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Der GesklWsttt

Amts und Anzeige-Blatt für den Oberamts-BeM Nagotd.

74. Jahrgomg.

JnserttonS-Sebüh» f. d. einspaltig« Zeile aus gewöhn!, vchrtst oder deren Raum bei einmalig. Einrückung S bei mehrmalig, je 6

Gratisbeilage»: Das Plauderstübchen und

Schwäb. Landwirt.

N 78.

Amtlicher.

An die K. Ortsschuliusprktorate.

Die auSgegebenen statistischen Tabellen stndauSgesüllt nach dem Stand von Geocgii, d. h. des Schuljahrs 1SVV/1SV1, bis 25. ds. MtS. an das Unterzeichnete einzusenden. Altenfteig-Dorf. 16. Mai 1900.

K. Bezirksschulinspektorat: Schott.

Wärtterndergftcher Landtag.

(117. Sitzung.)

Stuttgart, 16. Mai. Präs. Payer eröffnet die Sitzung um S'/. Uhr. Am Min.-Tisch: Ministerpräs. und der Finanzmin., später auch Staatsrat von Balz. Die Kammer setzt die gestrige Beratung bei Punkt 2 der Eingabe der würit. Handelsmüller be­treffend die Aufhebung der Zollkredite fort. Berichterstatter Schock führt aus, daß die Zollkredite hauptsächlich zu Gunsten der Groß­mühlen wirken und zu unlauteren Manipulationen mißbraucht werden. Die Kommission beantrage, die Bitte der K. Regierung zur Erwägung zu übergeben. Schmid-Besigheim, v. Teß, Dr. Kiene, Schrempf und Genossen haben einen Antrag aufBerücksichtigung" «ingebrachl. Mitberichterstotter Rath empfiehlt den Komnnssions- antrag. Finanzmin. v. Zeyer erklärt, diese Frage habe den Bundesrat schon wiederholt beschäftigt. Preußen sei geneigt, diese Aushebung zu befürworten und er selbst schließe sich dieser Auf­fassung an. (Bravo!) Wen» auch nicht viel, so werde die Maß­regel doch etwas nützen. (Bravo!) Berichterstatter Schock erklärt namens der Kommission, daß auch diese dem Antrag aufBerück­sichtigung" zustimme, v. Geß tritt entschieden für di« Aufhebung der Zollkredite und für die Uebcrweisung dieser Petition zur Be­rücksichtigung ein, ebenso Schmid-Besigheim, der dem Finanzmin. für sein Entgegenkommen dankt und seine Freude darüber ausspricht, daß der Finanzmin. nicht aus dem Standpunkt der Stuttgarter Han­delskammer stehe. Der Antrag Schmid und Genossen wird mit 68 gegen 5 Stimme» der Abg. Betz, Hähnle, Krauß, Bürk und Kloß angenommen. Abg. Schock berichtet über den dritten Punkt der Eingabe, daß die Regierung bei der >iänd»gen Tariskommission dahin wirken möge, daß Getreide in Epezi«ltarif 11' herab- und Mehl in die allgemeine Wagenklasse L hinaufgesetzt werde. Redner empfiehlt den von der Kommission einstimmig beschlossenen Antrag, die erwähnte Bitte der Handelsmüller der Regierung zur Berück­sichtigung zu überweisen, soweit sie die Versetzung von Mehl in die allgemeine Wagenklaffe L betrifft, dagegen über den anderen Teil der Bitte die Getreidefrachter, herabzusetzen wegen der not­wendig daraus entstehenden Schädigung der Landwirtschaft zur Tagesordnung überzugehen. Endlich beantragte die Kommission, die Gegenerklärungen von Rommel und Genoffen für erledigt zu erklären und die Kammer der Standrsherren zum Beitritt einzu­laden. Min.-Präs. v. Mittnacht: Die Regierung habe bei der ständigen Tvriskommisston bereits die Höhertarifieiung von Mehl und Mühlenfabrikaten beantragt, sei aber in der Minderheit ge­blieben. Auch die bayerische Regierung habe den gleichen Antrag gestellt gehabt. Der bayerische Amrag wurde vom Ausschuß der BrrkrhrSinteressrn einstimmig und von der Tariskommission mit allen Stimmen gegen die 2 von Bayern und Württemberg abge­lehnt. In den Blättern sei das freilich anders, aber falsch berichtet worden. Baden habe gegen den Antrag gestimmt und seine Ab­stimmung in einer besonderen Denkschrift motiviert. Den abge­lehnten Antrag könne die Regierung nicht sofort wieder einbringen, aber sie werde dem Beschluß, den das Haus fassen werde, Folge geben. (Beifall.) Milberichterstatter Rath empfiehlt den Kornwif- fionsantrag, ebenso Abg. Krug, der im Interesse der Landwirtschaft die Setreidepreile nicht herabgesetzt wissen will. Nach längerer Debalte und nachdem noch Abg. Aldinger erklärt hatte, daß er mit seinen politischen Freunden für den Kommissionsantrag stimmen werde, wird derselbe angenommen. Zu Punkt 2 der Tagesordnung: Berstaatlichung der Ermsthalbahv, ist Abg. Vogler Berichterstatter. Derselbe beantragt nach längeren Ausführungen namenS der Kom­mission, die Regierung um baldige Vornahme eingehender Erhe­bungen zu ersuchen, welche eine Grundlage für die erbetene Ber­staatlichung schaffen. Ministerpräsident v. Mittnacht führt aus, daß gegen den Antrag der Kommission seitens der Regierung nichts zu ermnern sei, da der Antrag der Regierung ja keine weiteren Verpflichtungen auferlege, als die entsprechenden Erhebungen ein­zubringen. Wenn die Erhebungen günstig ausfallen, sei der Staat bereit, das gute Geschäft baldigst zu machen. (Heiterkeit.) Der Kommissionsantrag wird darauf angenommen. Damit wird die Beratung abgebrochen. Abg. Gröber erhält auf 14 Tage Urlaub. Nächste Sitzung: Donnerstag vormittag 9 Uhr. Tagesordnung: Rest der heutigen T.-O. Bericht der volkswirtschaftlichen Kom­mission über verschiedene Eingaben um Erbauung von Eisenbahnen u. f. w. - Schluß 12-/- Uhr.

