Betlagc zum „Calwer Wochenblatt"
Nro. 145.
WermifcHtes.
Auch eine Armeelieferung. Dem Kleingewerbe geht e» in Arabien auch nicht besser als anderswo. Dieser Tage erschien nämlich, wie der W. A. Z. gemeldet wird, in der englisch-arabischen Hafenstadt Aden am Roten Meere ein Agent des Negus von Abessinien, um eine Schuhlieferung für das Heer seines Gebieters abzuschließen. Das Geschäft wickelte sich flott ab, und der Agent konnte auch die ganze Armeelieserung gleich mit sich nehmen; denn der Negus hat für seine Armee bloß - drei Paar Stiefel bestellt, eines für sich und zwei Paar für je einen feiner beiden Oberfeldherrn; die eigentliche Armee bleibt barfuß.
Gut pariert. Fürst Kaunitz legte dem Kaiser Joseph II. einmal einen Gesetzentwurf zur Unterschrift vor. Der Kaiser war äußerst unzufrieden damit und schrieb mit großen Buchstaben darunter: „Kaunitz ist ein Esel. Joseph II." Bald darauf kam Kaunitz zum Kaiser, um dessen Antwort zu hören. Joseph reichte ihm das Blatt hin und sagte: „Das ist meine Ansicht darüber; lesen Sie selbst." Kaunitz zögerte und erklärte, Se. Majestät nicht beleidigen zu wollen. Der Kaiser fragte ihn, was er damit sagen wolle. Kaunitz verbeugte sich mit den Worten: „Zu viel Ehre für mich", und las: „Kaunitz ist ein Esel, Joseph der zweitel
Die Generalversammlung des laudw. Kezirksvereins
am 3«. November.
(Schluß.)
2) Die eigentliche Torfstreu, die bis jetzt hauptsächlich aus Norddeutschland und Bayern bezogen worden sei, die aber auch und zwar billiger aus den der Forstverwaltung gehörenden Torfmooren bei Schussenried in trockener Zubereitung bezogen werden könne, sei unzweifelhaft ebenso ein ausgezeichnetes Surrogat, wie die Torferde. Durch Versuche in Hohenheim sei sowohl ihre große Aufsaugungssähigkeit, als auch ihre Eigenschaft, das Ammoniak zu binden, festgestellt, womit auch die Versuche in einigen Calwer Privatställen übereinstimmen. Von der Torferde unterscheide sich die Torfstreu dadurch, daß sie die von den erdigen Bestandtheilen, dem sog. Torfmull, befreiten faserigen Stoffe des Torfmoores enthalte. Die Untersuchungen des Steinhäuser Torfes haben 78 o/g organ. Substanz und 1,98 o/g Stickstoff, diejenige der Asche 2,6 «/<, Phosphorsäure, 2,43 Natron rc. ergeben, und sei also auch in dieser Beziehung der Torfstreu ein großer Vorzug vor andern Streumitteln einzuräumen. Gerühmt werde auch, daß keine Belästigung der Thiere durch Staub vorkomme, außer bei unnöthigem hohem Schütteln. Das Düngererzeugniß sei sehr günstig, z. B. bei einem Pferde aus 4,16 täglicher Einstreu 17 bei einem Rinde aus 4,16 — 35,5 Das
Lager sei sehr weich und werde in der Art hergestellt, daß zuerst eine ca. 12 cm hohe Schicht gelegt werde, die Fladen werden täglich mehrmals entfernt, die Streu einmal täglich mit dem Rechen gründlich aufgelockert und dann nachgestreut. Im Ganzen habe man weniger Arbeit, da man nur alle 10—14 Tage, bei Pferden sogar nur olle 4 Wochen ausmiste. Häufigeres Putzen sei nicht nöthig. Auf dem Mainhardter Wald werde zuerst ein Lager von Reisach gemacht und darauf Torsstreu gebracht und zwar als Zugabe 1,3 Pfd., bei reiner Torfstreu brauche man 9—10 Pfd.; der mit dieser Mischung erzeugte Dünger sei von ganz vortrefflicher Beschaffenheit. Ein anderer Versuch rühme auch den Umstand, daß man mit ein paar Händen voll ein schwitzendes Pferd in kürzester Zeit trocken bringen könne.
