, Lokomotivführers in Ulm. — K Amtsgericht Biberach. Genovefa Weißenberger, Söldners- Witwe in Altheim, sowie Nachlaßmafse des j- Söldners Eduard Weißenberger daselbst. — K. Amtsgericht Heilbronn. Nachlaß des -s- Karl Kälble, gew. Schuhmachers in Sontheim ; Nachlaß des j- Paul Herzog, ge«. Kaufmanns in Heilbronn. — K. Amtsgericht Ravensburg. Felix Troll, Inh. des Spezereigeschäfts zur „Brücke" in Weingarten.
Auswärtige Gestorbene.
Julius E «Spart, Pfarrer a. D., Tübingen. — August Rettich, Finanzrat a. D., 72 I. a.; OSkar Krug, Stuttgart. — Barbara Weihrete r, geb. Köpf, Wwe., Aalen-Mannheim. — Hermann Glock, Rechtsanwalt, Künzelsau.
„Nur billig"
ist jetzt die Parole. Bei Nahrungsund Genußmitteln ist das aber falsch. Gebrannte Geiste und geröstetes Malz, die offen ausgewogen werden, sind zwar etwas billiger als der echte „Kathreiner", sie verdienen aber auch gar nicht den Namen Malzkaffee, denn nur der echte Kathreiners Kneipp-Malzkaffee hat das seine Kaffee-Aroma und macht jeden Kaffee nicht nur wohlschmeckender, sondern auch bekömmlicher.
Der heutigen Nummer unseres Blattes liegt ein Katalog der bekannten, seit dem Jahre 1880 bestehenden L» »«-«»-Firma Gebr. I. L P. Schulhoff, München bei, welche besonders für Wiederverkäuser der Weiß-, Woll-, Schnitt- und Kurzwareu- branche eingerichtet ist.
Druck und Verlag der G. W. Z ais e r'schen Buchhandlung (r-- t Zaiser) Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: K. 9 o .
L. Amtsgericht Nagold.
In das Handelsregister ist heute eingetragen worden:
I. Register für Einzelfirmen - Zu der Firma CH. Geigte, Waldfamenhandlung in Nagold: Inhaber: Gnstav Drößel, Kaufmann in Nagold. Prokurist: Alexander Haas, Kaufmann. Das Geschäft ist durch Kauf an Gustav Drößel, Kaufmann in Nagold, übergegangen. Drößel ist zur Wetterführung und Zeichnung der bisherigen Firma «Eh. Geigle" befugt.
II. Register für Gesellschafts-
firmen:
Die Firma Marti« Renz. Kleng- anstatt für Nadelholzsamen, in Emmingen, württ. Schwarzwald, mit dem Sitz in Emmingen. Teilhaber find: Friedrich Renz, Samen- dändler in Emmingen und Christian Renz, Samenhändler daselbst.
Den 19. Oktober 1900.
Amtsrichter:
_ Schmid.
Nagold.
Für eine geistig etwas defekte aber arbeitsfähige 50jährige Frane««- prrso« (auch zu Stallarbeitrn verwendbar) wird ein
Unterkommen
gesucht durch
die Armenpflege.
Amtliche Md Privat-Sekanntmachrmtzrrr.
K. Amtsgericht Nagold.
In dem
Konkursverfahren
über das Vermögen des PaulFiuckh, Kaufmanns in Nagold, gewesenen Inhabers der Firma CH. Geigle, Waldsamenhandlung daselbst, ist
1) Termin zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen und in Folge eines von dem Gemeinschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvergleich
2) Vergleichstermin auf
Samstag 17. Nov. d.J.,
vorm. S Uhr
vor dem K. Amtsgericht hier an- beraumt.
Der Vergleichsvorschlag und die Erklärung des Gläubigerausschuffrs find auf der Gerichtsschreiberei des Konkursgerichts zur Einsicht der Beteiligten nirdergelegt.
Den 21. Okt. 1900.
B r e h w,
GerichtSschreiber K. Amtsgerichts.
Eine schöne
Nagold.
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M ö tz i n g e n Gerichtsbezirks Herrerberg.
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Liebhaber sind eingeladen.
Rats schreiben
Müller.
Diejenigen, die etwa noch eine Forderung an Vr v. haben, wollen ihre
Rechnung ungesäumt einreichen.
Diejenigen, die demselben etwas schulden, werden gebeten, bis Ende Oktober an Herrn Rechtsanwalt Fischer in Nagold zu bezahlen.
Oberschwandorf.
Wundem
'wurde am letzten Nagol- > der Markt ein goldener Ring, welchen der recht- mäßige Eigentümer geg. Ersatz der Einrückungsgebühr abholen kann.
Schultheitzenamt.
Nagold.
Feinste Msmarck- Keringc
empfiihlt in ganzen Dosen und einzeln.
Hermann Knödel.
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