Deutscher Reichstag.

s- Im Reichstage gelangte am Dienstag zunächst der Gesetz­entwurf über die militärische Strafrechtspflege in Kiautschau in zweiter Lesung kurzer Hand zur Erledigung. Alsdann unterzog daS Haus die Vorlage betr. die Unfallversicherung der Seeleute, der Sprzialberatung; auch bei dieser dritten Novelle zum Reichs- unfallversicherungsgesetz unternehmen die Sozialdemvkraren verschie­dene Versuche, Abänderungen des Gesetzentwurfes in ihrem Sinne zu erzielen; die betreffenden Abänderungsanträge wurden indessen sämtlich verworfen, abgesehen von einer seitens des Reichstages angenommenen nicht weiter erheblichen Abänderung des tz 9o. Im Uebrigen ging dies« Erörterung glatt und rasch vor sich, Dutzende von Paragraphen wurden gleich ohne irgend welche Debatte in der Kommisfionsfaffung angenommen; es gelang daher auch, die gesamte zweite Lesung dieser ca. ISO Paragraphen umfassenden Vorlage noch in der Lienstagssitzung zu Ende zu führen. Am Mittwoch genehmigte der Reichstag definitiv den oben erwähnten Gesetzent­wurf, betreffend die Militärgerichtsordnung für Kiautschau; außer­dem beschäftigte er sich mit der Unfallfürsorge für Gefangene, mit Rrchnungs- und Nachtragsetatssachen.

Nagol-, Samstag -en 19. Mai

Hages-Aeuigketten.

Deutsches Neich.

Nagold, 18. Mat.

Marine.Ausstellung. Die für den Besuch der Ma. rinr-Ausstellanq im Binnenverkehr eingeräumte Fahrtver. günstigung ist mit sofortiger Wirkung in der Weise erweitert worden, daß bei einer Entfernung nach Stuttgart von mindestens 100 irm mit den einfachen Personenzugskahr. karten, deren Fahrpreis also in II. Kl. mindestens S ^ 30 iZ, in III. Kl. 3 40 7 Z beträgt, die freie Rückfahrt

innerhalb 2 Tagen (den Lösungktag mitgerechnrt) aus- geführt werden darf.

Tübingen, 17. Mai. (Korr.) Die Verwirklichung der Erbauung einer Bismarcksäule durch die Studenten­schaftnimmt eine immer greifbarere Gestalt an. Der Opfer­willigkeit der Studierenden ist eS zu danken, daß bis jetzt die hübsche Summe von ca. 4600 ^ zusammengebrocht wurde. Auch haben sich einzelne Korporationen verpflichtet, in jedem Semester eine bestimmte Summe dem Komite zu überweisen. Die für den Bau einer Bismarckfäule erfsrder» liche Summe wird somit in Bälde bei einander sein. Die Säule soll auf der Lichtenberger Höhe errichtet werden.