Der Preis sei für 1 Ctr. norddeutscher Torfstreu fco. Calw 2.25
bayerischer Torfstreu.„ „ 1.70 „
Steinhäuser „.„ „ 150 „
III. Das Sägmehl sei ein zu allgemein bekanntes Streumittel, als daß dessen große Vorzüge erst geschildert zu werden brauchen. An seiner Aufsaugungsfähigkeit sei kein Zweifel erlaubt, ebenso wenig daran, daß dasselbe eine organische Substanz sei, die an und für sich einen Düngerwerth habe. Die Verwendbarkeit des Sägmehls als Streumittel hänge aber auch viel weniger von einem Zweifel an seiner Tauglichkeit, als vielmehr von der Möglichkeit ab, dasselbe stets in genügendem Maße und nicht zu theuer zu bekommen, da es sehr gesucht und deshalb nicht immer zu haben sei. Die Preise in Ernstmühl seien 2 ^ per cbm oder per großer Korb 15 in Calmbach per Wagen ca. 12 per Sack 20 H.
IV. Die Nadelreis streu, dieses vielbesprochene Thema, begegne
bedauerlicherweise in manchen Orten noch einem unbegründeten Widerwillen, hie und da auf die Einrede gestützt, daß man das Reisach nicht immer frisch bekomme. Diese Einrede sei aber ganz hinfällig, da das meiste Reisach im Winter verkauft werde und sich sehr lange frisch und grün erhalten lasse, wenn es in einem schattigen und bedeckten Raume in großen Haufen fest zu- .sammengetreten werde. Ein neueres Dekret der K. Forstdirektion ordne auch an, daß sämmtliche Reisstreu auch während des Schlagbetriebs und nicht erst nach dessen Beendigung in nicht zu großen Mengen und in kurzen Zeitabschnitten verkauft werden solle. In Beziehung auf ihre Aufsaugungsfähigkeit gehöre nun die Nadelreisstreu nicht zu den besten, aber auch nicht zu den schlechtesten Streumitteln, denn es nehme
1 cdm Roggenstroh 275 °/o
1 „ Fichtenstreu 150 o/o
1 „ Haidestreu 130 o/g
Wasser auf. Dagegen stehe sie ziemlich hoch bezüglich ihrer Fähigkeit, den Dünger qualitativ und quantitativ in seinem Werthe zu erhöhen. Trockene
Fichtelnadelstreu gebe nämlich 4,53 o/g, nach Wolf in Hohenheim sogar 5,82 o/^ reine Asche, während Roggenstroh nur 4,97 o/g und Dinkelstroh 5,56 «/<> Asche gebe. 100 Theile dieser Asche der Nadelreisstreu enthalten aber einen höheren Gehalt an Kalk, Phosphorsäure und Stickstoff, als unser Winterstroh, und es erkären sich hieraus auch unzweifelhaft die günstigen Erfolge, welche die Landwirthe in verschiedenen Theilen des Landes, darunter auch der Redner selbst, mit der Nadelreisstrcu gemacht haben. Die Preisberechnung,
1 Haufen zu 2.40 angenommen, ergebe incl. des FuhrlohnS und der Aufbereitungskosten, daß dieselbe ungefähr um die Hälfte billiger sei, als Stroh ä 3 ^ per Ctr., während z. B. Haidestreu sich auf das Doppelte der Reisstreu berechne, aber ungleich schlechter sei.
V. Die Holzwolle, dieses neue Streumaterial, beginne erst seit kurzer Zeit Aufsehen zu machen, scheine aber Allem nach dazu bestimmt, in der Landwirthschaft eine große Rolle zu spielen, möglicherweise gelinge es ihr sogar, alle andern Surrogate in den Hintergrund zu drängen. Denn es sei nicht unmöglich, daß in erfolgreichen Gegenden, wieder Schwarzwald, sich die Industrie in kurzer Zeit dieses Zweiges bemächtige und Quantitäten und zu einem Preise producire, die es möglich machen, das Stroh mehr zu Fütterungszwecken zu verwenden und durch die hierdurch mögliche Erzeugung größerer Düngermassen dem landwirthschaftlichen Betriebe einen höheren Schwung zu geben. Der Neuheit wegen habe der Verein 1 Ballen von 40 bg ä 3 40 L
per Ctr. kommen lassen und an Hrn. OA..THierarzt Leytze zur probeweisen Verwendung gegeben. Bestimmte Resultate könne aber diese erst seit 2 Tagen im Gange befindliche Probe nicht ergeben und müssen wir uns einstweilen mit den Berichten begnügen, welche das landw. Wochenblatt Nro. 44 und 46 enthalte und welche dieses Streumittel bezüglich seiner Aufsaugungsfähigkeit und seiner den Werth des Düngers erhöhenden organischen Substanz über alle anderen Streumaterialien stellen»
Hr. OA.-Thierarzt Leytze ließ zwar nach seiner, freilich sehr kurzen Erfahrung die Aufsaugungsfähigkeit wenigstens bei Pferden noch etwas zweifelhaft erscheinen, gab aber zu. daß bei Anwendung der sog. Matrazen- streu, d. h. bei längerem Liegenlassen der Erfolg ein besserer sein könne.
