Wro. 6.
63. Jahrgang.
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^rtqelnt , -o»«er»t«8 s- ^»m»tag.
üe EinrückungSgcbühr beträgt s Ä p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
Aamstag, äen 1^. Januar 1888
Abonnementspreis halbjährlich 1 80 durch
die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in
ganz Württemberg 2 70 H.
Arnttiche MekcrnrrLmcrchungen.
Bekanntmachung.
Die erledigte Agentur der Württembergischen Sparkasse in Staminheim ist dem Gemeinderat Jakob Kömpf daselbst übertragen worden.
Calw, den 11. Januar 1888. K. gem. Oberamt.
Supper. Braun.
H'otitrscHe WachvichLerr.
Deutsches Reich.
Berlin, 11 Jan. Die V löffentlichung der Namen, welche mit der Fälschung der diplomatischen Aktenstücke in Verbindung stehen, ist kaum noch zu erwarten. Die „Kreuzztg." äußert sich darüber folgendermaßen:
Gleich anfaw s haben wir uns dahin geäußert, daß die Veröffentlichung der gefälschten Aktenstücke erst durch die Entlarvung und Bestrafung der Urheber des beispiellosen Betruges ihre volle praktische Bedeutung würde gewinnen können. Nachdem jedoch klar geworden war, daß es sich hier um einCompromiß handelte, sind wir der Sache nicht weiter nachgegangen, und haben insbesondere die von manchen anderen Blättern angestelllen philologischen Untersuchungen für ebenso kleinlich als zwecklos anffhen müssen. Daß auf diesem Wege nichts herauskommen kann, liegt in der Thal aur, der Harro. Mögen der oder die Fälscher sein, wer sie wollen, so viel Umsicht wird man ihnen doch wohl zutrauen dürfen, daß sie sich nicht du-ch s p r a ch l i ch e Wendungen verraten .. . Aus der Zurückhaltung unserer amtlichen Organe wie derjenigen Blätter, welche die Gründe dieser Zuiückhaltung richtig zu würdigen wissen, dürfen die russischen Officiösen ihrerseits ober durchaus nicht das Recht ableiten, die Erörterungen , welcke in der deuischen Presse über die Urheber der Fälschungen stattgefunden baben, in der hochmüligen Weise abzuthun, wie es das „Journal de St. Peltrsboura" sich erlaubt. Daß . die in diesen Erörterungen erwähnten Persönlichkeiten „zu hoch ständen", wird dem Blatte niemand glauben, der die Thätigkeit der Herren Fürst Urussoff, Hitrowo, v. Mohrenheim u. s. w. kennt. Weiter gehen wir auf die Sache nicht ein, da wir, wie gesagt, der Ansicht sind, daß sich die patriotische Presse in diesem Punkte der Auffassung des Auswärtigen Amtes anzuschlteßen hat, welches es nicht für angemessen hält, der Urheberschaft der Fälschungen nachzuforschen.
— Der Pariser „Figaro" brachte vor Kurzem eine Berliner Mitteilung, wonach der neuernannte deutsche Konsul zu Paris, Legationsrat v. Ladenberg (nicht Sadenberg, wie der „Figaro" schrieb), vom Fürsten Bismarck empfangen worden sei und auf seine Mitteilungen über die Befürchtungen von Handel und Industrie vom Reichskanzler die ungeduldige Antwort erhalten habe: „Lassen Sie sich doch nicht verblüffen. Und ich hoffe sehr, daß man endlich aufhören wird, mich fortwährend über die Haltung und die Vorbereitungen Frankreichs auszufragen. Deutschland ist viel stärker als Frankreich. Wir haben nur eins zu fürchten, einen unvorhergesehenen und ungerechten Angriff von irgend einer Seite. Aber auf alle Fälle besitzt Deutschland die Kraft, einem Angriffe von zwei und selbst von drei Seiten Widerstand zu leisten. Aber die beste Friedensbürgschaft ist das Pulver des Lebel.Gewehrs, das seine Kraft mit dem Ablauf einer gewissen Zeit verliert." Die Fragwürdigkeit dieses Berichtes des Pariser Blattes lag nahe; die „K. Z." hat sich aber darüber noch an bestunterrichteter Stelle erkundigt und erfahren, daß von dem Berichte nur das wahr ist, daß Legationsrat v. Ladenberg zum deutschen Konsul in Paris ernannt worden ist. Er hat aber vor der Abreise auf seinen neuen Posten keine Gelegenheit gehabt, den Reichskanzler, der seit November in Friedrichsruh weilt, zu sehen und zu sprechen, und die ganze Unterhaltung hat nicht stattgefunden.
) — Der Reichstagsabgeordnete Hasenclever, welcher sich seit nahezu drer Monaten in einer Privat-Jrrenanstalt in der Nähe von Berlin befindet, wird, der „Germ." zufolge, am 16. Januar entmündigt, da auf seine Genesung nicht mehr zu hoffen sei. Es würde dadurch eine Neuwahl im 6. Berliner Reichstagswahlkreise erfordeilich werden.
Hcrges-Weuigkeiten.
(Amtliches.) Am 7. Januar wurde von der evangelischen Oberschulbehörde die zweite Schulstelle in Oberdingen, Bez. Knittlingen, dem Schullehrer Beutelspacher in Beinberg, Bez. Calw, die zweite
in Gechingen, Bez. Calw, dem Unterlehrer Pfäffle in Neckargartach, Bez. Heilbronn, übertragen.