Stuttgart, 17. Mai. (Korr.) Deutschlands Buch­drucker rüsten sich allerorts, um das 500jährige Geburtsfest ihres Altmeisters, des Erfinders der Buchdruckerkunst, zu feiern. Die Hauptfeur findet in Mainz, dem Geburtsort Gutenbergs, statt. Auch in Stroßburg, als seinem ehemali­gen Wirkungsort, findet ein großes Fest statt. Württem­bergs Buchdrucker feiern in Stuttgart das Fest durch einen Schwadentag. Die Veranstaltung verspricht großartig zu werden, auch die Herren Prinzipale, insbesondere Stuttgarter, unterstützen daS Arrangement in jeder auch finanzieller Hin- sicht. Stuttgart wird am 17. Juni in seinen Mauern etwa 2000 Jünger Gutenbergs beherbergen.

Stuttgart, 17. Mai. Kammermusikfest. Es wird daraus aufmerksam gemacht, daß die Plätze ganz wie bei allen vorhergegangenen Musikfesten an einen noch näher festzusetzen- denTage unter den Tubscribenten verlost werden.. Werda- Her mit Freunden und Bekannten zusammen zu fitzen wünscht, wird gut thun, seine Anmeldung auf Plätze unter einem ge­meinschaftlichen Namen anzumrlden. Wie dem Festkomitee bekannt geworden, ist die irrtümliche Meinung verbreitet, als wenn mit der Versendung einer SubskriptiouSeinladung an die seitherigen Besucher unseres Fe stk s irgend eine Bevor- zugung verbunden sein sollte. So unfinnig eine solche An­nahme auch erscheinen mag, so wollen wir doch ganz aus- drücklich darauf Hinweisen, daß davon selbstverständlich gar keine Rede ist. Die Anmeldungen werden sorgfältig beim Kafsenamt Charloltenstroße 1 notiert und die Verlosung findet gegen Mitte des Monats statt. Die Anmeldungen laufen in erfreulicher Höhe ein.

Ulm, 17. Mai. (Korr.) Gestern nachmittag machte der evangelisch« Kirchengemeinderat mit Beiziehung deS Münsterbaukomites einen Rundgang durchs Münster, um die im vorigen Jahr ausgesührrrn Arbeiten zu bkfichtigrn und die neu auszuführenden Renovativnen zu besprechen. Zu letzteren gehört insbesondere di« Erstellung eines neuen Kirchengestühls, daS noch von Münsterbaumeister Prof. Dr. v. Beyer im Grundriß entworfen wordeu ist, ferner die Restaurierung der Neidhardt-Kapklle, welche mit i^ren noch viel zu wenig besuchten Frührenaissanceoltären eine ganz besondere Zierde drS Domes werden dürfte. Das Kaiser- Wilhelm-Fenstrr. eine prächtige Glasmalerei aus dem Ate­lier des Prof. Lünnemann in Frankfurt, ist in den letzten Tagen eingetroffen und wird demnächst über dem neuen Südwestportal eingesetzt werden. An den Umgang schloß sich eine Sitzung erstmals in dem nunmehr fertigen sehr schönen Renmffance-Saal des Münsterverwaltungsgebäudes.

Winnenthal, 17. Mai. (Korr.) Nachdem auf hirs. Markung die Bohrversuche nach Steinsalz mit gutem Erfolg beendet sind, werden dieselben aus der Markung Neckarsulm, hinter dem Scheuerberg, fortgesetzt.

Pforzheim, 17. Mai. (Kvrr.) Der nächstjährige Verbandstag süddeutscher GabelSbrrger Stenographen findet in Pforzheim statt.

Darmstadt, 17. Mai. Der Großherzog von Hessen meldete dem Kaiser telegraphisch den Empfang der Torpedo- bootsdioision an der hessischen Landesgrenze. Darauf ant- worteteIder Kaiser etwa wie folgt:Ich danke Ew. Kgl. Hoheit von Herzen für den warmen patriotischen Empfang, welchen das hessische Land unter Ihrer persönlichen Betei­ligung der Reichstsrpedobootsdivision bereitet hat. Wie dieselbe trotz aller Hindernisse immer weiter in daS Innere Deutschlands vordringt, so wird auch, davon bin ich überzeugt, die national« Begeisterung und das Verständnis und Interesse für unsere Aufgaben auf dem Wofser im deutschen Volke

1900.

unter der Führung seiner Fürsten immer weiiere Fortschritte machen zum Wöhle deS zu Wasser und zu Land Achtung gebietenden Vaterlandes."

Worms, 16. Mai. Ueber einen Unfall bei Oppen- heim meldet dieWormser Zeitung": Bei Begrüßung der Torpedo-Flottille entstand eine Panik dadurch, daß, als die Masse sich zu den Booten drängte, die Landungsbrücke durch den Andrang überlastet, sich nach einer Seite hin plötzlich senkte und zahlreiche Personen iuS Passer fielen. Von den Torpedoboote« wurde sofort Hilfe geleistet und die Verunglückten auf die Boote gezogen. Der Marinearzt leistete die erste Hilfe. So weit bisher bekannt ist, sind Verluste an Menschenleben nicht zu beklagen.

