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Büterverwalter und Bahnhofkassier Steinbrenner in Calw wurde auf eine erledigte Eisenbahnsekretärstelle in Aalen versetzt.

Die Geheimnisse des Burenkrieges.

-j- Wenn nicht über Nacht der Telegraph neue sichere Kunde über den Stand der Dinge im südafrikanischen Kriege bringt, so muß nunmehr erklärt werden, daß infolge der englischen Lügenberichte und Verschkierungsoersuche seit zwei Wochen kein Körnchen Wahrheit über den Krieg zwischen den Bure« und Engländern bekannt geworden tst. Man bedenke doch nur. daß England den ganzen Nachrichtendienst mit Südafrika allein in den Händen hat, und daß die englische Zensurbehörde alle ihr unbequemen Nachrichten vom Kriegsschauplätze unterdrückt, während die Regierungen der TranSvaal-Republik und des Oranje-Freistaates vom direkten Verkehre mit Europa infolge des Kriegszustandes abgeschnitten sind. Dabei zeigt die Kunst der Engländer, Lügenberichte auszustreuen und verlogen« Ränke anzuzetteln, doch auch ihre schändlichen Lücken. So wird jrtzt von London aus die Fabel zum drittln Mule verbreitet, daß die Buren des Oranjefreistaates weg«-- brr Bck.ivtt iqkriten der Verpflegung nur noch dis zu n 17. Januar kämpfen wollten, gleichzeitig kommt aber die Meldung, duß General Cronjr, das ist der oberste Führer der Freistaat-Buren, 5000 Mann von seinem Corps nach Süden zur Unter­stützung der bei Colesberg kämpfenden Buren abgeschickt habe. General Cronjr hält sich also für so stark, daß er zur Bekämpfung des Generals Lord Methuen am Modder- River seine ganze Streitmacht gar nicht für notwendig hält. Unthätig sind nicht die Buren, sondern die unmittelbar vor den befestigten Stellungen der Buren stehenden englischen Obkranführer, die Genewle Buller an der Tugela und Lord Methuen am Modder-River. Aus Furcht vor neuen Niederlagen greifen die genannten englischen Generale nicht energisch mehr an und unternehmen nur einige Demon­strationen, um die Buren zu beunruhigen. Auf die aus weiter Entfernung abgegebenen englischen Kanonenschüsse antworten die Buren aber überhaupt nicht, sie sparen ihre Munition für den Ernstfall. Kommen die Engländer auf 500 Meter an die Burenstellungen heran, dann werden die Buren schon ihren Mann stellen. Bezeichnender Weise für die wirkliche Lage auf dem Kriegsschauplätze kommt auch jetzt die Nachricht aus Tapstadt und London, daß die Generale Buller und Methuen im Einverständnisse mit dem Obergeneral Roberts überhaupt in nächster Zeit keine ent­scheidenden Schläge gegen die Buren Vorhalten, sondern erst ihre Heere neu organisieren wollten. Der Versuch, neue Heere auf dem Schlachtfeld« zu organisieren, ist wenig­stens etwas Neues und dürfte die Kricgswifsenschaft um einen großen Fortschritt bereichern, wenn es den Engländern gelingt, auf dem Schlachtfelds neue Heere zu organisieren. Ein gewisserMoltke" hat gesagt, daß wirkliche Heere nur im Frieden neu geschaffen und organisiert werden können. Die Buren haben dies auch zwei Jahre »or dem Kriegs­ausbrüche gethan, und dabei sind di« Buren geborene Jäger, Scharsschützen und vorzügliche Reiter, abgehärtet, an das Klima gewöhnt und mit den bescheidensten Lebensmitteln zu­frieden. Die Buren hatten auch rechtzeitig für mehr als BO Millionen Mark sich neueste Kanonen auS Frankreich und Mauser-Repitiergewehre auS Deutschland angeschafft. Die Engländer sind in ihrem Dünkel aber auf veralteten Einrichtungen stehen geblieben und haben geglaubt, daß die Buren bei dem Anblicke der englischen Schotten-Garden und der Garde-Kavallerie ausretßen werden. Inzwischen sind aber gegen 10,000 Engländer von den Buren getötet, verwundet und gefangen genommen worden und gegen 15 000 Engländer find in Ladysmith, Kimberley und Mafe- king von den Buren eingefchtofsen. Außerdem berechnen jetzt die englischen Berichte die gesamten Streitkräfte der Buren nebst den HilfskorpS der aufständischen Ratolburen und der Fremdenlegionen auf 87 000 Mann. Das bedeutet die vollste Aufopferung eines Volks für seine Freiheit und seine Schvle, und Gott mag geben, daß die Buren das edelste Gut, um das ein Volk ringen kann, ihre Freiheit erkämpfen!

