Mo. 147.
«2. Jahrgang.
Amts- und Intekkigenzbkatt für den Aezirli.
Erscheint Z>te«»t«g, Ionneratag L
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Ämtkic^e Oe^anntmockungen.
Bekanntmachung.
Der zum Schultheißen der Gemeinde Oberreichenbach ernannte seitherige Gemeindepfleger David Keppler ist heute beeidigt und in sein Amt eingesetzt worden.
Den 13. Dezember 1837. K. Oberamt.
Supper.
Die SchultheißenämLer
werden aufgefordert, die vom Oberamtstierarzt am 14. d. M. auf einem gedruckten Formular an sie gestellten Fragen längstens in 8 Tagen zu beantworten.
Calw, 14. Dezember 1887. K. Oberamt.
Supper.
Neuenbürg.
Warktkonzesstonsgesuch.
Die Gemeinde Calmbach, welcher durch Erlaß der K. Regierung für den Schwarzwaldkreis vom 27. März 1885 die Ermächtigung zu Abhaltung zweier Krämer-, Vieh- und Schweinemärkte und zwar am Jakobi-Feiertag, den 25. Juli, und am Simon- und Judä-Feiertag, den 28. Oktober, für die Dauer von fünf Jahren erteilt worden ist, hat um die Genehmigung zur Fortsetzung dieser Märkte für die weiteren fünf Jahre 1888 bis 1892 nach- gesucht.
Es wird dieses Gesuch mit der Aufforderung veröffentlicht, etwaige Einwendungen gegen die Gewährung desselben binnen
fünfzehn Tagen
bei der Unterzeichneten Stelle einzubringen.
Den 10. Dezember 1887. K. Oberamt.
H o f m a n n.
Kokitifche Wcrchvich-en.
Deutsches Reich.
Berlin, 12. Dez. Aus einem hierher gelangten Schreiben der Kronprinzessin teilt man dem Fr. I. folgende Stellen mit: Villa
Zirio, San Remo, 7. Dez. 1887. Wir machen eine schwere Prüfungszeit nach allen Richtungen durch, aber das Gefühl, daß die Nation uns nicht vergißt, mit uns hofft, mit uns fühlt — ist ein unendlich trostreiches, erhebendes und beglückendes! Wenn Gott es so will — so wird dieses Vertrauen auch ferner dem Kronpinzen als kostbarstes Gut erhalten bleiben und ihm zur Erreichung seiner Ziele die beste Hilfe sein. Wie viel Zeit ihm noch be- schieden werden soll, wer kann es »wissen? Aber wenn man ihn so frisch und blühend sieht, kann man nur seinen Kräften und seiner guten Natur vertrauen und daran glauben, daß ihm die Gesundheit zur Erfüllung seiner Pflichten nicht fehlen wird, wenn er auch im günstigsten Falle lange noch sich wird schonen müssen und seine Stimme wenig wird gebrauchen können. Meine Gedanken sind fortwährend mit unseren Vereinen beschäftigt, und ich empfinde es schmerzlich, aus der Ferne so wenig nützen zu können. — Ein Bericht der Fr. Ztg. aus San Remo besagt: Das Befinden des Kronprinzen gestaltet sich täglich günstiger. Der hiesige Aufenthalt soll bis zum Mai ausgedehnt wer de n. Der Kronprinz macht keine Aus- führten, sondern nur Fußpartien. Dr. Mackenzie wird nicht hierher zurückkehren; die für ihn reservierten Zimmer sind bereits anderweitig vergeben.
Berlin, 13. Dez. Der Reichstag begann heute die zweite Lesung der Getreidezollvorlage, und zwar zunächst der Zölle auf Weizen und Roggen. Abg. Brömel (sreis.) spricht sich für die ablehnenden Beschlüsse der Commission aus. Während dieser Rede gehen ein: ein Antrag Pfafseroth (Centr.), den Weizenzoll auf 4, den Roggenzoll auf
3 »L festzusetzen; ein Antrag Grad, den Zoll für Weizen und Roggen auf
4 »/L zu erhöhen; ein Antrag Mirbach, die Zollsätze der Regierungsvor
lage wieder herzustellen, und ein Antrag Hammacher, jede Zollerhöhung abzulehnen aber den Jndentitätsnachweis für zollfreie Einfuhr aufzuheben. Windthorst spricht für den Zoll von 5 , welcher einen Compromiß
darstelle zwischen den verschiedenen Anschauungen innerhalb seiner Partei. Rickert ist gegen jede Zollerhöhung. Staatsminister Lucius tritt für die Zollsätze der Vorlage ein und erklärt, er sei nicht ermächtigt, anzugeben, wie sich die Regierung zum Vorschläge Windthorst's stellen würde, alle noch niedereren Sätze würden entschieden abgelehnt werden. Finanzminister Scholz tritt gleichfalls für die Regierungsvorlage ein. Bei der Abstimmung werden die Zollsätze der Regierungsvorlage (6^Lfür Weizen und Roggen) mit 238 gegen 108 S t im m e n a b g e l e h n t. Es folgt die Abstimmung über den Zollsatz von 5 für Weizen.
