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Montag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag.

Auflage: fsoo.

Preis vierteljährl. hier mit Trägerlohn SV im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 ^ 20

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28.

Amts- und Anzeige-Blatt für -en Oberamts-Bezirk Nagst-.

74. Aahr-a»-.

Nagold, Donnerstag -e« 8. Februar

JusertionS-Lebühr s. d. einspaltige Zeile auS gewöhul. Echrtst oder deren Rau« bei einmalig. Einrückung » bei mehrmalig, je S

Gratisbeilagen: Das Plauderstübcheu und

Tchwäb. Landwirt.

1SV0.

Amtliches.

Bekanntmachung.

JnGültlingen ist die Maul-und Klauenseuck« erloschen.

Die über den Geneindebezirk verhängten Maßregeln find wieder aufgehoben worden.

Nagold, den 7. Februar 1900.

_K. O beramt. S chöller, Amtmann.

Bekanntmachung.

In Fünfbronn ist die Maul« und Klauenseuche aus­gebrochen.

Außer Grhöftsperre wurden weiter folgende allge­meine Schutzmaßregeln angeordnet:

1) Sämtliche Wiederkäuer und Schweine in der Ge­meindemarkung Fünfbronn werden unter polizeiliche Be­obachtung gestellt und dürfen ohne oberamtliche Ge- nehuttgung auS der Gemeindemaikung nicht entfernt werden. Jedoch wird den Besitzern seuchenfreier Gehöfte die Bewirtschaftung ihrer aus angrenzenden Markungen gelegenen Grundstücke gestattet.

3) Das Durchtreiben von Wiederkäuern und Schweinen durch die Gemeindemarkung Fünfbronn wird verboten, desgleichen

3) die gemeinschaftliche Benützung von Brunnen und Tränken für Wiederkäuer und Schweine.

Vorstehendes wird unter Hinweisung auf die bekannten Folgen der Zuwiderhandlung gegen die ergangenen An­ordnungen zur öffentlichen Kenntnis gebracht.

Nagold, den 8. Februar 1900.

_ K. Oberamt. Schöller, Amtm.

Bekanntmachung.

Laut Mitteilung des K. Oberau,l- Horb herrscht die Maul- und Klauenseuche in Eutingen, Göuelfi rgeu, Nord­stetten, R-xing-n und Bildechingen.

Nagold, den 8. Februar 1900.

, _ K. Oberamt. Schöller, Amtm.

Regierungsrat Bogt in Reutlingen wurde seinem Ansuchen entsprechend wegen durch körperliche Leiden verursachter Dienstun- fähtgkeit vorbehältlich der Wiederanstellung im Falle später wieder erlangter Dienstfähigkeit in den Ruhestand versetzt.

Die deutsche Marine und eine englische Blockade.

Durch die demokratischen Blätter lauft gegenwärtig ein Artikel der Münch. Freien Presse mit obiger Ueberschrift. Es wird darin ausgeführt, daß die Blockade deutscher Häfen «in besonders gearteter Fall sei, weil Deutschland nicht un­mittelbar am Weltmeer liege, wie z. B. Frankreich und Spanien-Portugal, deren langausgrdehnte Küste zu blockieren für Englanddirekt unmöglich" sei. Der Verfasser des Artikels kennt offenbar den Sezessionskrieg nicht, in dem die 3000 Seemeilen lang« Küste der Südstaoten schließlich von 418 Fahrzeugen, unter denen sich 313 Dampfer befanden, gesperrt wurde. Doch dies nur nebenbei. Der Artikel folgert nun aus der geographischen Lage der deutschen Küsten, daß sie leicht zu blockieren seien. Damit sagt er natürlich nichts Neues. Die Flottenfreunde haben nur aus dieser Thatsache die Folgerung gezogen, daß wir dann um so mehr

