sprach in klarer und anschaulicher Weise daS Fleischbeschau- gesetz, daS Münzgesetz, die Ivi Heinzr, daS Unfallverstche- rungsgesetz und die Flottenvorlage. Bezüglich der letzteren meinte der Redner, er stehe der Vorlage freundlich gegen­über, daS deutsche Volk sei wohlhabend genug zur Verstär­kung der Flotte, jedoch müsse die Deckungsfrage vor jeder weiteren Beschlußfassung geregelt werden, die neuen Lasten dürfen nur auf die tragfähigen Schultern, nicht auf die breite Masse des Volke- gelegt werden. Bei der 1«i Heinze hat der Redner mit der Reichstagsmehrheit gestimmt, well er der Ansicht ist, daß der deutsche Richterstand die Beur­teilung der Kunstprodukte, welcheohne unzüchtig zu sein, doch das Scham- und Sittlichkeitsgefühl gröblich verletzen" zu einer Schädigung der wirklichen edlen Kunst- und Wissen- schast nicht mißbrauchen werde. Betreffs des Fleischbr- schaugesetzeS ist der Abgeordnete der Ansicht, daß die in- ländische Landwirtschaft unter keinen Umständen ungünstiger gestellt werden dürfe als die ausländische Konkurrenz. lieber die einzelnen Punkte dieses Gesetzes wurde in der Versamm- sammlung abgestimmt, da es dem Redner daran lag, die Anschauungen der ländlichen Zuhörer kennen zu lernen.

' Es ergab sich vollständige Uebereinstimmunq der Ansichten. Reicher Beifall wurde dem Abgeordneten für seine interes­santen Ausführungen zu teil.

Calw, L6. März. (Korr.) Gestern nachmittag fand in der Brauerei Dreiß eine sehr zahlreiche Versammlung der Eisenbahner des Bezirks statt, in der über den Beitritt zu dem neu gegründeten württ. Eisenbahnerverband beraten wurde. Der Vorsitzende, Zugmeister Schneider hier, gab ein eingehendes Referat über den jetzigen Stand der Sache. Es traten dann sofort 82 Bedienstete dem Ver­band bei, weitere werden folgen, so daß im Bezirk kaum ein Eisenbahner außerhalb ves Verbandes stehen wird. Der Versammlung wohnte auch Betriebsinspektor Dr. Supper bei. Als Obmann wurde Zugmeister Schneider gewählt. Der Reichs- und Landtagsabgeordnete Schrempf, der abends von einer Versammlung in Teinach eintraf, hielt eine jubelnd aufgenommene Ansprache, worauf auf den Abgeordneten ein begeisterte- Hoch ausgebracht wurde.

Horb, 25. März. (Korr.) Heute vormittag wurde hier seitens des provisorischen Komitös des Württ. Eisen­bahnverbands eine große Eisenbahnversammlung abgehaltm, die sehr zahlreich besucht war. Als Referenten traten avf Zugmeister Bauer und der zweite Vorsitzende öer christlichen Gewerkschaftskommisston. ES erfolgten zahlreiche Ausnahmen.

Stuttgart, 23. März. Durch amtliche Verkündigung imRegierungsblatt" sind nunmehr in Württemberg für die Landtagswahlen die Wahlkouoerts und der Isolierraum eingesührt. Die Einrichtung der Wahlkouverts. die in Württemberg bis 1882 bestand und damals der Gleichheit mit dem ReichsragSwahlgesetz wegen auf einen Beschluß der Kammer hin aufgehoben wurde, tritt erstmals bei den nächsten Hauptwahlen wieder in Kraft. Die Regierung hatte die Wiedereinführung schon 1895 zugesagt, doch einigte man sich damals mrt dem Landtag dahin, zunächst noch abzuwartrn, ob die Einrichtung nicht auch für die Reichs­togswahlen zu stände komme; jedenfalls aber solle nicht länger als bis zu den nächsten Landtagsneuwahlen damit gezögert werden.