Worms, 16. Mai. Bei dem Brückenunglück in Oppenheim stürzten im ganzen etwa 40 Personen, Männer und Frauen, in den Rhein, die sämtlich von der Mann­schaft und den Offizieren der Torpedoflottille gerettet wurden.

-j- Der Prinz-Regent von Braunschweig ist nach London abgereist, um den Kaiser bst der Taufe deS jüngstgeborenen Sohnes des Herzogs von Jork zu ver­treten. Selbstverständlich besitzt diese reine Familienmisfion des Prinz-Regenten Albrecht keinerlei politische Bedeutung.

Berlin, 17. Mai. DerLok.-Anz." meldet, die So­zialdemokraten können ihre Obstruktion bei der heutigen Beratung derI s r Heiuze" sparen, da wir von wohl unterrichteter Seite erfahren, daß ei»e Annahme des Ge­setzes im Bunde-rat in der jetzigen Fassung ausge­schlossen erscheint. Neuerdings unterliegt es auch keinem Zweifel mehr, daß die preußischen Stimmen im Bundesrat gegen das verändert« Gesetz wieder abgeqeben werden, wenn der BundeSrat überhaupt noch einmal in die Lage kommt, sich mit der Vorlage beschäftigen zu müssen.

Ausland.

Lissabon, 16. Mai. DaS Bureau Reuter meldet: Der Minister des Auswärtigen fügte dem Dementi, daß die Regierung Transvaals den portugiesischen Konsul auf- gefordert habe, Transvaal zu verlassen, hinzu, an die der Burenregierung gemachte Ankündigung, daß englische Trup­pen Mozambique durchziehen würden, habe sich überhaupt kein Zwischenfall geknüpft. Richtig sei es. Saß «ine an- scheinend für eine kriegführende Part« (Transvaal) bestimmte Sendung von Bücksrr,fleisch, anderen Nahrungsmitteln und Ueberröcken bis zur entgültigen Entscheidung in Lourenzo- Marquez ongehallea wurde. Man könne u priori den Charakter der Waren als KriegskontrebanSe nicht bestimmen, da die besonderen Umstände in jedem Einzelfall maßgebend seien.

London, 16. Mai. Nach einer New Imker Meldung derDaily Mail" hatte der Burengesandt« Fischer ziemlich offen von dem Anerbieten der Schutzherrschaft über die Buren an die Vereinigten Staaten von Amerika gesprochen und erklärt, wenn die Union dir Hilfe verweigere, würde man sich an Rußland wenden. Von Brüsseler Transoaal- kreisen wird diese Nachricht als unbegründet bezeichnet.

INew-Iork, 17. Mai. Den Mitgliedern der Buren- Mission wurde bei ihrer Ankunft im Hotel ein herzlicher Empfang bereitet. Der Sprecher der Mission, Fischer, sagte, dre Mission wünsche au den Gemeinfinn und das Gefühl zu appellieren. England trachte nach dem Gold und den Diamanten der Republiken. Die Mission sei gekommen, den Frieden zu suchen, aber nicht um jeden Preis. Sie bitte die Unionstaaten, die Sache der Republiken zu prüfen. Was die Meldungen anlangt, daß die Buren, fall» Eng- land Transvaal erobere, nach Amerika auswandern wollten, so bestreite Fischer, duß dir Buren als Volk auszuwandern gedächten. Einzelne Buren dürsten wohl auswandern.

Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.

L« nd 0 n, 16. Mai. Nach dem vorliegenden amtlichen Bericht betragen di« Verluste der Engländer in Südafrika bis 3. Mai ca. 18799 Mann, worin die jetzt in den bri­tischen Hospitälern in Südafrika befindlichen Kranken und Verwundeten nicht eingerechnet find.

Prätoria, 16. Mai. Der hiesige Berichterstatter deS New-Iork Herold" meldet: Als ich BenterSburg verließ, standen die Engländer vor der Stadt. Die Bevölkerung verließ die Stadt in Eile, nachdem die Häuser und Läden geschloffen waren. Die Einwohner in Krooustadt ve ließen ihre Stadt in Sonderzügen. RegierungSbeamte verbrannten aus dem Marktplatz die amtlichen Schriftstücke. Ich fand den Präsidenten Steijn in voller Ruhe in seinem Hause. Für den Fall eines Angriffs der Engländer stand rin Sonderzug zu seiner Verfügung. Ec schrieb die Nieder­lage der Buren der Flankenbewegung von 6000 Engländern gegen den linken Flügel Bothos zu. Steijn betonte, br-