Nagold, Montag -en 88. Januar

Deutscher Reichstag.

ä Der Reichstag trat am Donnerstag in die Spezialberatung des Etats des Reichsjustizamtes ein, doch gelang eS in genannter Sitzung noch nicht, auch nur eine der Positionen dieses Etats zu erledigen. Abg. Baffermann von den Nat -lib. eröffnet« die Don­nerstagsdiskussion mit verschiedenen fachjuristischen Wünschen, die sich auf Revision der Bestimmungen des Strafgesetzbuches über die Bestrafung Minderjähriger, auf die fernere Ausgestaltung des Strafprozeßwesens und auf die Errichtung kaufmännischer Schieds­gerichte bezogen, daneben wünschte Herr Baffermann zu hören, wie es mit den Vorarbeiten zu dem signalisierten Gesetz betreffs des Schutzes der Bauhandwerker eigentlich stünde. Letztere Anfrage beantwortete der Staatssekretär im Reichsjustizamt Nieberding dahin, daß der betr. Entwurf fertiggestellt sei, doch müsse der BundeSrat erst noch Stellung zu demselben nehmen; auch hinsichtlich der übrigen Anregungen des vat.-lib. Redners erteilte der Staats­sekretär in ziemlich entgegenkommender Weise Auskunft. Der Z.- Abg. Roeren schloß sich den vom Abg. Baffermann geäußerten Wünschen an, dieselben noch durch das Ersuchen an die Reichsreg. erweiternd, dem Hause baldigst eine Vorlage wegen der Entschädi­gung unschuldig Verhafteter zu machen. Abg. Dr. Oertel vom B. d. Landw. brachte das bekannte Urteil des Berliner Landgerichts I, laut welchem der verantwortliche Redakteur des sozialistischen Zen- tralorganS .Vorwärts" von der Anklage, daS Oberlandesgericht zu Dresden durch die Behauptung beleidigt zu haben, dasselbe erachle die Angehörigen der Arbeiterpartei als minderberechtigte Personen, freigesprochen worden war, aufs Tapet. Abg. Dr. Oertel knüvfte an den Vorgang allerhand Bemerkungen. waS den Präs. Grafen Ballestrem veranlaßte, kurz die Grenzen zu bezeichnen, innerhalb deren allein er eine Kritik richterlicher Urteile durch Abg. in öffent­licher Debatte gestatten könne. Dann versuchte der Soz.-Dem. Fischer den Nachweis zu erbringen, daß das sächsische Oberland esgericht thatsächlich Voreingenommenheit gegen Soz.-Dem. bekunde. Nachdem sich Staatssekretär Nieberding infolge der Fischer'schen Ausführungen über die verschiedene Auslegung der Bestimmungen des .groben Unfugiparagraphen" seitens der Gerichte geäußert, verbreitete sich Abg. Müller-Meiningen (fr. Volksp.) ' über das nämliche letztere Thema, über die Unzulänglrchkeit des Urheberrechts gegenüber dem Verlagsrecht, über Mängel in den Ausführungsbestimmungen zum Bürg. Gesetzbuch u. s. w. An der ferneren Debatte beteiligten sich neben Staatssekretär Nieberding die Abg. v. Garlinski (Pole), Beckh (fr. Volksp.), Stadthagen (soz.), sächs. Bundesratsbevollmäch­tigter Fischer, sowie die Abg. Rettich (kons.) und Büfing (nat.-lib.); es gelangten hierbei vorwiegend die bekannten Zustände in Mecklen­burg zur Erörerung. Für Freitag stand zunächst die Interpellation «egen der Beschlagnahme deutscher Schiffe durch englische Kriegs­schiffe auf der Tagesordnung des Reichstages.

Hüges-Merngkeiten.

Dr»Lschrr Brich.