Vom Bodensee, 26. März. (Korr.) In Friedrichs- Hafen und Ravensburg fand am Freitag der üblicheDienst­botenmarkt" stt.1t. Bei 300 Kinder, tue dem TirolerHüt- kmderoerein" angehören, trasrn unter Führung von zwei Geistlichen und 3 Lehrer aus einem Extradampfer in Fried- richshafen ein. Zum Markt halten sich über 400 Dienst­herren eingefunden. Da die Arbeiternot auf dem Lande von Jahr zu Jahr zunimmt, sind unsere Bauern in der Sregegend gezwungen, sich dieser Hilfskräfte zu bedienen. Infolge der großen Nachfrage sind denn auch die Löhne für diese Kinder bedeutend gestiegen, stieben einer doppelten Kleidung erhielten Burschen von 1518 Jahren drS zu 180 ^ und Buben von 1114 Jahren bis zu 120 ^ Lohn. Die meisten der Hütekinder kamen tnS württ. und badische Oberland.

-j- AuS Kamerun kommt eine neue Hiobspost. Die nach dem Norden des Schutzgebütes entsandte Expedition, welche

mäßigten Zone nicht ungesund. Erhebt sich doch das Pla­teau im Innern bis zu 600 m über dem Meer, und diese Hochebene von Longwood war die Wohnstätte Napoleons und seiner Begleiter. Noch zeigt man dort den wenigen Fremden, die auf St. Helena kurzen Aufenthalt nehmen, die Wohnstätte Napoleons und sein Grabdenkmal. Beide find Erinnerungszeichen von fragwürdigem Wert. Der Sarg Napoleons ruht bekanntlich im Jnvalidendom in Paris, und auch das Wohnhaus des großen Korsen wurde im Jahre 1857 als Geschenk der Königin Viktoria mit der ganzen Einrichtung nach Paris geschafft, nachdem man vorher an Ort und Stelle eine getreue Kopie des Hauses hergcrichtet hatte. Immerhin ist es der Ort, wo England seinen Feind begrub, der ihm damals nicht so gefährlich wurde, da ganz Europa auf Seiten der Briten stand, wie es in unseren Tagen die Buren gegen das isolierte England hätten werden können, wenn der Sieg ihren Fahnen bis zum Ende treu geblieben wäre.

Einen Schatz von historischen Erinnerungen birgt dies Eiland, der aber nicht über die Langeweile des Aufenthalts auf der Insel hinweghelfen kann. Schon Napoleon klagte, daß ihm das einzige Vergnügen, das dem Gefangenen ge­stattet war, die Jagd, fast unmöglich wurde, da kein jagd­bares Wild mehr zu finden war. Die Wälder, die einst das Hochplateau deckten, sind vollständig verschwunden. Auf weitgedehnten Gütern wird die Viehzucht und Viehmastung und die Kultur von Nutzpflanzen betrieben. ' eingeborene Bevölkerung der Neger, deren kleine Bauernwirtschaften von dem Großgrundbesitzer aufgesogen wurden, wandert stetig

unter Führung des HauptmanueS v. Ceffer zur Bestrafung der Mörder des Leutnants v. Queis und des Forschers Courau ausgegangen war, ist von rebellischen Stämmen überfallen worden. Sämtliche Offiziere der Expedition mit Einschluß des Hauptmannrs v. Ceffer wurden verwundet, weitere Einzelheiten fehlen noch.

Kurland.

-j- Die Verhandlungen der deutsch-czechischen Ver­ständigungskonferenz sind infolge der bevorstehenden Session der Kronlandtage einstweilen wieder vertagt worden. Jedenfalls haben aber die letzten Sitzungen der Konfe­renz einen unerwartet günstigen Verlauf genommen, der zu der Hoffnung berechtigt, daß es der Verständigungskonferenz vielleicht doch noch gelingen werde, den nationalen Frieden zwischen Deutschen und Czechrn zu vermitteln.

Paris. 26. März. Der japanische Kronprinz ist gestern Vormittag hier eingelroffen.

Paris, 26. März. Der Befehl, das Bataillon der Fremdenlegion, daS bereit- auf dem Packrtboot nach Ma­dagaskar eingeschiffl war, in Oran (Algier) zurück;»halten, ruft große Aufregung hervor, da dadurch die Gerüchte über Verwickelungen mit Marokko bestätigt würden.

Paris, 26. März. Dem Vernehmen nach ist dos Programm zur Eröffnungsfeier der Weltausstellung gestern endglltig festgestellt worden. Die Eiöffnung e, folgt am 14. Ap-il nachmittags 2 Uhr. Von mehreren Blättern wird die Ansicht ausg'sprochen, daß die Weltausstellung, besonders der Teil aus dem Marsfelde, an diesem Tage noch nicht fertig sein wird. Nur die Ausstellungsarbeiten der fremden Staaten weisen irgend eine Verzögerung auf. Die elekirodynamische Ausstellung Deutschlands sei bereits gänzlich fertiggestellt.L'Eoenement" will wissen, daß der Präsident Loubet nach Eröffnung der Ausstellung Nizza und Monaco besuchen werde. Bei dieser Gelegenheit werde ein italienisches Geschwader nach Nzza kommen, um den Präsidenten zu begrüßen.

Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.

Warranton, 24. März. Der Feind richtete gestern gegen die Brückenwache ein ziemlich lebhaftes Gewehrfeuer, welches von den Engländern gelegentlich erwidert wurde. Artillerie trat in Thätigkeit. Augenscheinlich wird dem Uebergang über den Fluß erbitterter Widerstand entgegen­gesetzt werden. Hier sind Nachrichten eingetroffen, daß die Farmer an der Nordwestgrenze des Freistaats, welche bereits in ihre Heimstätten zurückgekehrt waren, nicht zu­rückbeordert wurden und den Befehl erhielten sich über den Fluß nach Transvaal zu begeben.

London, 25. März. Aus Kroonstadt ist ein Brief eines Engländers in Bloemfontain ringet offen, der eine Verwandle des Präsidenten Steijn zur Frau hat. In demselben wird die Stimmung der Buren als zuversichtlich bezeichnet. Die Stadt rüste sich zu einem energischen Wider­stand und gleiche mit ihren mächtigen Verschanzungen be­reits einer starken Festung. Die Verbündeten Truppen seien unter dem Oberbefehl des Generals Jsubert völlig einig und ohne Zwietracht.

London, 24. März. Gestern nachmittag lief folgendes Telegramm von Lord Roberts aus Bloemfontain im KriegSamte ein:Gestern wurden die Oberstleutnants Crabbe und Codsington sowie der Leutnant Lygon und ein Gemeiner, während eines R kagnoSzirungsrittes, den sie nördlich von Bloemfontein am sühnen, von einer Abtei­lung Buren überrascht. Der Leutnant wurde getötet, die beiden Oberstleutnants und der Gemeine schwer verwundet. Die Buren brachten die Verwundeten auf einen nahe ge­legenen Pachthof und v»pflegten sie.

London, 24. März. Dem Reuterschen Bureau wird aus Sprinqsontem von gestern gemeldet: Nach hier «inge- troffenen Nachrichten ist «in Kommando von 500 Buren unter Vanderpost bei Fauresmiih entschlossen, bis zum äußerste« zu kämpfen. Kommandant Olivier, der von Ge­neral Brabant bei Aliwalnorth geschlagen worden ist. flieht in der R-chtung nach Sandriver mit 300 Mann und 70

fort, so daß sich die Einwohnerzahl seit 1860 von 6800 auf 3000 verringert hat.

Noch eine wehmütige Erinnerung drängt sich dem Be­sucher gerade jetzt auf. Die Insel gehörte 1600 bis 1650 den Holländern, die sie damals der Englisch-Ostindischen- Kompagnie abtraten, die dafür Kapstadt und die Kapkolonie den Holländern überließen. Und heute sitzt der englische Gouverneur in Kapstadt, und Englands Heere erwürgen die holländischen Republiken Südafrikas!

Dies Felseneiland, dessen Wände sich hochragend aus der unendlichen Wafserwüste des Ozeans erheben, ist wohl das mächtigste Denkmal der britischen Welteroberungspolitik, deren eherne Faust jetzt Südafrika gepackt hat, um es nie wieder freizulassen.Die Woche".

Briefbeförderung aus Ladysmith. Ein inte­ressantes Erinnerungsstück an die Belagerung von Ladysmith, eines der ersten, die England erreichten, ist soeben in dem Museum der Royal United Service Institution in der White- hall ausgestellt worden. Es ist dies ein Miniaturbrief, der von einem Soldaten der Natal-Carabineers geschrieben und von einem Eingeborenen nach Natal befördert wurde. Der Bote wurde von den Buren gefangen, und während diese ihn examinierten, verbarg er die winzige Botschaft in einem seiner Nasenlöcher und war so in der Lage, nach seiner Freilassung den Brief dem Empfänger, Kapitän A. N. Mont- gomerey zu Natal auszuhändigen. Der Brief ist ungefähr 1'/« Zoll lang und war verschiedentlich zusammengefaltet, um ihn auf einen möglichst kleinen Raum zu beschränken.