auf unserer Hut sein müssen. Der Artikel hat auch voll­kommen Recht, wenn er sagt, daß wir nur mittels d«s Kanals und der Nordsee den atlantischen Ozean erreichen können. Wenn er nun sortfährt, daß an dieser klaren Thatsache in Verbindung damit, daß England einen unein­holbaren Vorsprung habe, alle Versuche, uns gegen eine englische Blockade zu schützen, zerschellen müssen, so ist dieser Schluß außerordentlich kühn; er ist nur möglich, weil der Verfasser des Artikels eine ganz eigenartige Vorstellung von einer Blockade hat. Ec schreibt nämlich:Will Eng­land uns blockieren, s» braucht es nicht unsre Küsten zu beobachten, sondern es wird lediglich die genannten beiden Zugänge zum Ozean, den Kanal und die Nordsee (sie!) sperren, wobei es den großen Vorteil hat, daß es seine Kräfte nicht zersplittern muß." Man könnte zunächst einwenden, daß diese Absperrung doch eine Zersplitterung der feindlichen Streitkräfte mit sich bringt, und daß es dem­gemäß unserer Gesamtsiotte doch gelingen könnte, einzelne Teile der englischen Blokad> flott« mit überlegenen Kräften anzu­greisen. Allein darauf braucht man kernen Nachdruck zu legen. Vielmehr muß man sagen: Ist denn das. was der Artikel die englische Flotte thun läßt, eine Blockade? Die neutralen Staaten würden dieselbe gar nicht anerkennen, weil sie nicht effektiv ist. und wenn auch unsere eigenen Handelsschiff« stark gefährdet wären, so könnte doch unser Handel durch neutrale Schiffe vermittelt werden. Eine effektive" Blockade sieht aber in Wirklichkeit anders aus. Jeder einzelne Hafen ist gesperrt. Dazu genügt ein kleiner Kreuzer oder schließlich ein armierter Schnelldampfer; je nach den Streilkr ästen, die dem Blockierten noch zur Ver­fügung stehen. Bor allem wird der Gegner es auf die großen Häsen Hamburg und Bremen absehen und deren Verkehr würde er durch eine Kette schneller Kreuzer, die zwischen Wrvgerog und Sylt stationiert sind, unterbinden. Hinter den Kreuzern aber würde der Kern der Blockadeflotte in Gestalt einiger Schlachtschiffe sich aufhalten.

Infolge seiner falschen Auffassung von der Durchfüh­rung einer Blockade läßt der Artikel die beiden Gegner Operationen vornehmen, die den Eindruck des Phantastischen machen. Da nach seiner Meinung die englischen Blockade­kreuzer sich im Kanal aufstellen, so können die deutschen Schiffe

es ist unklar, ob Kreuzer oder Linienschiffe niemals den Kanal offen halten, mögen sie östlich oder westlich vom Kanal oder mittendrin sich ausstellen. Entsprechend denkt sich der Verfasser die Lage in der Nordsee. Er versetzt nämlich das englische Blockadegeschwader an die Shrl- landsinseln und natürlich ist der Angriff einer deutschen Flotte wegen der großen Entfernung von der Oprrations- basis gefährlich und aussichtslos. So fei der Kampf gegen England hoffnungslos. Es gebe eben gewisse Machtoer» hältnisse, die sich nur durch kluge Politik, nicht durch Kanonen verschieben lassen. Hier könne nur eine Aenderung des

Seerechts Helsen. Glaubt etwa der Verfasser, daß Eng­land freiwillig in diese Aenderung willigen wird? Wird nicht diese Sen Engländern höchst nachteilige Aenderung des Seerrchts ihnen eben durch Kanonen abgenötigt werden müssen? Aus all dem geht hervor, welch verworrene Be­griffe bei diesem Geestrategen herrschen. Ja, er meint so­