-<- Nagold, 22. Jan. Der KrankenunterstÜtzungs- Verein hielt seine halbjährliche Generalversammlung am Sonntag den 21. dS. MtS. im Gasthaus z.Traube" ab. welche zahlreich besucht war. Der Rechenschaftsbericht wurde wegen Abwesenheit des Herrn Schriftführers vom Vorstand vorgetragen und weist folgende Ziffern aus: Ein­nahmen vom letzten halben Jahr 356 Ausgaben 2l3 ^5. somit Sollbestand der Kaffe 142 ^ 74 Die Rechnungs- ergebniffe sind folgende: Gollbestand der Kaffe 142 ^ 74 --Z, Einnahmen. 1. Juli 1899, 77 ^ 76 iZ. monatliche Beiträge 278 40 -H, zusammen 356 76 iZ. Ausgaben: Ver­waltungskosten 76 63 H, Kcankenunterstützungm wur­den gegeben und 24 Portionen mit 100 95 -A für 1

Beerdigung 35 ^ 84 -H. macht zusammen 213 ^ 42 H, Sollbestand der Kaffe 142 ^ 74 iZ. wie oben. Die Kaffe rvt-rde geprüft und für gut befunden. Das Vereinsver- mögen besteht: Sollbestand der Kaffe 142 ^ 74 H, Kapital- Ausstand 1800 bei der Bank 358 45 H, macht zu­sammen 2 301 19 --Z, am 1. Januar !899 b. lrug solches

2 402 ^ 19 somit hat dasselbe im Iah 1899 «be­

nommen um 101 ^ 56 die Milglled-rz-ht betrug am 1. Januar 1899 253, neuerngetreten 6, grstorben »ad weg­gezogen 14, somit Stand am 1. Januar 1900 245 Mit­glieder. Es wurde sodann des langjäh.igen Schriftführers gedacht, der aus geschäftlichen Gründen zurück!rat. und die Versammlung ausgesordect, den Dank durch Erheben von den Sitzen zum Ausdruck zu bringen. Möge dieser wohl- thätige Verein unserer Stadt auch fernerhin neue Mitglieder bekommen. Anmeldungen nimmt jederzeit an: der Vor­stand Berstecher und Kassier Kaufmann Rapp.

L. Herrenberg. 19. Jan. Gewerbetreibenden Ge­legenheit zur Erlernung der Buchführung zu geben, rief der hiesige Gewerbeverein einen Buchführungskurs ins Leben, der vorgestern eröffnet wurde, sich aber bei der hohen Teil­nehmerzahl (74) zu einem Doppelkurs unter Lotung der Schullehrer Kläger und Riethmüüer gestaltete. Die Cur- fisten sind teils Meister, teils Gehilfen und Lehrlinge, teils Frauen und Mädchen.

Freudenstadt. 19. Jan. In einer gestern nach­mittag wegen des Bau- emer Eisenbahn von Pfalzgrafen- weiler nach Freuder.stadt stattgefundenen Versammlung dreh:- sich die Debatte um die Hauptfrage, ob 60 cm oder 1 in Spurwrüe. Einstimmig sprach sich die Versammlung für das L tztere aus, namentlich rmt Rücksicht auf den künftig möglichen Anschluß der Bahn an die Altensteig-Nagolder. Bahn, welche auch «ine Spurweite von einem Meter hat.

1960 .

Von der Achalm, 18. Jan. (Korr.) Vor einigen Tagen erschien in verschiedenen Zeitungen ein Artikel, wo­nach die mit Gebühren angestellten Ortssteuerbeamten sehr gespannt seien auf die neuen Bestimmungen des Steuerein- zuzs der Umsatzsteuer aus Grundstücken. Diese Ortssteuer­beamten werden nun mit freudigerem Mut« ihre Beruss- pflichten erfüllen, wenn sie aus dem Gesetz vom 28. Dez. 1899 betr. die Umsatzsteuer ersehen, daß der besagte Steuer- einzug nicht nur im alten Geleise bleibt, sondern noch er­leichtert wird und ferner, daß die betreffenden Gebühren vor der vierteljährlichen Einsendung der zu führenden Tage­bücher von Ortssteuerbeamten an der Summe der angefallenen Umsatzsteuer in Abzug gebracht werden dürfen.

Vaihingen a. E., 19. Jan. (Korr.) Bei der gestern vorgenommenen Stadtschultheißenwahl haben von 422 Wahl­berechtigten 865 abgestimmt. ES entfielen aus Herrn Ge- Miinderat Wischos 117, auf Herrn Stadtpflegrr Beutel von Geislingen 244. Gewählt ist somit Hen Stadtpfleger Beutel.