Wagen; die meisten seiner Truppen haben ihn schon früher im Stich gelassen. Oliviers Lage ist bedenklich.

London, 26. März. Ern Telegramm von Lord Roberts aus Bloemfontein von gestern meldet: lieber Bu- luwayo eingegangene Nachrichten von Oberst Baden Powell besagen, daß sich am 13. Marz in Mafeklng alles wohl befunden habe. In den letzten Tagen vorher hätte die Einschließung des Feindes bedeutend nachgelassen. Lord Roberts fügt hinzu, daß die von den Buren verwundeten Gardeoffiziere in Bloemfontein sind und daß ihr Befinden ein gutes ist.

London, 26. März. Aus Rouxoille wird vom 24. März gemeldet: Das Kommando Oiimer mit einer bedeu­tenden Truppenmacht und 15 Geschützen bewegt sich in der Gegend von Ladybrand. Eine weitere bedeutende Buren- Abteilung ist ebenfalls an der Grenze des Basutolandes signalisiert worden. Es ist wahrscheinlich, daß diese Tcup. pen von General French abgefangen werden.

Kleinere MitteilMgeu.

Tübingen. 24. März. Nachtrag zur Tagesordnung d«S Schwurgerichts. Dienstag den 27. Mär,, nachmittags 3 Uhr: Strafsache gegen den verheirateten Fabrikarbeiter Johannes Alt von Erkenbrechtsweiler. Oil. Nürtingen, wegen Verbrechens der Urkundenfälschung u. a. Mittwoch ven 28. März, vormittags 9 und nachmittags 3 Uhr: Strafsache gegen den ledigen Fabrikarbeiter Karl Heinrich von Betzingen, OA. Reutlingen, wegen Verbrechens wider die Sittlichkeit und Strafsache gegen den verheirateten Mau­rer Ernst Kim merle von Pliezhausen, OA. Tübingen wegen Brand­stiftung.