— Ueber die Einteilung der Geschäfte des Reichstags beriet gestern der Seniorenkonvent. Man verständigte sich dahin, daß vor
JeuiLtelon.
Bitte zu grStze«!
Humoreske von Eugen Gavain.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Wieder setzte er sich auf das Bett und stützte das sorgenschwere Haupt in die Hand. Plötzlich sprang er mit einem Freudenschrei auf, daß der Oberstwachtmeister und Wiedenbrück erschrocken emporsuhren.
„Ich hab's, ich hab's," rief der Hauptmann und machte vor Freude einen Lustsprung, der ihn in unsanfte Berührung mit der Decke des Koupees brachte. Er rieb sich die getroffene Stelle, wiederholte aber in überzeugungstreuem Tone: „ich hab's, ich hab's".
„Was haben Sie denn, Hauptmann?" fragte Zelten, „Sie sind ja heute ganz und gar aus dem Häuschen."
„Ich glaube, ich habe den Zahn erwischt," erwiderte Esebeck mit listigem Lachen.
„So? na dann gratuliere ich. Es wäre auch Zeit, daß Sie sich mal auf's Ohr legten, sonst kommen wir auch noch um unsere Nachtruhe; 3 Uhr muß es übrigens bald sein."
Ruhig legte sich nun Esebeck nieder, und wenn er auch nicht schlief, so sagte er doch nichts mehr und schien alles Weitere von seiner gemachten Entdeckung zu erwarten. Nach einer Welle stand er auf, kleidete sich notdürftig an und begab sich an das Fenster, das er in aller Ruhe öffnete.
„Station Fulda, neun Minuten."
„Das paßt mir gerade," brummte der Hauptmann. „Schaffner, machen Sie mir einmal die Koupeethür auf."
Zwar verwundert, aber dienstbeflissen, öffnete der Schaffner. Da nahte auch schon wieder der entsetzliche Inspektor. Aber ihn ruhig erwartend, mit einem ironischen
Lächeln auf den Lippen, stand der Hauptmann da, und als er bemerkte, wie der Inspektor den Mund zu der bekannten Frage öffnete, ging er ihm entgegen und sagte: „Ich weiß schon, Herr Inspektor, Sie suchen mich, Hauptmann von Esebeck, aber ich sage Ihnen, ich werde Ihnen gründlich das Handwerk legen, Ihnen und Ihren Kollegen, die mich nichtswürdiger Weise um meine Nachtruhe gebracht haben.
„Aber Herr Hauptmann, ich verstehe wirklich nicht —"
„Aber ich verstehe desto besser. Nicht wahr? Habe die Ehre, — Grüße von Freund Berneck — Mainz — bedaure zu stören — u. s. w. nicht wahr? Ja, ja, Herr, ich kann die Litanei bald singen, aber ein Donnerwetter soll doch gleich dutzendweise alle Bahnhofsinspektoren zur Hölle schicken, wenn es sich jetzt nicht ändert, das muß helfen."
Damit wendete er dem überraschten Beamten den Rücken und wollte weiter gehen; er besann sich jedoch wieder, drehte sich nochmals um und sagte: „Uebrigens Herr Inspektor, Sie können ja ebenso wenig etwas dafür wie die andern. Na, nehmen Sie es nicht übel, ein alter Soldat wie ich bin, spricht noch deutscher als gewöhnlich, wenn er in die Rage kommt. Und da soll der Teufel die Geduld und seine Kaltblütigkeit nicht verlieren, wenn man ein Schlafkoupee nur dazu hat, daß man darin nicht schlafen kann. Na ja, Herr Inspektor, nichts für ungut und besten Dank."
Er ging nun weiter, während der Inspektor ihm kopfschüttelnd nachblickte. Augenscheinlich suchte der Hauptmann irgend etwas, denn er blickte zu den Fenstern des Koupees empor; wie es schien, konnte er das Gesuchte nicht finden. Plötzlich erscholl in kurzen Zwischenräumen sein Stentorruf: „F.iedrich! Friedrich!"
An einem Fenster eines Koupees dritter Kasse erschien jetzt ein schlaftrunkenes Gesicht und eine Grabesstimme antwortete: „Zu Befehl, Herr Hauptmann!"
„Friedrich, 'rauskommen!"
„Zu Befehl, Herr Hauptmann!" Und Friedrich stolperte aus seinem Koupee heraus und bemühte sich, so gerade als möglich zu stehen.
„Mitkommen," kommandierte Esebeck und schritt voran, während Friedrich gehorsam folgte.