Ulm, 18. Jan. (Korr.) Die Bodenverhältnisse des hiesigen neuen Friedhofs (schwerer Letten) legten dem Ge­meinderat nahe, den Versuch mit sog. Harlgußsärgen zu machen, durch welche eine raschere Verwesung der Leichen befördert wird. Die Regierung konnte sich bis jetzt nicht entschließen dem Ansuchen des Ulmer Gemeinderats zu ent­sprechen und macht neuerdings den Vorschlag, vorerst ein- mal zu der dieses Frühjahr stattfindenden Ausgrabung von Leichen in Harlgußsärgen auf dem Friedhof in R w-asburg eine Kommission zu entsenden.

Freiburg, 17. Jan. An der Oberrealschule wurde eine Schüler-Abteilung des Deutschen Flotten-VereinS gebildet. Dieselbe zählt bereits 400 Mitglieder.

Wie aus Dresden, 18. Jan., berichtet wird, ist die Kaiserin Nachmittags 4 Uhr 22 Rin. wieder dort am Krankenbett ihrer Mutter eiagetroffen. Auch die Prinzessin Friedrich Leopold und dir Herzogin Friedrich Ferdinand von Schleswig-Holstein sind anwesend. Am Vormittag wurde solgendrs ausgegebrn: Der Zustand der Herzogin Friedrich von SchleSwig-Holstein hat in vergangener Nacht «ne Verschlimmerung erfahren. Die Atemnot ist hochgradig. Gegen den Morgen trat eine nicht unbedenkliche Herzschwäche ein, die erst »ach längerer Zeit wieder nachließ. Jetzt ist das Befinden etwas ruhiger.

Dresden. 19. Jan. DaS letzte Bulletin über das Befinden der Herzogin Friedrich von gestern Abend 7 Uhr lautet: Tag ziemlich unruhig. Kein Schlaf. Starke Atem­not. Einige Male etwas erbrechen. 'Nahrungszunahme außerordentlich gering. Auf entsprechende Mittel gegen Abend etwas ruhig. Puls leidlich.

Aus Berlin, 18. Jan., wird gemeldet: Der Kaiser nahm heute Mittag die feierliche Investitur des Herzogs Albrecht und des Herzogs Nickolaus von Württemberg sowie des Generals v. Bülow als Ritter des Schwarzen Ädler- srdrns vor und hielt sodann ein Kapitel des Ordens ab. Anwesend waren: die Prinzen des Königlichen HauseS, der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, Felsmarschall Gras v. Blumcnthal, Generaloberst Graf Waloersee, die Minister v. Miquel, Delbrück, v. Bötticher, die Generale o. Hahuke, Gras Hässter und o. Schlieffen, Admiral o. K '.o.c, Professor v. Mmzel und andere kapttelfähige Ritter. Als Pt-ca,nS beider Herzoge fungirten die Prinzen Friedrich Heinrich ans Joachim Albrecht von Preußen, als ParcainS des General; v. Äülow die Generale o. Hahnkr und Schluffen.

Berlin, 19. Jan. Die Begründung der von dem nat.-lib. Abg. Möller «ingebrachten Interpellation über die Beschlognehmungen deutscher Schiffe und ihre Be­antwortung durch Graf Bülow war wegen der maßvollen, aber entschiedenen Sprache von großer Wirkung. Bssoa- ders angenehm berührte die Mitteilung, daß England sein Bedauern über die Vorgänge ausgesprochen hat. Für den Antrag Besprechung der Interpellation traten nur die Antisemiten, der Bund der LanSwirle, ferner die Abg. Lehr und Haffe ein. sie wurde daher abzelehnt. v. Miquel ist an der Krippe erkrankt uns muß daS Bett hüten. Die WahtprüfungSkcrnmisfion des Reichstags «klärte die Wahl Börner (n. I.) für gütig.

Berlin, 19. Jan. Nach einem hier cinzegcmgenen amtlichen Telegramm ist dir Freigabe des Dampfers Bnndesrat" nunmehr erfolgt. (Da heute die bezügliche Interpellation im Reichstage vor sich gehr, io hat England thatsächlich dlS in zwölfter Stunde mit der Freigabe zurück­gehalten).

Die werbende Kraft des Flottengedanksns. Der Franks. Ztg.« w:rs geschrieben:Man hat angesehene Männer der Industrie, und Handelswett, nicht nur «us den Reihen der freisinnigen Vereinigung, sonder« auch nicht parlamentarisch.' Männer, di« sich zur freifinnigen Dolkspartei bekennen, für di? Flottenvermehrnng gewonnen.