Tübingen, 24. März. (Schwurgericht.) Vorgestern und gestern wurde die Strafsache gegen den 27 Jahre allen ledigen Schuhmachergesellen Ferdinand Knoll von Metzingen, OA. Urach, wegen dreier Verbrechen der vollendeten Brandstiftung und eines Verbrechens der versuchten Brandstiftung verhandelt. Der Ange­klagte. ein verwegener Brandstifter, der seinerzeit mit seinen Unthalea alle Gemüter in Metzingen aufs Aeutzerste erregte, vrrbüßc derzeit eine ihm im Oktober 1898 vom hies. Schwurgericht wegen dreier Verbrechen der Brandstiftung zuerkannte Zuchthausstrafe von 3 Jahren und 6 Monaten. In der Nacht vom 16. auf 17. November 1890 brannte ,u Metzingen das dem Metzger Johannes Fritz ge­hörige Wohn- und Oekonomiegebäude und das hieran angebante, dem Wagner Krehl und dem Taglöhner Konrad Huber gehörige Wohngebäude bis auf die Grundmauern nieder. Der angerichtele Schaden belief sich auf über 7000 Mit einem Schaben von über 7000 wurden ferner in der Nacht vom 7. auf 8. November 1897 die dem Weingärlner Kaspar Maierhöfer in Metzingen und einige Schritte davon entfernt dem Straßenwart Waiblin gehörigen Wohn- und Oekonomiegebäude ein Rauch der Flammen. Am 4. April 1893 entstand in dem auf Maikung Metzingen gelegenen, der Stadt Metzingen gehörigen Waldreil Knrlesyau an dce: ver­schiedenen Stellen Feuer, so daß auf einer Waldfläche von drei Morgen das Booengras und der niedere Holzbestand in Brand gerieten mit einem Schaden von 100 ^ Endlich drohte dem Wohnhause des Gerbers Wächter und des Schuhmachers Abraham Knoll eine- Bruders des Angeklagten und demjenigen des Hafners Enßle, sämtlich in Metzingen, in der Nacht vom 6. auf 7. Dezember die Einäscherung, und nur durch das Dazukommen der Ehefrau des Wächter und ihr energisches Eingreifen ist weiteres Nebel verhütet worden. Die Untersuchung der drei Brandfälle, wegen welcher der Angeklagte gegenwärtig seine Strafe verbüßt, und die er aus reiner Bosheit verursacht hat, gab Anlaß, die Er­hebungen über die heute in Rede stehenden Brandfälle aufzanehmen. Es sind über 40 Zeugen geladen, darunter auchKollegen" des Angeklagten aus der Strafanstalt. Der Angeklagte Knoll zog an­fangs in allen Fällen seine Täterschaft mit Gewandtheit und Energie in Abrede. Ein Bruder des Angeklagten, der Schuhmacher Adam Knoll, wohnte zur Zeit des Brandes im Fritz'schen Hause, sein Mobiliar war nicht versichert. Dieser wurde als der Brano» stiflung verdächtig in Haft genommen, später aber wieder entlassen. Er beschuldigte seinen Bruder als den Brandstifter, indem er be­hauptete, dieser habe ihm auf dem Wege nach Grafenberg zugestan- üen, daß er den Brand bei Krehl gelegt habe, aus dem G und«, weil Krehl ihn so geärgert habe. Bezüglich eines w iteren Verbre­chens der Brandstiftung, dem am Samstag Ven 23. April 1893 ein Teil des Metzinger Gemeindewalds Hochholzwasen zum Opfer fiel, wurde der Angeklagte mangels dringender VerdachtSgrünve außer Verfolgung gefetzt. Ein Freund des Angeklagten Knoll, namens Schund, der gegenwärtig bei der Fremdenlegion in Algier diente halte schon in der früheren Untersuchungssache gegen Knoll diesen schwer belastet. Er bezeugte unter Eid, daß ihm Knoll bezüglich des Brandfalls bei Maierhöfer nur einen Strohwisch gebraucht, der habe hingcreicht. Der Angeklagte bestritt, je eine derartige Aeußerung gegenüber Schund gelhan zu haben. Mit dem wider ihn zeugenden Bekannten aus der Strafanstalt bewegte sich der Angeklagte heute nicht auf sehr freundschaftlichem Fuße. Schließ­lich gab er zu, auf Anstiften seines Bruders, Adam Knoll, den Brand im Hause des Gerbers Wächter, bezw. in demjenigen seines Vaters, Abraham Knoll, gelegt zu haben, indem er in jener Nacht morgens gegen 4 Uhr nach Hause gekommen, Holz und Reisig aus der Küche seiner Eltern geholt, diese Brennstoffe in den Hühnerstall hineingefchoben nnd angezündet habe. Kurze Zeit, nachdem es ge­brannt habe, sei er wieder zum Hühnerstall und habe *die brennen­den Stoffe herausgezogen und so den Brand selbst wieder ganz ge­löscht. Entgegen dieser letzteren Behauptung bezeugt« aber die Ehefrau Wächter, daß ihr Mann morgens um 5 Uhr ins Geschäft gegangen sei, während sie mit ihren S kleinen Kindern noch im Bett in der Schlaskammer gerade über dem Hühnerstall gelegen fei. Da habe sie in der Kammer Rauch gespürt, sei aufgestanden und habe dann gleich von draußen eine Helle gesehen. Sie habe schnell ihre Kinder geweckt, sei dem Stalle zugesprungen und habe daS Feuer im Hühnerstall entdeckt, die Brennstoffe herausgezogew und so den Brand erstickt. Der Angeklagte bemerkte, daß er nur auf Anregung seines Bruders Adam diesen letzten Brand gestiftet habe. Die Anklage vertrat Staatsanwalt Frank und Rechtsanwalt Bohnenberger war Verteidiger. Auf Grund des Wahrspruchs der Geschworenen unter ihrem Obmanne, Gutsbesitzer Auoth jun. auf Roseck wurde der Angeklagte unter Freisprechung von einem Verbrechen der Brandstiftung wegen zwei vollendeter und eines versuchten Verbrechens der Brandstiftung unter Einbeziehung der früheren Strafen zu der Gesamt,uchthausstrafe von 10 Jahren und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren verurteilt, auch wurde auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht erkannt.

Eßlingen, 26. März. (Kore.) Vorgestern Mittag kurz vor 12 Uhr scheute auf dem Güterbahnhof ein Pferd. Dasselbe rannte davon und stieß dabei an eine am Weg stehende Wagendeichsel, welche lies in den Vorderletb rin» drang, sodaß das Pferd sofort verendete.

Ellwangen, 23. März. Berechtigte- Aufsehen erregte die gestern mittag erfolgte Verhaftung des langjährigen Geschäftsführers der Jpfdruckerei Jos. F. A. wegen Be» gehen» wider die Sittlichkeit, tz 175 St. G. B. Derselbe legte lautJagstztg." sofort em umfaffenves Geständnis