gar, daß, wenn wir die Nachteile unserer geographischen Lage wettmachen wollen, wir eine England überlegene Flotte schaffen müßten was er dann unter dem Hinweis auf die Richtersche Schraube und die finanzielle Unmöglichkeit ablehnt. Da muß also unsere geographische Lage seit den Zeiten der Hansa eine Aenderung erfahren haben; denn das dürfte auch solchen Seestrategen nicht unbekannt sein, daß die Hansa ein Städtebund jahrhundertelang die nordischen Heere beherrschte und auch in England befahl. Auch unsere heutigen Seeoffiziere dachten über diese Ange- legenheiten bisher ganz anders. Sir glaubten, daß die englische Schlachtflstte zuerst unsere Schlachtflotte zu schlagen und unschädlich zu machen versuchen und erst dann an die Blockade unserer Häfen als zweite Aufgabe gehen werde; daß die Hauptaufgabe für uns demnach darin bestehe, der feindlichen Schlachtflotte eine Flotte »on Linienschiffen ent- gegenzustellen, die im Stand ist, die heimischen Gewässer zu behaupten, oder den Feind so empfindlich zu schwächen, daß er auch nicht mehr die Kraft hat. seinen Kreuzern den zur Sperrung derZugänge zum Ozean" nötigen Rückhalt zu geben . . . Damit ist eS also nichts. Und auch darin haben sich unsere Fachleute geirrt, daß sie glaubten, di« Engländer könnten nie ihre gesamte Flotte gegen uns auf­bieten und ihre Angriffsflotte müsse mindestens 1'/» mal so stark sein als unsere, wenn sie auf einen Erfolg rechne. Diese Fachleute wissen nunmehr, daß wir zur Abwehr einer englischen Blockade eine noch stärkere Flotte brauchen, als sie verlangt haben. Wann werden einmal die richtigen Männer an den richtigen Platz komme»! (Tchw. Merk.)

Hages-Aeuigketten.

Deutsches Reich.

Nagold, 8. Febr. Für den Privatverkehr find be­sondere Freimarken zu 30 und 40 hergestellt worden: dieselben kommen lautSt.-Anz." im Laufe des Monat- Februar bei sämtlichen Postanstalten deS Landes zur Ausgabe.

C r l w, 6. Febr. (Korr.) In Holzbronn oberhalb der Thalmühls mußte für den zurückgetretenen Schultheißen Dreher (früherer Lehrer) am letzten GamStag eine Neuwahl stattfinden. Gewählt wurde Gemeindrpfleger Rothfuß mit 59 Stimmen; Samenhändler Georg Wacker erhielt 25 St.

Horb. 4. Febr. Die Vereinigung von Gemeinde« und Korporationsbeamten im Schwarzwaldkreis tagte heute in hiesiger Stadt, um die Erfahrungen auszu­tauschen, welche bei Führung der Grundbücher nach neuem Recht gemacht worden sind. Es wurde eine große Anzahl praktischer Fälle von Kaufverträgen, Behandlung von Vor­hypotheken, Löschungen, Abtretungen. Vollstreckungsklauseln, Miteigentum, Feststellung der Geschäftsfähigkeit und dergl. besprochen und durch Formulare erläutert. Bei der großen Anzahl von anwesenden praktischen GeschäfiSmännern (70 bis 80) konnte es nicht fehlen, daß diese Besprechung eine Fülle des Belehrenden bot und wurde deshilb beschlossen, in der nächsten Zeit öfters als seither auch in den einzelnen Oberamtsbezirken zusammenzukommen. Was die Gebühren­frage anlanat, so ist über die Bezahlung der laufenden Gr- schäfte ein sicherer Ueberblick noch nicht möglich, dagegen

Nagold in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

(Fortsetzung.)

Auch städtischerseits werden alte Bestimmungen neu ein­geschärft: Bei eintretendem Brande muß jeder Hausbesitzer eine brennende Laterne aushängen und die Zäune in den Zwingergärten haben zu verschwinden, damit man eintreten­den Falls dem Feuer besser bcikommen kann.

Im Monat Mai wurde das neue Schulhaus (jetzt Mädchen­schulhaus) unter den üblichen Feierlichkeiten seiner Bestimmung übergeben.

Die im Feld gestandenen Soldaten feierten am 24. Juli im Hirsch den Jahrestag des Treffens bei Tauberbischofsheim in geziemender Weise.

1868.