Calw. Wie uns mitgeteilt wird, giebt die gestern abend im Waldhorn hier aufgetretene Tyroler Gesellschaft heute (Freitag) abend eine zweite Vorstellung im Dreiß'schen Saale. Die Leistungen der Gesellschaft sind, was sowohl die Gesangs- als die Musikvorträge anbelangt, als sehr gute zu bezeichnen und können wir deshalb den Besuch der heutigen Vorstellung bestens empfehlen.
Stuttgart, 11. Jan. (Landgericht.) Wegen eines Einbruchs standen gestern Karl Strähle, Metzger von Lorch, 32 Jahre alt, über 30mal bestraft und Georg Plage. Schlosser von Crefild, 23 Jahre alt, 15mal bestraft, vor der Strafkammer. Dieselben sind des Einbruchs in der Nacht vom 5. auf den 6. Okt. v. I. beschuldigt, der bei Kaufmann Maier in Ludwigsburg verübt wurde, den Dieben aber nur 10 Mark in kleiner Münze eintrug. Beide Angeklagte leugneten; Strähle will gar nicht in Ludwigsburg gewesen sein; Plage giebt dies zu, aber das Maier'sche Haus will er nicht betreten haben. Demgegenüber wird die Schuld der Angeklagten durch die Aussagen von neun Zeugen bewiesen. Strähle, der sich in der unverschämtesten Weise gegen das Gericht und die Zeugen benahm, mußte schließlich abgeführt werden. Die Verhandlung wurde durch sein Benehmen ungebührlich verlängert; zuletzt verlangte er die Ladung von Entlastungszeugen. Um ihn in keiner Weife zu beschränken, gab das Gericht dem statt, und so wurde die Verhandlung heute vormittag fortgesetzt. Beide Angeklagte wurden zu 5 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust, sowie zur Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt.
Stuttgart, 11. Jan. Gestern mittag hat sich ein junger Arbeiter im Heslacher Wald mit einer Terzerole in den Mund geschossen. Ec blieb nach dem Schuß eine Zeit lang auf dem Boden liegen, kehrte aber dann nach Stuttgart zurück.
F r e u d e n st a d t, 11. Jan. Letzten Sonntag hielt der Schwarz, waldbezirksverein seine jährliche Vollversammlung, die nicht sehr stark besucht war. Es wurden verschiedene Beschlüsse, namentlich in Bezug auf Anlagen, auf Wege und Schuzhütten, Wegzeiger rc. (so auf dem Stein- mäuerle oberhalb Buhlbach, dem Ruhstein) gefaßt. Auch vereinigte man sich auf die Anfertigung von Entfernungsverzeichnissen der Ortschaften und besonderer Aussichtspunkte, welche unentgeltlich an die Mitglieder des Vereins und auch an Touristen abgegeben werden. Es wurde allgemein der Wunsch ausgesprochen, daß sich hauptsächlich auch mehr Geschäftsleute, wie Mezger, Bäcker, Wirte rc., denen zunächst durch ein gesteigertes Touristenleben ein größerer Vorteil, abgesehen von dem des leichteren Verkehrs, erwächst, sich dem Vereine anschließen möchten. — Wir haben seit gestern den ganzen Tag dichten Nebel, bei -j- 5»k., der Schnee verschwindet nach und nach.
Schorndorf, 11. Jan. Dem Güterbeförderer Hauber von hier begegnete gestern ein bedauerlicher Unfall. Er. fuhr mit seinen Pferden über ein die sehr verkehrsreiche Straße von Welzheim nach Stuttgart quer durchschneidendes Rollbahnschienengeleise des Dampfsägemüllers Hespeler, und hiebei trat eines der Pferde so unglücklich in das Geleise, daß es mit dem Fuße hängen blieb und denselben brach, so daß es sofort nach der Untersuchung durch den OA.-Tierarzt abgestochen werden mußte.
Reutlingen, 10. Jan. Im naturwissenschaftlichen Verein hielt gestern Herr Dr. C. Ficker aus Tübingen einen Vortrag über „Fische und Fischereiverhältniffe Württembergs". Der Redner teilte die Fische in solche ein, welche sich in schnellfließenden klaren Bächen aufhalten, wie die Forelle, die Grundel rc. rc., in solche, welche mehr in ruhig fließendem Wasser mit sandigem Untergrund Vorkommen, wie die Aesche, Barbe, der Schuppfisch, Hecht, Barsch, Zander rc. rc. und in solche , die ihren Aufenthalt in der Nähe des Meeres suchen, wie der Flunder, Aal, Lach«, Stör, Stint u. s. w. Nachdem die wichtigeren Fische, die teils durch Abbildungen, teils durch lebende und tote Exemplare, welche eine hiesige Fischhandlung lieferte, vertreten waren, beschrieben wurden, kam Redner auf die Fischfeinde zu sprechen. Dieselben sind: Der Fischotter, der Fischreiher, der Eisvogel, der Flußadler, das Wasserhuhn, die Taucherente und mehrere Wasserkäfer, welche der Fischbrut nachstellen; ferner die Raubfische, wie der Hecht, der Weller, die Treische. Endlich sind es noch die verschiedenen Wasserwerksanlagen, wie die Turbinen und die Wehre und namentlich das Abwasser von den Fabriken, was die Vermehrung der Fische hindert. Hier empfiehlt Redner die Anlegung von Fischleitern, und erwähnt, daß in England und China das Abwasser der Fabriken nicht in die Flüsse geleitet werden darf. Zum Schlüsse wirft er noch einen Blick auf das Mittelalter, in dem der Fffchreichtum viel größer war, und empfiehlt künstliche Fischzucht, wozu sich namentlich Karpfen und Forellen eignen.