Schließlich gab der Redner noch eine kurze vergleichende Zusammenstellung der Preisverhältnisse der genannten Streusurrogate. Hiernach koste die Einstreu per Tag und per Stück:
1) bei der Torserde, 1 Wagen mit 4 cbm incl. Fuhrlohn
zu 10 vil. und per Stück bei Matrazensireu 2 c' gerechnet, — 12 -9t
2) bei der Torfstreu, 1 Ctr. zu 1.50 und 8 Pfd. per
Stück gerechnet, — . . . . . . . . 12 H
3) beiSägmehl, 1 Wagen mit 6 cbm s 12 mit Fuhrlohn ä 25 und 2 o' per Stück gerechnet, . . . 20 H
4) bei H ol z w o l l e , gegenwärtig mit Fracht ca. 3.70 kostend
oder per Pfd. 3,7 bei einem Pferde ä 6 Pfd. . . 22,2 -9t
bei einem Rind ä 8 Pfd... 20,6 -H
Da aber 1 Rm. Holz L 3 und verarbeitet vielleicht g, 10 — 720 Pfd. Holzwolle ergebe, kämen 100 Pfd.
auf 1.40 1 Pfd. auf 1,4 H und 1 Pferd L 6 Pfd. auf 8,4 H
1 Rind ä 8 Psd.,. 11.2 -9r
und wäre unter dieser Voraussetzung also Holzwolle das billigste Streumittel, das selbst bei einem etwas höheren Preise immer noch höchst ein» pfehlenswerth wäre. Zu einer vergleichenden Berechnung der Nadelreisstreu, fehlte es an Anhaltspunkten in Betreff des täglichen Verbrauches.
Daß ein Vortrag über die Streufrage bei Manchen wieder den alten Schlachtruf nach Waldstreu weckeni würde, war vorauszusehen; er ertönte denn auch von mehreren Seilen lauter, als gerade nötig war, was dem Hrn. Oberförster Hepp Veranlassung gab, in der dankenswertesten Weise die gegenwärtige Stellung der Forstbehörde zur Streufrage zu präzisiren. Wenn eine wirkliche Nothlage der Landwirthschaft eintreten werde, sei es nicht unmöglich, daß das Verlangen nach Waldstreu, soweit irgend zulässig» werde befriedigt werden können. Vorläufig aber müsse auch er den Ausführungen des Referenten beitreten und könne versichern, daß Reisstreu, die erfreulicher Weise in mehreren Waldorten immer mehr Eingang finde, in genügender Menge und stets in frischem Zustande werde zum Verkauf gebracht werden.
Der letzte Gegenstand der Tagesordnung, die Gründung eines landwirthschaftlichen Consumvereins, konnte nur noch in einer, eine spätere constituierende Versammlung vorbereitender Weise behandelt werden. Es konnte sich nur darum handeln, die Stimmung der Versammlung zu dieser Frage zu erfahren, und diese war denn auch sofort eine allseitig entgegenkommende, die durch zahlreiche Beitrittserklärungen zum Ausdruck kam.
Mit Worten des Dankes für die zahlreiche Betheiligung und mit dem Wunsche, daß der heute ausgestreute Samen auch auf guten Boden gefallen ^ sein möge, schloß der Vorsitzende die Versammlung.
Keller'sche Spielwerke.
Musik erhöht jede Freude, mildert jedes Leid. Was des Menschen Herz bewegt» spricht sich in Tönen aus; eine Trösterin ist sie uns, eine Erweckerin der^ schönsten Erinnerungen! Doch nicht Jeder, der Sinn und Herz dafür hat, kann sie üben, sich und Anderen zum Genuß. Da hat nun der so unermüdlich und segensreich thätige, menschliche Erfindungsgeist auch auf diesem Gebiete dafür gesorgt, daß selbst dem Unkundigen vollauf Gelegenheit geboten wird, sich an den Schöpfungen unserer Tonmeister zu erfreuen.
Mit der Erzeugung der Keller'scken Spielwerke ist das Mittel gefunden worden» die Musik in die ganze Welt, bis in die entlegensten Teile zu tragen, auf daß sie dort