Das Jahr war wieder ein Wahljahr! Die Schöpfung eines Zollparlaments und Zollbundesrats, welche ganz Deutschland außer Oesterreich umfaßte, sollte, wie die Freunde nationaler Einigung hofften, ein bedeutungsvoller Schritt zum Gesamt­deutschland sein, als dessen Kern sich der Norddeutsche Bund von selbst darbot. Die Stellung zum Norddeutschen Bund also gab für Zollparlaments- und Landtagswahl die unter­scheidenden Merkmale der Kandidaten. Am Sonntag den 1. März stellten sich die beiden Parlamentskandidaten der Na­golder Wählerschaft vor, der nationale Dr. Elben aus Stutt­gart und der Calwer Dörtenbach. Elben als Deutschparteller war für unbedingten Eintritt in den Norddeutschen Bund. Die Anhänger Dörtenbachs aber erklärten: Kann uns Preußen auf Grund des Allianzvertrages nicht schützen, daun auch

nicht nach dem Eintritt in den Nordbund. Ein anderer Dörtenbachianer rechnet heraus, daß die Steuererhöhung, die der Eintritt in den Nordbund uns bringt, jeden Tag 12 000 fl. ausmache. Heftig tobte der Wahlkampf. Am 24. März wurde Dörtenbach mit 10555 Stimmen als Vertreter des 14. württ. Wahlkreises (Böblingen, Calw, Leonberg, Nagold und Neuen­bürg) in das Zollparlament gewählt.

Nicht minder heftig wurde der Kampf bei der Landtags­wahl im Juli geführt. Noch in letzter Stunde wurde von einigen nationalen Wählern Professor und Architekt Silber, Sohn des noch in gutem Andenken stehenden früheren Ober- amtsarzts Silber gegen Geigle aufgestellt. Silber bereiste den ganzen Bezirk; auch er war für den Anschluß an den Norddeutschen Bund. Ein Südbund, erklärte er, erscheint heute ebenso unmöglich als unpraktisch. Das Resultat war übrigens ein glänzender Sieg Geigles. Die NagolderBerg­artillerie" schoß Viktoria und eine mit schwarz-rot-goldenen Schärpen geschmückte Musikbande durchzog die Straßen. Was die politische Stellung Geiglcs betrifft, so gehörte er zu denRegierungsmarinern". In der damaligen Kammer­zusammensetzung unterschied man außerdem noch Natio­nale, Volksparteileute, Großdeutsche, Ultramontane und Mittel­männer.

Zur Erinnerung an seine Gründung vor 25 Jahren hielt am Pfingstmontag der Liederkranz ein Liederfest ab; 14 Gesangvereine mit ungefähr 200 Sängern nahmen daran teil; dem verdienten Dirigenten Gauß wurde ein Ehrenge­schenk überreicht, und abends war Festball.

Wegen der vielen Eisenbahnarbeiter und der daraus

hervorgehenden großen Unsicherheit wurde die hiesige Poli­zeimannschaft durch einen Polizeiwachtmeister verstärkt.

1869.

Am 19. Februar fand das erste öffentliche Verfahren nach der neuen Gerichtsordnung auf dem K. Amtsgericht statt. Rechtskonsulent Bohnenberger hatte schon lange vor­her wiederholte Vorträge über die neue Gerichtsorganisation im Gewerbeverein gehalten.

Ueber die Zeit des Volksfestes machte der landwirtschaft­liche Bezirksverein eine gelungene Exkursion nach Hohenheim, Scharnhausen und Weil zur Besichtigung der dortigen Be­triebe und nach Cannstatt auf den Wasen.

Zur Erinnerung an die dem Volke vor 50 Jahren ge­schenkte Verfassung fand am Sonntag 26. Sept. feierlicher Kirchgang vom Rathause aus statt.

Der neueingestellte Polizeiwachtmeister muß ein schneidiger gewesen sein. Unter den in den letzten 3 Monaten des Jahres abgerügten und öffentlich bekannt gemachten zahlreichen Po­lizeivergehen finden wir: Blaumontagmachen 1 Fall mit 1 fl., Nachtschwärmerei 1 Fall mit 1 fl., Polizeistundenübertretung 12 Fälle mit 18 fl. u. s. w.

1870.

Das ereignisreiche Jahr wurde eingeleitet durch eine sich über das ganze Land erstreckende Agitation der Volkspartei gegen die neuen Heereseinrichtungen. Ein Gesetz, das vor 2 Jahren rechtsgültig geworden war, sollte umgestürzt und eines der Bande, die unser engeres Vaterland mit Deutsch­land verknüpften, gelöst werden.

(Forts, folgt.)